Huawei P10 Testbericht

Das im Vorfeld des Mobile World Congress 2017 im Februar vorgestellte Huawei P10 ist eine sanfte Weiterentwicklung des Vorjahresmodells. Ob das Upgrade lohnt, kläre ich für euch in unserem Testbericht.

Drei Wochen hat mich das P10 dafür im Alltag begleitet, meine Erlebnisse mit dem Gerät lest ihr hier. Die Kamera wird von mir angesprochen und Beispielfotos gibt es für euch auch, ich plane darüberhinaus noch einen gesonderten Erfahrungsbericht ausschließlich über die Kamerafunktionen.

Huawei P10: Der Lieferumfang

Huawei P10 Lieferumfang

Für das P10 werden unverbindliche 599 Euro aufgerufen. Was ihr dafür in der Box wiederfindet, habe ich euch in meinem Unboxing bereits gezeigt, hier zur Auffrischung eine Auflistung:

  • Das Smartphone selbst
  • Bedienungsanleitungen inklusive SIM-Tool
  • In-Ear-Kopfhörer
  • USB-Typ-C-Kabel
  • Schnellladegerät mit bis zu 4,5V/5A bzw. 5V/4,5A
  • Plastikhülle

Huawei P10: Das Design

Huawei P10 Farben

Ich war bereits im Unboxing sehr angetan von der Graphite Black genannten Farbe meines Testgeräts. Nachdem ich auch die anderen Farben gesehen habe, empfinde ich das matte Schwarz als die ideale Farbe des P10. Was viele sicherlich als langweilig ansehen möchten, halte ich für edel. Beim Huawei P9 wie auch vorher schon beim Mate S störte mich der Schriftzug auf der Vorderseite, die Front ist nun „clean“.

Huawei P10 im Vergleich

Bei den dunklen Vorderseiten fallen zudem die Sensoren und die Selfiekamera nicht so stark auf. Zu guter Letzt sind die Angaben und das Huawei-Logo auf der Rückseite kaum zu erkennen. Der deutlichste Schriftzug am gesamten Gerät ist LEICA an der Kamera, der einzige Akzent der rote Powerknopf.

Huawei P10 Powerbutton

 

Größe und Abrundungen machen das Huawei P10 zu einem richtigen Handschmeichler. Der iPhone-Vergleich muss an dieser Stelle kommen, da jeder einzelne, dem ich das Gerät in die Hand gab, sofort Parallelen zu Apples Modell zog. Schlechter wird das Design dadurch nicht, wenn auch etwas weniger originell.

Huawei P10 im Vergleich

 

Für den Rundgang um’s Gerät zitiere ich an dieser Stelle aus den ersten Eindrücken zum P10. An der Unterseite gibt es das exakt gleiche Layout wie beim P9 mit 3,5 mm-Klinkenbuchse, USB-Typ-C-Anschluss, Pentalobeschrauben und sechs Schlitzen für den Lautsprecher.

An der linken Seite gibt es das exakt gleiche Layout wie beim P9 mit dem Slot für microSD- und SIM-Karte. An der rechten Seite gibt es das exakt… Ich denke ihr versteht das Prinzip.

Die einzige grobe Änderung in der Bedienung im Gegensatz zum Vorgängermodell ist die Position des Fingerabdrucksensors, welcher nun an der Front zu finden ist und nicht mehr auf der Rückseite. Er sitzt übrigens unter Glas und ist berührungsempfindlich, mit den richtigen Einstellungen funktioniert er als Navigationstaste, dazu später mehr. Die neue Fundstelle dürfte vor allem jene Benutzer freuen, die bei auf dem Tisch liegenden oder in Navihalterungen eingespannte Geräte nur mühsam entsperren konnten.

Der Sensor an sich ist unglaublich schnell. Manchmal hatte ich schon die Vermutung, das P10 ahnte, dass ich den Finger auflegen wollte und entsperrte schon mal vorsorglich. Gegenüber dem schon mehr als fixen Sensor im P9 ist hier nochmal ein Wimpernschlag an Zeit herausgekitzelt worden.

Das Display ist 5,1 Zoll groß und löst in Full HD auf, das ergibt für den Alltagsgebrauch vollkommen ausreichende 432 Pixel pro Zoll Pixeldichte. Ab Werk ist eine Folie aufgebracht, was mich bei abgerundetem Glas grundsätzlich erstmal stört, weil es hässlich aussieht. Dummerweise hat das P10 keine weitere fettabweisende Beschichtung darunter und sammelt schmierige Fingerabdrücke wie nix gutes. Bei meinen recht trockenen Händen nervt es schon, ich vermag mir nicht vorzustellen, wie das bei anderen aussieht. Der Grund dafür ist, dass Huawei sicherstellen wollte, dass der Unter-Glas-Sensor einwandfrei funktioniert.

Huawei P10: Die technischen Details

In diesem Abschnitt langweile ich euch mit stumpfen Fakten:

  • 145,3 x 69,3 x 6,98 mm Größe bei ca. 145 g
  • 5,1″-Full HD-IPS-LC-Display
  • Octacore-Kirin 960-CPU mit 4x Cortex A73 2,4 GHz und 4x Cortex A53 1,8 GHz
  • 4 GB Arbeitsspeicher, ab 32 GB interner Speicher (Testmodell 64 GB), per Micro-SD erweiterbar
  • Bluetooth 4.2, WiFi 802.11ac/a/b/g/n mit 2,4 und 5 GHz, USB 2.0, NFC
  • Leica Dual-Kamera mit 12 Megapixel-RGB- sowie 20 Megapixel-Monochrom-Sensor, Blende 2.2, optische Bildstabilisierung, Hybridzoom, Laser-Autofokus, 4K-Videoaufnahme
  • Leica Frontkamera mit 8 Megapixeln, Blende 1.9, Autofokus
  • 3.200 mAh-Akku mit Schnellladung

Um diesen trockenen Abschnitt etwas aufzulockern, habe ich für euch noch Michaels Vergleichsvideo mit Huawei P10, P10 Plus und Mate 9.

Huawei P10: Die Software

Das Huawei P10 kommt mit Android 7.0 Nougat, Emotion UI 5.1 und für weite Teile des Tests Patchlevel 1. Februar (Build-Nummer VTR-L09C432B112). Das ist die bereits aktualisierte Firmware kurz nach Präsentation. Am Mittwoch, 15. März 2017, dem offiziellen Verkaufsstart in Deutschland, wurde Build-Nummer VTR-L09C432B113 per OTA-Update ausgeliefert.

Natürlich wird immer darauf hingewiesen, dass es sich um Vorseriengeräte handelt, das System lief im Testzeitraum aber nahezu fehlerfrei. Nur einmal kam es zu einem unerklärlichen Reboot.

Die Huawei-eigene Benutzeroberfläche (kurz EMUI) begrüßt den Nutzer mit einem Einrichtungsassistenten, danach wartet der Hauptbildschirm. In der Standardkonfiguration ist dieser wie gehabt mit allen Apps auf den verschiedenen Seiten des Homescreens, seit EMUI 5 lässt sich der klassische Stil mit App-Drawer einstellen.

Im Benachrichtigungsbereich können Mitteilungen einzeln gewählt, detailliert angezeigt sowie Schnellzugriffe eingestellt werden.

Auf dem Sperrbildschirm können Schnellzugriffe hochgewischt werden, namentlich der Rekorder, Taschenrechner, Taschenlampe, Zeitfunktionen sowie der eingebaute Barcodescanner. Zudem ist die Anzeige der Hintergrundbilder konfigurierbar.

So wie sich im Huawei-Launcher mit Wischgeste das gesamte Smartphone nach Mails, Musik, Apps und mehr durchsuchen lässt, bieten die Einstellungen ebenfalls eine Suchoption. Zudem kann das Menü von links nochmals reingezogen werden.

Die Onscreen-Tasten lassen sich wie bereits erwähnt auf den Fingerabdrucksensor umstellen, damit werden neue Gesten aktiviert. Mit einem einfachen Tap kommt man zurück, langer Tap versetzt einen auf den Homescreen, von links nach rechts (oder umgekehrt) wischen öffnet das Multitasking. Am rechten Bildschirmrand nach oben wischen soll Google Now On Tap aktivieren, im Test funktionierte das nie zuverlässig, oft waren mehrere Versuche notwendig. Das Video unten habe ich immer wieder neu angesetzt, bis es mir zu viel wurde und ich es einfach geschnitten habe.

Zur einfacheren Bedienung mit einer Hand lässt sich der Anzeigebereich per Geste verkleinern. Sind die Displaytasten noch aktiv, streicht man einmal quer drüber, bei Umstellung auf die Fingerabdrucktaste wird von einer der unteren Ecken zur Mitte des Displays gewischt.

Das P10 kann unterstützte Apps klonen, sodass man sich z.B. für Whatsapp und Facebook zweite Apps mit anderen Kontodaten auf den Homescreen legen kann. Das Testgerät unterstützte kein Dual-SIM, für Varianten des P10 mit dieser Funktion könnte so beispielsweise für beide Nummern ein Whatsapp-Account laufen.

Das gemeine Otto-Normal-Gerät für den Endverbraucher wird in der Regel mit 32 GB internem Speicher ausgeliefert werden, daher an dieser Stelle der Hinweis, dass über 11 GB davon bereits fest belegt sind und nicht für eigene Zwecke zur Verfügung stehen. Speichererweiterung per Micro-SD-Karte ist aber selbstverständlich gar kein Problem.

Im Tresor lassen sich sensible Daten speichern, die auch per Fingerabdruck freigeschaltet werden können. Apropos: Davon kann man fünf anlegen. In der Regel sind vier bereits für beide Daumen (für die Handhaltung) und beide Zeigefinger (für Tisch, Navihalterung o.ä.) vorbehalten – oder was speichert ihr so?

Da die Oberflächen von EMUI 5.0 und 5.1 sehr ähnlich sind, sei euch hier das Video von Michael zum Mate 9 nahegelegt:

Ich installiere meist eh als erste oder zweite App den Nova-Launcher. Nach dem Homescreentest hat Huawei mir hier sogar die Arbeit noch einfacher gemacht. Mit der Phone Clone-Anwendung konnte ich innerhalb kurzer Zeit nahezu alle Inhalte inklusive Daten vom P9 auf das P10 umziehen.

play.google.com

Huawei P10: Die Leica Dual-Kamera und Selfie-Kamera

Im Wesentlichen entspricht die im P10 verbaute Leica Dual-Kamera 2.0 dem Modul des Huawei Mate 9. Ein 12 Megapixel-Farbsensor wurde mit einem 20 Megapixel-Monochromsensor verheiratet, um so besonders rauscharme und farbgetreue Bilder zu produzieren.

Durch den Pixelunterschied ist nicht nur ein verlustfreier digitaler „Zoom“ möglich, sondern auch die Aufnahme von Farbfotos in 20 Megapixeln, obwohl der Sensor eigentlich ja nur 12 hergibt. Dies stellt für mich die spannendere Option dar, auch wenn die gezoomten Fotos bessere Qualität haben als die großen Fotos einfach zu beschneiden.

RAW-Aufnahmen können ebenfalls gespeichert werden, dann ist aber kein Zoom möglich.

Nachtaufnahmen aus der Hand geschossen sind in Ordnung, besonders empfehlenswert ist aber der spezielle Nachtaufnahmemodus. Für diesen sollte man aber ein Stativ benutzen, da die Belichtungszeiten durchaus die 10-Sekunden-Grenze überschreiten.

Hier weitere Beispiele von Aufnahmen bei Dunkelheit:

Der Modus Offene Blende ist wieder enthalten und bietet Freistellungspotential bis f/0.95. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Bei den KrokettenKrokussen hier halte ich es für gelungen.

Der Porträtmodus der Hauptkamera ist nun auch monochrom möglich. Es fällt aber auf, dass es nicht hundertprozentig klappt. Hier dürfte mit einem späteren Update in Sachen Kantenerkennung nachgebessert werden. Kollege Hannes verliert auf diesem Beispielfoto auf der linken Seite, am rechten Arm, deutlich an Definition.

Ebenso wie die Hauptkamera bietet auch die Frontkamera einen Porträtmodus. In jedem Fall sei nahegelegt, die künstlerischen Effekte zu deaktivieren. Diese beinhalten eine Vignette und stärkeren Kontrast, und das geht gern mal in die Hose mit orange-roten Gesichtern und ähnlichem.

Wie in der Einleitung gesagt, plane ich einen ausführlichen Erfahrungsbericht mit der Kamera zu einem späteren Zeitpunkt zu veröffentlichen. Wenn ihr Motivwünsche habt, schreibt sie gern in die Kommentare.

Huawei P10: Leistung und Akku

Der Supercharger verspricht einen Tag ohne Steckdose aus kurzer Ladezeit. Im ersten Test nach dreißig Minuten am Strom waren für das entsaftete Gerät bereits 41 Prozent erreicht. Doch dann lässt sich der Charger mehr Zeit. Nach einer Stunde sind 74 Prozent, nach anderthalb Stunden 90 Prozent und erst nach rund einhundertdreißig Minuten die vollen 100 Prozent erreicht. Da stimmt doch was nicht? Richtig: Das Telefon war aus. Lädt man ein gestartetes Huawei P10 an Originalnetzteil mit Originalkabel, geht die Post ab. Für den Test habe ich gerne mal „vergessen“, das Gerät über Nacht zu laden, um es morgens während Kaffee und Dusche noch eben anzustöpseln. Das reichte immer, um abends beruhigt heimkehren zu können. Heißt: Bei einem Ladevorgang von einer Stunde pumpt der Supercharger von 16 auf 79 Prozent, als Gesamtdauer bis voll wurden 1:27 Stunden geschätzt.

Zur Verlängerung der Laufzeit bietet das P10 diverse Optionen, zum Beispiel das Herabsetzen der Displayauflösung, an.

Die Leistung des P10 ist sehr gut, das sollte man für den Preis allerdings auch erwarten können. Während das P9 in Sachen Grafik durchaus schwächelte, sorgen die Innereien des Mate 9 hier für Schwung in der Kiste. Ich habe Antutu Benchmark dreimal direkt hintereinander laufen lassen, um für ein wenig Wärmeentwicklung zu sorgen. Die verkraftete das P10 gut, die Werte brachen aber nach dem ersten Durchgang ein.

Huawei P10: Sonstiges

  • Telefonieren ist klar und deutlich möglich, mit internem Freisprechen über Lautsprecher wird es nur bei hohen Lautstärken verzerrt.
  • Das P10 ist nicht drahtlos aufladbar.
  • Das P10 ist auch nicht staub- oder wassergeschützt.
  • Dafür ist es mit 599 Euro UVP im Vergleich zu anderen Flaggschiffen fast schon preiswert.

Huawei P10: Das Fazit

Die wichtigste Frage ist meist ja: Lohnt sich der Umstieg vom Vorgänger? Wer sich das Huawei P9 gekauft hat, wird sich vermutlich dafür entschieden haben, weil das Design und die Verarbeitung hochwertig sind, die Größe noch im annehmbaren Bereich ist und/oder die Kamerafunktionen einen Mehrwert darstellten.

Die gute Nachricht: Das alles bietet das Huawei P10 auch, und mehr. Die Leistung hat deutlich zugelegt, der Fingerabdrucksensor ist noch schneller, das Design noch schmeichelnder, die Dual-Kamera höher aufgelöst. Das kostet dann im Vergleich zum Marktpreis des Vorgängers 200€ Aufpreis, und hier muss man sich die Frage stellen, ob es das wert ist.

  • Wer mit Abstrichen in der Performance leben kann, wird auch mit einem P9 glücklich.
  • Wem die Größe egal ist, kann auf sinkende Preise des Mate 9 hoffen, die sich aktuell nur knapp oberhalb der P10-UVP befinden.
  • Wer den Schutz vor Umwelt benötigt, muss zum Mitbewerb.

Das Huawei P10 ist in meinen Augen ein Schmuckstück, das durch Haptik und Optik Schwächen bei der Ausstattung ausgleichen kann. Das Gesamtpaket passt, auch wenn die unverbindliche Preisempfehlung zu hoch angesetzt ist. Darum wird sich aber hoffentlich der Handel kümmern.

Wertung des Autors

Mike Demuth bewertet Huawei P10 mit 4.3 von 5 Punkten.

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