Pebble Time Testbericht

Pebble Time Header

Seit über zwei Wochen laufe ich jetzt mit einer Pebble Time an meinem Arm herum und teste die neue Smartwatch-Generation im Alltag. Es wird daher Zeit für ein paar abschließende Worte und ein finales Fazit.

Vorwort

Bei der Pebble handelte es sich bei mir, wie bei vielen anderen vielleicht auch, um die erste Smartwatch. Fitness-Tracker mit smarten Funktionen hin oder her, die Pebble war für mich die erste Smartwatch, die auch dafür sorgte, dass das Interesse an dieser Kategorie allgemein wuchs. Nach dem ersten Modell wurde es dann aber eine Weile ruhig, viele andere Hersteller brachten ihre Idee einer Smartwatch auf den Markt. Die Pebble Steel war für mich übrigens das bessere Modell, aber nie wirklich ein Nachfolger für die erste Pebble.

Die neue Time ist das und sie besitzt auch genug Neuerungen, um als solcher eingestuft werden zu können. Da wäre zum Beispiel das Display, welches jetzt farbig ist. Die Anzahl der Farben ist eingeschränkt, wie auch die Funktionen, aber bei Pebble hat man das gemacht, was viele gefordert haben und ist bei den Wurzeln geblieben. Im Fokus steht noch immer die Akkulaufzeit. Doch der Markt hat sich gewandelt, reicht dieser Schritt also aus?

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Ausgepackt

Wir haben das gute Stück bereits vor ein paar Tagen ausgepackt und auch vor die Kamera gehalten. Das Video habe ich euch hier noch mal eingebunden, den Beitrag findet ihr hier und technische Details zur Pebble Time gibt es hier.

Design, Verarbeitung und Haptik

Fangen wir mit dem an, was man als erstes begutachtet, das Design und die Haptik der Pebble Time. Sie ist angenehm leicht, sie ist dünner geworden und sie sieht besser aus. Ein optischer Leckerbissen ist die Smartwatch in meinen Augen immer noch nicht, aber ich finde sie wesentlich hübscher, als die erste Generation. Ich finde das normale Modell kommt optisch aber nicht an die Steel heran. Mal schauen, wie das dann bei Steel und Time Steel aussieht.

Die Verarbeitung ist gut, die Pebble fühlt sich aber immer noch billig und nicht besonders hochwertig an. Das liegt vor allem daran, dass sie zum größten Teil aus Plastik besteht und mit einem Gummiarmband daher kommt. Vor allem mit Blick auf die aktuelle Konkurrenz wirkt die neue Time dann doch in etwa so, als ob sie dieser hinterher rennt. Man könnte jetzt auch behaupten dieser Retro-Look ist gewollt. Man muss ihn jedenfalls mögen.

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Die Tasten haben gute Druckpunkte, der Alurahmen auf der Frontseite macht etwas her und auch sonst kann ich nur sagen, dass ich die Pebble Time sehr angenehm am Arm fand. Ein großer Pluspunkt ist für mich, dass man die Armbänder mittlerweile schnell wechseln kann. Das war bei der alten Pebble dann doch etwas komplizierter. Also, gute Verarbeitung, eher billige Wahl des Materials, dafür aber sehr bequem zu tragen und nicht zu schwer.

An dieser Stelle merkt man aber auch, dass Geschmäcker verschieden sind. In meinem Umfeld kam die neue Pebble teilweise besser als die alte an, aber sie wurde auch gerne mal als billige Plastikuhr aus dem Automaten bezeichnet. Es liegt wohl einfach im Auge des Betrachters. Einen Design-Preis gewinnt man mit der neuen Pebble Time aber mit Sicherheit nicht. Ich würde glaube ich dann doch lieber zur Steel-Version greifen, die deutlich hochwertiger wirkt.

Display

Im Vergleich zur ersten Pebble ist das Display jetzt farbig. Das macht für mich aber keinen so großen Unterschied, im Gegenteil, oftmals kann ich bestimmte Texte nicht ablesen, weil zum Beispiel die Farbe von Text und Hintergrund unpassend gewählt wurden. Hinzu kommt, dass sich die Displaybeleuchtung meiner Meinung nach verschlechtert hat. Das Display wirkt oftmals deutlich milchiger und nicht mehr so klar. Mal abgesehen von den sichtbaren Pixeln.

Das gleiche gilt für die Sicht im Freien. Als Schutz kommt Gorilla Glas zum Einsatz, welches aber leicht gebogen ist. Im hellen Sonnenlicht hat das bei mir auch gerne mal dazu geführt, dass ich die Pebble nicht aus jedem Winkel ablesen konnte. Dafür ist das Display eben weiterhin durchgehend an und immer ablesbar. Das bleibt eine große Stärke der Pebble als „echte Uhr“.

Ich hätte mir vielleicht ein größeres Display beim Nachfolger gewünscht, auch bei der Time nimmt dieses eher wenig Fläche ein. Neben einem schwarzen Rahmen rund um das Display gibt es dann noch den Rahmen aus Alu rund um diesen Rahmen. Das ist in meinen Augen zu viel und sieht auch nicht so gut aus. Dann lieber mehr Display und 1-2 Tage weniger Akkulaufzeit.

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Akkulaufzeit

Womit wir beim nächsten Punkt sind, der Akkulaufzeit. Normalerweise könnte ich jetzt hier „Besser als bei sämtlichen Modellen der Konkurrenz“ schreiben und der Punkt wäre abgehakt. Tatsächlich muss ich hier aber auch Kritik üben und sagen, dass die Pebble Time bei mir immer nur ganz knapp 5 Tage ohne Ladevorgang ausgehalten hat. Es gab zwei Mal eine Tendenz zu vier Tagen.

Das ist immer noch hervorragend und unerreicht, aber die Angabe von „bis zu 7 Tagen“ Akkulaufzeit ist bei der Time etwas hoch gegriffen. Ich würde da eher von bis zu 5 Tagen sprechen. Die Akkulaufzeit ist aber natürlich weiterhin einer der größten Pluspunkte, wenn man die Smartwatch mit anderen Modellen auf dem Markt vergleicht. Dafür muss man eben auch Abstriche machen.

Das neue Betriebssystem

Und diese gibt es hauptsächlich bei den Funktionen. Hier sollte ich vielleicht noch kurz erwähnen, dass Android-Nutzer mehr Optionen haben, da ich die Pebble Time aber mit einem iPhone 6 getestet habe, musste ich mit dem beschränkten Funktionsumfang leben. Ein Beispiel? Die Spracheingabe als Möglichkeit zum Antworten auf SMS nutzen. Geht unter iOS nicht.

Ansonsten gefällt mir die neue Timeline, wie sich das Betriebssystem nennt, äußerst gut. In den ersten Tagen war ich sogar richtig begeistert von dem Konzept in die Vergangenheit und in die Zukunft zu springen und sich zum Beispiel Dinge wie Termine und das Wetter anzeigen zu lassen. Doch nach ein paar Tagen hatte ich da so meine Probleme mit den ganzen Animationen.

Pebble Time Timeline

Man muss sich immer noch durch viele Menüs klicken und was mir hier nach einer Woche massiv auf die Nerven ging waren die zahlreichen Animationen. Hier eine Sonne, da eine Animation, es ist einfach ein bisschen zu viel für mich gewesen. Ich wünschte man könnte die Anzahl der Animationen irgendwie reduzieren, das ist aber nicht möglich. Die Einstellungen sind beschränkt.

Es gibt weiterhin den Nicht-Stören-Modus, man kann Bluetooth ausschalten, zwei Knöpfe für schnelle Starts von Apps belegen und eben die Uhrzeit und das Datum festlegen. Der Vibrationsmotor ist immer noch relativ stark und kann nicht reguliert werden. Doch Pebble macht ja nicht nur mit einer neuen Optik und Ordnung Werbung, es gibt da ja auch noch die Apps.

Die Apps

Die Auswahl ist die gleiche, wie bei der alten Pebble. Es gibt ein paar nette Apps wie Swarm oder diverse Fitness-Tracker und einige davon wurden an das Farbdisplay angepasst, im Vergleich zu Android Wear und auch schon der Apple Watch liegt die Pebble aber mittlerweile zurück. Das Interesse der meisten Entwickler gilt Android und iOS und nicht unbedingt Pebble OS.

Apps stehen aber auf der anderen Seite nicht so sehr im Fokus, wie sie das zum Beispiel bei einem Smartphone tun. Ich persönlich nutze zum Beispiel nur sehr wenige Apps. Dennoch, wenn man mal weiß, was für Möglichkeiten es da so bei Android Wear und der Apple Watch gibt, vermisst man diese und die einst große Auswahl der Pebble wirkt auf einmal sehr klein.

Ein Problem von Pebble ist natürlich, dass sie nicht nativ auf alles zugreifen dürfen, was Android und iOS bieten. In Kombination mit Android kann die Pebble mehr, aber vor allem im Vergleich mit der Apple Watch merkt man dann doch sehr schnell, dass die Pebble beim Funktionsumfang keine Chance hat. Spätestens mit watchOS 2 im Herbst wird das richtig schwer für Pebble.

Nehmen wir zum Beispiel die Antwort einer Spracheingabe auf eine iMessage, oder das archivieren einer Mail, oder oder oder. Worauf ich hinaus will, und da sind sich Android und iOS ähnlich, die Betriebssysteme von Google und Apple sind besser auf ihre jeweiligen Smartwatches angepasst. Das native Spiel der Gadgets ist ein Vorteil, der der Pebble immer mehr zum Nachteil wird.

Pebble Time Musik

Wie nutzt man eine Smartwatch?

Hier stellt sich aber direkt die Frage: Wie nutzt man eine Smartwatch? Und das „man“ darf man gleich mal durch „ihr“ ersetzen. Entscheidend ist nämlich, was ihr aus einem solchen Gadget herausholen wollt. Euch reichen ein paar Apps für Fitness (Schritte zählen) und Benachrichtigungen ohne Antworten? Dann reicht euch auch der Funktionsumfang einer Pebble Time.

Ich persönlich bin mir da noch nicht ganz sicher, vermutlich hat eine Apple Watch für mich zu viele Funktionen, eine Pebble Time besitzt mittlerweile aber zu wenige. Schwieriges Thema, da dieser Markt noch relativ neu ist und die Auswahl der Modelle sehr klein. Vor allem als iPhone-Nutzer kann man im Prinzip nur zwischen einer Pebble und einer Apple Watch wählen.

Wichtig ist aber, dass man sich klar wird, was man nutzen möchte. Will man einfach nur eine Smartwatch, weil eben Smartwatch, dann lässt sich das noch schwieriger beantworten. Ich trage seit über zwei Jahren eine Smartwatch und weiß was ich von einem solchen Gadget erwarte. Und Ansprüche ändern sich und in meinem Fall reicht eine Pebble im Jahr 2015 nicht mehr aus.

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Sonstiges

Ein bisschen Hoffnung hatte ich bei der Möglichkeit externe Armbänder zu nutzen, doch bis jetzt sieht das alles noch sehr schlecht aus. Liegt vielleicht auch ganz einfach daran, dass die Pebble Time noch nicht wirklich verfügbar ist. Ob sich das ändert bezweifle ich momentan aber irgendwie auch, denn die meisten Hersteller von Zubehör konzentrieren sich auf die Apple Watch.

Die Pebble Time ist bis zu 30 Meter wasserdicht. So einen Wert bräuchte ich noch nicht mal, aber eine Smartwatch muss bei mir Wasser (vor allem im Schwimmbad und am See) aushalten. Ich möchte sie immer tragen, auch als normale Uhr wenn sie keine Verbindung zum Smartphone hat und das ist ein klarer Pluspunkt der Pebble. Ich hatte sie schon zwei Mal am See an und es gab keinerlei Probleme. Auch etwas tiefer tauchen ist kein Problem. Super.

Das Thema Fitness ist, sagen wir mal, okay. Wer nur seine Schritte zählen möchte dürfte hier zufrieden sein, dafür muss man sie dann aber auch immer am Arm tragen. Mir reicht das als Tracking nicht mehr aus, das Zählen von Schritten übernimmt mein Tracker am Arm (nicht mehr lange, anderes Thema) und die Smartwatch sollte dann schon den Puls messen können.

Geladen wird die Pebble Time auf der Rückseite und das Ladekabel haftet sich magnetisch an. Funktioniert einwandfrei und ist für mich so akzeptabel. Im Lieferumfang gibt es übrigens kein Netzteil, zumindest bei der finalen Version für den Einzelhandel, das sollte man vielleicht noch bedenken.

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Fazit

Die Pebble Time ist eine tolle Smartwatch, ich bin immer noch irgendwie ein Fan von diesem Retro-Feeling. Die Pixel, das kleine Display, das billige Plastik, das ergibt doch irgendwie ein stimmiges Gesamtbild. Hinzu kommt ein Preis von 250 Euro, der auch akzeptabel ist. Reicht doch im Grunde aus, oder?

Ich hatte vor dem Testgerät der Pebble meine Steel einige Wochen nicht mehr am Handgelenk gehabt und weiß jetzt auch warum, ich will mehr von einer Smartwatch. Als iPhone-Nutzer bleibt mir da zwar nur die Apple Watch, die mir noch zu sehr Beta-Produkt ist, doch als Android-Nutzer würde ich zu einem Modell mit Android Wear greifen. Hier bekommt man einfach mehr.

Wem die Optik unglaublich gut gefällt, wer ein Display haben will, dass immer an ist und wem ein paar eingeschränkte Apps und Benachrichtigungen im Grunde ausreichen, der macht hier aber glaube ich nichts falsch. Am Ende bleibt das eine Frage der persönlichen Präferenz. Überlegt euch gut, ob euch die Pebble alles bietet, was ihr nutzen möchtet. Sollte die Antwort ja lauten, dann überlegt euch aber noch mal gut, ob ihr nicht lieber zur Steel greift.

tl,dr Gelungenes Upgrade, doch die Auswahl auf dem Markt ist mittlerweile so groß, dass es viele Alternativen gibt. Ob man sich eine Pebble kaufen sollte hängt davon ab, ob einem der Funktionsumfang ausreicht. Die Smartwatch hebt sich jedenfalls durch ihre lange Akkulaufzeit von vielen anderen ab.


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