Nokia N9: Erster Eindruck des MeeGo-Smartphones

Diese Woche fand ein von Nokia organisiertes Bloggertreffen in Düsseldorf statt und neben den neuen Symbian-Smartphones mit Belle, von denen wir euch das Nokia 700 hier bereits näher vorgestellt haben, war mein Fokus vor allem auf das N9 mit MeeGo gerichtet. Vor Ort hat man uns das N9 auch kurz in einer kleinen Demonstration vorgestellt und den restlichen Tag konnte man das Gerät immer wieder ausprobieren und damit rumspielen.

Wir hatten es also immer wieder in der Hand und im Einsatz und auch wenn das sehr gut für einen intensiven Eindruck des Smartphones reicht, es noch ein Prototyp mit einem unfertigen OS und so sollte man diesen Artikel vielleicht auch mit Vorsicht genießen. Neben dem N9 hatten wir dank Albert von Mobile Livingroom auch ein N950 vor Ort, er gehört zu den glücklichen Entwicklern, die eins von Nokia geschenkt bekommen haben.

Erster Eindruck des Nokia N9 (und N950)

Kommen wir also zum ersten Eindruck und dieser war wie erwartet sehr positiv, tolle Verarbeitung und Haptik, man merkt, dass es auf den ersten Blick ein Flaggschiff ist. Und auf den zweiten Blick? Auch dieser war sehr positv, toller Touchscreen mit kräftigen Farben, intuitive „Swipe“-Bedienung der Oberfläche, schneller Browser und ein imposantes Multitasking machten echt Spaß.

Die Kamera reagierte schnell, Programme öffneten sich sofort und Spiele liefen flüssig, das OS ist nicht mehr weit vom Marktstart entfernt. Zum N950 möchte ich an dieser Stelle nicht so viel sagen, denn der normale Verbraucher wird es nie zu sehen bekommen, denn es ist ien Entwickler-Gerät und wird nur von Nokia selbst an ausgewählte Leute verschickt. Ich rate an dieser Stelle aber auch vom Kauf auf eBay ab, denn das Gerät wird keine Garantie von Nokia erhalten und nicht den Support bekommen, wie ein N9.

   

    

Trotzdem war auch hier der erste Eindruck positiv, der Touchscreen war zwar nicht ganz so gut wie der des N9 und das OS ist nicht für die Benutzung im Querformat ausgelegt, aber Fans von Slidern mit einer echten Hardware-Tastatur wären hier voll auf ihre Kosten gekommen. Beide Geräte sind eine tolle Kombination an MeeGo-Smartphones und man merkt auch irgendwo, dass diese mal für den Massenmarkt und nicht nur als Projekt für eine kleine Zahl von Usern und Entwicklern geplant worden sind.

Das Nokia N9 wird kein zweites N900

Nach und nach stellte sich bei mir wieder der Gedanke ein: Warum hat Nokia diesem Gerät eigentlich keine Zukunft gegeben? Das war natürlich auch ein Punkt, den ich mit den Leuten von Nokia vor Ort immer wieder diskutiert habe. Die Antwort ist mir seit dem ersten Tag der Partnerschaft mit Microsoft klar, es liegt eben an der neuen Strategie von Nokia. Trotzdem will man es vielleicht noch nicht so ganz verstehen, immerhin ist Nokia an dieser Stelle ehrlich und macht dem Käufer nichts vor.

Man will nicht mehr auf so vielen Baustellen vertreten sein, wie man es bisher war. Mit MeeGo hat man gezeigt was man kann und in Zukunft setzt man aber auf das weiter fortgeschrittene Windows Phone als OS. Es lässt sich drüber streiten, was besser ist, aber für Nokia ist es ein wichtiger Schritt, dass man diese Strategie klar vertritt und kein zweites N900 auf den Markt wirft (bei dem das am Anfang den Käufern nicht so klar war, denn diesen hat man eine tolle Zukunft von Maemo versprochen).

Und warum probiert man es nicht mit MeeGo?

Das wirft bei vielen natürlich Fragen auf, warum ein geschlossenes OS nutzen, das momentan sowieso keine wirkliche Bedeutung auf dem weltweiten Markt hat, da hätte man es doch auch mit MeeGo probieren können. Stand heute muss man Nokia aber zustimmen, MeeGo ist ein richtig tolles OS, aber man ist eben zu spät. Es fehlen noch viele grundlegende Features und den Entwicklern da draußen zu erklären, dass es nach iOS und Android neben Windows Phone 7, Symbian und dem Blackberry OS noch eine Oberfläche gibt, wäre verdammt schwer geworden.

Microsoft hat sich diese Basis mittlerweile jedoch so langsam aufgebaut und Nokia möchte kein Risiko mehr eingehen. Mit Windows Phone wird man nicht scheitern, am Anfang vielleicht nicht so erfolgreich sein, wie man es gerne hätte, aber nicht radikal scheitern, das glaube ich definitiv nicht. Mit MeeGo hätte man etwas erreichen können, aber das Risiko auf die Schnauze zu fallen ist hier spürbar höher.

Nokias Vergangenheit

Nokia hat in der Vergangenheit viele Dinge angefangen, ohne sie zu beenden und diese Fehler führten eben zu Elops Entscheidung am 11. Februar. Nokia hatte die ersten Tablets, die besten Kamera-Handys, mit Maemo 5 ein intuitives und schickes OS und hat eben die letzten Jahre zu lange auf das falsche Pferd gesetzt: Symbian. Hätte man seine Stärken viel früher in einem Portfolio vereint und etwas riskiert, wäre man heute nicht da, wo man jetzt ist.

Doch wir haben die Gegenwart und wir blicken in die Zukunft und man hat am Mittwoch gemerkt, dass es Nokia gut tut eine klare Strategie zu haben, auch wenn diese einigen Fans vielleicht nicht gefällt. Ich ordne mich da übrigens mit ein, das N9 ist ein Smartphone, wie ich es mir seit geschlagenen zwei Jahren von Nokia wünsche, jetzt wirft man es halbfertig auf den Markt und wird es nicht so unterstützen, wie es das Gerät verdient hätte. Aber ich respektiere die Entscheidung von Nokia und bin gespannt, was man in Zukunft aus Windows Phone 7 macht, der Markt ist schnelllebig und wer weiß, wie die Situation in 2 Jahren aussieht.

Fazit zum Nokia N9

Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen, das N9 ist und bleibt ein tolles Smartphone, welches durchaus innovativ ist und bei der Bedienung viel Spaß macht – wie das „Swipen“ im Alltag aussieht muss man natürlich erst mal schauen. Apps wird es nicht besonders viele geben, Facebook und Twitter stammen zum Beispiel von Nokia selbst und nicht direkt von den Netzwerken selbst, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht so wirkt.

Würde man mich momentan fragen, ob ich mir ein N9 importieren würde, würde ich das verneinen. Das liegt aber eben daran, dass mir das Ökosystem um ein Gerät herum sehr wichtig und das N9 nicht gerade billig ist. Hat man im N9 bereits alles, was man braucht, dann kann ich das Gerät auf jeden Fall empfehlen. Wir geben die Hoffnung auf ein Testgerät aber nicht auf und werden euch zum Marktstart dann hoffentlich einen ausführlichen Testbericht präsentieren können.

    

    

    

    


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