Die Qual der Tablet-Wahl

Gastbeitrag

Tablets erobern in den letzten Jahren immer mehr den Markt und drängen in immer mehr Haushalte. Viele Nutzer verabschieden sich nach dem Kauf eines Tablets von ihrem Desktop-PC oder Laptop. Deshalb sollte die Wahl des Tablets gut durchdacht sein. Eine Liste welche Dinge einem wichtig sind sollte man sicherlich anlegen, oder, für die ganz Mutigen, kann man ja einfach irgendein Gerät kaufen.

Seit nun mehr als knapp 2 Jahren habe ich ein Sony Tablet S – eines dieser „ersten“ Android-Tablets. Das Gewicht des Gerätes ist hart an der Grenze, die Performance ist nicht sonderlich gut und das Tablet stürzt gerne mal ab. Ein ewiger Reboot-Vorgang hat dies zur Folge. Kurz um ich war/bin nicht mit dem Tablet zufrieden. Ein Lösung musste her, aber welches Gerät soll es denn sein?

Erste Idee: Android

Ein Manko von Android-Tablets ist die mangelnde Optimierung der Apps an die Bildschirmauflösung. Freilich könnten einige sagen, dass es genügend und gute Apps gäbe, mir aber reicht die Auswahl und die Qualität nicht. Somit fällt ein Großteil der Android-Tablets raus. Einige wenige schaute ich mir genauer an. So zum Beispiel das Nexus 7 und das LG G Pad. Die Geräte sind solide, aber die Erfahrungen und meine Meinung von Android-Tablets war zu vergiftet, als das ich mir (aktuell) ein weiteres Android-Tablet kaufen würde.

Ein kleinen Schwenk machte ich noch in Richtung Amazon. Aber für mich überwogen die Nachteile den wenigen Vorteilen, so dass Android (und Fire OS) nicht in Frage kamen.

Alternative 2: Windows 8 RT / Windows 8

Als nächstes kamen mir Geräte mit Windows 8 in den Sinn. Windows 8 RT fiel sehr schnell aus meiner Liste, weil die Beschränktheit merkwürdige Züge annimmt. Als Browser gibt es nur die Möglichkeit den Internet Explorer zu verwenden und dieser unterstützt keine Plug-Ins. Mit anderen Worten kein Flash und kein Silverlight.

Jetzt könnte man meinen, dass beide nicht zwingend nötig wären, aber leider ist ein wichtiger Punkt auf meiner „Wunschliste“ die Nutzung von Amazon Instant Video. Eine App für Windows gibt es nicht und im Browser benötigt man in Deutschland Silverlight (in den USA könnte man auf Flash umstellen, bringt in dem Fall aber auch nichts).

Die nächste Variante waren Geräte mit Windows 8. Auf dem Papier eine super Lösung, man hat quasi ein portables System mit allen Vorzügen von Windows.

Also habe ich mir diverse Geräte angeschaut, die es mit Windows 8 gibt. Das – in meinen Augen – beste Gerät war das Surface Pro 2. Leider ist das Gewicht ziemlich hoch, ein Arbeiten auf dem Tisch wäre okay. Ein Arbeiten mit dem Tablet in einer Hand fast unmöglich. Hinzu kommt, dass das Gerät auch deutlich teurer ist und der Vorteil gegenüber Ultrabooks – die teilweise ein ähnlichen Preis haben – marginal ist.

Des Weiteren habe ich mir das Asus VivoTab 8 angeschaut. Grundsolides Gerät, aber es hinkt – so wie die meisten Windows Tablets – noch ein wenig hinterher. Die Auflösung ist nicht besonders gut. Das gleiche gilt für den Tastendruck des Power-Buttons und die Lautstärke-Tasten.

Verzweiflungstat oder Glücksgriff?

Aus lauter Verzweiflung habe ich bei einem Elektronikmarkt meiner Wahl – ausnahmsweise keinen großen Bogen um einen Hersteller gemacht – und mir das Gerät angeschaut. Das Gerät lag gut in der Hand, die Verarbeitung war spitze, das Display war ein Wucht und der Preis war ertragbar. Vor welchem Gerät stand ich? Ein iPad mini Retina lag in meiner Hand. Ich wusste über die Vorteile von Apple als solches und die Vorzüge von den Tablets im speziellen. Aber sollte ich mich wirklich dieser Einschränkungen hingeben? Viele Punkt auf meiner „Wunschliste“ könnte das Gerät erfüllen.

Ich zweifelte noch, schließlich war es Apple. Man muss Eingeschränktheit und Bevormundung rechnen und wird in der „Freiheit“ eingeschränkt. Durch Zufall fand ich dann ein unschlagbares Angebot einer Zeitung. 2 Jahre Laufzeit mit iPad mini Retina. Montag bis Samstag gibt es eine Tageszeitung im Briefkasten, die man auch digital erhält. Der Gesamtpreis auf einem überschaubarem Niveau, zumal die Tageszeitung ziemlich gut ist. Also eine Win-Win Situation.

Ich konnte – relativ günstig – das Gerät auf Herz und Nieren prüfen und bekam zusätzlich noch eine Zeitung. Ein Vorteil von Apple ist ja stets die hohe Preisstabilität. Sollte mir das Tablet nicht zusagen, könnte ich es immer noch für einige Euros unter die Leute bringen und könnte trotzdem die Zeitung nutzen ohne auf horrenden Kosten sitzen zu bleiben.

Also bestellte ich das Abo und das Warten begann. Nach knapp einer Woche bekam ich die Bestätigung, dass der Versand vorbereitet wurde. Kurze Zeit später konnte ich das iPad mini Retina in den Händen halten.

Erster Eindruck

Die Verpackung war ziemlich klein. Wie zu erwarten war, war die Verpackung ein kleines bisschen größer, als das iPad mini selber. Das Gerät war mit Folie eingepackt und startete nach einem kurzen Klick auf den Power-Button. Während der Einrichtung schon die erste Ernüchterung: Man musste das Gerät (WLAN-Variante) direkt mit einem WLAN verbinden. Da ich in meinem Netz ein MAC-Filterung eingerichtet habe, musste ich auf Tethering zurückgreifen.

So konnte ich diesen Test schon mal positiv bewerten, die Verbindung zwischen einem Android Smartphone und dem iPad klappte gut. Nach dem ersten Einrichten und dem ersten Besuch im App Store wurden mir diverse Apps direkt angeboten. Leider nur als Pack und nicht einzeln. Auf dem Homescreen konnte man sich von den Apps wieder verabschieden (auch vor dem Download). Später habe ich die Apps direkt gefunden.

Das Pack ist sicherlich von Apple „gewünscht“, damit man die Apple-Apps auf den iPads und iPhones installiert und nicht übersieht, vergisst oder nicht weiß, dass es sie gibt. Hier auch ein Vorteil gegenüber dem Play Store. Man kann mehrere Apps gleichzeitig laden (diese Funktion soll es ja bald auch geben). Zum Gerät selber kann man nur Apple Respekt zollen. Gut verarbeitet, schlicht und durchdacht.

Zweiter, dritter, vierter und fünfter Eindruck

Es folgte die Suche nach geeigneten Apps. Überraschenderweise war die Auswahl nicht so groß wie gedacht. Die für mich interessanten Fitness-Apps (Up by Jawbone und Withings) gab es nur als skalierte iPhone App. Gleiches galt für Spiegel Online, Focus und LOVEFiLM per Post. Die Qualität der iPad-Apps schwankt auch sehr stark. Während Facebook, Kicker und Evernote richtig gut aussehen, gibt es andere Apps, die von Design noch nichts gehört haben. Somit konnte ich hier als Fazit nur sagen, dass die Auswahl an „echten“ Tablet-Apps nicht viel besser, als bei Android ist.

Positiv hingegen ist mir die Akkulaufzeit aufgefallen. In der Anfangszeit einer neuen technischen Errungenschaft wird viel probiert und somit wird der Akku mehr beansprucht. Der Akku hielt aber sehr gut durch. Das erste Mal an den Strom musste das iPad nach einem Tag (ich würde auf mehr als 6 Stunden Akkulaufzeit tippen).

Erste Züge der „appleschen“ Einschränkungen waren auch schon zu spüren. So nervte es stehts ein Passwort in dem App Store einzugeben. Eine Einstellung – die das Passwort speichern würde – gibt es leider nicht. Diese Funktion springt immer dann an, wenn die App komplett beendet wird, nicht nach einer gewissen Zeit (obwohl das vielleicht auch sein könnte, ich habe diesen Zeitpunkt zumindest noch nicht erreicht).

Die Materialwahl gefällt mir mit am besten. Es wirkt wertiger, als Geräte aus Plaste und man spürte Wärme und Kälte. Manchen dürfte dies aber nicht gefallen. Obwohl ich sagen muss, dass mir das Gerät von weiten mir nicht so super gefällt. Erst in den Händen offenbart es die „wahre“ Schönheit.

Die Performance und die Reaktionszeiten sind absolut top, nicht zu vergleichen mit dem lahmen Tablet S (was sicherlich auch nicht der Performance-Krösus ist).

Der Ton über die Lautsprecher ist gut, aber keine Wucht. Bässe fehlen und irgendwie klingt alles etwas dumpf. Für echten tonalen Genuss sollte man Kopfhörer oder andere Lautsprecher anschließen.

Zu iOS sei gesagt, dass die Steuerung ein wenig anders, als von Android gewohnt, ist. Aber man hat sich relativ schnell eingearbeitet. Was mir nur teilweise gefällt ist das alles nach irgendwelchen – nicht nachvollziehbaren – Gründen sich verändert. Ein anderer Hintergrund sorgt für ein anderes Farbschema, die Tastatur ist mal grau, mal weiß und dann sogar schwarz. Aber warum ist nur schwer nachvollziehbar und eine Einstellung wie „Ich will eine weiße Tastatur“, gibt es leider nicht. Wieder ein Thema der Beschränktheit. Während meines Tests bekam ich noch ein Update auf iOS 7.1, einen Unterschied konnte ich aber nicht ausmachen.

Mein persönliches Fazit

Das iPad Mini Retina ist jetzt nicht das Mega-Gerät, was Apple dem Kunden weiß machen will. Es hat aber seine Daseinsberechtigung. Es ist flott, schick und hat ein tolles Gehäuse. Die Vorteile von iOS scheinen immer mehr dahin zu schmelzen, der Vorsprung der iPads wird – ähnlich wie bei den iPhones bereits geschehen – immer kleiner. Ein großer Teil der Punkte auf meiner Wunschliste wurden erfüllt und ich werde mir das iPad mini Retina noch ein wenig konkreter anschauen, um ein abschließendes Urteil zu fällen.

Ich bereue den Kauf nicht. Auch wenn mir jeder, dem ich von meinem neuen Produkt erzähle, erst einmal eine Standpauke hält, was mir einfallen würde ein Apple-Produkt zu kaufen. Mit meiner Wunschliste und meinen Gründen, konnte ich bei den meisten zumindest die Wogen glätten :)


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