Siemens Xelibri: Als Handys noch Paradiesvögel sein durften

Gastbeitrag

Xelibri 1 | Bild: Wikipedia CC BY-SA 3.0

Für viele von uns sind Handys der Marke Siemens nur noch eine Erinnerung. Vor rund neun Jahren erschien das letzte Handy des deutschen Konzerns. Fast vergessen sind Siemens’ Bemühungen, mit der Marke Xelibri aus Handys Modeaccessoires zu machen.

2005 endete ein Kapitel, an das bestimmt nicht nur ich mit Wehmut zurückblicke. Damals ging Siemens mobile an den taiwanischen Hersteller Benq, ein Jahr später meldete Benq mobile Insolvenz an. Wer zur Jahrtausendwende ein Handy hatte, der hatte oft eines des Münchener Konzerns. 20 Jahre baute Siemens Mobiltelefone — angefangen vom C1 über das C25 bis hin zum SXG75, dem letzten Handy von Siemens.

2003 rief Siemens die Marke Xelibri ins Leben. Im Halbjahresrhythmus sollte sie Mobiltelefone auf den Markt bringen, die die Devise “Form follows Function” umkehrten. So fehlte zwei Modellen die klassische Tastatur (Xelibri 3 und 8), ein anderes sah trotz Tastatur aus wie eine Puderdose (Xelibri 6). Alle Modelle wirkten wie Requisiten aus einem Science-Fiction-Film. Beim Vertrieb setzte Siemens auf Boutiquen und Kaufhäuser. Zwei Kollektionen mit insgesamt acht Handys gab es, bevor Siemens 2004 den Schlussstrich zog.

Xelibri 2 | Bild: Wikipedia CC BY-SA 3.0

Siemens wollte mit Xelibri eine Antwort geben auf einen fast gesättigten Handymarkt — und hat die Funktionalität dem Design geopfert. So konsequent — sprich: mit einer eigenen Marke — wie Siemens praktizierte das kein anderer Hersteller. Zwar hatte beispielsweise auch Nokia auf modisch getrimmte Telefone im Programm, doch das Modische beschränkte sich weitestgehend auf floralen Zierrat auf im Grunde herkömmlichen Handys (Nokia 7360, 7373 und 7390). Von Nokias Fashion Phones durchbrachen einzig das Nokia 7280 (ebenfalls 2004) und dessen Nachfolger, das Nokia 7380 (2005), mit ihrem James-Bond-Look die Grenzen.

Auch Samsung und Bang & Olufsen pfiffen auf die Konventionen des Handy-Designs und brachten 2005 gemeinsam das Serene auf den Markt. Es wirkte wie eine Mischung aus Puderdose, Wählscheibentelefon und iPod.

2007 machte Apple mit dem iPhone dann das Mobiltelefon endgültig zum Accessoire, allerdings ohne Funktionalität dem Design zu opfern. Die Handywelt ist seit dem Siegeszug des Touchscreens eine langweiligere geworden. Das ist nicht als Kritik am Design von Apple, Nokia und Co. zu verstehen. Aber wenn die gesamte Vorderseite eines Geräts aus einer Glasscheibe besteht, ist der Raum für Designvariationen gering.

Gestalterische Spielereien haben sich seither größtenteils auf die Ebene direkt hinter der Glasscheibe verlagert: Smartphones unterscheiden sich optisch stärker durch das User Interface der Software als durch die Gehäuseform oder die Anordnung ihrer Tasten. Dass Smartphone-Hüllen — vor allem für das iPhone — bei Verbrauchern so beliebt sind, mag auch eine Reaktion auf die größere Uniformität moderner Mobiltelefone sein.

Der Touchscreen mag die Mobiltelefone gleicher gemacht haben, doch erst durch ihn konnten die Geräte zu kleinen aber immer größer werdenden Tausendsassas werden. Und ein großes Display auf der Front gibt den Designern auch weniger Spielraum für Fehltritte. Die bleiben dann den Nutzern mit ihren Hüllen überlassen.


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