Nokias Zukunft auf dem Smartphone-Markt

Kommentar

Nokia hat am Wochenende den Preis für das Lumia 900 in den USA von 100 Dollar auf 50 Dollar mit einem Vertrag beim Netzbetreiber AT&T heruntergesetzt, trotz positivem Feedback und einer großen Werbekampagne scheint das Windows Phone in den Staaten nicht so richtig anzukommen. Das Gerät hat Berichten zufolge sogar die größte Kampagne bekommen, die jemals bei AT&T gestartet wurde, mit dem Flaggschiff wollte man zurück auf den US-Markt und wieder mit Konkurrenten wie Samsung und Apple gleichziehen. Anhand den Analysen von ComScore und Nielsen schlussfolgert Asymco, dass sogar gerade mal 330.000 Windows Phones in den letzten vier Monaten in den USA verkauft wurden. Momentan wird neben dem Lumia 900 übrigens auch das Lumia 710 in den USA verkauft. In Anbetracht der gesetzten Erwartungen für die Wochen sind das fatale Zahlen für die Finnen.

Kreditratingagenturen haben das Unternehmen bereits auf „Junk“-Status runtergestuft und auch die Zahlen für das zweite Quartal geben keine Hoffnung. Das Ergebnis für das zweite Quartal 2012, welches Nokia diesen Donnerstag bekannt geben wird, soll sogar noch schlechter ausfallen, als das letzte Quartal. Analysten gehen davon aus, dass der Verlust doppelt so hoch sein wird, wie im ersten Quartal. Die Aktion erreichten nach diese Meldungen Tiefstwerte und man stellt sich weiterhin die Frage: Wie lange soll das noch so weiter gehen? Bei Nokia ist man für die Zukunft zwar weiterhin zuversichtlich, die Zahlen sprechen momentan aber eine ganz andere Sprache und das dritte Quartal könnte die ersten beiden vielleicht sogar noch unterbieten. Spätestens an diesem Punkt darf die Frage nach der richtigen Strategie erlaubt sein, den die aktuelle scheint nicht aufzugehen.

Der Markt ist zwar schnelllebig und der Marktanteil von Windows Phone wächst weiterhin langsam an, doch von Modellen wie dem Lumia 900 sollte man dann auch einen gewissen Erfolg erwarten können. Weltweit 3,8 Millionen Lumia-Smartphones im dritten Quartal sind für Nokia jedenfalls kein positives Ergebnis. Nicht auf einem Markt, in dem Apple diese Menge an einem Wochenende und der härteste Konkurrent Samsung mehr als doppelt so viele Einheiten von einem Gerät in einem Monat verkauft. Und die jüngste Kritik macht es nicht leichter, die Präsentation von Windows Phone 8 war in der Presse ein Todesurteil für Geräte wie das Lumia 900, wieso jetzt noch 500 Euro ausgeben, wenn ich bis Ende des Jahres neue High-End-Smartphones in dieser Preiskategorie bekommen werde, die dann auch zukunftssicher sind. Ganz egal welche Funktionen WP 7.8 am Ende vielleicht bekommen wird.

Doch was ist die richtige Strategie auf so einem Markt? Die Lösung heißt auf jeden Fall nicht Android, denn Smartphones mit diesen OS sind auch kein Garant für einen hohen Umsatz. Das richtige Rezept scheint hier momentan nur Samsung gefunden zu haben, die mit ihren Smartphones nach Apple den meisten Umsatz machen. Wichtig: Es zählen nicht nur verkaufte Einheiten, der Umsatz wird heutzutage vor allem nach dem Kauf eines Smartphones gemacht. Das ist auch der Grund, warum beispielsweise Amazon und Google ihre Hardware größtenteils kostendeckend verkaufen. Nokias Strategie als Service-Anbieter mit Diensten wie Navigation ist daher gar keine schlechte Option. Allerdings hat man sich von Microsoft abhängig gemacht, die wiederum die Marschrichtung für die Entwicklung ihres OS angeben.

Die Lösung heißt beim aktuellen Stand aber auch nicht unbedingt Windows Phone, eine Strategie mit mehreren Oberflächen wäre wohl die sinnvollste gewesen, allerdings hätte das auch höhere Kosten bei der Entwicklung von Diensten verursacht und die Zahlungen von Microsoft wären geringer ausgefallen, oder vielleicht hätte man auch gar keine finanzielle Unterstützung bekommen. Die Situation bei Nokia ist angespannt und wird es in den nächsten Monaten auch bleiben, nach dem Launch der Lumia-Reihe ruht die Hoffnung jetzt auf der zweiten Generation mit Windows Phone 8. Der einst innovative Hersteller muss sich aber glaube ich damit abfinden auf dem Markt eine untergeordnete Rolle einzunehmen. Natürlich kann das in einem Jahr wieder anders aussehen, ich bleibe da bei der aktuellen Entwicklung aber skeptisch und hoffe auf der anderen Seite das Beste für Nokia.

Das hat mehrere Gründe, zum einen bin ich mit dieser Marke aufgewachsen und habe daher natürlich gewisse Sympathien für das Unternehmen, auf der anderen Seite ist es das letzte Unternehmen in diesem Markt mit einem Standort in Europa und ich würde hier in Zukunft ungern einen reinen Konkurrenzkampf der asiatischen Hersteller sehen. Ob ich persönlich an den Durchbruch glaube? Ich glaube Windows Phone wird seinen Teil vom Kuchen abbekommen, dafür wird Microsoft schon sorgen, allerdings wird der Marktanteil in den nächsten 2-3 Jahren überschaubar bleiben.

quellen asymco (1) (2) cnbc reuters

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