Düsseldorfer U-Bahn-Linie bekommt LTE – Mobile Konnektivität auf steinigem Weg

Mobilität

Internet auf Rädern ist in Deutschland und dem europäischen Ausland vielerorts auf dem Vormarsch bzw. bereits Realität, mit durchwachsener Performance. Dabei wird entweder eine WLAN-Versorgung via Onbord-Hotspot oder, vor allem bei unterirdisch und/oder schnellfahrenden Zügen, eine explizit ausgebaute Mobilfunkversorgung entlang der Strecke geboten.

Einen Sonderstatus im deutschen ÖPNV dürfte Berlin einnehmen, das als erste deutsche Großstadt bereits eine lückenlose Mobilfunkversorgung im gesamten U-Bahn-Netz bot, bevor München und Frankfurt auch nur die Haupt-Umsteigestationen versorgt hatten. Allerdings blieben Fahrgäste in Berlin beim Surfen lange auf GSM- bzw. später EDGE-Geschwindigkeit beschränkt, was die Internetnutzung auf WhatsApp-Anwendungen reduzierte. Inzwischen wurde umfangreich umgebaut und nur noch Telekomkunden müssen sich mit den langsamen Datenraten begnügen.

Währenddessen holen andere Städte rasant auf: Die neue, unter die Erde verlegte Werhahn-Linie im Düsseldorfer Streckennetz wird ihren Fahrgästen LTE-Geschwindigkeiten bieten, wie Vodafone in einer Pressemitteilung erklärte. Wie Leonhard Hodapp, Leiter Funknetztechnik bei Vodafone weiter ausführte, werden Fahrgäste sowohl während der Fahrt, als auch in den Unterwegsbahnhöfen ein durchgängiges LTE-Erlebnis erhalten. Auch andere Linien sollen ab Sommer versorgt werden.

Anders als in Berlin, wo zunächst jeder Anbieter separate Infrastrukturen errichtete respektive mit der BVG verhandelte, wurden in Düsseldorf Telefonica und Telekom mit einbezogen, wovon auch deren Kunden profitieren werden.

In sieben Monaten auf LTE

Sieben Monate kostete es Vodafone das gesamte Netz entlang der Strecke aufzurüsten: Dabei wurden die 3G-Komponenten auf den HSPA+-Standard ertüchtigt, der Datenraten von 42 MBit/s im Downlink ermöglicht, 39 Antennen kamen hinzu, acht Repeater wurden ergänzt, somit stieg deren Anzahl auf 31 bzw. 26 Einheiten.

Geschlossene Beta

Da die Mobilfunktechnik im Verlauf der Bauarbeiten zuerst installiert wurde, war eine Nutzung durch die Bauarbeiter im weiteren möglich, wodurch die Funktionsfähigkeit der Installationen direkt praktisch getestet wurde: Die Bautrupps konnten das neue Netz bereits während der Bauarbeiten nutzen, da die Mobilfunktechnik mit als erstes installiert wurde. „Die reibungslose mobile Kommunikation in den unterirdischen Bereichen war sehr hilfreich“, so die Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement gegenüber Vodafone.

Immer mehr Internet in Bus und Bahn

Während im benachbarten Holland Internet auch im Regionalzug bereits gängige Praxis ist, läuft die mobile Konnektivität in Deutschland nur schleppend an.

Bild: Pixabay / Nopse

Internet im regionalen Bahnverkehr existiert derzeit nur im Rahmen von Pilotversuchen und Konzeptentwürfen. Ein Problem hier ist, dass regionale Zugverbindungen, anders als der Fernverkehr, nicht von der Deutschen Bahn eigenverantwortlich betrieben, sondern von Auftraggebern auf kommunaler- oder Landesebene bestellt werden.

Diese „Besteller“ müssten als Teil der beauftragten Zugleistung auch das Internet ordern, was sowohl die technische Aufrüstung des rollenden Materials, als auch die Netztechnische Ertüchtigung der Strecke beinhaltet, Letzteres ist bei Verbindungen, die durch wenig erschlossenes Gebiet führen, eine kostenintensive Prozedur. Das hat auch die Schweizer Bundesbahn (SBB) scharfsinnig erkannt und indirekt ihre Absage an Wifi an Bord damit begründet: So lange die Internetnutzung im Zug, die über verbaute Hotspots erfolge, über die Mobilfunkkapazitäten im Umland der Strecke abgeführt werde, fände lediglich eine Verlagerung des Zugangsvektors statt.

Diese Argumentation ist korrekt. Um den erwähnten Flaschenhals zu vermeiden, muss zusätzliche Kapazität entlang der Strecke geschaffen werden, die explizit für die Reisenden reserviert ist, was wiederum Kosten verursacht. Die Bahn löste dieses Problem in der Vergangenheit mehr schlecht als recht durch ein Ausweichen auf alte C-Netz-Frequenzen um 450 MhZ und die Nutzung der Flash-ODFN-Technik. Große Reichweite der einzelnen Antennen wurde hier mit einer höchst begrenzten Bandbreite von etwa 5,1 MBit/s erkauft, was den zusätzlichen Einsatz von 3G-Technik nötig machte.

Die Verkehrsverbünde sind indes froh schon die laufenden Kosten decken, die Tarife stabil halten und die Verbindungen hier und da sogar ausbauen zu können.

Internet im S-Bahn-Netz wird hier und da ebenfalls erprobt, wie zuletzt in Stuttgart. Die dortige S-Bahn, ebenso wie die S-Bahn Berlin eine 100%ige Bahntochter, geht allerdings einen seltsamen Weg. Sie erprobt einen nicht näher spezifizierten Technologiemix, der von zwei Anbietern stammen soll, ohne indes irgend welche Erläuterungen zu geben.

Das stereotype Statement, mit dem sie große wie kleine Branchenmedien bediente lautete, sowohl die verwendete Technik, als auch die Identität der Technikpartner sei vertraulich, die Erprobung auf den S-Bahn-Linien 4, 5 und 6 rein experimentell und Erfolg oder Problempotenzial noch nicht absehbar.

Stadt- und Überlandbusse werden dagegen bereits vermehrt mit Wifi nachgerüstet. Sie bieten den Fahrgästen einen in  aller Regel kostenfreien Netzzugang, der lediglich einen AGB-Klick auf einer Landing-Page erfordert.

Eines haben sie allerdings sowohl mit den holländischen Vorreitern, als auch dem WLAN in den etablierten kommerziellen Fernbuslinien gemein: Die Übertragungsraten sind zumeist eher bescheiden, die Fahrzeuge verfügen in der Regel nicht über spezielle Funkausrüstung bzw. können nicht auf separate Netzinfrastruktur entlang der Fahrtroute zurückgreifen und die verbaute Hardware / angemietete Ressourcen sind ökonomisch bemessen. Ruft ein Fahrgast ein Video auf, kommt die Übertragung für den restlichen Bus zum Stocken.

Exemplarische Tests ergaben durchschnittliche Durchsätze von drei MBit/s in den Überlandbussen im Raum Bielefeld. Vergleichbare Angebote existieren im westfälischen Münster, sowie seit Kurzem in Paderborn.


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