Gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Pixel

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Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist hierzulande gebührenfinanziert, seit diesem Jahr wird das per „Haushaltsabgabe“ geregelt. So weit so gut, denn dies ist ein Umstand mit dem ich mich mehr oder weniger abgefunden habe und den ich sogar teilweise zu schätzen weiß. Die verspäteten Schritte in die neuen Medien und deren mangelhafte Umsetzung geht mir allerdings gehörig auf die Nerven. Es ist gut, dass es Apps und Internetangebote für den Zugriff auf öffentlich-rechtlich finanzierte Inhalte gibt. Es ist nicht gut, dass deren Umsetzung gefühlte drei Jahre hinterherhinkt.

Das Erste und auch das ZDF haben es nun endlich geschafft, ihr Programm auch hierzulande per Livestream anzubieten. Bisher war dies nur in Teilen im Netz live verfügbar. Was wie ein guter und richtiger Schritt klingt, spricht Bände. Wir schreiben das Jahr 2013, ich bin es als technikgeschulter, aber auch als 0815-Nutzer gewohnt HD-Inhalte im Netz zu bekommen. Nicht nur, klar, denn nicht jeder Nutzer hat brauchbares Internet dafür zu Hause, aber optional schon. Anbieter wie Zattoo streamen bereits eine ganze Weile in HD-Qualität ins Netz, lassen sich dies allerdings auch extra bezahlen. Möglich ist es also, gefordert wird ein Internetanschluss mit mind. 4 Mbit Geschwindigkeit.

Apple, Maxdome, Watchever, Microsoft Xbox, PlayStation, das gottverdammte und im Netz allgegenwärtige YouTube, jeder bekommt es nicht erst seit gestern hin, Inhalte in HD-Auflösung ins Netz zu stellen und da stellen sich die ÖR-Sender doch tatsächlich hin und feiern ihre Pixelstreams als Errungenschaft? Ja, es ist ein Schritt nach vorne, denn ein schlecht aufgelöster Stream ist besser als gar kein Stream und sicher gibt es auch Nutzer denen das gerade unterwegs recht egal ist. Das Problem ist eher, man hat das Gefühl, dass man beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk bisher überhaupt nicht erkannt hat, dass das Netz ein Empfangsweg ist, ja auch für ein TV-Gerät.

Die Soße die per DVB-T durch die Luft schwappt kann man sich leider nur im Notfall auf einem TV-Gerät antun, ein Umstand den die ersten Privatsender realisieren und aus der Nicht-HD-fähigen Technologie aussteigen. DVB-T2 ist in weiter Ferne und derzeit schaut es nicht so aus, als ob hierzulande mal was vorwärts geht. TV via Internet kommt, das spürt man an jeder Ecke und es ist auch nur verständlich. Die Sender stecken Kohle in ihre HbbTV-Apps, über die sie dann nicht in der Lage sind auf einem TV-Gerät HD-Inhalte aus der Mediathek anzubieten, meinen aber ohne jegliche statistische Grundlage, schnelles Internet für HD-Streams hat eh kaum jemand. Öhm, wie bitte?

Das ZDF reagiert zum Beispiel auf Nachfrage mit:

Und 2013 haben noch sehr wenige Menschen den nötigen Internetanschluss für HD […]

So so, wo könnte ich nun mal eine verlässliche Quelle herbekommen, ob dies wirklich so ist? Unsere Bundesregierung hat zum Glück einen Breitbandatlas, der die Internetlage in diesem Land recht anschaulich verdeutlicht. Wer sich dort nun reinklickt und mal nur kabelgebundenes Internet auswählt, denn wir wollen ja nicht dieses neumodische UMTS und LTE unsere Abdeckung verfälschen lassen, der wird schnell sehen wie es hierzulande mit „Highspeed-Internet“ ausschaut. Gar nicht so schlecht!

Ich selbst hocke im Osten unserer Republik, bekomme über meine Telefonleitung knapp 10 Mbit, was für mich ausreichend, aber sicherlich nicht sonderlich toll ist. Informiert man sich nun bei einschlägigen Streaming-Anbieter so erkennt man schnell, 720p Streaming ist ab 3 Mbit problemlos möglich (Maxdome, höhere Kompression). Zattoo bietet es derzeit ab 4 Mbit an, mit 6 Mbit ist man im Grunde auf der sicheren Seite, das sagen Maxdome, Watchever und Co. recht eindeutig. Macht euch selbst ein Bild im Breitbandatlas, wie der Ausbau im Bereich 6 Mbit ausschaut.

Klar, die Sender wollen das nicht hören und haben klare Vorgaben für ihre Kommunikation nach außen. Da kommen dann so lustige Aussagen wie

Wir bekommen sehr oft das Feedback, dass schon unsere jetztige Qualität zu viel ist. Aber wie gesagt, auch wir bauen aus.

Wer irgendwann in seinem Leben mal bei YouTube auf das Rädchen für die Videoqualität geklickt hat, hört jetzt bitte auf zu lachen und wird sich über den Realitätsverlust bewusst. Nun gut, ich will den Sendern nicht den generellen Willen absprechen, schon aber die Fähigkeit am Puls der Zeit zu bleiben und technisch saubere Lösungen umzusetzen. Bis dahin bleibt es wohl bei folgender Aussage, die ich im gleichen Wortlaut bereits vor einem Jahr erhalten haben.

HD gibt es bei ausgewählten Projekten. Wir sind guter Dinge, dass es bald mehr wird (-:

Dann bleibt mir nur zu sagen, ich bin guter Dinge, dass ich den Überweisungsträger für den neuen Rundfunkbeitrag in Zukunft nicht verpixeln muss, ich würde mich bei der Unkenntlichmachung aber generell einfach an der Qualität eurer Onlineangebote orientierten, okay?

Musste mal raus, weitermachen.


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