Nokia Lumia 1320 im Test

Möchte man heutzutage ein Phablet, also ein Smartphone mit einer Displaygröße ab 5,5 Zoll kaufen, war die Wahl des Betriebssystems bisher einfach. Es gab einfach nur Modelle mit Android. Nokia möchte mit den beiden Modellen 1520 und 1320 in diesem wachsenden Marktsegment Fuß fassen und Käufern so die Alternative Windows Phone bieten. Ob das schwächer ausgestattete 1320 alles hat, was man von einem Phablet erwarten kann, kläre ich in diesem Test.

Für alle Lesefaulen habe ich natürlich auch ein Video gemacht! Einfach oben auf den Play Button drücken und in 6 Minuten und 47 Sekunden seid ihr schlauer. Ganz ohne Lesen!

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Vorbemerkung

Ende 2011 hielt ich zum ersten Mal ein Phablet in der Hand. Das war damals das Ur-Galaxy Note und ich dachte nur „Wow, das ist einfach mal viiiiiel zu groß!“ und hakte für mich diese Gerätekategorie unter „Kann man so machen, aber dann isses halt kacke“ ab. Tja, so kann man sich täuschen. Von Ende 2011 bis 2014 sind es gefühlte 50 Technikjahre und in dieser Zeit hat sich diese Gerätekategorie prächtig entwickelt. Mittlerweile stoßen sogar die  „normal großen“ Smartphones in 5 Zoll Gefilde vor.

Kein Wunder, dass immer mehr Hersteller sich ein Stück vom Phabletkuchen sichern wollen. Nokia hat das mit den beiden Kloppern Lumia 1520 und Lumia 1320 vor. Das 1520 ist dabei das Topmodell mit Pureview Kamera, 32GB Speicher und Full-HD Auflösung, wohingegen das 1320 mit etwas abgespeckteren technischen Daten leben muss, dafür aber auch deutlich günstiger angesiedelt wird. Nokia war so freundlich und hat mir jetzt das 1320 für einen Test zur Verfügung gestellt.

Flip und 1320

Technische Daten

Zuerst einmal die Daten für die Listenliebhaber:

  • 6 Zoll Display
  • 1280×720 (245 ppi)
  • Gorilla Glass 3
  • 220 Gramm
  • LTE
  • 5MP Kamera
  • 3400 mAh Akku
  • 1,7 GHz dual core
  • 8gb interner Speicher
  • micro SD Slot

In Android-Maßstäben lesen sich diese Specs recht unterwältigend. Mal sehen ob sich das auf die Alltagserfahrungen auswirkt.

Erfahrungen im Alltag

Das Lumia 1320 ist auf den ersten Blick als klassisches Phablet erkennbar: Es ist riesig und schwer. 6 Zoll und 220 Gramm sind eine Ansage und man weiß immer, ob man das Telefon dabei hat oder nicht. Aber das haben alle Phablets gemeinsam. Das 1320 spricht die Nokia Designsprache dabei fließend. Das leuchtend rote Cover meines Testgeräts, die abgerundeten Ecken und die solide Bauweise machen einfach Spaß. Nokia hat es in meinen Augen halt einfach drauf schöne Hardware zu bauen. Die Hülle ist abnehmbar um an die SIM und die SD-Karte zu kommen, aber der Akku ist nicht wechselbar. Phablet-typisch ist der mit seinen 3400 mAh riesig und hält super lange. Bei 20% Akkuladung aktiviert sich der Stromsparmodus, der seinem Namen alle Ehre macht.

Nokia positioniert das Lumia 1320 als „Einsteigerphablet“, aber die im Vergleich zum 1520 geringeren Specs machen sich nur selten bemerkbar. Windows Phone 8 lief auf bisher allen Geräten, die ich testen konnte, extrem flüssig. Windows Phone hat die Krankheit, dass Apps etwas träge starten, aber man gewöhnt sich dran. Aktuelle Spiele laufen, der Browser hakt nicht, was will man mehr?

Zwei Sachen stören mich an der geringen Hardwareausstattung dann doch: Zum einen ist das der interne Speicher. 8GB waren vor 50 Technikjahren (also 2011) schon wenig und jetzt 2014 wird es langsam eng. Das wäre nicht das Problem, wenn sich Apps auf die SD-Karte verschieben lassen könnten, das geht aber nicht. Auf die SD-Karte dürfen nur Bilder und Musik ausgelagert werden. Läd man sich die Navikarten für Deutschland und 20 Apps herunter, wird es kritisch. Hallo Nokia, Speicher ist günstig! 16GB hätten es schon sein dürfen!

Der zweite saure Apfel, in den Käufer des günstigen Lumia 1320 beißen müssen, ist die Kamera. Die löst mit 5 Megapixel auf und macht sehr unterwältigende Fotos. Bei einem günstigen Chinaimport würde mich das wahrscheinlich nicht so sehr nerven, aber Nokia legt seit ca. 250 Technikjahren (etwa seit 2006 mit dem N93) viel Wert auf die Kameratechnik. Da sind meine Ansprüche an eine Handykamera einfach größer als bei anderen Handyherstellern. Die Kamera im 1320 reicht für Schnappschüsse bei bestem Tageslicht, das wars dann aber auch.

Lumia 1320 Testfoto

Wie schlecht können Fotos werden?

Was kann man sonst zur Hardware sagen? Das Display löst mit heutzutage auf dem Papier lächerlichen 720p auf, was mich aber auch auf 6 Zoll nicht wirklich stört, denn die restlichen Werte stimmen: Das Schwarz ist ziemlich schwarz, das Display ist auch bei Sonnenlicht hell genug, mit Handschuhen bedienbar und ist blickwinkelstabil. LTE ist an Bord, was ich sehr erfreulich finde. Der Lautsprecher klingt genau so schlecht wie bei 95% aller auf dem Markt befindlichen Geräte. Einzig Apple und HTC bekommen es hin, ordentliche Lautsprecher einzubauen. Nervig: Die Softkeys sind nicht beleuchtet.

Lumia1320 Frontal

Windows Phone und der Nokia Faktor

Man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass das Nokia Entwicklerteam fleißiger an der Weiterentwicklung von Windows Phone arbeitet als Microsoft selbst. Für Käufer von Nokia Hardware bedeutet das eine Fülle an Zusatzapps, die allesamt sehr cool sind und großen Mehrwert bieten. Von der Offline-Navigation Here Drive über die Kamera-App, bei der man sogar manuell fokussieren kann bis Nokia Music sind die Apps durchweg gelungen. Aber auch von Microsoft gibt es mit dem kostenlosen Office eine App, die mit OneDrive und Exchange Integration wunderbar zu benutzen ist und im Business-Umfeld Spaß macht (so viel Spaß wie Business eben macht).

Wenn man, wie ich, seit 175 Technikjahren auf Android Hardware unterwegs ist und dementsprechend viele Google Dienste nutzt, könnte ein Umstieg aber immer noch ernüchternd sein. Bei meinem persönlichen Setup besteht auch mit dem Black Update noch das Problem, dass sich Google Kontakte mit .png Dateien als Bildern nur genau ein Mal synchronisieren lassen. Ab dann zeigt das Handy an, dass nicht genug Speicherplatz zur Verfügung steht. Dazu kommt, dass es immer noch keine wirklich vernünftige Youtube App gibt. Von Google Drive oder Tasks ganz zu schweigen. Ich hoffe inständig, dass sich die großen Hersteller irgendwann zusammenraufen und komplett offene Schnittstellen für ihre Dienste anbieten. Hoffen wird ja wohl noch erlaubt sein.

nokia_lumia_1320_group

Fazit

Das Nokia Lumia 1320 ist ein erstaunlich komplettes Phablet, dem man seine günstige Natur nicht oft ansieht. An den Stellen, wo das dann doch durchkommt, ist die Enttäuschung bei mir aber umso größer. Die Kamera ist Mist, aber das wäre zu verschmerzen. Viel schwerer wiegt für mich der sehr geringe interne Speicher, der zu Anfang mit wenig Apps auf dem Gerät keine Probleme bereitet, aber früher oder später für ein böses Erwachen sorgen könnte. Trotzdem dürfen wir natürlich die Zielgruppe nicht aus dem Auge lassen. Wer sich an den 8GB Speicher und der Kamera stört, hat immer noch die Alternative des Lumia 1520. You get what you pay for.

Das Lumia 1320 wäre demnach etwas für preisbewusste Videogucker, die das große Display und die lange Akkulaufzeit lieben werden. Alternativ wäre LTE und die Office Integration etwas für ebenso geizige Businessanwender, aber wie viele mag es davon geben?

Für mich steht die Wahl fest: Wäre ich auf der Suche nach einem Phablet mit Windows Phone, würde ich lieber gleich zum 1520 greifen. Trotzdem gibt es vielleicht jede Menge Leute da draußen, die ein hartes Preislimit haben und trotzdem auf der Suche nach einem Windows Phone Phablet sind.

Auf jeden Fall sind sowohl das Lumia 1320 als auch das Lumia 1520 interessante Vertreter des Phablet-Formfaktors. Mal sehen wohin sich dieses Marktsegment in den nächsten 50 Technikjahren entwickelt.

Lumia 1320 – was für euch?


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