TomTom Curfer ausprobiert

Vernetzte Autos sind ein interessantes Themenfeld, auf dem mich bisher nur wenige Lösungen gereizt haben. Das lag oft daran, dass Smartphones bei vielen Lösungen nicht auf Daten vom Fahrzeug zurückgreifen können. Das ist beim TomTom Curfer anders, denn dieses System setzt auf die On-Board-Diagnose.

TomTom Curfer ist eine Kombination aus Smartphone-App und einem OBD2-Dongle mit Bluetooth. Die meisten nach 2004 gebauten Fahrzeuge verfügen über einen kompatiblen On-Board-Diagnose-Anschluss (OBD-Anschluss), an diesen wird das Dongle angeschlossen. Es ist klein und dezent, in unserem Skoda war es nicht sichtbar. Hier kommt es aber auch immer darauf an, wo genau der OBD-Port im Auto liegt. Über das Fahrzeug wird der kleine Stecker mit Energie versorgt und kann so eine Bluetooth-Verbindung aufrecht erhalten. Soweit erstmal zum Funktionsprinzip.

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Mir ist durchaus bekannt, dass es auch freie Apps und freie Dongles dieser Art gibt. Meist stammen diese Aus Fernost und können über eBay und Co. bezogen werden. Auch wenn ich fast jede Woche in entsprechend Shops bestelle, bin ich bei einem Fahrzeug doch eher kritisch eingestellt. Der OBD-Anschluss ist mir zu anfällig, als dass ich dort „irgendwas“ anschließe, schließlich können darüber nicht nur Daten ausgelesen, sondern auch geschrieben werden. Das sieht vermutlich jeder anders, später im Beitrag führe ich noch einige Bedenken zum Thema Sicherheit auf.

TomTom Curfer_1

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Doch zunächst einmal zu den Kernfunktionen des TomTom Curfer. Mit dem System kann der eigene Fahrstil in Echtzeit visualisiert werden. Das Konzept ist dabei recht einfach gehalten. Insgesamt werden vier Bereiche angezeigt:

  • Beschleunigung
  • Bremsen
  • Kurvenfahren
  • Leerlauf

Jeder dieser Parameter wird auf dem Dashboard als kreisförmiges Segment dargestellt. Während der Fahrt, verändert sich die Farbe der einzelnen Segmente, abhängig vom Fahrstil des Fahrers. Das System analysiert also anhand der Daten vom Auto stetig, wie man fährt und „meckert“, wenn man das nicht gut macht. Ob man sich selbst zum besseren Fahren erziehen möchte, muss jeder selbst wissen.

 

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Ich bin eigentlich immer im grünen Bereich gefahren, weil ich einfach ein guter Fahrer bin. ? Nein Spaß, ich fahre einfach eher ruhig, schalte frühzeitig, knall mich nicht großartig hart in Kurven und bremse selten scharf. Das gefällt dem Curfer.

Etwas interessanter finde ich für mich die Zusatzdaten, denn in einem weiteren Screen kann man sich stetig die Motordrehzahl, Geschwindigkeit und weitere Fahrwerte anzeigen lassen.

TomTom curfer screen_4

Noch spannender, aber auch etwas schwieriger zu lesen, ist der Infoscreen zum Auto. Dieser liefert Daten zu Batteriespannung, Kühlmitteltemperatur, Luftmassenstrom und einiges mehr. Wer sich mit diesen Werten auskennt, kann aus ihnen und dem dazugehörigen Verlaufsdiagramm sicher seine Schlüsse ziehen. Ich kann es nicht, fand die Daten aber dennoch interessant.

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Die App finde ich gelungen. Sie lässt sich einfach bedienen, die Einrichtung erfolgt schnell und intuitiv und optisch ist sie eher dezent dunkel gehalten. Beim Autofahren optimal. Nachfolgend weitere Screenshots.

  • Visualisiere Beschleunigung, Kurvenfahren, Bremsen und Leerlauf in Echtzeit.
  • Live-Tipps und Empfehlungen.
  • Fahrstil ermitteln und beobachten
  • Daten und Statistiken aus der Vergangenheit mit neuen Daten vergleichen
  • Einzelne Fahrten aufzeichnen und Beschleunigung, Kurvenfahren und Bremsverhalten auf einer interaktiven Karte analysieren
  • Überprüfung von zusätzlichen Parameter wie Geschwindigkeit, Kraftstofffüllstand, u.v.m.
  • Patzer und Verbesserungsmöglichkeiten mit Hilfe der Event Marker erhalten
  • Badges wie z. B. „Cruiser”, „Road Warrior” oder „Night Owl” erhalten und mit Freunden teilen
  • Weg zum geparkten Auto anzeigen

Befürchtungen bezüglich eines zu hohen Stromverbrauchs des Dongles braucht man keine haben. Der LINK 100 (so heißt der kleine Stecker) kann bzw. soll dauerhaft angesteckt bleiben. Der Stromverbrauch im Ruhezustand (Motor aus, kein Telefon verbunden) beträgt etwa 1mA.

Kommen wir mal zum Datenschutz. Zu diesem Thema habe ich bei TomTom natürlich etwas nachgebohrt. Bluetooth ist immer aktiv, solange der LINK 100 installiert ist. Es ist also prinzipiell möglich, sich mit dem LINK 100 im geschlossenen Fahrzeug zu verbinden, während man davor steht. Allerdings ist der Datenaustausch mit dem Smartphone laut TomTom gesichert, so das man nur mit dem richtigen Benutzernamen und Passwort tatsächlich Daten vom Dongle erhalten kann.

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Sobald ein LINK 100 das erste Mal mit einem bestimmten Curfer-Account benutzt wurde, sind Gerät und Benutzer-Account miteinander verbunden. Nur wenn der erste Nutzer seinen Curfer-Account löscht, kann der LINK 100 mit einem anderen Benutzer-Account verbunden werden. Dabei werden alle eventuell noch auf dem LINK 100 gespeicherten Daten gelöscht. Man kann also  mehrere Telefone (abwechselnd) mit dem gleichen LINK 100 verwenden, solange man den gleichen Benutzernamen und Passwort verwendet.

Was wäre, wenn eine App manipuliert wird und vorgaukelt, dass sie die TomTom-App mit Berechtigung zum Auslasen der Daten ist? Dazu mein TomTom:

Durch verschiedene interne Sicherheitsmechanismen ist sichergestellt, dass sich der LINK 100 nicht mit einer anderen (manipulierten) App verbindet bzw. mit einer solchen irgendwelche Daten austauscht. Details dazu kann TomTom an dieser Stelle nicht offenlegen.

Besonders interessant fand ich auch die Frage, ob es hardwareseitig ausgeschlossen ist, dass der Link 100 in das Fahrzeugsystem schreiben kann, schließlich ist OBD dafür ja u.a. gemacht. TomTom verweist hier auf eine vorhandene Einschränkung:

Generell ist die Ebene der OBD-Kommunikation in der Software des LINK 100 fest „verbaut“, eine App (auch unsere eigenen) kann keinen Einfluss auf die Kommunikation nehmen, weder darauf, wann die Daten abgefragt werden, noch welche Daten. So können auch – im Gegensatz zu anderen OBD Dongles – keine beliebigen Daten auf dem Fahrzeug CAN-Bus geschrieben oder vom Bus gelesen werden. Damit können wir sicherstellen, dass der LINK 100 für „Hacker“ keine Möglichkeiten bietet, das Fahrzeug zu beeinflussen.

Das klingt für mich erstmal ganz schlüssig. Wie weiter oben erwähnt, sind mit diese Punkte nicht unwichtig bei einem Fahrzeug, mit welchem ich im Zweifel bei einer Fehlfunktion durch Systemmanipulation einen Unfall bauen könnte.

Fazit zum TomTom Curfer

Der TomTom Curfer  ist für mich ein interessantes System, mit Luft nach oben. Für um die 80 Euro ist das kleine Zubehör nicht gerade günstig und der Mehrwert fällt aktuell noch recht gering aus. Nach kurzer Zeit ist klar, wonach sich die Punktebewertung der Fahrdiagnose richtet und wie man diese Verbessern kann. Das sind im Grunde die alles uralte Regeln, zum umsichtigen und Fahrzeugschonenden Fahren.

Das heißt nicht, dass der Curfer nicht eine interessante Unterstützung bieten kann. Wer zum Beispiel seinen Spritverbrauch durch Selbstdisziplinierung etwas senken will, daran aber bisher gescheitert ist, für den ist solch ein System ideal. Wer zudem die Werte, welche solch ein Auto in Echtzeit liefert, wirklich deuten kann, der hat mit dem Curfer gleichzeitig ein mobiles Diagnosegerät dabei.

Für mich hielt sich der Mehrwert im Alltag in Grenzen. Nach der anfänglichen Euphorie schaute ich nur noch selten in die App und was mich da erwartete, war eigentlich immer vorhersehbar. Der TomTom Curfer ist eine nette, teils interessante und etwas zu teure Spielerei.

TomTom Curfer Website → TomTom Curfer kaufen →

Wertung des Autors

René Hesse bewertet TomTom Curfer mit 3.5 von 5 Punkten.

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