Angehört: Die Mo-Fi Kopfhörer von Blue

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Der Mikrofonhersteller Blue wagt sich ins lukrative Geschäft der höherwertigen Kopfhörer. Der Clou: Dieses Paar bringt seine eigenen Verstärker gleich mit.

Ah, Musik! Ich bin ein Mensch, der Erinnerungen meistens musikalisch verknüpft. Ich weiß genau, was meine erste musikalische Erinnerung ist (Chris Isaak – Wicked Game), zu welchen Songs ich meine erste Trennung verarbeitet habe (Coldplay – A Rush of Blood to the Head) und zu welchem Song ich mir letztes Jahr zu meinem Geburtstag Gedanken über das Leben gemacht habe (Kettcar – Rettung).

Man könnte also sagen, ich bin (zumindest leicht) musikverrückt. Und wie das so ist, wenn man musikverrückt ist, macht man sich irgendwann Gedanken um die Wiedergabe von Musik und ob es so ratsam ist, die Kopfhörer zu nutzen, die beim Abspielgerät dabei waren. Die Antwort darauf lautet meist „nein“ und das haben mittlerweile immer mehr Konsumenten verstanden. Kein Wunder, dass in letzter Zeit immer mehr Firmen Kopfhörer der gehobenen Klasse herausbringen.

MoFi-Seitenansicht

So auch die Firma Blue, die eigentlich Mikrofone herstellt und jetzt ganz frisch mit den „Mo-Fi“ getauften Kopfhörern auf den Markt drängt. Das Alleinstellungsmerkmal der Mo-Fis: Die Kopfhörer verfügen über einen eigenen Verstärker, der einerseits den Sound lauter macht und andererseits die bei HiFi Kopfhörern oft überforderten Verstärker mobiler Geräte entlasten soll. Ob das klappt, erfahrt ihr in diesem Test!

Technische Daten

Kopfhörer

  • Gewicht: 466g
  • Dimensionen (geschlossen): 21cm x14cm x12cm

Treiber

  • Typ und Größe: 50mm, Titanverstärkter dynamischer Treiber
  • Impedanz: 42 Ohm
  • Frequenzbereich: 10Hz-20kHz
  • geschlossenes Design

Verstärker

  • Ausgangsleistung: : 240mW
  • Eigenrauschen, SNR: > 105 dB
  • Batteriekapazität: 1020 mAh

Okay, wenn euch all diese Werte wenig sagen hier eine kleine Einordnung: Auf dem Papier klingt das ziemlich gut. :)

MoFi-Zubehör

Aussehen und Tragekomfort

Kopfhörer sind mittlerweile nicht mehr nur reine Mittel zum Zweck, sondern oftmals auch Fashion Statement. Ich habe die Mo-Fis liebevoll „Mutterschiff“ getauft. Denn das Design der Kopfhörer wirkt auf mich auf den ersten Blick leicht alienhaft. Der Bügel besteht aus Metall und je nach Grad der Öffnung stehen spoilerartige Metallteile ab. Blue beschreibt das Design selbst als „racecar-inspired“. Auf den Ohrmuscheln prangt das Blue-Logo und wenn der Verstärker an ist, leuchtet an den Seiten eine kleine LED.

Kopfhörer sind mittlerweile nicht mehr nur reine Mittel zum Zweck, sondern oftmals auch Fashion Statement.

Blue liefert zu den eigentlichen Kopfhörern zwei wechselbare Kabel mit: Ein 1,2m langes mit Mikro und Steuerungsknöpfen für iPhone/iPod und ein 3m Audiokabel. Dazu ein Ladegerät, eine Tasche, einen Airline-Adapter sowie einen Adapter von kleiner Klinke auf große Klinke. In dieser Preisklasse ist das Standard. Das Kabel wird am Kopfhörer nicht arretiert und kann deswegen schnell mal rausrutschen. Das kann man als Vor- oder Nachteil sehen. Mit einem Ruck ist das Kabel ab, aber es geht dabei eben auch nicht so schnell kaputt.

MoFi-Bügel-Detail

Die Stärke der Klammer ist auf der Oberseite einstellbar. Ich habe einen ziemlich großen Kopf und musste daher die Intensität nach unten schrauben, damit die Kopfhörer über längere Zeit angenehm zu tragen waren. Die Ohrmuscheln lassen sich einzeln an die Position der Ohren anpassen, was etwas Gewöhnung erfordert, aber wenn sie mal sitzen, sitzen sie gut und auch über längere Zeit bequem.

Das ist eigentlich ein Wunder, denn das heftige Gewicht von 466 Gramm hat mich zuerst abgeschreckt. Klar, das ganze Metall sorgt zwar dafür, dass die Kopfhörer edel und belastbar wirken, aber macht den Kopfhörer eben auch schwerer. Dazu kommen dann noch der Akku und die Verstärkerelektronik.

Die Ohrmuscheln werden von sehr weichem, dicken Polster umschlossen. Die schmiegen sich sehr schön über die Ohren und halten Geräusche recht effektiv draußen. Wie das so ist bei geschlossenen Kopfhörern, wird einem aber nach längerem Tragen recht warm um die Lauscher.

MoFi-Kopfverstellung

Vergleiche ich den Tragekomfort und die Ausstattung mit meinen (wesentlich günstigeren) ATH-M50x von Audio Technica, lässt sich das hohe Gewicht der Mo-Fi doch nicht ganz wegdiskutieren. Die Kopfhörer sitzen auch bei längerem Hören gut, aber mir gefällt das wesentlich geringere Gewicht und der angenehmere Anpressdruck der Audio Technicas einen Tick besser. Das ist aber von Kopf zu Kopf unterschiedlich. Dazu kommt, dass sich die Audio Technicas kleiner zusammenfalten lassen. Die Verstärkereinheit der Mo-Fi kommt also nicht ganz ohne Kompromisse beim Tragekomfort.

Nutzung des Verstärkers

Die Besonderheit der Mo-Fi ist die Verstärkereinheit, die vor allem bei mobilen Abspielgeräten für höhere Lautstärke und besseren Klang sorgen soll. Laut Blue liefern mobile Abspielgeräte oft nicht die Leistung, die für die Befeuerung von HiFi-Kopfhörern ausreicht (Musiktipp dazu: Tua – Mp3 Player). Das führt dazu, dass die Kopfhörer leise klingen und der Sound insgesamt weniger ausgewogen und „frei“ klingt. Der integrierte Verstärker der Mo-Fi soll das verhindern.

MoFi-USB

Der Schalter für die Verstärkermodi ist auch gleichzeitig die Buchse für das Kabel. Aufgeladen werden die Mo-Fi über ein (mitgeliefertes) Micro-USB Kabel.

Die Mo-Fi werden über eine kleine Micro-USB Buchse aufgeladen. Voll geladen sollen bis zu 12 Stunden verstärkter Hörgenuss drin sein. Man kann allerdings auch bei leerem Akku noch Musik hören.

Der Verstärker hat drei Modi: Passiv (Aus), Ein und Bassanhebung. In der Aus-Position funktionieren die Mo-Fi wie ganz normale passive Kopfhörer. Schaltet man den Verstärker dazu, wird erstmal alles wesentlich lauter. Die zweite Stufe zündet dann den Bassturbo, aber zum Klang kommen wir später.

Leider ist der Drehregler für den Verstärker etwas fummelig zu bedienen. Bei meinem Testexemplar rasteten die Stufen nicht wirklich satt ein. Schade, bei einem so hochpreisigen Kopfhörer hätte ich Anderes erwartet.

MoFi-Vorne

Sound

Wenn ihr generell auf der Suche nach neuen Kopfhörern seid – hört Probe!

Ah, der interessante Teil! Sound zu beschreiben ist immer eine spannende Sache, denn kein Gehör gleicht dem Anderen. Wir haben alle unterschiedliche Vorlieben und Hörvoraussetzungen. Wenn ihr also generell auf der Suche nach neuen Kopfhörern seid – hört Probe! Ich versuche so gut wie möglich, meine Eindrücke zu schildern, aber bin weit davon entfernt, ein audiophiler Musikfetischist zu sein, der jedes Staubkorn auf der Platte heraushört.

Damit ihr euch ein musikalisches Bild machen könnt, mit welcher Musik ich den Kopfhörer getestet habe, hier ein „kleines“ 7-stündiges Mixtape zum Nachhören auf Spotify:

Ich habe die Kopfhörer durch so ziemlich alles gejagt, was meine Musikbibliothek zu bieten hat. Von House bis Hip Hop, Rock bis Indie ist (fast) alles dabei.

Im Vergleich zu meinen sehr analytischen ATH-M50x klingen die Mo-Fi etwas gefälliger, was daran liegt, dass der Bass ausgeprägter ist. Trotzdem bleiben die Mitten erhalten und auch oben rum werden die Mo-Fi nicht nervig schrill, sondern bleiben schön seidig. Das sind allerdings Qualitäten, die man in dieser Preisklasse durchaus erwarten kann.

Wer von weniger hochwertigen Kopfhörern der <100€ Klasse kommt, wird hier sicherlich seine Aha-Momente erleben

„Was, da ist ne Triangel in dem Lied?“

Wenn ich die Kopfhörer an meinen Rechner mit dedizierter Soundkarte samt Kopfhörerverstärker anschließe, höre ich wenig Unterschied zwischen dem passiven Modus und dem integrierten Verstärker. Aber für ein leistungsfähiges Soundsetup ist der Verstärker auch nicht gemacht. Die wahre Magie soll passieren, wenn man die Mo-Fi an ein mobiles Abspielgerät anschließt. Also ab damit ans iPhone!

MoFi-Hörmuschel-Detail

Und tatsächlich: Das iPhone kann die 42 Ohm der Mo-Fi zwar befeuern, aber schaltet man den Verstärker dazu, wird der Sound nochmal um einiges lauter und ich bilde mir ein, dass Lieder auch etwas freier aufspielen. Gerade der etwas vollere Bassbereich klingt für mich im Vergleich mit den M50x gefälliger. Schaltet man die zweite Stufe des Verstärkers dazu, wirds nochmal etwas bassiger. Das mögen sicher viele, aber mir persönlich ist das schon zu viel des Guten.

Der Haken

Klar gibts nen Haken. Blue möchte den Mo-Fi als Wunderwaffe gegen miesen Sound verkaufen. Einfach einen eignen Verstärker reinbauen und schon wird alles gut. Das funktioniert aber nur in einem gewissen Rahmen. Denn selbst wenn der Verstärker im Kopfhörer in der audiophilen Klasse spielt – die gesamte Audiokette muss mitspielen, damit ihr den bestmöglichen Sound rausholt.

Das fängt bei der Qualität der Audiodateien an. Dateien mit extrem guter Auflösung und Samplerate sind im Apple Lossless oder FLAC Format gern mal mehrere 100 MB groß.

MoFi-Header

Hat man diese Ungetüme auf den mobilen Player geschaufelt (der sowas erstmal abspielen können muss), muss das digitale Signal in ein analoges umgewandelt werden. Der dafür zuständige DAC liegt weiterhin im Abspieler. Wenn der Mist baut, kann der Verstärker im Mo-Fi auch nur Mist verstärken.

Wenn ihr euch näher über „guten“ Sound an (halbwegs) mobilen Zuspielern informieren wollt, empfehle ich euch diesen Verge-Artikel von Ende 2014.

Klar kann Blue nichts dafür, wenn ihr Spotify Daten in der Standardqualität abspielt, aber ihr müsst euch im Klaren darüber sein, dass eure Erfahrung mit hochwertigen Kopfhörern je nach Qualität der Audiokette unterschiedlich sein kann.

Fazit

Ganz klar: Die Mo-Fi von Blue sind sehr gute Kopfhörer. Die interessantere Frage ist: Sind sie ihren Preis wert? Die Antwort ist wie so oft: Kommt drauf an! 

Wenn ihr hauptsächlich mobil Musik hört, euch Stil und Design wichtig ist und ihr auf etwas fetteren Sound steht, können die Mo-Fi eine Offenbarung sein. Denn im Gegensatz zu eher effektheischenden Beats Kopfhörern, haben die Mo-Fi ordentlich was drauf.

MoFi-Kopf-seitlich

Wenn ihr Kopfhörer für zu Hause sucht, die auch über sehr lange Zeit bequem sein sollen, bin ich mir nicht sicher, ob ihr eine Preisklasse niedriger nicht auch passive Kopfhörer findet, die leichter sind und dabei vielleicht sogar noch mal eine Nuance akkurater klingen. Dann braucht ihr aber einen Verstärker mit entsprechender Qualität.

Ganz klar: Die Mo-Fi von Blue sind sehr gute Kopfhörer.

Nicht ganz so toll empfand ich einige Details bei der Verarbeitung und Ausstattung der Mo-Fi. Es werden nur zwei Kabel mitgeliefert, der Umschalter für die Verstärkermodi wirkt geradezu billig verarbeitet und das hohe Gewicht gefällt nicht jedem.

Die Mo-Fi von Blue sind also HiFi Kopfhörer für eine ganz bestimmte Nische. Wenn ihr zu dieser Nische gehört: Probehören!

Und jetzt will ich in den Kommentaren nicht nur eure Meinung zu den Kopfhörern, sondern auch ein paar Musiktipps lesen!

Wertung des Autors

Hannes Reinberger bewertet Blue Microphones Mo-Fi mit 4.3 von 5 Punkten.

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