Microsoft Surface RT – Kurzer Testbericht und wieso Windows RT langfristig keine Zukunft hat

Gastbeitrag

Vorwort

Eines Vorweg: Ich hatte schon 2 Tablets. Das 10″ Acer Iconia A500 und das Nexus 7 (2012). Beide haben bei mir nicht lange ausgehalten. Ich benutze Android schon seit dem HTC Desire ausschließlich, aber mit Android Tablets werde ich wohl nicht warm. Da ich einen Desktop PC habe und mit Windows auch in keinem Konflikt stehe, ist mir nun das Surface in meine Augenwinkel gerutscht.

Für 380€ habe ich auf Notebooksbilliger.de zugegriffen (inkl. Touch Cover). Wie oben erwähnt, habe ich nur einen Stand-PC mit Windows 8 und brauche deshalb was mobiles. Das Surface Pro ist mir zu teuer und bringt ein KO-Kriterium mit: Die geringe Akkulaufzeit. Windows Programme würde ich wohl auf einem 10” Tablet eh nicht nutzen (wieso wird das eigentlich von RT Tablets erwartet? Es erwartet doch von einem iPad auch keiner, dass da Mac OS Programme drauf laufen). So ist die Wahl auf das Surface RT gefallen. Office gibt’s auch noch kostenlos dazu. Prima. Dennoch habe ich das RT wieder verkauft und werde mir das Lenovo Yoga 2 Pro kaufen. Wieso erfahrt ihr zwischen den Zeilen.

Hardware und Verarbeitung

Der Nachfolger, das Surface RT 2, wird ja sehr bald von Microsoft vorgestellt. Der Tegra 3 Prozessor im Surface tut seinen Dienst recht gut. Zusammen mit den 2GB Arbeitsspeicher läuft das meiste auch reibungslos. An Games fehlt es leider noch etwas im Windows Store, aber das bessert sich langsam. Die Verarbeitung ist absolute Premium-Klasse. Das Alugehäuse ist ein Handschmeichler, aber auch ein großer Fingerfett-Magnet. Allerdings kann ich (bei meinem Modell) oben in der Kameraleiste (hinten) eine Stelle eindrücken, welche dann ein Klacken verursacht. Der Kick-Stand ist genial und fühlt sich sehr robust an. Man hat nicht das Gefühl, dass dieser nach einiger Zeit nicht mehr ganz dem Gehäuse anfügt.

Das RT gibt es mit 32GB oder auch mit 64GB internen Speicher. Am Kickstand gibt es aber ein Micro-SD Kartenslot zur Erweiterung des Speichers. An der rechten Seite befindet sich dann noch das Killer-Feature: Ein vollwertiger USB 2.0 Anschluss. Drucker, Festplatten und USB-Sticks aller Art, Tastaturen, Card Reader, Mäuse und so weiter lassen sich da anschließen und wie am PC nutzen.

Unten am Mircosoft Tablet befindet sich ein sehr starker Magnet für das Touch- oder Type Cover. Das Touch Cover ist nur 3mm dünn und besteht aus Tasten, die auf Berührung und nicht auf Druck reagieren. Das Type Cover hingegen ist nur 6mm flach und hat eine richtige Tastatur mit Druckpunkt. Beide Covers haben ein Trackpad mit Gesten (z.B. zwei Finger nach oben/unten = scrollen). Mit dem Touch Cover kann man schon nach kurzer Eingewöhnungszeit erstaunlich gut schreiben. Das Cover dient nicht nur als Tastatur-Ersatz sondern auch als Display-Schutz. Hinten ist nämlich eine Art Filz-Beschichtung angebracht. Das sieht nicht nur schick aus, sondern fühlt sich auch sehr gut an.

Die 10” sind für mich aber dennoch zu klein, um produktiv mit arbeiten zu können. Das Touch Cover ist mir auch “zu wenig Tastatur” und das Trackpad ist zu klein. Man merkt also, dass das Surface nicht 50% Tablet und 50% Notebook ist, sondern eher 75% Tablet und 25% Notebook.

Software

Flash läuft in beiden Browsern (leider lässt Microsoft keine alternativen Browser zu) sehr flüssig. Im großen und ganzen läuft auch der Rest des Systems sehr smooth, allerdings gibt es vor allem wenn viele Apps offen sind teils auch heftige Ruckler und Momente, in dem das Surface einfach mal ein paar Sekunden nichts tut (also “Mega-Ruckler” :D). Es gibt also Softwareseitig noch einige Punkte, die MS verbessern muss, aber für ein so junges OS haben die Jungs aus Redmond gute Arbeit geleistet. Windows 8.1 wird da auch noch mal ne Schnippe Stabilität nachlegen. Die Gesten in Windows 8 sind gerade bei Tablets oder Notebooks mit Touch Display sehr nützlich. Am Surface liebe ich die Dateiverwaltung, das Interface und das Multitasking. Diese Dinge hat Microsoft schon immer drauf gehabt und das merkt man auch bei Windows RT.

Ich denke aber, dass es hier speziell ums Surface geht und Windows 8 dürfte jeder selber schon kennen (ob in Videos oder in Echt).

Positiv und für viele Surface RT Besitzer auch ein Kaufgrund: Microsoft Office ist in der Vollversion kostenlos mit an Bord.

Auch ein Grund wieso ich das Surface schon verkauft habe ist, dass Windows RT eben noch einige Tücken hat. Vor allem die Performance-Probleme wenn viele Apps geöffnet sind stört doch sehr. Auch läuft der Internet Explorer im allgemeinen recht hakelig (auch hier wieder extrem, wenn viele Tabs geöffnet sind). Die Tatsache, dass man eben kein Google Chrome installieren kann nervt doch mehr als erwartet. Kein Lesezeichen-Sync, kein Passwörter-Sync. Das fällt in der Benutzung immer wieder negativ auf. Ich nutze eigentlich alle Google Dienste: Google+, Gmail, Google Maps, YouTube usw. Dadurch, dass Google und Microsoft nicht die besten Freunde sind und Windows RT eben nicht so verbreitet ist, gibt es keine Google Apps.

Man kann die verschiedenen Dienste natürlich auch im Browser öffnen, die Webseiten sind aber auf Tablets so schlecht zu benutzen, dass man lieber ganz drauf verzichtet (vorallem Google+ ist auf Tablets ein Graus).

Display

Das HD ClearType Multitouch-Display hat eine Auflösung von 1366×768 Pixeln. Das Display ist trotz der “nicht FullHD-Auflösung” sehr gut. Die Farben stimmen und der Blickwinkel geht auch voll in Ordnung. Generation 2 des Surface RT dürfte aber ein 1080p Display vertragen. Der Bildschirm ist für ein Outdoor-Einsatz hell genug. Lange hält das Surface mit voller Helligkeit aber nicht aus.

Fazit

Ich habe Windows RT auf langfristige Sicht immer eine gute Zukunft vorrausgesagt. Allerdings bin ich mir da jetzt nicht mehr so sicher. Ordentliche Windows 8 Tablets mit x86-Prozessoren wird es bald für unter 300€ in Massen geben und das mit einer Akkulaufzeit von über 10 Stunden. Intels neue Atom-Reihe “Bay Trails” machen’s möglich. Wieso dann also noch ein Tablet mit abgespeckten Windows kaufen? Das ist alles nur ein Übergang. Und dieser ist bald überwunden. Mit dem Ding kann man nicht wirklich auf dem Schoss arbeiten und braucht somit immer eine feste Unterlage. Und wenn ich dann auf der IFA Artikel verfasse, merke ich erst recht wie kontraproduktiv meine Anschaffung war.

Ja, in gewisser Weise hatte ich ein Note-/Netbook-Ersatz erwartet. Ich hatte meine Anforderungen unterschätzt. Als Tablet durch die wenigen verfügbaren Apps hat das Surface zu viele Konkurrenten und als Netbook taugt das Ding nur ein bisschen. Es ist mobil, man kann externe USB-Geräte problemlos anschließen und nutzen, Mails abrufen, im Internet surfen und kurze Texte verfassen. Zwischendurch mal ein kleines Spiel spielen. Das war es dann aber auch schon.

Ich kann mich nicht mit einem VPN Server verbinden und die 10 Zoll sind für mich als Arbeitsmaschine zu klein. Also, kaufen oder nicht? Das ist eine verdammt schwierige Frage. Geh in ein Geschäft, schau es dir gründlich an und wenn es dir zusagt, nimm es mit. Ich würde es jederzeit wieder einem Android Tablet oder iPad vorziehen, aber auch nur weil ich mit einem aufgeblasenem Smartphone OS nicht viel anfangen kann. Nach nun dem dritten Anlauf weiß ich, dass Tablets nicht für mich sind. Ich denke mit einem Smartphone + Notebook + PC fahre ich am besten.


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