Subaru Solterra im Alltag: Wie gut ist die neue Elektro-Plattform von Toyota?

Subaru Solterra Front

Toyota gilt nicht als Vorreiter der Elektromobilität und ist zwar Marktführer bei Autos, allerdings nicht bei Elektroautos. Das soll sich aber ändern und es geht mit einer neuen Elektro-Plattform namens e-TNGA los. Diese nutzen ein Modell von Toyota selbst, ein Modell von Lexus und der Subaru Solterra, den ich getestet habe.

Das Auto hat mich zwei Wochen im Alltag begleitet, wobei ich dieses Mal etwas eingeschränkt war, da mich Corona nach etwa der Hälfte der Zeit erwischt hat und das letzte Wochenende mit viel Langstrecke ausfiel. Daher ist das heute auch eher ein umfangreicher Eindruck, der aber ein paar interessante Einblicke mitbringt.

Subaru Solterra: Wenig Platz trotz Elektro-Plattform

Fangen wir mit der Verarbeitung und Optik an, was in beiden Fällen gemischt ausfällt. Die Verarbeitung von außen ist gut und das Auto liegt gut auf der Straße, aber im Innenraum ist beim Materialmix noch Luft nach oben. Viel Plastik trübt den Eindruck bei einem Auto für teilweise über 60.000 Euro dann doch recht stark.

Über Design kann man nicht streiten, da gefällt mir der Subaru von vorne ganz gut, nur das Heck wäre nicht meine Wahl. Fahrtechnisch war ich zufrieden und auch die Power ist mit 160 kW (218 PS) ausreichend, wenn auch nicht beeindruckend. Man setzt übrigens auf zwei Elektromotoren, was bei dieser Leistung ungewöhnlich ist.

Doch Subaru Solterra zielt allerdings auf Allrad-SUV-Gelände-Kunden ab, daher diese Entscheidung, denn für diese Power hätte auch ein Elektromotor ausgereicht.

Subaru Solterra Innenraum

Was mir im Innenraum auch aufgefallen ist: Das Platzangebot ist dürftig. Vor allem für eine Elektro-Plattform, bei der ein Kardantunnel vorne überflüssig ist. Da bin ich Modelle mit viel Freiraum gewöhnt, der ist hier aber nicht vorhanden. Ich fand das Platzangebot als 1,90 m große Person mit langen Beinen nicht wirklich optimal.

Ein deutlich kompakterer VW ID.3 macht sowas zum Beispiel besser.

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Es gibt kein Head-up-Display, aber das Display hinter dem Lenkrad sitzt sehr nah an der Scheibe und hat einen ähnlichen Effekt. Ein Head-up-Display ist noch besser, aber das hier ist auch keine schlechte Idee.

Subaru Solterra: Hoher Verbrauch und langsam Laden

Im Unterboden findet man einen 71,4 kWh großen Akku und laut Subaru sind das 416 km Reichweite nach WLTP-Standard. Jetzt im Winter waren das ca. 330 km laut Bordcomputer und weniger als 250 km, wenn man die Klimaanlage nutzt.

Der Verbrauch lag bei mir tatsächlich bei fast 30 kWh pro 100 km, und das ohne volles Tempo auf der Autobahn und bei recht gutem Wetter. Das 500+ PS starke Tesla Model Y hatte da bei niedrigeren Temperaturen über 10 kWh weniger.

Subaru Solterra Heckleuchte

Beim Verbrauch überzeugt der Solterra nicht, wie sieht es bei der Ladeleistung aus? Ähnlich. Die DC-Leistung von 150 kW klingt auf dem Papier okay, aber ich habe mal nach Ladekurven gesucht und ab 20 bis 30 Prozent bricht das schnell ein. Ab 50 Prozent ist man bei unter 100 kW – eine Vorkonditionierung gibt es nicht.

Doch negativ überrascht hat mich die AC-Ladeleistung, denn da bin ich 11 kW gewohnt und erwarte bei maximaler Ausstattung in der heutigen Zeit sogar eher 22 kW. Subaru setzt aber auf 7 kW, was viel zu wenig ist. An meiner lokalen Ladesäule bedeutet das für mich sogar, dass eine hohe Strafgebühr beim Vollladen entsteht.

Ich hätte jetzt keine 22 kW erwartet, aber 11 kW sind hier Voraussetzung.

Subaru Solterra Buttons

Die technische Ausstattung im Innenraum ist okay, es gibt ein solides Display, man kann Apple CarPlay kabellos nutzen, das funktionierte auch gut, nur die Software ist recht bescheiden und hakte bei mir immer mal wieder. Und es fehlen auch Dinge wie Spotify und Co., daher habe ich im Test die meiste Zeit nur CarPlay genutzt.

Bei der Bedienung kritisiere ich gerne, dass ich nicht nur Touch will und hier gibt es noch Knöpfe, sehr viele sogar. Fast schon zu viele. Die App funktionierte bei mir gut und zuverlässig und bietet Dinge wie Ladestand und Regelung der Klimaanlage.

Trotz Elektro-Plattform gibt es keinen Frunk (Kofferraum vorne), was ich immer schade finde, da man die gerne mal dreckigen Ladekabel in den Kofferraum packen muss, und das One Pedal Driving (man geht vom Strompedal und wird über die Rekuperation ausgebremst) ist vorhanden, allerdings nicht bis zum Stillstand.

Es lässt sich übrigens über Wippen am Lenkrad in mehreren Stufen regeln, was ich gut finde. Aber da verstehe ich noch weniger, warum das Auto bei der maximalen Stufe nicht stehenbleibt. Ich mag es, wenn man sich das Bremsen sparen kann.

Und warum gibt es einen Ein/Aus-Knopf bei einem Elektroauto? Das benötigt es noch mehr. Von mir aus baut sowas ein, aber macht es nicht zur Pflicht beim Start.

Subaru Solterra: Mein persönliches Fazit im Alltag

Der Subaru Solterra hat einen soliden Eindruck gemacht, allerdings nicht mit Blick auf den Preis von über 62.000 Euro für meine Ausstattung. Die Materialwahl geht besser, die Ladeleistung ist zu schlecht, der Verbrauch zu hoch und man spürt auch leider nicht die Vorteile einer Elektro-Plattform (wie das gute Platzangebot).

Ich weiß jetzt, warum Toyota vor ein paar Tagen betont hat, dass man sich drastisch ändern muss, denn andere Marken haben da deutlich bessere Elektro-Plattformen parat. Und selbst die MEB-Plattform der Volkswagen AG finde ich besser. Da muss man für die nächste Generation von Elektroautos definitiv nochmal nachlegen.

Subaru Solterra Heck

Würde ich eine Schulnote vergeben, dann wäre es eine 4, denn das ist für Subaru-Kunden womöglich ausreichend, aber für über 60.000 Euro bekommt man einen VW ID.4 oder VW ID.5 als GTX-Version, man bekommt einen Premium-SUV wie den Audi Q4 e-tron und man bekommt sogar fast ein Tesla Model Y Performance (!).

Ich könnte mit besseren Alternativen weitermachen, zum Beispiel einem Hyundai Ioniq 5 mit Vollausstattung, einem Polestar 2 mit Dual-Motor und 400+ PS und mehr.

Hätte man mir gesagt, dass das ein solides Elektroauto für ca. 40.000 Euro ist, dann wäre ich vielleicht noch zufrieden gewesen. Doch mit Blick auf den Preis und die Konkurrenz reicht das in meinen Augen nicht. Ich kam im Test immer wieder an den Punkt, wo ich an diese Szene aus How I Met Your Mother denken musste:


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  1. Thomas 🌀

    "Ausreichend" ist ja noch recht diplomatisch.

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