Duck Game: Das zweitbeste Multiplayer-Spiel der Welt

Gaming

Mit dem Multiplayer-Spiel Duck Game aus dem Steam Store vergeht die Zeit wie im Flug.
Du sitzt schon wieder gelangweilt vor dem Rechner, aktualisierst alle 20 Sekunden die Twitter-Startseite und wartest darauf, dass sich mal wieder eine andere Meinung als die eure in die mobiFlip-Kommentare verirrt? Das muss nicht sein, denn mit Duck Game bekommt ihr die Zeit sicher rum – Windows-Rechner oder Ouya vorausgesetzt.

Auf den ersten Blick würde Duck Game wohl als ein üblicher Platformer abgestempelt, aber das ist es nicht. Ein Vergleich kann wohl noch am ehesten zu Teeworlds gezogen werden, welches Wikipedia als „sidescrolling multiplayer-only shooting game“ einstuft und das trifft es ganz gut.

So besteht der Hauptaspekt des Spiels darin, mit verschiedenen Waffen über die abwechslungsreichen Karten zu laufen und den anderen Spielern eine auszuwischen. Ob mit wändedurchdringendem Laser, Schrotflinte, Netzpistole und anschließendem Wurf von der Klippe oder einer Holzkiste spielt dabei letztlich keine Runde, Hauptsache erledigt.

Aber fangen wir vorne an und da steht erst einmal das Hauptmenü. Bereits beim Start des Spiels von adult swim games zeigt sich: Es war nicht das Ziel, ein Spiel zu entwickeln, welche eure Grafikkarte ins Schwitzen bringt. Wie Age of Empires oder Minecraft zeigen, kommen viele der besten Titel gerade ohne eine solche Grafikwucht aus. Stattdessen gibt es eine nette, nicht zu pixelige Retrografik mit Charme.

Bis zu vier Spieler können auf dem gleichen Rechner an der Runde teilnehmen. Dabei gilt: Ohne Controller geht nichts. Also so wirklich gar nichts. Versuche mit der Tastatur scheiterten selbst im Singleplayer vergebens, r vom Mehrspielermodus ganz zu schweigen, also versucht es am besten erst gar nicht und spart euch die Frustmomente. Ich verwende daher den Xbox-One-Controller (mit Kabel), bis in den kommenden Tagen endlich der Wireless Adapter geliefert wird.

Nun kann man also entweder die Zeit damit verbringen, im Menü (eine Art Hauptquartier) herumzuspringen oder aber die Schrotflinte nehmen, das Sicherheitsglas einschießen und mit einem Sprung in die Mitte das „Bereit“ zu signalisieren. Positiver Nebeneffekt: Die grundlegende Steuerung ist spätestens hier wieder ins Bewusstsein getreten. Anschließend teilen sich die Möglichkeiten wieder auf. Wer alleine startet, darf entweder den Singleplayer oder Online-Modus wählen, sind mehr Spieler an einem PC beteiligt, wird offline gegeneinander gespielt oder man sucht sich weitere Spieler im Internet.

Beschränke ich mich zuerst auf die wohl am häufigsten gewählte Möglichkeit:

Der Multiplayer

Ein paar Minuten Spielerfahrung (Singleplayer lässt grüßen) sollte man hierfür im Idealfall schon gesammelt haben, ansonsten findet man sich nach den ersten Runden aber auch irgendwie zurecht. Benötigt wird für den Mehrspieler-Modus mindestens ein Spieler am PC, in diesem Fall können über den Lobby-Browser anschließend Gleichgesinnte gefunden werden. Es kann genau so ein eigenes Spiel erstellt werden wie auch ein Beitreten in andere Lobbies möglich ist.

Bei mindestens zwei Spielern vor dem gleichen Bildschirm ist das Beitreten in fremde Spielsitzungen noch nicht möglich, die Optionen beschränken sich auf lokales Spiel oder das Erstellen einer neuen Online-Session. Aufgrund der aktuell relativ geringen Verbreitung sind selten mehr als fünf Lobbies gleichzeitig geöffnet, bis auf unübliche Zeiten findet sich aber fast immer ein Mitspieler.

Bevor es richtig los gehen kann, fehlt aber noch das Wichtigste. Der Hut. Jeder Spieler kann sich vor Spielbeginn für seinen Liebling entscheiden, die Auswahl reicht hier von Sombrero über Seemannshut mit angeschlossenem Bart bis hin zu einem halben Auto. Mit der Bezeichnung „Hut“ hat das dann zwar nicht viel mehr zu tun, jedenfalls ist so auch die Unterscheidung der – sowieso verschiedenfarbenen Spieler – möglich.

Hut und ein Profil am freundlich grün leuchtenden Display ausgewählt? Gut, los geht’s. Nach dreisekündigem Countdown finden sich alle Spieler in einem der vielen Level wieder. Die Größe ist stark variabel, teilweise gibt es kaum mehr Platz als zehn Charaktere einnehmen würden, in anderen Situationen wiederum werden mehrere Sekunden benötigt, um erstmals aufeinanderzutreffen.

Ebenso vielfältig sieht es bei der Gestaltung der Karten aus. Zwar bleibt der zugrundeliegende Grafikstil natürlich einheitlich, die dargestellten Szenarien schwanken aber zwischen Bürogebäuden, auf den ersten Blick friedlicher, unberührter Natur und größeren Raumschiffen. Eins haben alle gemeinsam: Eine wirklich gelungene Gestaltung.

Das Ziel ist klar, irgendwie sollte man aus der Runde als Sieger hervorgehen. Im Optimalfall springt das Gegenüber direkt nach Beginn in einen Lavasee, wirft sich eine der vielen Kisten selbst auf den Kopf oder verendet an automatisch aktivierten Schusswaffen. Sollte das nicht passieren, stehen teilweise auch längere Runden bevor, niemand trifft einander und am Ende erwischt es gleichzeitig beide Spieler. Eine der Runden dauert nur in Ausnahmefällen länger als eine Minute, mindestens zehn werden in einer Spielsitzung zusammengefasst.

Die genaue Spielweise in Textform zu erklären würde Stunden dauern (die besser in Duck Game investiert werden könnten). Da auf YouTube bereits stundenweise Videomaterial vorhanden ist, habe ich einfach mal ein solches Video eingebettet:

Zur Halbzeit geht es in die „Intermission“. Die beteiligten Enten üben hier Steineweitwurf und zeigen so den erreichten Punktestand an. Randnotiz: Auch hier macht sich wieder der vor Spielbeginn gewählte Hut bemerkbar, hat man ihn freundlicherweise mitten auf den Stein geklebt. Wer genervt vom ständigen jeder-gegen-jeden ist (auch nach über 40 Spielstunden noch nicht eingetreten) stellt optional Teams ein und ist glücklich.

Was mir noch aufgefallen ist: In kaum einem Spiel finden sich so ausdauernde Spielpartner wie diesem hier. Bis ein Spieler die laufende Runde verlässt, kann durchaus mehr eine Stunde vergehen, was über 100 Ingame-Runden entspricht. Sollte um ein Uhr nachts doch irgendwann Schluss sein, erfolgt zuvor in den meisten Fällen eine freundliche Verabschiedung im Chat, welcher auch zuvor aktiv genutzt wird. Ansonsten geht aber auch zu zweit vor einem großen Monitor geht der Abend im Nu rum, nur macht es zu viert natürlich noch einmal mehr Spaß.

Die Lernkurve des Titels könnte kaum steiler sein. In den ersten Runden fällt es noch schwer, mit dem großen Waffensortiment klarzukommen, sobald der Minutenzähler etwas ansteigt, bereiten Steuerung und Umfang mit Items keine Probleme mehr. So wird der Revolver-Rückstoß dazu genutzt, auch höher gelegene Ziele zu treffen, mit einem Kletterhaken hangelt der Spieler von Decke zu Decke und Kisten werden effizient dazu genutzt, dem Gegenüber die Pistole aus der Hand zu schlagen.

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Gute Reflexe sind in jedem Fall von Vorteil und führen nicht selten zu Schüssen im exakt gleichen Moment. Nach Ende eines Spiels geht es optional noch mit einem Einblick in den „Duck Channel 5“ weiter, welcher fünf Highlights des Spiels zusammenfasst, die Auswahl dieser Momente scheint allerdings zufällig zu erfolgen.

Der Singleplayer

Duck Game bietet auch einen Einzelspieler-Modus an, wie ich selbst erst nach einigen Runden Mehrspieler herausgefunden habe. Dieser wird über das bekannte Startmenü aufgerufen und besteht aus mehreren Arcade-Automaten, welche mit Minispielen gefüllt sind. Das Spielprinzip unterscheidet sich, wieso sollte es auch, nicht vom bereits bekannten Modus und auch die Level werden dort wiederverwendet.

Aufträge lauten dann beispielsweise „Infiltriere das Gebäude“, „Zerstöre alle Fenster des Bürokomplexes“ oder „Erreiche das Ziel“ wobei nur eine Kettensäge zur Verfügung steht. Durch Zeitbegrenzung für Erreichen einer Medaille in Bronze, Silber, Gold oder Platin (RECHERCHE NOTWENDIG) wird zu wiederholten Versuchen aufgerufen.

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Teilweise ergeben sich Frustmomente, die an Super Meat Boy erinnern, ein paar Millisekunden zu spät geklickt und der Fortschritt der letzten Minute ist zunichte – gern auch zum dreißigsten Mal in Folge. Mit Erreichen neuer Medaillen werden zusätzliche Automaten freigeschaltet, die wiederum neue Hüte und Modifikatoren freischalten – auch und vor allem für den Mehrspieler sind ein paar Runden alleine also von Relevanz.

Modifikatoren beeinflussen das Spielgeschehen teils enorm und sind auf alle Karten anwendbar. Über das Einstellungsmenü vor Spielstart können diese aktiviert werden, zehn verschiedene stehen insgesamt zur Verfügung. So kann beispielsweise die Schwerkaft auf Mond-Niveau herabgesenkt werden, der Rundengewinner erhält in der kommenden Runde ein Geschenk oder alle Kisten explodieren wenn vom Schuss getroffen? Das reicht noch nicht? Dann einfach alle Häkchen gleichzeitig setzen und der Spaß geht erst richtig los.

Steam Workshop

Sollten noch Bedenken bezüglich der Langzeitmotivation bestehen, sei gesagt, dass auch der Steam Workshop in Duck Game mit an Bord ist. Alle Nutzer können so eigene Inhalte in das Spiel integrieren und diese über die Steam-Plattform öffentlich zur Verfügung stellen. Die Downloads sind natürlich alle kostenlos und beinhalten vor allem neue Karten, aber auch Mods wie neue Waffen.

Mehr als 6.000 Inhalte stehen im Steam Workshop bereits zur Verfügung und etwa fünzig kommen täglich dazu. Die Auswahl an neuen Maps ist dabei sehr vielfältig, einige Beispiele beinhalten Level in Super-Mario-Optik, „Tetris“ bietet eine riesige Anzahl an Geschenkekisten und wer auf Piratenschiffe steht, findet gleich mehrere solcher Karten zur Auswahl.

Die mit gut 200 Einträgen vergleichsweise spärlich gefüllte Rubrik „Mods“ enthält vor allem neue Hüte, das „Copyright Infringement Hat Pack“ z.B. gleich 100 davon, welche aus diversen Spielen zusammen gesammelt wurden: Besonders cool: auch sechs neue Granaten hat ein Nutzer erstellt und über den Workshop bereit gestellt.

Sammelkarten? Jep. So können auch bis zu fünf Steam-Abzeichen hergestellt werden, welche wiederum Hintergrundbilder und Chat-Emoticons mit Duck-Game-Inhalten freischalten.

Fazit

Die Artikel-Headline nimmt das Resultat ja schon etwas vorweg, denn es gibt wirklich wenige Multiplayer-Spiele, welche so fesseln können wie Duck Game. Hier stimmt einfach fast alles, von der passenden Grafik über passende Sound-Hinterlegung bis zum wichtigsten Punkt, dem Gameplay mit fesselnden Online-Runden.

Dazu gehören auch die teilweise auftretende Frage „Wieso bin ich gerade gestorben und er nicht?“ und in seltenen Fällen ziemlich unfaire Spawn-Positionen. Die Waffen sind gut aufeinander gestimmt und mit richtigen Timing schafft man es immer irgendwie, das Gegenüber auszuschalten. Durch den Workshop dürften Online-Runden nie langweilig werden, aber auch der motivierende und zugleich frustrierende Singleplayer sorgt für Wiederspielwert.

Der (alleine am Spiel arbeitende) Entwickler kündigte bereits ein Online-Levelling-System an, welches im Code bereits implementiert, aufgrund fehlender Belohnungen allerdings noch nicht freigeschaltet ist. Ein solches System habe ich bisher zwar nicht, aber schaden kann es auch nicht. Somit bleiben nur zwei kleinere Kritikpunkte:

Große Buttons zum Auslösen von fest montierten Waffen stehen lediglich bei Offline-Spielen zur Verfügung und auch Überraschungs-Kisten (meine Lieblingsobjekte) sind online nicht integriert. Ich bin gespannt, was die Zukunft für das Spiel noch bringen wird und kann eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

Passenderweise hat Steam gerade ein Publisher-Wochenende von Adult Swim Games am Laufen. Noch bis Montag um 18 Uhr kann Duck Game so mit immerhin 25 Prozent Rabatt für nur 9,74 Euro erworben werden, das ist bisheriges Bestpreis für den Titel. Das Viererpack gibt es sogar schon für knapp 28 Euro, also eine Kopie geschenkt.

Und Platz 1? Natürlich Age of Empires (II HD) – trotz (oder gerade wegen) des Alters einfach unschlagbar im Multiplayer-Segment. Zusammen mit dem von vielen belächelten Minecraft hätten wir dann auch schon meine persönliche Rangliste der Top 3. Eure persönliche Rangliste findet sich hoffentlich bald in den Kommentaren hier wieder. :)

Duck Game bei Steam →

Wertung des Autors

Peer Linder bewertet Duck Game mit 4.8 von 5 Punkten.


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