Age of Empires: Castle Siege – Erster Eindruck des Freemium-Spiels

Gaming

Mit Age of Empires: Castle Siege veröffentlichte Microsoft letztens einen Freemium-Ableger der Strategiespiel-Serie. Während man sich mit Age of Empires Online schon immer weiter vom ursprünglichen Gedanken der Serie verabschiedete, scheint man mit „Castle Siege“ das Schicksal der einst erfolgreichen Serie entgültig besiegeln zu wollen. Wie sich der Titel unter Windows 8 wirklich spielt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Das Spiel beginnt nach dem ganz hübsch animierten Willkommensbildschirm mit der für Age of Empires typischen Völkerauswahl. Im Vergleich zu bekannten Titeln ist die Auswahlmöglichkeit von sechs Zivilisationen recht gering, allzu sehr unterscheiden sich die Völker aber auch nicht. Ein klassisches Hauptmenü gibt es derweil nicht, man startet direkt im Spiel, von wo aus das Optionsmenü mit einigen wenigen Einstellungen zu erreichen ist.

Die eigene Burg

Nach nur wenigen Klicks (Microsoft-Konto vorausgesetzt) findet man sich dann auch schon direkt im Spiel wieder. Man startet mit einigen, wenigen Gebäuden was dann doch etwas an die guten, alten LAN-Parties mit Age of Empires 2 erinnert. Nicht vorhandene Dorfbewohner zerstören diesen Eindruck jedoch recht schnell wieder, Gebäude werden wie von Geisterhand aufgebaut und sammeln auch so Rohstoffe. Mir persönlich fehlt hier einfach das typische Gewusel, wenn 30 Dorfbewohner auf einmal mit dem Holzhacken beschäftigt sind. Naja, so kennt man es von Freemium-Spielen halt leider.

Das Interface ist offenbar auch für Touch-Geräte angepasst, anders kann ich mir die überdimensionierten Buttons zumindest nicht erklären. Im Einstellungsmenü kann die Größe der Bedienelemente leider auch nicht konfiguriert werden, sodass ich auf dem 27-Zoll-Monitor Buttons in iPhone-Größe genießen darf.

Das Spielgeschehen zu Beginn ist leicht erklärt. Man baut ein paar Gebäude zur Produktion von Nahrung und Holz, um erstmal die eigene Burg das eigene Dörfchen zu versorgen. Der Bauvorgang selbst kann nicht wie in Vollpreistiteln der Serie durch Zuweisen mehrerer Dorfbewohner beschleunigt werden, denn diese gibt es ja gar nicht. Stattdessen erhält man gleich zu Beginn einen Hinweis, dass man mit Gold doch gar nicht mehr warten müsse. Freemium halt.

Um grob den weiteren Spielverlauf zu erklären, benötigt man auch nicht allzu viele Worte. Man errichtet die Rohstoff-Produktionsgebäude und sorgt mit Updates oder Neubauten dafür, dass die (separat zu errichtenden) Lager auch schnell wieder befüllt werden. Was kann allerdings doch seine Zeit dauern, denn Rohstoffe werden nicht automatisch eingelagert. Und hat man dann wieder Rohstoffe zur Verfügung, beginnt der Kreislauf von vorne.

Ist die Kapazität eines Produktionsgebäudes erreicht, erscheint ein kleines Icon über ihm. Erst wenn dieses angeklickt ist, kann man damit das Lager füllen und dafür immer wieder das Spiel starten zu müssen, ist auf Dauer doch recht nervig. Prall gefüllt sind die Lager vor allem dann gerne, wenn alle vier Slots zum gleichzeitigen Bauen belegt sind und man noch einige Stunden warten muss. Warten darauf, dass ein Gebäude-Upgrade abgeschlossen ist und wieder investiert werden kann. Wer nicht warten will, kann natürlich… ach, ihr kennt die Story ja mittlerweile.

Kann man die notwendige Zeit aufwenden, entsteht so allerdings doch recht schnell eine ganz ansehnliche Burg. Das Aufsteigen von Zeitaltern ist auch in Castle Siege mit an Bord (wenigstens etwas) und erlaubt es dann, modernere Gebäude zu bauen. Mit Stein zieht im Laufe des Spiels noch eine weitere Ressource ein, die produziert und gelagert werden will.

Das Kampfsystem

Age of Empires ist aber keine Aufbausimulation Townsmen, sondern, der Name „Burgbelagerung“ verrät es bereits, könnte auch Spuren von Kämpfen beinhalten. Es sollten also nicht nur Sägewerke und Steinbrüche errichtet werden, sondern durch Verteidigungsgebäude wie Wachtürme auch entsprechend abgesichert. Was mit einem kleinen Holzturm beginnt, stellen später Katapultstellungen, Armbrustschützen in Türmen und Steintürme dar. Auch der Bau einer Mauer empfiehlt sich, um Eindringlinge möglichst lange fernzuhalten.

Um dem Spieler das zu verdeutlichen, startet auch schon direkt nach dem Bau des ersten Wachturms eine kleine Attacke der KI. Mit „künstlicher Intelligenz“ hat das aber eigentlich noch nicht viel zu tun, wenn 10 Bogenschützen bei einem Angriff auf den frisch gebauten Holzturm nach und nach umfallen.

Nun ist Angriff aber die beste Verteidigung und es darf demonstriert werden, was man als Feldherr so drauf hat. Mit der eigenen „provisorischen Armee“ wird so schon früh in die Schlacht gezogen und die feindliche Verteidigung verpulverisiert. Die Truppen können vor dem Angriff nach Belieben außerhalb feindlicher Stellungen platziert werden.

Per Wischgeste werden Truppen angewiesen, bestimmte Gebäude oder feindliche Truppen anzugreifen. Letztere findet man beim Verteidiger aber nur spärlich, der größte Gegner findet sich in den Wachtürmen wieder. Mit Rammböcken klappt auch das Mauern einreißen später ganz gut, gegen einige Stellungen hat man als Angreifer jedoch kaum eine Chance.

Erkennt man dies frühzeitig, kann gegen kleine Zahlung von Nahrung ein neuer Gegner gesucht werden. Das ist auf jeden Fall ratsam, denn der Nachbau von Truppen nimmt schon 5 bis 15 Minuten Zeit in Anspruch, je nachdem, wie viele Schwertkämpfer, Speerkämpfer, Bogen- oder Armbrutschützen man beispielsweise produziert.

Hat man seinen Wunschgegner gefunden (oder keine Nahrung mehr), beginnt die Schlacht nach 20 Sekunden automatisch oder nach Wunsch früher. Leiterträger können mit Glück gefährliche Verteidigungsgebäude hinter der Mauer schnell ausschalten, sonst endet der Angriff bei einem gut platzierten Katapult schneller als man „Ups“ sagen kann.

Das Ziel eines Angriffes ist es, den feindlichen Bergfried zu zerstören. Wer nicht sofort einen (oft erfolgreichen) Kamikazeangriff auf den Bergfried startet, ist gut damit beraten, sich von den Schwachstellen aus einen Turm nach dem anderen vorzuknöpfen. Durch das Zerstören der gegnerischen Festung erhält das eigene Konto einige Rohstofe gutgeschrieben. Für aktive Spieler sind Angriffe daher deutlich interessanter als Bauernhof und Co, nach der hundertsten Attacke geht dann aber auch irgendwie die Lust verloren.

Dass die eigene Burg kürzlich vernichtet wurde, merkt der Besitzer jedoch selten. Nach dem Angriff mutiert der Trümmerhaufen sofort wieder zu einer funktionierenden Infrastruktur, nur die Lager sind möglicherweise etwas leerer als zuvor. Bei einem solch langatmigen Spielgeschehen wäre es auch nicht allzu schön, von vorne starten zu müssen.

Wird die eigene Festung angegriffen, erscheint lediglich ein liebloses Fenster, welches den Zugriff auf das Spiel selbst verwehrt. Meines Erachtens ziemlich blöd gelöst, denn zumindest sehen, was gerade abgeht, will ich dann eigentlich doch. Zum Glück existiert für jede Militäraktion aber die Möglichkeit, das Kampfgeschehen noch einmal abzuspielen.

Neben „normaler“ Truppen stehen auch Helden zur Verfügung. Diese sind je nach Zivilisation mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet und verfügen jeweils über eine Spezialfertigkeit. Diese reichen von Angriffsbonus naher Einheiten bis zu „Lenkt Gegner ab und zieht diese auf sich“. Gegen Fähnchen können aber auch Helden anderer Völker eingesetzt werden.

Und sonst noch?

Age of Empires: Castle Siege ist kein reines Multiplayer-Spiel, sondern bietet auch eine kleine Kampagne. In dieser müssen vorgefertigte Feindes-Festungen zerstört werden, gelingt dies, darf man sich über eine recht stattliche Prämie freuen. Die 10 Level sind keinesfalls einfach, einige sogar knackig schwer.

Wer sich denkt, öffne ich nebenher halt schnell mal den Browser oder antworte auf eine eingegangene Telegram-Nachricht, der sollte sich in Ruhe üben. Der Ladebildschirm erscheint bereits nach geschätzt einer Minute minimiertem Fenster und nervt trotz toller animierter Schwerter auf Dauer ziemlich.

Die Gold-Währung kann auch gegen Rohstoffe eingetauscht werden und ist nicht gerade zu Schnäppchenpreisen zu haben. Bis zu 100 Euro auf einmal können aus dem Fenster geschmissen in virtuelle Goldmünzen investiert werden. Ganz langsam werden sie auch generiert, wenn die eigene Burg mit Straßen an Handelsrouten angeschlossen wird.

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Einen Blick wert?

Bei Microsoft stand man offenbar vor der Wahl, einen vernünftigen Nachfolger zu entwickeln oder die Serie entgültig auszuschlachten, entschied sich dann aber leider doch für „Wir machen das mit den Fähnchen“. Mit Age of Empires hat der Titel „Castle Siege“ etwa so viel zu tun wie das iPhone 6 mit Erbsensuppe.

Einen richtigen Strategieteil sucht man auch nach fünf Tagen Spielzeit noch vergebens, ständig anwachsende Wartezeiten machen es schwer, noch eine Möglichkeit finden, die Rohstoffe loszuwerden. Und wer sowieso keine Lust hat, stundenlang auf den Abschluss von Bauarbeiten zu warten, kann sich den Download getrost sparen. Zwar ist der erste Eindruck des Spiels auf mich nicht ganz so schlecht wie erwartet, wer jedoch weder ein Gerät mit Windows 8 noch eines mit Windows Phone besitzt, der verpasst nichts.

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Wer sonst nichts zu tun hat, kann den kostenlosen Download mal wagen, sollte aber bloß nicht zu viel erwarten. Wer sich ernsthaft mit Age of Empires beschäftigen will, kommt um AoE 2 II (HD) allerdings nicht herum, was meines Erachtens auch 15 Jahre nach Release noch das Nonplusultra unter den Echtzeit-Strategiespielen darstellt.


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