Microsoft Surface Pro Testbericht

Als ich euch vor wenigen Tagen meinen ersten Eindruck zum Microsoft Surface Pro Tablet präsentiert hatte, gab es, wie zu erwarten, viel Resonanz. Für mich ist das Surface Pro mit dem vollwertigen Windows 8 an Board eine spannende Geschichte, denn in diesem Tablet steckt das Potential, künftig den PC oder den Laptop aus dem Haus zu verdrängen und die viel beschworene „Post-PC“-Ära Wirklichkeit werden zu lassen.

Vorab sei erwähnt, dass mir die Testzeit von einer Woche bei Weitem zu kurz war, um wirklich alle Features des Tablets zu testen. Dennoch denke ich, einen guten Eindruck der Fähigkeiten, der Grenzen und des Potentials gewonnen zu haben. So teile ich diesen Test kurzerhand in zwei Teile.

Microsoft Surface Pro Tablet Test (5)

Das Surface Pro als Tablet

Als Tablet an sich macht das Microsoft Surface Pro zunächst keine so gute Figur. Es ist groß, schwer und wirkt erstmal sehr klobig. Dennoch muss es sich mit seinen aktuellen technischen Leistungsmerkmalen nicht verstecken:

  • Intel Core i5 3rd Gen. (3317U) 1.7 GHz
  • 4 GB Ram Dual-Channel
  • 128 GB Speicher erweiterbar durch microSDXC Karte
  • 10,6 Zoll ClearType Full-HD Display
  • 1920×1080 Pixel Auflösung
  • 42 Wh Akku
  • Windows 8 Pro 64 bit
  • WLAN b/g/n, Bluetooth 4.0 (LET)
  • Stylus
  • USB 3.0
  • MiniDisplay-Port
  • 1 MP Kamera (Front- und Rückseite)
  • 274,6 mm x 173 mm x 13,5 mm Abmessung bei 910 Gramm Gewicht
  • optional: TouchCover, TypeCover, VGA/HD AV Adapter
  • Kickstand

Microsoft Surface Pro ausprobiert

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Rein von den technischen Leistungsmerkmalen her dürfte wohl in vielen Büros ein schlechter ausgestatteter Standrechner stehen. Der Windows Leistungsindex ergibt eine Gesamtbewertung von 5,6 Punkten. Diese eher schlechte Wertung kommt durch die Grafikleistung zustande. Als Tablet lässt sich das Surface Pro meiner Meinung nach relativ schlecht handeln. Durch das extrem hohe Gewicht von 900 Gramm ist es auf der Couch auf dem Schoß recht ungemütlich. Außerdem spürt man bei etwas höherer Rechenlast eine sehr deutliche Wärmeentwicklung an der Rückseite des Gerätes. Rechenpower an sich ist aber selbst im „Tablet-Betrieb“ genug vorhanden und man kann auf mittleren Details sogar Civilization V recht flüssig daddeln. Der große Reiz am Surface Pro liegt für mich in der Verwendung von Desktopprogrammen aller Art, was auch auf der Couch dank der 10-Punkt-Multitouch-Bedienbarkeit sehr gut funktioniert. Nach einer Eingewöhnungsphase habe ich auch mit dem Finger sehr präzise getroffen.

Surfen ist mit dem Pro richtig genial, sofern man auch Browser nutzt, welche an die Touchbedienung angepasst sind. Im Desktopmodus ist Chrome auf dem Surface Pro mein Favorit. Eindeutig mehr Spaß macht aber das Surfen mit dem Internet Explorer, was ich ursprünglich nicht gedacht hätte. Mag man von diesem Browser halten was man will, auf dem Surface Pro ist er genial, da er einfach besser angepasst ist. In Sachen Benchmarks kann derr IE im Browsermark mit 2233 Punkten allerdings keinen Blumentopf gewinnen. Der Chrome schlägt sich auf dem Tablet mit 3114 Punkten um einiges besser. Aber solche Benchmarks sind nicht jedermanns Sache und auch ich halte nicht all zu viel davon.

Microsoft Surface Pro Tablet Test (12)

Der ausklappbare Kickstand auf der Rückseite des Surface Pro ist eine tolle Erfindung. Leider ist auch diese nicht ganz bis zum Schluss gedacht oder nicht richtig getestet worden, denn für meinen Geschmack ist der Winkel des Aufstellers nicht groß genug. Das Tablet steht relativ steil auf dem Tisch und man muss ein wenig den Kopf einziehen um etwas zu sehen. Die Bedienung mit dem Stylus klappt dafür um so besser und ich habe sogar eine Möglichkeit gefunden den Stylus am Tablet zu verstauen. Komischerweise passt er zufällig auf den Ladekonnektor. Ein Einschub wäre mir trotzdem lieber gewesen. In Sachen Akkulaufzeit ist das Tablet eher enttäuschend. Selbst im Stromsparmodus habe ich bei mittlerer Benutzung, also etwas Surfen und ein bisschen Video angucken, lediglich fünf Stunden Laufzeit geschafft.

Zocke ich am Tablet Civilization V so schaffe ich gerade so drei Stunden. Definitiv zu wenig für meine Anwendungsfälle. Für eine volle Ladung benötigt man außerdem in etwa dieselbe Zeit. Das magnetische Ladekabel ist ein Krampf. Es sitzt auf der rechten Seite und ist mir im Test relativ oft abgerutscht. Ein stinknormaler Ladestecker mit ordentlicher Verankerung wäre mir lieber gewesen. Dieses vermaledeite Ding frustet mich.

Microsoft Surface Pro Tablet Test (11)

Die beiden Cover, welche bei mir im Testumfang enthalten waren, aber ansonsten optional erhältlich sind, gefallen mir dagegen richtig gut. TouchCover und TypeCover sind eine gute Entwicklung. Mein klarer Sieger ist das TypeCover mit den richtigen Tasten. Ich kann zwar mit den „simulierten Tasten“ des TouchCovers auch arbeiten, aber ich mag es, wenn man an einer Tastatur auch Tasten richtig drücken kann. Die Kamera des Surface Pro erzielt gute Ergebnisse. Telefonieren via Skype mit Video macht defintiv Spaß und geht auch qualitativ in Ordnung. Auch die Lautsprecher machen eine absolut gute Figur. Der Ton kommt für ein Tablet verhältnismäßig satt und klar rüber. Noch dazu machen die Lautsprecher auf Wunsch auch noch richtig Lärm. Das hat mich echt überrascht.

Fazit in Sachen Tablet: Das Microsoft Surface Pro ist durch das vollwertige Windows ein gutes Tablet. Die magere Akkulaufzeit und die wirklich schlechte Haptik vermiesen dem Anwender jedoch die Freude am Couchsurfen. Bei der Verwendung als Tablet benötige ich auch Desktopprogramme nicht wirklich, weswegen ich auf der Couch einfach ein langatmiges iPad bevorzuge.

Das Surface Pro als Desktopersatz

Ein ultramobiler Desktop-PC gehört wohl seit der Erfindung des Tablets zum Traum des „homo sapiens technikafinus“. Am Rechner sitzen, Bildbearbeitung anfangen, Tablet einpacken, im Zug weitermachen und bei Bedarf jede x-beliebige *.exe installieren können, das war es, was ich vom Surface Pro erwartet hatte. Genau das ist es auch, was das Surface Pro hervorragend meistert. Klar kann man von der Hardware einen aktuellen und hochgezüchteten Desktop nicht mit dem Surface Pro vergleichen. Aber wenn ich mir so ansehe, was im Netz als Office-PC verkauft wird, da braucht sich das Surface Pro nicht verstecken. Einziges großes Manko im Test ist die fehlende Möglichkeit, zwei Monitore zu betreiben.

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Zwar ist das laut Microsoft „komfortabel“ möglich, aber ich habe am Gerät nur einen miniDisplay-Port und bräuchte dann entweder eine Verbindung noch von Monitor zu Monitor oder ein Splitkabel. Beides ist bei mir im Büro mangels Adapter beziehungsweise Feature nicht möglich. Somit fällt dieser Test leider flach. Auf Youtube sieht man jedoch diverse Videos, in denen es zu funktionieren scheint. Jedoch ist es möglich den Screen des Surface Pro als zweiten Monitor anzusteuern, was mir für meine tägliche Arbeit jedoch nicht reicht. Was richtig gut und problemlos klappt, ist das Anschließen diverser USB-Geräte, entweder direkt oder via USB-Hub.

Auch meine Spiegelreflexkamera wurde vom System und der Entwicklungssoftware Adobe Lightroom einwandfrei erkannt. Sogar ein „tethered Shooting“ ist mit dem Tablet möglich. Anschließend kann man die Fotos schon direkt am Tablet entwickeln und den Modellen so in ihrem Beisein schon direkt Fotos zeigen oder in digitaler Form zum Beispiel auf einem USB-Stick ausgehändigen. Dieses Feature ist für mich eines der wichtigsten. Tethered Shooting an einem 10 Zoll Tablet mit anschließender direkter Entwicklung ist eines meiner bevorzugten Einsatzgebiete dieses Tablets und auch der Faktor der mich an dem Ding richtig begeistert. Auf Grund des leuchtstarken und hellen Displays mit einem sehr guten Kontrast macht das einfach Spaß.

Nun gibt es auch Menschen, die nicht allein mit Bildbearbeitung arbeiten, sondern auch mit virtuellen Umgebungen. Zu diesem Zweck habe ich mir mal einen VMWare Player installiert und mir eine Linux-VM installiert. Es lässt sich relativ gut damit arbeiten. Allerdings dürfte klar sein, das bei 4 GB Ram und einem 1.7 GHz i5 nicht unbedingt 390 Umgebungen gleichzeitig betrieben werden können. Die Benutzung des Tablets während die VM läuft, ist je nach zugewiesenen Ressourcen nicht gerade das Gelbe vom Ei. Man sollte sich also vor einem Kauf sehr genau überlegen, für welche Einsatzzwecke man ein Surface Pro anschafft. Preislich kann ich jetzt nach dem Test nicht mehr ganz so viel meckern, wie noch zuvor bei meinem ersten Eindruck.

979€ Euro sind nicht wenig Geld und da ich definitiv auf das Betreiben mehrer virtueller Umgebungen angewiesen bin, würde ich wohl mit dem Geld eher einen Laptop kaufen. Womit wir uns auch langsam in den Bereich eines abschließenden Fazits begeben.

Fazit

Ich gebe das Microsoft Surface Pro einerseits mit einem weinenden Auge zurück. Es ist einfach zu geil, an dem Ding jedes Desktopprogramm nutzen und zocken zu können sowie Lightroom und Photoshop direkt beim Shooting vor Ort zu verwenden. Andererseits erwarte ich einen Nachfolger, welcher viel Potential für Verbesserungen insbesondere bei der Nutzung als Tablet bietet.

Das Ding muss leichter und schmaler werden. Außerdem muss definitiv eine längere Akkulaufzeit her. Andere gute Ideen wie der Stylus und der Ladeanschluss müssen lediglich ein klein wenig weiter gedacht werden und sind dann schon perfekt. Der Speicher der unglaublich schnellen Festplatte ist für mich mit 128 GB ausreichend, wobei mir die 64 GB Variante auf keinen Fall reichen würde. Die beiden Covervarianten sind mir mit Preisen um 120€ Euro definitiv um einiges zu teuer, meiner Meinung nach aber ein Muss für das Gerät. Für mich steht fest, dass ich das Surface Pro auslasse und auf einen entsprechenden Nachfolger warte.

Sobald dieser erschienen ist, heißt es „Adieu Laptop, Hallöchen Surface Pro“, obgleich ich schon jetzt ganz gerne eines hätte, aber eben als sinnvolle Ergänzung meiner Landschaft und nicht als mein Hauptgerät. Gerade für Fotografie, Lightroom und Photoshop ist das Teil toll, lässt sich doch sogar mein Grafiktablet problemlos daran betreiben. Aber geht selbst in den Laden und guckt euch das Tablet vorm Kauf an. Wer keine großen Ansprüche an die Rechenleistung stellt, wie etwas beim stundenlangen Rendern von Videos, der dürfte mit dem Surface Pro durchaus glücklich werden.

P.S.: Wie schnell man sich an das Surface Pro Tablet als Laptopersatz gewöhnen kann, zeigt folgende kleine Anekdote. Als ich fertig war mit diesem Test, alle Daten und Screenshots vom Gerät runtergezogen hatte, wollte ich wie sonst immer den Laptopdeckel zu klappen und tief durchatmen von der getanen Arbeit. Das Ergebnis war ein lautes Klatschen des Displays vom Surface Pro auf das TouchCover und ein mordsmäßiger Schreck der mir in die Glieder fuhr. Gott sei Dank ist dem Tablet nichts passiert, stabil genug ist es ja.

Das Surface Pro ist über Fachhändler sofort lieferbar und auch im Microsoft Online Store zu haben.

Microsoft Surface Pro Tablet Test (9)


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