FairPhone: Hands-on des fair produzierten Smartphones

Ausgepackt

Die Welt wird von Nespresso-Kapseln verwüstet, es gibt blutige Konflikte um Rohstoffe und es gibt unterdrückte Fabrikarbeiter die mit Dumpinglöhnen kaum leben können. Was soll man da tun? – fragen sich viele und stehen der Situation meistens hilflos gegenüber. Wer hätte gedacht, dass ein möglicher Ansatz ein Zeichen zu setzen aus China kommt.

Das FairPhone bietet Smartphoneinteressenten die Möglichkeit, ein solides Mittelklasse-Gerät zu kaufen und dabei fair zur Umwelt und den Arbeitern zu sein. Dabei wird in der Produktionskette auf Rohstoffe aus Konfliktgebieten verzichtet und den produzierenden werden faire Löhne gezahlt. Ein Kollege von mir hat sich dieses Gerät für 349 Euro in der ersten Charge bestellt und mir heute die Chance gegeben, ein kurzes Hands-On zu drehen. Da wir hier keine richtige Ausrüstung hatten, gibt es das ganze frei Hand gefilmt, ich bitte also alle Unzulänglichkeiten zu verzeihen und sich etwas auf die Idee des Gerätes einzulassen.

Die Hardware

Technisch ist das Gerät wohl in der oberen Mittelklasse anzusiedeln und es erinnert optisch ein wenig an die Einsteigerserie von Huawei. Dennoch bekommen Käufer für ihre 349 Euro eine passable Ausstattung, in Form des Mediatek 6589M Quad-Core-Prozessors, welcher mit 1,2 GHz taktet. Außerdem an Board sind 1 GB RAM, ein 4,3 Zoll großes QHD-Display mit Dragontrail Glas, eine 8 MP Rückseitenkamera, eine 1,3 MP Frontkamera und ein 2.000 mAh starker Akku. Mit 170 Gramm Gewicht liegt das FairPhone im ersten Moment schwerer in der Hand als gedacht, jedoch gewöhnt man sich recht schnell an das Gewicht und die Abmessungen von 126 mal 63,5 mal 10 mm. Dem Anwender stehen 16 GB interner Speicher zur Verfügung, welcher mittels MicroSD auf 64 GB erweitert werden kann. Ebenso gibt es einen Dual-Sim-Slot und eine Benachrichtigungsleuchte. Was dem Gerät fehlt jedoch, ist LTE und NFC.

Die Bedienelemente sind dagegen etwas anders verteilt, als man das normalerweise so kennt. Die Lautstärke findet sich Links oben am Gehäuse, der Powerknopf an der Oberseite rechts und die Klinkenbuchse an der Oberseite links. Die rechte Seite des Telefons ist komplett frei.

Die Software

Unter der Haube des FairPhones werkelt Android 4.2.2 mit einer angepassten UI. Interessant dabei sind der QuickLauncher, welchen man über das Hereinziehen des Daumens von der rechten Außenseite erreicht, sowie das „Peace of Mind“- Widget der Jungs von XDA. Mit diesem lässt sich das Telefon für eine ad hoc festgelegte Zeit direkt in den Flugzeugmodus schicken, um so einfach mal Ruhe zu haben.

[appbox googleplay ca.mudar.fairphone.peaceofmind]

Die Oberfläche lässt sich Intuitiv bedienen und die Steuerungselemente zum Beispiel für W-LAN verbergen sich in der Notification-Bar, ansonsten sieht das Betriebssystem dem Stock-Android schon sehr ähnlich. Das Gerät verfügt über den Play Store und somit kann der Anwender über alle Spiele, Apps und sonstigen Inhalte verfügen.

Fairphone im Hands-on

Wie fair ist das FairPhone?

Verfolgt man den Blog der Jungs hinter dem FairPhone, so bemerkt man schnell, dass bei den Bauteilen nicht viel „fair“ los ist, da man Elemente wie das Display oder den SoC zukauft und keine Kontrolle darüber hat, was bei der Fabrikation dieser Teile passiert. Aber, mit fairen Löhnen und einer wirklich hohen Transparenz über das ganze Projekt hinweg, steht die Art und Weise wie das FairPhone produziert wird schon im Gegensatz zu den bisher so bekannten gewordenen Produzenten.

Ich habe meinen Kollegen gefragt, wie er die Sache mit der Fairness einschätzt, und bekam zur Antwort, dass allein schon die Aufmerksamkeit, welche dem Projekt zugute kam zumindest mal ein Fingerzeig in Richtung jener Hersteller ist, bei denen sich die Arbeiter ob der Arbeitsbedingungen in den Tod stürzen. Zwar, so glaubt er, wird das FairPhone nicht die Welt retten oder verbessern und sicherlich ginge das ganze eventuell auch noch fairer, wenn man wirklich alles selbst produzieren würde, aber dann gäbe es ein FairPhone für hohe dreistellige Beträge, die wohl kaum jemand bereit wäre zu zahlen.

Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.

Ich für meinen Teil bin immer skeptisch. Man kann die ganzen tollen „so-schön-ist-es-bei-uns-zu-arbeiten“-Fotos aus dem FairPhone Blog natürlich auch günstiger als die Realität darstellen und letztendlich glaube ich für meinen Teil, dass die Hoffnung in solche Geräte vergebens ist, solange der Markt und seine Konsumenten nach immer billigeren aber besseren Geräten schreit. Aber wo kämen wir hin, wenn jeder so ein Pessimist wäre wie ich? ;-)

Fakt ist, jede Veränderung braucht einen Impuls, getreu dem Motto von Georg Christoph Lichtenberg.

Doch nun zu euch! Was sagt ihr zum FairPhone und der Idee dahinter? Würdet ihr eines kaufen, oder noch wichtiger, wärt ihr bereit dafür mehr als üblich zu zahlen?


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