Nokia 808 Pureview Testbericht

Als ich das erste Mal vom Konzept des Pureview hörte, war ich schon stark interessiert. Ein Smartphone mit einer 41 MP Kamera, welche laut ersten Tests alle anderen Smartphonekameras auf die nachrangigen Plätze verwiesen hat. Dies ist für mich als Hobbyfotograf durchaus interessant, denn die beste Kamera ist nun mal diejenige, welche man immer dabei hat. Bisher konnte mich da keine Kamera so überzeugen, wie die vom iPhone 4 und 4s. Aber ich hatte auch Bedenken. Denn das Betriebssystem dieses Bildergenies sollte Symbian sein, genauer gesagt Symbian Belle.

Ich bin kein Freund von Symbian, aber ich habe das letzte Mal ein S60 erlebt und bereits das ist etwas länger her. Daher habe ich ein Pureview getestet und möchte euch heute meine Erfahrungen damit ein wenig näher bringen. Doch beginnen wir zunächst mit der technischen Ausstattung des Geräts.

  • Abmessungen 123,9 mm x 60,2 mm x 13,9 mm
  • Gewicht 168 Gramm
  •  4 Zoll AMOLED-Touchscreen mit 360 x 640 Pixeln Auflösung
  • Gorilla Glas
  • ARM 11 CPU mit 1.3 GHz
  • 512 MB Ram
  • 16 GB interner Speicher (erweiterbar auf 32 GB via MicroSDHC)
  • UMTS/WLAN b/g/n/ Bluetooth 3.0/ NFC
  • DLNA
  • Micro-HDMI, Micro USB, USB OTG, 3,5 mm Klinke
  • 1400 mAh Akku
  • 41,5 MP Carl Zeiss Back-Kamera mit fester Blende f2.4 und 8 mm Brennweite, Naheinstellgrenze bei 15 cm, 3fach digitaler Zoom
  • Videoaufnahme 1080p mit kontinuierlichem Autofokus
  • Xenon Blitz
  • Integrierter ND-Filter
  • 0,3 MP Front-Kamera

Mit diesen Daten assoziiere ich mein perfektes Smartphone. 4 Zoll bilden für mich die perfekte Bildschirmgröße. Gorilla Glas gegen Kratzer, NFC, USB-OTG, DLNA, Xenon-Blitz und diese unglaubliche Kamera, all das sind Features, die ich mir für mein Traumsmartphone gewünscht habe. Der Lieferumfang umfasst weiterhin einen Satz In-Ear-Kopfhörer, das Ladegerät und zwei kleine Blättchen, welche sich als NFC-Tags entpuppten, um dem unbedarften Anwender den Einstieg in diese Thematik zu erleichtern. Das hat mir sehr gut gefallen. Einen ersten Eindruck nach dem Auspacken hatte ich euch bereits vermittelt. Für alle, die das noch nicht gesehen haben, ist hier noch einmal der Artikel und hier auch das Video dazu.

Symbian Belle und das Pureview im Allgemeinen

Kommen wir nun zunächst zu meinen Erfahrungen mit dem Betriebssystem und der Software. Vorab die eher negativen Aspekte. Symbian Belle war für mich erneut ein herber Schlag und ich komme nach wie vor nicht richtig damit zurecht. Es ist langsam und schwerfällig und in Sachen On-Screen Tastatur teilweise sogar unbenutzbar. Ich treffe mit dieser Tastatur einfach gar nichts. Hierfür kann man aber Abhilfe schaffen, indem man einfach aus dem OVI-Store die Swype-Tastatur installiert, welche ich am liebsten auf allen Smartphones vorinstalliert hätte.

Hat man diese einmal installiert, ist die Bedienung des Pureviews wesentlich angenehmer. Was bleibt, ist folgende Erfahrung. Das Betriebssystem an sich lässt sich noch halbwegs gut nutzen, stellt man nicht so viele Ansprüche daran. Benutzt man aber einige Apps, wie etwa SkyFiles, einem Skydrive-Client, bekommt man graue Haare. In-App Scrollen ist teilweise nicht möglich. Es gibt Abstürze und Freezes. Ob das an Symbian Belle oder der App liegt, vermag ich nicht zu sagen, aber ich habe dieses Problem mit vielen Apps auf dem Pureview. Die Basisaufgaben wie Telefonieren, Mailen, Simsen und Surfen bekommt man mit dem Pureview allemal erledigt, obwohl ich mir zum Beispiel beim Browser etwas mehr Eye-Candy gewünscht hätte.

Aber „it gets the job done“, sprich man bekommt alle Aufgaben hin und kann so mit dem Pureview auch arbeiten. Ich für meinen Teil empfinde dabei aber keinen solchen Spaß wie zum Beispiel mit meinem heiß geliebten Lumia 800. Aber schließlich kauft man sich ja auch keinen Ferrari, weil er so gut im Stadtverkehr zurechtkommt. Mit dieser Analogie widmen wir uns auch schon direkt den positiven Überraschungen des Pureview.

Das für mich Beste am Pureview neben der Kamera, zu der ich noch komme, ist der NFC-Chip. Ich verstehe nicht, wie es im Jahr 2012 noch Geräte ohne einen solchen geben kann. Auch das Display hat mich direkt überzeugt. Die Akkulaufzeit des Pureview ist genau richtig. Der Akku hält bei wirklich intensiver Nutzung, sprich Fotos und Videos machen, surfen, mailen zocken, twittern, usw. gute 12 Stunden durch. Das ist einwandfrei. Bei wirklich geringer Nutzung hielt der Akku bei mir fast zwei Tage durch. Eher mager fand ich die Sprachqualität des Pureview.

Der Gesprächspartner klingt irgendwie blechern und es rauscht teilweise beim Telefonieren. Lobenswert dagegen ist die DLNA-Fähigkeit, der HDMI-Anschluss um Bilder direkt am Fernseher zu zeigen und natürlich das USB-OTG. Wie cool die HDMI-Anbindung läuft, hat der Martin für uns festgehalten, der ja hier auf mobiFlip.de schon oft gebloggt hat:

Das Herzstück – die Kamera

Damit kommen wir auch zum wichtigsten Punkt, der Kamera des Nokia 808 Pureview. Für eine Handy-Kamera hat sie mich absolut begeistert. Sie schlägt meiner Meinung nach spielend leicht so manche Kompaktkamera. Gegen meine DSLR würde ich sie bisher aber nicht eintauschen wollen. Zu den Gründen dafür später. Mir kam die 41 MP Kamera bei der Ankündigung des Pureviews absolut spanisch vor. Es klang für mich nach Pixelhascherei, um ein paar blöde Blindkäufer zu locken. Doch dem scheint nicht so zu sein, denn das Pureview liefert einfach tolle Bilder, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt.

Aber das muss man ja bei jeder Kamera und ein tolles Bild lebt von der Vorstellungskraft des Fotografen und vor allem auch davon, wie er sein Handwerk beherrscht. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass ein richtig guter Fotograf mit nahezu jedem Werkzeug brauchbare Ergebnisse erzielen kann. So verwundert es mich auch nicht, dass es immer wieder Profis gibt, welche einen Tag ihre exorbitant teure Ausrüstung beiseitelegen und für ein Shooting mal das Pureview benutzen. Im Pureview-Modus nutzt die Kamera ihren Sensor, welcher aus mehreren Bildpunkten pro Pixel besteht, um ein Bild mit 8 MP zu erstellen.

Somit erzielt man bei 8 MP ein tolles Bild, hat mehr Licht pro Pixel und einen Zoom, mit dem man fast ohne Bildqualitätsverlust arbeiten kann. Alternativ kann man mit manuellen Einstellungen arbeiten und ein 41 MP Bild mit manuell eingestelltem ISO-Wert, optionalem ND-Filter und diversen Farbtönen erstellen. Damit bekommt man einfach gute Fotos hin. So wie folgendes, welches ich allerdings wie fast alle meine Bilder nachbearbeitet habe. Richtig gut erscheint mir auch der Dynamikumfang der Kamera. Sie kommt mit Kontrastunterschieden wirklich sehr gut zu recht.

Bild in voller Größe

Die Grenzen der Pureview-Kamera habe ich allerdings auch relativ schnell erkannt. Für richtige Party-Schnappschüsse ist der Autofokus viel zu langsam. Das ist sehr ärgerlich und eine schnelle Fokussierung mit schneller Auslösung ist für mich sehr wichtig, gerade wenn man eben mal die DSLR daheim lassen will. Ich war begeistert vom Burst-Mode der iPhones oder einiger Androiden. Ermöglichen sie doch eine ultraschnelle Serienaufnahme, aus der man sich bei der Nachbearbeitung das beste Bild aussuchen kann.

Das heißt also, dass man die Pureview-Kamera immer mit etwas Zeit bedienen sollte. Das zweite Manko, welches mir aufgefallen ist, ist das Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten. Aber auch diverse Spiegelreflexkameras haben bei ISO 800 ein Rauschproblem. Bis ISO 400 lässt sich ein gutes Rauschverhalten diagnostizieren. Darüber hinaus hat man ja auch den wirklich fabelhaften Xenon Blitz. Ehrlich gesagt liebe ich dieses Ding.

Bild in voller Größe

Sehr enttäuschend war für mich allerdings der Makromodus. Bei einer Naheinstellgrenze von 15 cm habe ich mir eigentlich schon ein paar sehr schöne Makros versprochen. Dem war leider nicht so. Der Autofokus hat echte Probleme damit, an der Naheinstellgrenze wirklich da zu sitzen, wo man ihn haben möchte und damit sich richtig scharfzustellen. Für mich als echter Makrofan etwas bitter. Geht man weiter hinter die Naheinstellgrenze, dann bekommt man so bei 20 bis 30 cm das beste Ergebnis.

Alle Testaufnahmen im Album bei Google+ aufrufen

Ich hatte mir da wohl zu viel erwartet, denn ich fotografiere mit der Spiegelreflexkamera zu 90 % Makroaufnahmen mit einem 1:1 Objektiv. Mit diesen drei Mankos kann ich aber durchaus leben, denn ich kenne derzeit wirklich keine Smartphonekamera, die diese Aufgaben besser löst als das Pureview. Meiner Meinung nach versteckt sich der wahre Hammer aber ganz wo anders.

Die Videoaufnahmefunktion des Nokia 808 ist eine echte Bombe. Selbst bei schlechtem Licht und einer geräuschreichen Kulisse liefert das Pureview ein fantastisches Bild und einen noch besseren Ton. Ich habe viele Videos von Konzerten gesehen, welche mit dem Pureview aufgenommen wurden und bin wirklich begeistert. Schaut euch zum Beispiel dieses Video an, oder sucht entsprechende Videos auf Youtube.

Fazit

Damit ich auch selber etwas vorzeigen kann, habe ich euch mein letztes App-Review mit der Kamera des Pureview aufgezeichnet. Es war eine echte Erfahrung und ich finde, das Bild steht, bis auf die leichte Unschärfe am Anfang, dem Bild meiner DSLR in nichts nach. Damit wünsche ich euch nun viel Spaß und ziehe vorher noch mein Fazit.

Das Nokia 808 ist für Symbian-Fans wohl so oder so ein absolutes Muss, ebenso wie für mobile Fotofreunde. Die Kamera des Nokia Pureview schlägt so einige Kompaktkameras. Wer sich aber in erster Linie ein Smartphone wegen der typischen Smartphonefunktionen kauft, dem kann ich das Pureview nicht uneingeschränkt empfehlen. Insoweit kann ich euch nur raten, es vorher im Shop in die Hand zu nehmen und zu bedienen. Wenn es euch in der Bedienung nicht zu schwerfällig ist und ihr mit dem Handling klar kommt, dann lohnen sich die derzeit rund 550 Euro auf jeden Fall. Wenn nicht, dann solltet ihr zu etwas anderem greifen.

Liebe Freunde bei Nokia, ich weiß ihr hört es oft und ich weiß auch, dass ihr es schon zur Kenntnis genommen habt. Dennoch bitte ich euch, diese geniale Kamera in eure Windows Phones einzubauen. Ich werde sicherlich nicht der Einzige sein, der sich ohne zu zögern eines bestellt. Windows Phone als Betriebssystem, das geile Design vom Lumia 800, dazu NFC und die Kamera vom Pureview gepaart mit einem ordentlichen Akku, solch ein Traumsmartphone dürfte weggehen wie warme Semmeln.


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