Problem bei Volkswagen? Das sind die Zahlen für Elektroautos

Martin Meiners

Nach einem halben Jahr kann man durchaus mal ein Fazit ziehen und nach den negativen Berichten rund um die Nachfrage bei der Volkswagen AG, wollen wir doch mal einen Blick auf den aktuellen Stand und die Verkaufszahlen werfen.

In den ersten sechs Monaten hat die Volkswagen AG demnach 321.600 elektrische Autos verkauft, damit sind keine Hybriden gemeint, sondern reine Elektroautos.

Volkswagen: Elektroautos wachsen sehr stark

Vergleicht man das mit dem Zeitraum im Vorjahr, dann ist das ein Wachstum von 68 Prozent und vergleicht man es mit Tesla, dann ist das in etwa ein Drittel. Tesla ist und bleibt also Marktführer bei Elektroautos, obwohl VW das ab 2025 ändern will.

Wichtig ist aber auch, dass wir über die Volkswagen AG sprechen, denn VW selbst kommt auf 164.800 Elektroautos im ersten Halbjahr. Der Rest verteilt sich auf die anderen Marken, bei denen Audi stark bei Elektroautos mit 75.600 Einheiten ist.

Der VW ID.4 und VW ID.5, die Volkswagen zwar namentlich getrennt hat, aber dennoch gemeinsam listet, kommen auf 101.200 Einheiten und der VW ID.3 ist dann mit 49.800 Einheiten das Elektroauto auf Platz 3 innerhalb der Volkswagen AG.

Zur Einordnung: Der Audi Q4 e-tron kommt auf 48.000 Einheiten (Platz 3) und der Skoda Enyaq schafft es auf 31.300 Einheiten (Platz 4). Platz 5 geht an den Audi e-tron (19.500 Einheiten), der aber mittlerweile eher als Audi Q8 e-tron bekannt ist.

Volkswagen: Elektroautos sind bei 7,4 Prozent

Also ein sehr ordentliches Wachstum im ersten Halbjahr und 7,4 Prozent sind auch kein schlechter Wert am Gesamtanteil der verkauften Autos bei VW. Immerhin sind Elektroautos noch relativ neu und Autos allgemein teuer. Bei Smartphones ging der Technologiewechsel relativ zügig, das wird hier aber natürlich etwas länger dauern.

Grundsätzlich eine gute Entwicklung, doch jetzt bin ich mal gespannt, wie das im zweiten Halbjahr aussieht, denn die Berichte der letzten Tage deuteten auf eine sinkende Nachfrage ab Herbst hin. Die Volkswagen AG spricht von einem „guten Auftragsbestand“, nennt dabei allerdings auch nur eine Region (Westeuropa).

Sowas ist schon ein erstes Indiz, denn warum nennt man nur eine Region?

Der Ist-Zustand sieht also solide aus, könnte aber auch besser sein. Immerhin war mal das Ziel, dass man Tesla ab 2025 ablöst. Doch deren Elektroautos sind auch 2023 deutlich attraktiver und daher verkauft man pro Quartal mehr Einheiten von zwei Modellen, als die komplette Volkswagen AG mit allen Marken in 6 Monaten.

Das Problem sind in meinen Augen die Preise, das habe ich auch beim Test des neuen VW ID.3 angemerkt. Grundsätzlich sind das alles sehr gute Elektroautos, ein Kompaktwagen für über 50.000 Euro mit dem mittleren Akku ist aber zu teuer.

Wie gesagt, das ist nur ein Zwischenfazit, ich bin auf das Fazit für 2023 gespannt.

Volkswagen: Der VW ID.4 als gutes Beispiel

Noch eine Meinung zum Schluss: ID.4 und ID.5 kommen auf ca. 100.000 Einheiten, der VW ID.4 kommt also auf, was, 80.000 Einheiten? Das ist mit Blick auf das Tesla Model Y gar nicht mal so gut, denn das verkauft sich um ein Vielfaches besser.

Das Model 3 und Model Y kommen zusammen auf ca. 850.000 Einheiten im ersten Halbjahr, wobei das Model Y das deutlich erfolgreichere Auto ist. Es gibt keine ganz genauen Zahlen, aber ich würde einfach mal auf ca. 500.000 Y-Einheiten tippen.

Ignoriert man also mal die alte Technologie (Verbrenner) und schaut sich nur die Zukunft (Elektro) an, dann ist Tesla mittlerweile das neue Volkswagen. Und das mit einer höheren Gewinnmarge pro Einheit. Wenn man sich das mal so genau vor Augen führt, dann versteht man, warum bei Volkswagen gerade „das Dach brennt“.

VW hat viele Jahre von einer großen Zukunft gesprochen, wie gesagt, man will eigentlich in 1,5 Jahren vor Tesla liegen. Doch mittlerweile ist klar, dass die Realität anders aussieht. Und während man es nicht geschafft hat, den Vorsprung bei den Verkaufszahlen einzuholen, läuft sich gerade die Konkurrenz aus China warm.

In meinen Augen, aber ich weiß das natürlich auch nicht und spekuliere da nur, würde ich den Fokus jetzt nicht auf Sparen und eine steigende Gewinnmarge legen.

Ja, der Wandel ist teuer, aber mit so einer Strategie bleibt man langsam. Das klappt nur, wenn man das Apple der Branche ist. Allerdings ist das Volkswagen nicht. Man ist wohl eher Samsung oder Huawei und die sind mit Android auch nicht erfolgreich geworden, weil sie am Anfang die hohen Preise von Apple aufgerufen haben.

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