Nokia N9: Testbericht zum MeeGo-Smartphone

Seit gut zwei Wochen ist das Nokia N9 jetzt im Handel erhältlich. Zwar nicht in Deutschland, aber in Österreich und der Schweiz kann man das MeeGo-Smartphone mittlerweile im Laden und bei den Netzbetreibern kaufen. Ich selbst hatte es gut zwei Wochen im Einsatz. Häufig habe ich es auch als Hauptgerät genutzt, also als einziges Smartphone unterwegs, in der Uni oder abends bei Freunden.

In unserem Testbericht soll es weniger um die Diskussion gehen, weshalb man das N9 nicht offiziell in Deutschland kaufen kann. Vielmehr geht es darum, ob das N9 überhaupt sein Geld wert ist und für den Alltag taugt, oder ob es wirklich nur ein Experiment von Nokia ist, welches man auch getrost ignorieren kann. Außerdem werde ich ein bisschen auf die Vorgeschichte des N9 eingehen. Bei Fragen, Kritik oder Wünschen könnt ihr uns natürlich wie immer einen Kommentar im Post hinterlassen.

Vorwort

Die Vorgeschichte des Nokia N9 reicht zurück bis in das Jahr 2005. In diesem Jahr präsentierte und veröffentlichte Nokia das erste Internet Tablet Nokia 770, welches auf einer der ersten Versionen von Maemo basierte. Man wollte schon damals eine Kategorie zwischen den PDAs und mobilen Rechnern kreieren. Diese Produktkategorie führte jedoch ein Schattendasein.

Dem N770 folgten das Nokia N800 und N810, die beide 2007 angekündigt wurden und erhältlich waren. Wieder traf Nokia aber nur den Geschmack von einer bestimmten Zielgruppe und es reichte nicht für den Massenmarkt aus. Es wurde ruhig um die Internet Tablets bei Nokia und Anfang 2009 kamen die ersten Gerüchte zu einem neuen Modell auf, dem Nokia N900.

Im August war es dann soweit. Nokia wollte erstmals eher in Richtung Smartphone statt Tablet PC gehen und machte das N900 hosentaschentauglich. Als OS diente Maemo 5, welches hoch gelobt und von Nokia als die Lösung für sein zukünftiges Smartphone-Portfolio gefeiert wurde. Ich weiß nicht was, aber bei Nokia ist in dieser Zeit viel falsch gelaufen. Maemo 5 bekam positive Kritiken. In Finnland entschied man sich aber für Symbian, weil es die großen Marktanteile umfasste.

Nokia N900 und N800 (via)

Das N900 war aber schon allein vom Formfaktor kein Gerät für den Massenmarkt. Der Trend ging zu einem reinen Touchscreen-Smartphone ohne echte Tastatur. Außerdem war es nicht gerade dünn und hatte noch einen resistiven Touchscreen. Doch nach der pompösen Ankündigung auf der Nokia World 2009 hatten viele die Hoffnung, dass Nokia hier weiter investiert. Das Gerät konnte den 2009er-Symbian-Flaggschiffen N97 und N97 mini immerhin komplett die Show stehlen.

Nokia entschied sich aber für einen anderen Weg. Statt es alleine zu probieren, suchte man sich Intel als Partner, die zum gleichen Zeitpunkt das auf Linux basierende Moblin entwickelten. Zusammen kündigte man auf dem Mobile World Congress 2010 die Fusion aus Maemo und Moblin an und so wurde MeeGo geboren. Die Gerüchte in diesem Jahr waren fatal für Nokia, denn die Fans erhofften sich natürlich dank der Partnerschaft ihr Wunsch-OS, welches einfach nicht erschien.

Schließlich kam die Nokia World 2010. Ein Zeitpunkt, zu dem jeder mit den Früchten der Partnerschaft gerechnet hätte, aber wieder gab es keine News zu MeeGo. Lediglich die Aussage, dass es noch Ende des Jahres fertig sein soll, wurde getroffen. Doch wie wir alle wissen, ging 2010 ohne ein Flaggschiff von Nokia zu Ende. Stattdessen stellte man Stephen Elop als CEO ein und kündigte auf dem Mobile World Congress 2011 eine Partnerschaft mit Microsoft an. MeeGo als Zugpferd für die zukünftigen HighEnd-Smartphones war damit also auch Geschichte.

Nokia N950 (MeeGo-Entwicklergerät) und N900 (via)

Doch Nokia versuchte die Enttäuschung der Fans zu sänftigen. 2011 soll es soweit sein und sie werden ihr lange versprochenes MeeGo-Smartphone zu Gesicht bekommen. Zu diesem Zeitpunkt war aber schon klar, dass MeeGo nur ein Projekt sein wird, an dem „man lernen möchte“. Die Konzentration gilt in Zukunft Windows Phone.

Am 21. Juni wurde das Geheimnis gelüftet und Nokia präsentierte uns das erste und letzte MeeGo-Smartphone, das Nokia N9. Knapp vier Monate später ist es jetzt in den Läden erhältlich und trifft so langsam auch als Import bei den Händlern in Deutschland ein. Man könnte sagen, dass es das letzte Flaggschiff von Nokia ist, das komplett in Finnland entwickelt und produziert wird. In Zukunft wird man sich nur noch auf Services konzentrieren und ein anderes OS (Windows Phone) einsetzen.

Daten zum Nokia N9

  • Hersteller: Nokia
  • Modellbezeichnung: N9
  • Preis: 619,- € für 16 GB und 679,- € für 64 GB
  • Verfügbar: Seit Anfang Oktober
  • Betriebssystem: MeeGo 1.2 Harmattan
  • Akku: 1450 mAh
  • Display: 3,9‘‘ Amoled-Touchscreen (9,9 cm Displaydiagonale) mit FWVGA-Auflösung (854×440) und gewölbter Glasabdeckung
  • Kamera: 8 Megapixel mit 720p Videoaufnahme
  • Speicher: 16 GB / 64 GB
  • CPU: ARM Cortex A8 mit 1 GHz Leistung
  • GPU: PowerVR SGX530
  • RAM: 1 GB
  • Anschlüsse: microUSB / 3,5 mm für Kopfhörer

Das waren jetzt nur ein paar Spezifikationen für das Nokia N9. Eine vollständige Liste mit Details zur Kamera, der Akkuleistung, Datenübertragung und weiteren Punkten bekommt ihr auf der (österreichischen) Produktseite von Nokia oder auf swipe.nokia.com.

Lieferumfang

  • Schlichte Box in blau
  • Nokia N9
  • Quick Guide (Handbuch/Info auf dem Gerät)
  • Ladekabel
  • Nokia WH-901 Stereo-Headset
  • Silikon-Hülle

Der dritte Eindruck

Nach dem ersten Eindruck im August und dem zweiten Eindruck vor ein paar Tagen hat sich mein dritter Eindruck nicht verändert. Nimmt man das N9 in die Hand, dann fühlt es sich immer noch sehr hochwertig an. Es ist sehr gut verarbeitet und liegt einfach toll in der Hand. Es hat aber auch eine kleine Alltagsschwäche. Der microUSB-Eingang ist durch einen Klappmechanismus geschützt, im Test machte dieser bei mir immer mal wieder Zicken (man muss ihn ganz vorsichtig öffnen und vor allem schließen).

Das Material beim N9 ist übrigens Polycarbonat, ein Plastik welches auch Lamborghini in seinem Top-Modell Superleggera verwendet. Wer das N9 ohne Hülle nutzt, sollte sich auf feine Kratzer auf der Rückseite um die glänzende Oberfläche rund um die Kamera gefasst machen. An anderen Stellen dürfte man sie nicht so schnell sehen, denn das Polycarbonat ist nicht lackiert oder eingefärbt, sondern besteht aus dieser Farbe.

Das matte schwarz ist zwar im Alltag ein bisschen empfindlich für fettige Fingerabdrücke. Wie das bei den anderen Farben aussieht, weiß ich aber nicht.

Einrichten und Synchronisation

Kaum zu glauben, dass man bei Nokia so ein einfach zu bedienendes OS zaubern konnte. Alles ist übersichtlich. Einen Google Account kann man sich bequem unter „Konten“ anlegen. Dort findet man dann auch Facebook, Twitter, Skype, Flickr und andere Dienste. Mit einem Trick hat man seine Google Kalender drauf und kann loslegen. Ich erinnere mich hier mal wage an das Setup des N97 und anderen Symbian-Smartphones. Dazwischen liegen Welten.

Bei der Synchronisation habe ich kleine Fehler festgestellt. Es wurden zwar alle Kontakte und Kalendereinträge übernommen, aber gerade bei den Kontakten hat er hier und da einen Fehler eingebaut. Das könnte aber auch daran liegen, dass alle Kontakte gemischt sind. Ihr findet dort also beispielsweise auch eure Freunde von Skype. Ich konnte bei der Anmeldung von Skype leider keine Option finden, wie man das deaktiviert kann.

Der Bildschirm

Grandioser Touchscreen mit einer guten Auflösung und dank ClearBlack-Technologie sehr kräftigen Farben. Beim Scrollen oder Tippen konnte ich keine Fehler oder Verzögerungen feststellen. Was mir beim Bildschirm besonders gut gefällt, ist die Kombination mit dem Design und dem Übergang zwischen Display und Rahmen. Es wirkt fast so, als ob alles aus einem Guss ist.

Das Display ist leicht nach vorne gewölbt. Einziges Manko ist meiner Meinung nach die Position der Frontkamera, die sich rechts unten an einer ungeeigneten Stelle befindet.

Ist das N9 ausgeschaltet, so erkennt man das Display auch kaum. Es wirkt fast so, als sei die komplette Glasseite auf der Front das Display. Es lässt sich schwer in Worte fassen, aber der Touchscreen ist eindeutig ein Highlight des N9, allein weil man ihn durch ein Doppeltippen auf das Display aktivieren kann.

Optional kann man sich im Standby-Modus die Uhrzeit anzeigen lassen. Zusätzliche Infos wie Mails, SMS und verpasste Anrufe werden dann dort angezeigt.

Swipe

Bei MeeGo und dem N9 hat Nokia wie gesagt komplett auf Tasten auf der Frontseite verzichtet. Dafür ist der Bereich um das Display ebenfalls berührungsempfindlich. Um ein Programm zu minimieren, wischt ihr von links oder rechts, außerhalb des Displays beginnend, über den Touchscreen, zum Schließen von oben nach unten. Man gewöhnt sich wirklich unheimlich schnell an das „Swipen“, was ich so nicht gedacht hätte.

„Und das ist ein Nokia?“ Frage eines Bekannten nach 2 Minuten mit dem N9, der Symbian bis zum N97 die Stange gehalten hat.

Ich habe das N9 mal Bekannten von mir gegeben und auch denen hat es Spaß gemacht. Es ist sowohl intuitiv, als auch innovativ und kann bei Bedarf von Entwicklern, zum Beispiel in Spielen, auch deaktiviert werden. Nokia hat sehr oft davon gesprochen, dass es Innovationen aus dem N9 auch in zukünftige Geräte schaffen werden und ich bin gespannt, ob Swipe in Zukunft vielleicht mal ein Teil eines Windows Phones der Finnen wird. Spannend wäre es.

MeeGo

Es ist ehrlich gesagt der schwierigste Part des Testberichts. Denn so innovativ das „Swipen“ auch ist und so toll das OS auf dem Touchscreen auch wirkt. Hier muss das N9 Federn lassen. Das liegt weniger an dem Funktionsumfang des OS selbst, sondern vielmehr an den Möglichkeiten, die es bietet. Bei Nokia war man es von Symbian und Maemo gewohnt, das OS komplett zu personalisieren, andere Icons, Widgets, oder eine neue Schrift und Themes zu installieren. Beim N9 kann man noch nicht mal Ordner anlegen und im Menü einen Hintergrund einstellen.

Das OS besteht aus drei Bereichen, den Benachrichtigungen, dem Menü mit den Apps und dem Multitasking-Bereich. Alle kann man durch Wischen nach links oder rechts erreichen. Beim Multitasking gibt es nichts auszusetzen. Hier ist das OS meiner Meinung nach allen anderen Oberflächen auf dem Markt überlegen. Auch beim Menü könnte man durch ein paar kleine Verbesserungen, wie bereits oben angesprochen, etwas verbessern. Große Mängel gibt es aber meiner Meinung nach bei den Benachrichtigungen.

Hier kann ich meine kompletten Timelines von Twitter, Facebook oder News aus dem Reader reinpacken. In meinem Fall ist das jedoch extrem unübersichtlich. Es fehlt die Ordnung, beispielsweise nur Replys bei Twitter oder Facebook anzuzeigen. Die kompletten Timelines sind meiner Meinung nach aber kompletter Schwachsinn. Da kann ich auch kurz in die jeweiligen Apps schauen. Ich hoffe Nokia wird diesen Bericht noch überarbeiten und vor allem auch Entwicklern mit den entsprechenden APIs Zugriff darauf gewähren.

Gelungen ist dagegen die Integration der Dienste in das OS. Man kann ein Bild schnell und einfach aus der Galerie direkt zu Facebook oder Flickr schicken. Ich vermute Twitter wird hier auch noch kommen. Das fehlt im Moment leider. Der Sperrbildschirm liefert mir die wichtigsten Informationen wie Anrufe, SMS und Mails. Löblich ist, dass er bei mehreren Mails diese zusammenfasst und mir sagt, wie viele es sind. Doch wie bei den Benachrichtigungen könnte man hier auch andere Punkte, wie eine Direktnachricht bei Facebook oder Twitter reinpacken. Ich bin wirklich gespannt, ob sich hier noch was tut, denn ein gelungenes System für Benachrichtigungen ist für mich extrem wichtig.

Apps, Apps, Apps

Womit wir beim Punkt Apps sind. MeeGo ist neu, da kann man noch kein Software-Angebot wie bei iOS oder Android erwarten, dank der limitierten Verfügbarkeit des N9 und der Zukunft von MeeGo rechne ich hier aber eigentlich auch nicht mehr mit einem großen Portfolio. Die Auswahl an hochwertigen Apps ist „überschaubar“, den Nokia Store hat man schnell durchgeblättert.

Das Problem ist, dass mir auch grundlegende Anwendungen wie ein ordentlicher Twitter-Client, eine umfangreiche Facebook-App oder ein Google Reader fehlen. Der internere Twitter-Client ist zum Beispiel Müll, zum Betrachten der Timeline reicht er, mehr kann er aber nicht. Dann gibt es da noch eine Twitter-App, die in Qt für Symbian entwickelt wurde und auch auf dem N9 läuft, ganz ehrlich: optisch und von der Performance ist TwimGo furchtbar.

Info: Die Twitter und Facebook-App stammen von Nokia und sind nicht offiziell von den Netzwerken entwickelt worden, das erweckt oft den Anschein, aber wer einen Funktionsumfang wie bei iOS, WP7 oder Android erwartet wird bitter enttäuscht.

Solche Beispiele kann ich weiterführen, bis wir alle Apps durch haben, mache ich aber nicht. Ich hoffe der „Grundstock“ an Apps wird in den kommenden Monaten noch erscheinen und ich werde das Geschehen auch beobachten. Wer jedoch die neuste Foto-App, ein plattformübergreifendes ToDo-Programm mit Synchronisation, Shazam, Dropbox, einen umfangreichen IM-Client und andere Apps haben möchte, der muss hoffen. Bei vielen kann ich an dieser Stelle schon ein sicheres „Wird es nie geben“ aussprechen.

Fazit: Der Browser bleibt die wichtigste App auf dem N9, leider beherrscht dieser auch nur das nötigste: Lesezeichen im Menu ablegen und einen Link via Mail schicken, es gibt noch nicht mal Tabs (es wird immer ein neues Fenster geöffnet). Schnell ist er aber.

Kamera

Die Kamera in einem Nokia-Smartphone ist so eine Sache, für mich waren die Kameras der Finnen schon immer das Maß aller Dinge auf dem Markt, die Carl-Zeiss-Technik machte es möglich. Doch dann taumelte Nokia und machte Fehler wie beim N97 und verzichtete bei teuren Geräten wie dem E7 sogar komplett auf Carl Zeiss, der positive Gesamteindruck war trotz N8 für mich weg.

Ich hoffe bei den billigeren Windows Phones wird sich kein EDoF durchsetzen, denn das Nokia noch gute Kameras in Smartphones bauen kann sieht man beim Nokia N9. Da ich das Gerät nicht nur für ein paar Standard-Bilder genutzt habe, sondern es auch unterwegs und vor allem auch mal abends dabei hatte, kann ich eins bestätigen: Die Kamera ist sehr gut und bei diesem Punkt muss man sich absolut keine Sorgen machen, gerade bei Dunkelheit spielt sie ihre Stärken aus.

Etwas ungewohnt ist der Sucher: Nokia hat sich dazu entschieden, dass dieser beim Fokussieren blau wird, die meisten werden da aber vielleicht grün gewohnt sein. Das war eine Entscheidung der Designer, die der Meinung waren, dass das besser zum OS passt. Ich habe mich immer noch nicht dran gewöhnt, hoffe man entscheidet sich noch für grün und lässt dem User die Wahl.

Ein paar Beispiel-Bilder inklusive Vergleich mit der Kamera des iPhone 4S gibt es in dieser Flickr-Galerie.

Navigation

Ein Punkt auf den Nokia seit ein paar Jahren stolz ist, ist die hauseigene Navigation mit Nokia Maps und kostenloser Sprachführung. Auch das N9 besitzt diese vorinstalliert und „out-of-the-box“, sie enttäuscht jedoch ein bisschen. Ich bin von Nokia Maps mehr gewohnt, die Version für Symbian kommt mittlerweile mit vielen Zusatzfeatures daher, das N9 kann jedoch nur eins: Navigieren.

Für mich eigentlich nicht weiter schlimm, denn für Check-Ins oder andere „Location Based Services“ nutze ich sowieso andere Dienste, eine Navigationssoftware muss bei mir eigentlich nur ein können: Navigieren. Aber auch hier fehlen mir ein paar Features wie ein Warnton beim Überschreiten der Geschwindigkeitsbegrenzung, aber ich denke hier ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Beim Punkt Navigation muss man aber auch mal sehen, dass Nokia mittlerweile für drei Oberflächen entwickelt: Symbian, MeeGo und in Zukunft Windows Phone. Es dürfte klar sein, welche Version da 2012 die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Ich werde das beobachten und hoffe Nokia legt hier beim N9 trotzdem noch nach.

Musik und Video

Das N9 besitzt einen tollen Klang und der eingebaute Lautsprecher hat eine ordentliche Lautstärke. Zu der Qualität des mitgelieferten Headsets kann ich aber leider nichts sagen, da ich das N9 mit einem anderen Headset und zum Musikhören mit dem BH-905i genutzt habe. Was mir sehr gut gefallen hat ist die Musik-App, diese optisch sehr ansprechend gestaltet.

Akkulaufzeit

Schwieriges Thema, ich kenne Leute, die können mit einem iPhone 4 drei Tage auskommen, bei mir hat es nach einem Tag immer schlapp gemacht. Ich habe bei den ersten N9-Testern gelesen, dass sie gut zwei Tage schaffen, bei intensiver Nutzung musste ich es aber immer abends an die Ladestation hängen. Auch wenn es vielleicht noch einen halben Tag mehr gehalten hätte, aber das nützt mir (es sei denn ich habe immer mein externes Ladegerät dabei) auch nichts.

Am Ende hängt es von eurem persönlichen Nutzverhalten ab, kommt dazu beispielsweise eine Stunde Navigation, dann muss das N9 abends auf jeden Fall an die Steckdose. Ebenfalls entscheidend sind die Features „Doppeltap“ zum Aktivieren des Displays und die Anzeige der Uhr im Standby, wobei letzteres dank Amoled nicht so stark ins Gewicht fällt. Einen vollen Tag hat das Smartphone bei mir aber immer durchgehalten und das ist für mich das wichtigste.

Office

Es gibt natürlich noch ein paar Punkte, auf die ich hier nicht so intensiv eingehe, bei den Office-Funktionen reicht mir zum Beispiel das Betrachten von Dokumenten oder PDF-Dateien und das kann das N9. Manche würden hier bemängeln, dass man keine Dokumente bearbeiten kann. So wie ich das mitbekommen habe wird das aber noch in einem Update nachgereicht, vielleicht sogar mit voller Office-Unterstützung wie bei Symbian.

Zukünftige Updates

Bereits vor ein paar Tagen lies Nokia verlauten, dass es in naher Zukunft das erste Update für das N9 geben wird, bei diesem wird dann vermutlich auch erstmals Swype als alternative Tastatur integriert sein:

Tatsache ist aber, dass das N9 ein Experiment ist und bleibt. Ich rechne nach dem ersten Update mit maximal 2-3 weiteren Updates, mit denen Nokia das N9 auf den Stand bringen wird, wie man es vermutlich von Anfang an vor hatte. Sicherheitslücken werden natürlich weiterhin geschlossen, ich bin jedoch skeptisch war große Features angeht – lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Sonstiges

Das Nokia N9 besitzt HSPA+, Bluetooth 2.1 + EDR und einen NFC-Chip. HSPA+ kann Geschwindigkeiten mit bis zu 14 Mbps im Downstream erreichen und für den NFC-Chip gibt es zum Beispiel bestimmte Headsets oder die Play 360 Bluetooth-Box. Außerdem kann man auch Dateien mit anderen Geräten austauschen. Die Texteingabe funktioniert einwandfrei, sowohl horizontal, als auch vertikal und Fans von Swype haben ja schon im Berreich „Updates“ gelesen, dass dieses Feature noch nachgereicht wird.

Großes Manko: Das N9 kann kein Copy & Paste, ich hoffe das sehen wir ebenfalls schon im ersten großen Update von Nokia. Viele User werden außerdem Flash vermissen, ich persönlich brauche das nicht in einem Smartphone, aber gerade Besitzer eines N900 haben das immer wieder bemängelt. Ich weiß nicht, ob Nokia Pläne hat Flash in Zukunft noch nachzureichen. Für die Synchronisation mit dem PC kommt nicht die Nokia Suite zum Einsatz, sondern eine spezielle Software für das N9, die sich Nokia Link nennt.

Zum Wechseln der drei Profile, Einstellen der Erreichbarkeit, Ein-/Ausschalten von Bluetooth/Wlan und ändern der Lautstärke gibt es einen speziellen Bereich bei MeeGo, tippt dazu einfach die Info-Bar im oberen Bildschirmbereich an (der Bereich mit dem Akku, Uhrzeit, etc.).

Andere Meinungen zum N9

Ich habe das N9 in den letzten Tagen zusammen mit dem iPhone 4S und HTC Radar genutzt und würde sagen, dass es von allen drei die beste Ergonomie hat. […] Das N9 ist fehlerhaft und verurteilt, aber das stört mich nicht. Dasallgemeine Erlebnis beim Benutzen des Smartphones macht Spaß und weckt Begierde. Vlad Savov von The Verge

[…] es hat nicht den schnellsten Prozessor, die meisten Megapixel oder den größten Touchscreen. Stattdessen ist es ein ausgewogenes und gut ausgestattetes Stück Hardware. Jetzt wissen wir, dass Nokia noch qualitativ hochwertige Hardware bauen kann. Michael Hell von FoneArena

In dem Moment, wo man seine Augen auf das N9 richtet, merkt man, dass es eine Klasse für sich ist. Es ist das bestausehenste Gerät auf dem Markt und ein Höhepunkt für Nokias Design-Abteilung. Vaibhav Sharma von The Handheld Blog

Auch wenn es ein offenes Betriebssystem ist, si hat es doch Einschränkungen. Das beschützt die, die sich damit nicht ausgkennen und es sonst vielleicht kaputt machen würden. Auf der anderen Seite ist es sehr leicht Root-Zugriff zu bekommen und quasi alles damit machen zu können. Michael Faro-Tusino von The Nokia Blog

Es ist ein tolles Smartphone mit einem schicken Äußeren und einer guten Kamera, aber MeeGo ist am aussterben und dieses Gerät wird vielleicht schon in Vergessenheit geraten sein, wenn Nokia seine ersten Windows Phones vorgestellt hat und in den Staaten anbieten wird. Mike Isaac von Wired

Schön. Einfach. Brilliant. Viel zu spät. Zeitlos. Die Geschichte des Nokia N9 hat kein Happy End, aber man wird jedes Wort genießen. Traurige Geschichte. Das Team von GSM Arena

Die Hardware des N9, das Betriebssystem und die vorinstallierten Applikationen sind bemerkenswert gut, und eine Integration zwischen diesen Punkten schafft ein tolles Erlebnis. Der Preis ist aber zu hoch und es gibt einfach nicht genügen Apps im Nokia Store. Robin Wauters von TechCrunch

MeeGo. Ich liebe es! Ich liebe das User Interface von Harmattan, liebe die Gesten, alles ist flüssig und schnell und ich bin total süchtig nach den Swipe-Gesten. Nach nur einem Tag mit dem N9 habe ich mich selbst erwischt, wie ich über den Touchscreen meines iPhone oder iPad gewischt habe. Clinton Jeff von ZomgItsCJ

Fazit

Ich denke wer sich über das Nokia N9 in Deutschland informiert wird wissen, was ihn erwartet und wie es um die Zukunft des Gerätes steht. Wie gut der Support dann am Ende tatsächlich aussehen wird bleibt abzuwarten, schlagen die Windows Phones aber ein, rechne ich hier mit einer Entwicklung auf Sparflamme. Wer also ein zukunftssicheres Gerät sucht, dem kann ich das N9 einfach nicht empfehlen.

Genauso wenig kann ich es Leuten empfehlen, die immer das neuste Update einer Twitter-App wollen, die Dienste wie Picplz oder Instagram brauchen, die gerne aktuelle Spiele spielen oder den ganzen Tag auf Facebook sind. Man sollte sich das N9 zum jetzigen Zeitpunkt anschauen und wenn man in dem Gerät alles findet, was man möchte und braucht, dann ist es einen Blick wert.

Außerdem an dieser Stelle auch ein Warnhinweis an Besitzer eines N900, das N9 ist vom OS her wesentlich simpler, besitzt keine Widgets, kann nicht angepasst werden und zielt mehr auf „Otto-Normal-Verbraucher“ ab, wird also vielleicht kein Spielzeug zum Experimentieren werden. Auch hier kann man noch kein Fazit ziehen, da sich die Community erst noch entwickeln muss.

Sollten euch die negativen Punkte nicht stören, der recht hohe Preis nicht abschrecken und ihr momentan auf der Suche nach einem einzigartigen Smartphone sein, dann ist das N9 eine Überlegung wert. Tolle Kamera, intuitives OS, grandioser Bildschirm und die Standard-Funktionen reichen vielen vielleicht aus. Für mich ist ein Smartphone in erster Linie auch ein Arbeitsgerät, daher würde ich es zum jetzigen Zeitpunkt nicht als mein Hauptgerät nutzen.

Wir bedanken uns bei Nokia Deutschland für das Testgerät.


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