Anprobiert: Die Apple Watch

Hardware

Seit letztem Freitag bietet Apple die Möglichkeit an, die Apple Watch in einem hauseigenen Store anzuprobieren. Ich habe die Chance genutzt und einen Termin in Frankfurt vereinbart. Hier mein erster Eindruck.

Am vergangenen Samstag war ich in Frankfurt unterwegs und dachte mir ich nutze die Chance doch direkt mal, um mir die neue Apple Watch im offiziellen Store in der Innenstadt anzuschauen. Die Idee kam recht spontan, es war aber noch ein Termin für eine Anprobe frei. Wobei man auch vor Ort sehr einfach eine Möglichkeit bekommt, um sich die Uhr anzuschauen. Der Andrang ist wie erwartet groß, aber die wenigsten nutzen ihr Zeitfenster von 15 Minuten für die Anprobe. Man konnte also auch ganz spontan einen Termin bekommen.

Eins direkt vorweg: Man kann sich so gut wie alle Modelle der Apple Watch am Tisch anschauen und 2-3 anprobieren, die Edition ist aber nicht in jedem Store verfügbar. In Frankfurt war sie dies zum Beispiel nicht. Ich habe mich für das normale Modell in Silber mit Lederarmband und die Watch Sport in Spacegrau entschieden. In beiden Fällen das Modell mit 42 Millimeter. Bei der Anprobe gab es allerdings nur einen Demo-Modus, bei dem ein paar Funktionen auf dem Display gezeigt wurden. Ausprobieren war hier leider nicht angesagt.

Dafür gab es aber an den Seiten Tische mit weiteren Demo-Modellen. Diese sind zwar in ihren Möglichkeiten beschränkt worden, doch man konnte schon ziemlich viel ausprobieren. Die Kombination aus einer Anprobe, bei der man die Uhr ein paar Minuten am Arm tragen kann, und der Demo, bei der man sich die Benutzeroberfläche anschauen kann, reicht jedenfalls für einen ersten Eindruck. Ich persönlich würde diesen Schritt vor einem Kauf übrigens auch in Erwägung ziehen, denn in natura wirkt die Smartwatch etwas anders.

Der erste Eindruck

Los ging es mit dem dunklen Sport-Modell und Gummiarmband. Dies ist im übrigens mein Favorit. Warum? Matte Oberfläche und Preis. Ich mag dunkle Gadgets und die normale Apple Watch in Schwarz kann man leider nur in der Kombination mit einem Gliederarmband kaufen. Hier werden 1150 Euro fällig und das ist nicht wenig. Mit Lederarmband kombinieren geht nicht. Warum wollte ich vor Ort wissen. Man zeigte mir das silberne Element am Armband und sagte, das würde nicht zur schwarzen Uhr passen. Warum man nicht ein einziges Lederarmband für das schwarze Modell entworfen hat, ist dann aber eine andere Frage. Nicht jeder will eine Uhr mit einem Gliederarmband.

Aber kommen wir zurück zur Apple Watch. Der erste Eindruck war positiv, sehr positiv. Angenehmes Gewicht, durchaus angenehmes Sportband und nicht zu groß. Ich finde die Größe der großen Version optimal. Sie könnte vielleicht noch etwas dünner sein. Das Display ist sehr gut. Es ist durchaus eines der Highlights der Smartwatch und der Geek in mir kam direkt zu dem schnellen Schluss: Das saugt Akku. Kein Wunder, dass die Uhr am Abend an den Strom muss, bei so einem Display würde mich alles andere wundern.

Allgemein wirkt die Uhr irgendwie, und ich habe das in letzter Zeit schon öfter gelesen, wie eine Art iPhone 2G für das Handgelenk. Alles rund, alles neu und ein Blick auf die Spezifikationen zeigt: Da ist noch Luft nach oben. Wir haben hier eine erste Generation, keine Frage. Diese ist aber, zumindest wenn man die Hardware alleine betrachtet, eine gute Leistung. Alle Materialien wirken hochwertig. Das günstigste Modell hat mich hier aber mehr überzeugt.

Ich weiß, dass das Edelstahl der normalen Apple Watch besser ist und dieses Modell Saphir zum Schutz auf der Frontseite besitzt, doch es wirkte auf mich billiger. Das matte Spacegrau der Sport gefiel mir wesentlich besser. Auch im Vergleich zum glänzenden Schwarz der 1150 Euro teuren Apple Watch. Das ist eine Frage der persönlichen Vorliebe, aber ich würde wohl zur Sport greifen.

Das Sportband scheint optimal für den Sport zu sein, mein Highlight war aber das normale Lederarmband, welches man separat für 160 Euro kaufen kann. Dieses Band empfand ich als echtes Highlight. Einfach anzulegen, einfach zu verstellen, optisch die schönste Wahl bei Leder. Ich war allerdings erstaunt, dass mir das Band in Medium locker gereicht hat, das lange Band war mir viel zu groß. Ein Grund mehr, sich so ein Gadget vorher im Laden anzuschauen.

Am liebsten hätte ich das Sport-Modell in Spacegrau mit dem Lederarmband kombiniert, aber das war im Store nicht möglich. Kann ich verstehen, sonst ist man da ja ewig beschäftigt. Wäre aber vermutlich meine Kombination. Das Lederarmband für den Alltag, das schwarze Gummiband für den Sport. Der Tausch des Bandes geht immerhin extrem leicht. Ich bin auch gespannt, was wir hier von anderen Herstellern sehen werden. Hier gibt es eine ganze Menge Potential und ich bin mir sicher, dass dieses genutzt wird.

Das User Interface

Die Demo gefiel mir gut, sie zeigte ein paar Funktionen und reicht glaube ich den meisten für einen Eindruck aus. Aber natürlich wollte ich mir die Apple Watch auch noch in Ruhe anschauen. Die Benutzeroberfläche wirkt in natura nicht so toll. die Ansammlung von runden Icons ist schon mit den normalen Apps etwas überladen. Und hier kommen ja noch Icons von anderen Apps hinzu. Da kann man sich mit großen Fingern ganz schnell verklicken.

Da ich mir viele Videos angeschaut und mit dem Produkt beschäftigt habe, war die Bedienung aber einfach. Ein Wisch nach unten für die Benachrichtigungen und einer nach oben für die Glances/Widgets. Ein Tipp auf die Krone für die Ansicht der Uhr, oder des App-Launchers. Einer auf den Button unter der Krone für die Favoriten. Klingt viel, ist es auch. Hier wäre weniger glaube ich mehr gewesen. Meine Freundin war jedenfalls erst mal überfordert. Und das werden glaube ich viele am Anfang sein. Man kommt aber auch schnell rein.

Die Bedienung unterscheidet sich aber eben vom iPhone und das merkt man doch. Ich habe extrem oft auf den seitlichen Knopf gedrückt und mich dann gefragt, warum man diesen nur für Favoriten beschränkt hat. Aber alles wohl nur eine Frage der Gewohnheit. Das intuitivste User Interface hat die Apple Watch aber nicht. Hier und da gibt es Lags und lange Wartezeiten, aber das könnte auch am Demo-Modus gelegen haben. Ich glaube hier wird man jedoch in den nächsten Monaten noch viel Arbeit vor sich haben. Ach, die animierten Smileys sind hässlich. Die Herzen und die Hände ebenfalls. Die Idee ist ja nicht schlecht, aber da hat meiner Meinung nach ein Designer gewaltig gepatzt.

Die digitale Krone

Nach wenigen Aktionen war direkt klar: Die digitale Krone ist ein Highlight, für mich sogar ein entscheidendes. Wischt man mit dem Finger über das extrem kleine Display vertippt man sich nicht nur oft, man sieht auch nichts. Das bin ich als Pebble-Nutzer nicht gewohnt, stört mich aber bei Android Wear. Die digitale Krone ist die optimale Lösung. Mit ihr kann man scrollen, auswählen und mehr und sie dreht sich angenehm. Nicht zu schwer und nicht zu leicht.

Ich habe die Krone anfangs etwas belächelt und dachte mir: Bestimmt nett, wird man aber nicht brauchen. Falsch gedacht. Für die Bedienung einer so komplexen Smartwatch ist das eine gute Lösung. Optisch lässt sie die Apple Watch gleichzeitig auch noch etwas mehr wie eine Uhr aussehen. Ich bin mir fast sicher, dass hier andere Hersteller nachziehen werden und diese Idee im Laufe der nächsten Jahre kopiert (und auch von Apple verbessert) wird.

Taptic Engine

Während viele auf der Suche nach der „Killer-Funktion“ sind, glaube ich diese am Samstag entdeckt zu haben und sie nennt sich Taptic Engine und wird von Apple kaum beworben. Die Vibration am Arm ist sehr angenehm und kann je nach Mitteilung variieren und unterschiedliche Stärken haben. Wie ich in den Testberichten gelesen habe, steckt das aber alles noch in den Kinderschuhen.

Diese Funktion hat aber eine Menge Potential. Ich könnte mir vorstellen, dass Apple in Zukunft personalisierte Vibrationsmuster für Apps zulässt. Dann hat man die Uhr am Arm und merkt, welche App sich gemeldet hat. Man kann mit der Uhr also nicht nur Nachrichten aussortieren und das iPhone in der Tasche lassen, mit der Taptic Engine könnte man auch anhand der Vibration direkt noch aussortieren, ob man den Arm hebt oder nicht.

Ein kleines Beispiel: Kommt eine wichtige Mail bei mir an, will ich das in der Bahn sehen und greife dann vielleicht direkt zum iPhone. Bekomme ich eine solche aber beim Laufen, hebe ich den Arm dafür nicht. Zu viel Text und beim Laufen sowieso keine Möglichkeit diese zu beantworten. Diese Funktion habe ich mir mal für die Pebble gewünscht, hier wird es aber nicht möglich sein. Es gibt nur einen ganz normalen Vibrationsmotor und dieser ist gut, aber extrem beschränkt. Bei der Apple Watch ist das momentan ebenfalls noch beschränkt, ich glaube aber, dass genau diese Funktion in Zukunft das Highlight sein wird.

Abschließende Worte

Die Uhr trägt sich also sehr angenehm, sie sieht in matt sehr gut aus, es gibt schöne Bänder und sie besitzt eine Fülle an Funktionen, hat Potential, aber ein etwas überladenes User Interface und ist bei der Bedienung etwas komplexer. Vor allem das Potential muss man noch nutzen, native Apps und Zifferblätter von Entwicklern sind Pflicht und müssen verdammt schnell kommen.

Für einen finalen Eindruck reicht das aber noch lange nicht aus. Ich kann zu so vielen Punkten nichts sagen, doch die kurze Anprobe hat meine Meinung zur Apple Watch positiv gestimmt. Die erste Generation wird nicht für jeden sein und den meisten würde ich glaube ich schon jetzt dazu raten, auf die zweite oder dritte Generation zu warten. Für mich hat diese Technik aber einen Reiz.

Doch dazu muss man vielleicht auch sagen, dass ich seit über einem Jahr eine Smartwatch trage und ein Fan von diesen Gadgets bin. Ich werde oft gefragt, ob man so etwas braucht. Nein, natürlich nicht. Aber die Pebble hat sich bei mir im Alltag als nützlich erwiesen und ja, ich lasse mein iPhone öfter in der Tasche. Genau das ist es, was zählt. Die Frage ob Pebble, oder Apple Watch wird bei mir also folgende sein: Funktionen oder Akkulaufzeit. Die Pebble hält mal eben eine Woche durch, die Apple Watch steckt diese aber schon jetzt bei den Funktionen und Möglichkeiten ganz locker in die Tasche. Eine schwierige Entscheidung. Im Moment hat mir die Liefersituation diese abgenommen.

Da es sich um eine spontane Aktion handelte, hatte ich keine Möglichkeit für einen kurzen Film und auch keine Kamera dabei (die Fotos sind nebenbei mit dem iPhone entstanden), ich habe aber mal auf YouTube gesucht und dort eine gutes Video gefunden, welches euch zeigt, wie das in einem Apple Store so ungefähr abläuft und wie die unterschiedlichen Demos aufgebaut sind.


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