Kommentar: Microsoft im Kaufrausch

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Vor drei Jahren, 2008, gab es eine ähnliche Meldung wie diese Woche: Nokia erwarb Navteq, einen Spezialisten für Navigation. Mittlerweile ist Nokia führender Hersteller von Navigationsgeräten weltweit und bietet seine Software als kostenlosen Mehrwert für den Kunden an. Gerade die stark kritisierten Symbian-Smartphones werden mit der kostenlosen Applikation Ovi Maps beworben.

Diese Woche dann eine ähnliche Meldung: Das Unternehmen Microsoft kauft für einen stolzen Preis das Unternehmen Skype. 8,5 Milliarden Dollar kostet dieser Spaß das Unternehmen aus Redmond. Als Vergleich: Für Navteq legte Nokia damals eine sehr ähnliche Summer hin, das Unternehmen aus Finnland war danach 8 Milliarden leichter. Für das weltweit erfolgreichste Videoportal bezahlte Google im Jahr 2006 übrigens „gerade mal“ 1,6 Milliarden Dollar, das wäre heute unvorstellbar.

Was steht als nächstes auf der Liste von Microsoft? Wird man in 1-2 Jahren eine Fusion mit Nokia ankündigen und in der Zwischenzeit Vimeo aufkaufen und in Bing integrieren? Interessantes Gerücht an dieser Stelle: Die Marke Ovi soll in ein paar Jahren sowieso Geschichte sein, macht auch Sinn, denn der erfolgreichsten Dienst „Maps“ wird ja in Bing integriert. Und seien wir mal ehrlich, Erfolg hatte Nokia mit diesem Namen nicht.

Zwei der erfolgreichsten Unternehmen im PC und Mobilfunkmarkt wurden von Neulingen wie Google und Apple überrant überrascht und nachdem man viel zu lange gewartet hat, gilt es jetzt zu kontern. Alleine schafft man das wohl nicht, daher eine Partnerschaft und das Ziel ein drittes Ökosystem zu erschaffen, mit dem man Android angreift und zumindest iOS in ein paar Jahren verdrängen möchte.

(via: FTD)

Aus eigener Kraft ist das wohl aber nicht mehr möglich, während Apple sogar mit alten Diensten wie Videotelefonie auf sich aufmerksam macht, obwohl das seit Jahren möglich ist und wesentlich besser funktioniert als FaceTime, mag Nokia noch nicht mal ein ordentlicher Markt für seine Symbian-Apps gelingen. Microsoft hingegen kämpft seit Jahrem um Anteile im lukrativen Markt von Suchmaschinen, ist Google jedoch noch nicht mal auf den Fersen.

Sogar im mobilen Markt, in dem man als Unternehmen dank Windows Mobile reichlich Erfahrung hat, ist man mittlerweile unbedeutend, viele Jahre war Google die Nummer 1 im Browser von iOS und ist es in Android sowieso. Beides Oberflächen mit enormen Wachstum im mobilen Bereich. Jetzt versucht man es nebenbei noch mit einem Deal bei RIM, denn auf allen Blackberrys wird Bing in Zukunft Standard sein.

Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass es bald ein Windows Phone von Nokia geben wird und Ovi Maps in Bing integriert wird, welches auch Blackberry-User nutzen können, ich hätte gelacht. Aber so ist der Mobilfunkmarkt, schnelllebig und voller Überraschungen.

Gegen Google Talk und FaceTime soll es dann also Skype richten. Toller Dienst, der auf sehr vielen Oberflächen daheim ist und den weltweit die meisten Menschen für Videotelefonie nutzen. Ich hoffe mal an der Qualität der verschiedenen Oberflächen wird sich dadurch nichts ändern. Soll sich laut Microsoft auch nicht, aber behaupten kann man viel, ein kleiner Vorteil bei Updates könnte schon entscheidend sein.

Schafft man es also nicht alleine, dann kauft man auf. Genug Kaptial hat Microsoft schließlich. Doch es wird schwer gegen die Konkurrenz, Google baut seine Dienste weiter aus und ist schon erfolgreich auf dem Markt, ein kurzes Update für eine App und es ist auf Millionen Smartphones installiert. Auch Apple hat mittlerweile genügend Kapital und wird zur WWDC 2011 am 6. Juni sicher auch ein paar spannende Neuerungen vorstellen. In seinen eigenen Projekten und Ideen war Apple bisher auch nicht immer erfolgreich, ich meine damit nicht den AppStore, die Rede ist von Diensten wie MobileMe, AirPlay, iAds oder FaceTime

Das größte Problem von Nokia und Microsoft ist wohl einfach die Zeit. Während Apple und Google nur noch verbessern müssen und Spielraum für Experimente haben, gilt es für Microsoft mit Windows Phone schnell erfolgreich zu werden und Marktanteile zu erobern. Doch wie, wenn die ganzen Hersteller, mit denen man zusammenarbeitet, ihren Hauptfokus auf Android und Google legen?

Hat man mit Samsung den richtigen Partner, wenn diese im Hintergrund das aktuelle und offizielle Google-Smartphone „Nexus“ bauen und nebenbei 5000 Geräte für die Entwickler von Honeycomb verschenken?

Ich möchte an dieser Stelle einfach mal eine gewagte Prognose abgeben, denn nach der Partnerschaft von Nokia und Microsoft gibt es eigentlich kein Zurück mehr. Nokia hätte entweder die Möglichkeit ebenfalls mit mehreren Oberflächen auf den Markt zu gehen und wie Samsung „unabhängig“ zu bleiben, oder man verlässt sich eben auf Microsoft. Klappt das jedoch nicht, dann hat man das einst erfolgreichste OS (Symbian) beerdigt und sich vielleicht nicht genug auf MeeGo konzentriert, um eine ordentliche Alternative in der Hinterhand zu haben.

Auf lange Sicht würde ich mal behaupten, sofern Nokia nicht mit Android zweigleisig fährt, wird die Partnerschaft der beiden Unternehmen sich noch vertiefen und was ist da am Ende logischer, als eine Fusion? Man hat sich klar ausgedrückt, es soll mit Windows Phone das dritte Ökosystem geben, koste es was es wolle, auch wenn man dazu für einen leicht übertriebenen Preis Skype aufkaufen muss.

Lassen wir dieser Partnerschaft mal ein paar Jahre Zeit, beide Unternehmen haben viel Erfahrung mit dem Massenmarkt, die nötigen Ressourcen sind da und werden momentan investiert. In der Zwischenzeit profitieren jedoch Android und iOS davon.


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