Twitter stellt sich dumm

Twitter Fail Whale

Twitter kündigte das Ende der alten Schnittstellen vor einigen Monaten an und gestern folgte dann die Durchführung. Nun stellt man sich ein bisschen dumm.

TweetBot und Co veröffentlichten in den letzten Tagen wichtige Updates, bei denen man teilweise grundlegende Funktionen aus den Apps entfernen musste. Grund: Twitter stellt alte Schnittstellen ein und das führt dazu, dass man zum Beispiel nur verzögert Push-Nachrichten für einen Reply oder eine Direktnachricht erhält.

Soweit so gut. Viele Twitter-Nutzer äußerten sich in den letzten Stunden zu diesem Thema und waren verärgert. Es folgte ein Tweet mit einer internen Mail an die Twitter-Mitarbeiter und ein Blogeintrag von Twitter. Rob Johnson wollte damit erklären, warum man diese Entscheidung nun getroffen und die Schnittstellen abgeschaltet hat.

Kurz: Es ist eine veraltete Technologie, man muss an die Zukunft denken, für Twitter lohnt es sich nicht mehr und die APIs sind sowieso seit 9 Jahren im Beta-Status.

Twitter stellt sich dumm

Puh, eines der modernsten Unternehmen der Welt betreut also seit 9 Jahren alte Schnittstellen im Beta-Status und hat es bis heute nicht hinbekommen diese komplett zu überarbeiten? Stimmt nur so halb, denn man selbst setzt natürlich auf andere Schnittstellen. Twitter selbst kann auf moderne APIs zurückgreifen.

Die Wahrheit wäre also: Die alten Schnittstellen, bei denen wir zu faul waren sie auf einem aktuellen Stand zu halten, schalten wir nun ab. Wir wollen außerdem nicht, dass Drittanbieter-Apps weiter genutzt werden und geben die neuen Schnittstellen daher auch nicht raus. Der Mitgründer von TweetBot liefert die Antwort:

twitter.com

Es ist nicht die Schuld von alten APIs, es ist nicht die Schuld der Entwickler, einzig und allein Twitter ist an der aktuellen Situation Schuld. Und statt dazu zu stehen und mit der Wahrheit zu hausieren, nennt man irgendwelche Gründe. Man stellt sich dumm.

Twitter hat eine andere Motivation

Doch jeder weiß, dass die Mitarbeiter bei Twitter das nicht sind. Jeder weiß, dass die Motivation von Jack und seinem Twitter-Team die ist, dass mehr Nutzer die eigene App nutzen und man dort nun mal machen kann was man möchte.

Der Artikel von TechCrunch mit dem Hashtag #BreakingMyTwitter macht seit gestern die Runde und er zeigt: Twitter hat kein Interesse darauf zu reagieren. Man will das nun aussitzen und hofft, dass die Nutzer das irgendwie akzeptieren und die anderen Apps dann verschwinden. Ein weiterer Beweis dafür ist: Es gibt eine Option, um die alten Funktionen weiter nutzen zu können. Das würde einen Entwickler aber … Achtung … knapp 3000 Dollar für 250 Nutzer im Monat kosten.

Dieses Konzept richtet sich an Unternehmen, die sowas benötigen, normale kleine Entwickler haben da keine Chance. Kein Nutzer zahlt ihnen über 10 Dollar im Monat, damit er Push und Co nutzen kann, dieser Preis steht in keinem Verhältnis.

Es darf sich gerne jeder seine eigene Meinung zur Entwicklung bilden, aber ich finde diese äußerst kritisch. Selbst wenn man nur noch offizielle Lösungen nutzen will, so kann man das noch nicht mal. Die Twitter-App für macOS wurde zum Beispiel vor ein paar Wochen eingestellt. Und TweetBot für macOS wird nun eingeschränkt.

Hier steht nicht mehr der Nutzer im Fokus, hier steht nun der Profit im Fokus und man orientiert sich da für meinen Geschmack zu sehr am Playbook von Facebook. Twitter möchte die Kontrolle komplett selbst haben, ist aber nicht so groß wie Facebook.

Man ist zu einer wichtigen Anlaufstelle für Nachrichten und Co geworden, doch ich glaube man ist in den Köpfen der Menschen lange nicht so sehr wie Facebook oder Instagram verankert. Twitter ist ersetzbar und nicht wirklich komplex.

Twitter geht nicht bis zum Ende

Doch was mich hier schon fast am meisten stört: Twitter traut sich nicht die anderen Apps komplett zu killen. Man gibt ihnen seit Jahren keine neuen Schnittstellen mehr, nun schränkt man diese ein, aber man hat nicht den Mut bis zum Ende zu gehen.

Twitter möchte eine Welt ohne Drittanbieter-Apps und ich glaube diese Entwicklung könnte dem Netzwerk am Ende schaden. Denn auf diesem Weg gewinnt glaube ich niemand. Weder Twitter, noch die Entwickler der Apps und schon gar nicht die Nutzer.

Schade.


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