Banken und Sparkassen: Die Kündigungswelle rollt

Sparkasse

Banken und Sparkassen müssen ihre Kunden um Zustimmung zu neuen Geschäftsbedingungen bitten. Der Grund dafür ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom April 2021. Wer da nicht mitmacht, kann Teil einer Kündigungswelle werden.

Der Bundesgerichtshof hat es Banken und Sparkassen untersagt, das Schweigen von Kontoinhabern zu einer Gebührenerhöhung als Einwilligung zu werten. Was erstmal nach einer guten Nachricht für Verbraucher klang, heißt in der Praxis aber oft: friss oder stirb.

Nachdem zahlreiche Banken mit unsauberen Tricks ihren Kunden eine rückwirkende Zustimmung untermogeln wollten, geht es inzwischen nur noch darum, Druck aufzubauen. Wer neuen Geschäftsbedingungen nicht zustimmt, dem wird mehr oder weniger offen mit der Kündigung des Kontos gedroht. Und es mehren sich die Berichte, dass diese auch vollzogen werden.

Vor allem die Sparkassen, die nach dem Regionalprinzip agieren, scheinen hier in letzter Konsequenz knallhart durchzugreifen. Da aber jedes Institut mehr oder weniger für sich arbeitet, ist es schwer ein klares Bild zu bekommen.

Endstation Kontokündigung

So berichtete das Handelsblatt bereits Mitte Januar davon, dass die Sparkasse Nürnberg rund 10.000 Kunden, die den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht zugestimmt hatten, das Girokonto kündigen will. Auch die Sparkasse Hannover hat nach eigenen Angaben im dritten Quartal an rund 9000 Kunden ein Kündigungsschreiben versandt.

Interessant dazu: Der Sparda-Bank Hannover wurde zuletzt vom Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. eine Grenze aufgezeigt. Bankkunden stimmen demnach nicht automatisch durch die Nutzung ihres Kontos auch den Vertragsänderungen zu.

Ende Januar lieferte der NDR weitere Informationen. Demnach sind „fast alle Banken in Niedersachsen betroffen“. So hat beispielsweise auch die Landessparkasse zu Oldenburg angekündigt, rund 22.000 Konten zu kündigen, weil die Zustimmung zu den neuen Geschäftsbedingungen fehlt. Das entspricht etwa 5 % der Kunden.

Das Gleiche behält sich die Sparkasse Osnabrück vor, während weitere Banken und Sparkassen nicht offen über Kündigungsvorhaben sprechen wollen, häufen sich die Berichte, dass dieses Vorgehen bundesweit auftritt. Zuletzt hat die „SZ“ das Thema mit aktuellen Zahlen verschiedener Banken und Sparkassen zusammengefasst (Paywall).

Verfolgt man die Berichterstattung hier im Blog, fällt schnell auf, dass sich auch Direktbanken und „Fintechs“ ähnlich verhalten. Erlebt haben wir das beispielsweise bei der norisbank, der DKB oder zuletzt Vivid Money (Solaris Bank). Vermutlich aufgrund er „Zinswende“ bleibt es bei einigen Banken bei der Kündigungsandrohung. Die DKB ist inzwischen wieder zurückgerudert und will im Zweifel nur Teile des Kontos kündigen.

Friss oder stirb – oder kündige

Es ist, wie gesagt, gar nicht so einfach, ein allumfassendes Bild zu bekommen, aber eines ist offensichtlich: viele Banken und Sparkassen drohen mit der Kontokündigung oder vollziehen diese bereits, wenn die Kunden nicht mitspielen.

Es bleibt unweigerlich das Gefühl bestehen, dass dies nicht im Sinne des BGH-Urteils ist. Als Kunde sind einem am Ende dennoch mehr oder weniger die Hände gebunden. Immer öfter bedeutet das: friss oder stirb – andernfalls kündige und schlag dich bei der nächsten Bank mit dem gleichen Thema herum.

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  1. Jorg.Ronn 👋

    Den Kunden ist ja leider absolut nicht bewusst, was sie fr eine gewaltige Macht haben! Kündigt doch alle und hebt alle Euer gesamtes Geld ab! Das wird den Sparkassen garantiert nicht gefallen, aber das wäre endlich mal ein klares Zeichen, dass man sich nicht alles gefallen lässt! Dich leider sind die Kunden sich nicht einig und die Sparkassen lachen sich über die dummen Kunden kaputt!
    Leute, Ihr habt doch selber Schuld und hoffentlich treiben es die Sparkassen mit Euch noch viel schlimmer, bis Ihr endlich mal aufwacht!
    Ciao

  2. Nico 🌟

    Bei der Verbraucherzentrale gab es vorletztes Jahr ein Musterbrief wo man rückwirkend Geld anfordern konnte bis zu 3 Jahren, für die unzulässigen Gebühren Erhöhungen ohne Zustimmung. Ich hab es gemacht u von meiner Bank ca 100 Euro zurück bekommen. Den Antrag musste man aber stellen vor der rückwirkende Zustimmung, die die Banken damals einforderten.

    1. elknipso 💎

      Ja, und einige Banken haben solche Querulanten Kunden auch gleich ganz die Geschäftsbeziehung gekündigt.

      Sollte man gründlich abwägen ob die paar Euro den potenziellen Ärger wirklich wert sind.

      1. Nico 🌟

        Bei der Sparda und Postbank gab es Geld zurück. Wenn meine Bank mir gekündigt hätte wäre ich zu einer anderen gegangen. Das Geld mussten die mir trozdem geben. Ob die wollten oder nicht.

  3. max 🔆

    Das ist doch genau der passende Moment sich endlich von der veralteten Sparkasse zu lösen.

    1. FaceOfIngo 🎖

      Leider gibt es, für manche, keine Alternative zu der Sparkasse! Gut ich habe dort nur noch meine Konten für die Mieteinnahmen und den dazu gehörigen Treuhandkonten für die Kautionen, aber Treuhandkonten ist *für mich* halt das Killerfeature.

      1. elknipso 💎

        Ich bin ebenfalls Vermieter und habe kein Treuhandkonto für die Kaution. Und ja ich kenne die Gesetzeslage, interessiert mich nicht in dem Bereich und interessiert auch keinen normalen Mieter.

        Mal ganz abgesehen davon, dass ich ganz andere Probleme hätte wenn ich derart pleite wäre, dass ich nicht einmal mehr die 1.000 Euro Mieterkaution verfügbar hätte.

  4. Magnus Maier 👋

    Die Sparda Bank West hat nicht das Konto, sondern nur das Online-Banking und die EC-Karte gekündigt, was ja dann das Konto faktisch unbrauchbar macht…

  5. Ferdi 🏆

    In der Tat bekommt man es bei einem Fintech schneller mit, da gibt es eine App beziehungsweise eine Bank und da ist schnell darüber berichtet, aber die Banken und Sparkassen sind teilweise so verstreut, das es kaum auffällt. Gut, dass das Thema mal aufgegriffen wird. Gerade die Sparkassen benehmen sich seit Jahren gegenüber ihren Kunden unter aller Sau, ich sage nur Nichteinhaltung der Prämiensparverträge!

  6. Chris 🪴

    Was soll denn die Alternative sein? Dass man auf EWIG die gleichen Konditionen hat, auch wenn sich das „komplette“ Markumfeld von Zeit zu Zeit für alle ändert?

    Völlig unrealistisch und nicht umsetzbar.

    1. Mårtiň 🏆

      Es kann doch nicht der Weg sein, zu sagen: Entweder du akzeptierst Änderungen zu deinem Nachteil oder du bekommst die Kündigung. Sparkassen sind nicht irgendwelche Banken, sondern Anstalten des öffentlichen Rechts. Banken und Sparkassen scheffeln aktuell Milliarden bei der EZB, geben keinerlei oder kaum Zinsen an ihre Kunden weiter und wollen ihre hohen Preise mit Zwang durchdrücken. Mafiös ist das!

      1. Sebastian 🪴

        stimmt voll und ganz, die Chefetage zahlt sich entsprechend üppige Gehälter und die Dummen sind wir normalen Menschen… zumal du ohne Konto nicht auskommen kannst!

  7. Mårtiň 🏆

    Die Sparkasse hat meiner Mutter mit Kündigung gedroht, sodass sie letztendlich zugestimmt hat. Das ganze Urteil ist für die Katz …

    1. Kalle09 🪴

      Verstehe nicht warum dieses Vorgehen bei Sparkassen und Banken vorgeschrieben ist aber nicht bei Versicherungen.
      Da gibt es als Zustimmung, wenn man den Änderungen nicht widerspricht.

      1. Kalle09 🪴

        Sorry, sollte natürlich "gilt" und nicht "gibt" heißen ;)

    2. elknipso 💎

      Es steht Deiner Mutter doch frei, bei eine andere Bank zu gehen.

      1. Herr P. 🌟

        Ich gehe mal von aus das die Mutter auch nicht mehr die jüngste ist.

    3. Kai 👋

      ?
      Es ist doch völlig verständlich und klar, dass die Banken das machen. Wenn ich mit den Konditionen nicht einverstanden bin, muss ich eben gehen und mir was anderes suchen. Ich kann doch nicht erwarten, dass alles weiter läuft, wenn ich die aktuellen AGB oder Konditionen nicht anerkenne. Wo soll das hinführen?

      Die Gerichte und der Verbraucherschutz haben hier absoluten Mist gebaut.

      Das Urteil ist aus genau einem Grund für die Katz. Es verbraucht unfassbar viel Ressourcen. Sowohl materiell, als auch menschlich. Der Nutzen daraus ist aber enorm klein. Lustig ist auch, das nur Banken das tun müssen. Versicherungen und andere Firmen nicht.

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