Audi und die Zukunft des Autofahrens

Mobilität

Die Consumer Electronic Show 2014 in Las Vegas ist mittlerweile wieder vorbei und neben den ganzen TV-, Tablet- und Smartwatch-Themen, glänzte für mich vor allem auch die Automobilindustrie. Wir waren vor Ort und haben von Audi einen Blick in die Zukunft des Autofahrens bekommen.

Die Autobranche hat sich in den letzten Jahren stark verändert und rückt vor allem für mich immer stärker in den Fokus. Der Markt ist wesentlich dynamischer geworden und die Entwicklung in diesem Bereich geht immer schneller voran. Das bedeutet auch Wettbewerb und das bedeutet neue Produkte und Ideen für den Kunden. Audi ist einer der Hersteller, die hier mächtig Druck ausüben und ihrem Motto „Vorsprung durch Technik“ treu bleiben wollen. Wir waren bei der CES in Las Vegas vor Ort und haben uns die Neuheiten des deutschen Autoherstellers mal genauer angeschaut.

Autonomes Fahren

Autonomes Fahren war das Thema der CES 2014 und alle großen Hersteller hatten hier etwas zu sagen. Für mich ist das immer noch eine weit entfernte Zukunftsvision, doch in Las Vegas konnte ich mir ein solches Szenario dann tatsächlich mal in Aktion anschauen. Gezeigt hatte Audi die Technik schon im letzten Jahr auf der CES, auf der diesjährigen Messe hatte man diese aber weiter verbessert. Der Kasten, in dem die ganze Technik steckt, ist mittlerweile zum Beispiel nur noch so groß wie ein schmaler Laptop und passt ohne Probleme in den Kofferraum.

So lange man sich in der Entwicklung befindet ist der Fortschritt auch kein Problem, denn die Technik in den Prototypen ist schnell ausgetauscht und so kommt in der aktuellen Generation auch schon ein Tegra 4 zum Einsatz. Audi hat sich also Nvidia als Partner geschnappt. Wichtig war, dass man den Platz für das benötigte Modul so klein wie möglich hält und die Mitarbeiter und Ingenieure von Audi vor Ort waren mit dem aktuellen Stand der Technik durchaus zufrieden. Das hat man gemerkt.

Doch uns wurde nicht nur die Technik gezeigt, wir konnten uns auch in einen Audi A7 setzen, der bereits einen aktuellen Prototypen von zFAS, so nennt man das System des autonomen Fahrens, eingebaut hatte. Los ging es auf den Highway in Nevada und dort simulierte Audi einen Stau. Sobald wir langsam genug waren, bot uns das Auto die Option an, das Fahren zu übernehmen. Und das funktionierte, wenn auch mit einem flauen Gefühl im Magen, wirklich gut und ohne Probleme. In diesem Fall wäre die konkrete Bezeichnung übrigens pilotiertes Fahren, da wir einen Fahrer hatten.

Doch man braucht eine Menge Vertrauen in die Technik und ganz so locker, wie beim Mitarbeiter von Audi, war die Situation für mich nicht. Erst Recht nicht, als dieser mir dann noch demonstrierte, wie das Auto theoretisch reagiert, wenn der Fahrer dann am Steuer einschläft. Dann wird nämlich gebremst, die Warnblinker gehen an und es wird ein Notruf abgesetzt. Bis das geschieht hat der Fahrer 10 Sekunden Zeit. Das System erkennt das Verhalten anhand diverser Sensoren im Innenraum des Autos.

Eine Frage wurde vor Ort von jedem gestellt, der sich einmal in das Auto gesetzt und diese Demonstration mitgemacht hat: Wann kommt diese Technik? Man möchte dazu noch keine konkrete Angabe machen. Die Technik selbst sei aber in den nächsten 5 Jahren soweit. Doch das wird nicht die Hürde der Autohersteller sein. So eine Technik muss nicht nur von den Autofahrern akzeptiert werden, es gibt vor allem noch sehr viele rechtliche Fragen, die man bis dahin klären muss. Das wird ein weiter Weg.

Doch Audi ist sich sicher, dass alle diese Punkte geklärt werden und wir in Zukunft in einem Stau am Steuer sitzen und dabei eine Zeitung lesen, während das Auto das Fahren für uns übernimmt. Hier geht es übrigens erst mal nur um das Szenario Stau, bei einer Geschwindigkeit von mehr als 60 km/h wäre so eine Umsetzung nämlich noch schwieriger. Das folgende Video gibt einen guten Einblick in die Technik:

Laserlight

Der nächste große Punkt war Laserlight, eine neue Lichttechnik für das Auto. Audi hatte passend dazu ein neues Konzept-Auto dabei, welches man auf der Keynote in Las Vegas präsentierte. Mit diesem wollte man nicht nur einen kleinen Einblick in die Zukunft des Designs geben, sondern auch eine neue Technik präsentieren. In diesem Fall wird es aber nicht so lange dauern, bis wir die Technik im Alltag sehen werden. Noch in diesem Jahr kommt sie im Motorsport zum Einsatz. Welches Serienmodell als erstes Laserlight bekommen soll, wollte Audi bis jetzt aber noch nicht verraten.

Android, Smart Display und neues Interieur

Für mich ist das Interieur und hier vor allem das Entertainment-System einer der wohl spannendsten Punkte bei einem Auto. Es ist vor allem der dynamischste Bereich bei den Herstellern geworden. Gab es früher einen Rhythmus von 5 Jahren, müssen die Hersteller heute auf modulare Technik setzen und schauen, dass ein Kunde sein System zum Beispiel auch nach 2-3 Jahren aufrüsten kann. Das ist aber kein leichter Weg, da dieses Gebiet für die Autobranche Neuland ist. Hier muss man sich jetzt also auch an anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Smartphones, orientieren.

Helfen soll in Zukunft die Open Automotive Alliance, hinter der Google steckt und auf die wir an dieser Stelle schon eingegangen sind. Doch Audi hat in Las Vegas nicht nur eine Allianz gegründet, man hat auch etwas gezeigt. Für mich gab es drei neue Ankündigungen, die spannend sind. Einmal kabelloses Laden dank Qi-Standard, das es auf Wunsch in Zukunft dazu gibt, dann ein komplett neues Interieur mit einem hochauflösenden Display, welches hinter dem Lenkrad sitzt, und schließlich noch als kleine Überraschung das Smart Display, oder auch „Tablet für das Auto“ genannt.

Zu Qi müssen wir hier glaube ich nicht viel sagen, es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Technik endlich bei Audi einzieht. Ich habe in der Vergangenheit immer wieder von Audi gehört dass man daran arbeitet. Dieses Jahr wird es dann also soweit sein. Hoffen wir nur mal, dass sich Qi auch als allgemeiner Standard in der Branche der Smartphonehersteller durchsetzt und wir in Zukunft endlich auf sämtliche Kabel beim Verbinden unseres Smartphones mit dem Auto verzichten können.

Das neue Interieur kommt zwar erst Ende des Jahres im neuen TT zum Einsatz, aber Audi wollte es trotzdem schon mal zeigen. Highlight ist für mich das hochauflösende Display, welches sich dem Fahrer anpasst. Lässt man sich zum Beispiel navigieren, wird die Karte groß eingeblendet, wechselt man Musik, sieht man das Album des Künstlers, ruft jemand an, sieht man die entsprechenden Informationen der anderen Person – die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Für mich ein Highlight und ich habe mich gefragt, warum man nicht schon früher auf so ein Display gesetzt hat. Der Tacho, so wie wir ihn heute kennen, wird in Zukunft jedenfalls Geschichte sein.

Für besonders viel Aufmerksamkeit hat auch das Smart Display gesorgt, bei dem es sich quasi um ein Android-Tablet handelt, welches Audi in seine Autos integrieren möchte. Damit kann man diverse Elemente im Auto steuern, surfen, spielen, eben alles, was man mit einem Android-Tablet machen kann. Das Gerät selbst nutzt den Hotspot im Auto als Verbindung zum Internet, kann aber auch mitgenommen und außerhalb genutzt werden. Es besitzt zwar kein LTE, aber immerhin WLAN.

Ob ein Audi-Tablet eine Chance hat? Ich weiß es nicht, aber der Aufpreis für so ein Gerät wäre bestimmt nicht gerade wenig. Am Ende kann man solche Funktionen auch in Form von einer Android-App für alle anbieten. Das Smart Display ist schließlich auch nichts anderes, als ein 10,1 Zoll großes Tablet von Audi. Es ist allerdings auch kein klassisches Tablet, wie wir es kennen, sondern wurde speziell für das Auto entwickelt. Sprich, es ist zum Beispiel deutlich stabiler als viele Tablets. Zu den Details schweigt man jedoch noch. Diese wären aber für eine Einschätzung Interessant.

Fazit

Die Zukunft des Autofahrens wird spannend und wir wissen nicht, wohin sie führt. Momentan deutet sich an, dass wir in ein paar Jahren im Stau stehen, das Auto für uns fährt und wir dabei mit dem eingebauten Tablet surfen oder arbeiten. Da es aber noch so viele Bereiche gibt, die nicht ausgereizt wurden, gibt es natürlich auch viele Hersteller, die momentan in diesen Markt rein wollen. Ein gutes Beispiel ist Google, die mit diesem Weg einen weiteren Geschäftsbereich für Android erschließen wollen.

Für die Hersteller gibt es in den nächsten 2-3 Jahren sehr viele Hürden und Risiken. Welche Technik wird von den Nutzern akzeptiert, in welchen Bereich hat man zu viel Geld während der Forschung rein gesteckt, welche Regelungen gibt es auf staatlicher Ebene – die Liste der Fragen ist lang. Wichtig ist vor allem, dass nicht nur die Autos, sondern auch die Hersteller miteinander kommunizieren. Denn wir brauchen offene Standards, die jeder nutzen kann. Aktuell sieht es aber leider immer noch so aus, als ob hier jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kochen und verkaufen möchte.

Disclaimer: Wir wurden von Audi zur Consumer Electronic Show 2014 in Las Vegas eingeladen, um uns die neuen Techniken direkt vor Ort anzuschauen.


Fehler meldenKommentare

  1. Das DISQUS-Kommentarsystem verarbeitet personenbezogene Daten. Das System wird aus diesem Grund erst nach ausdrücklicher Einwilligung über nachfolgende Schaltfläche geladen. Es gilt die Datenschutzerklärung.

Du bist hier:
mobiFlip.de / Mobilität / ...