VanMoof Electrified S (2017) ausprobiert

Vanmoof Electrifieds Header

Wenn es um meinen täglichen Arbeitsweg geht, den ich ganzjährig mit dem Fahrrad zurücklege, kann ich folgende Fakten festhalten: 3 Kilometer durch die Stadt, durchschnittliche Fahrtzeit 20 Minuten, durchschnittliche Herzfrequenz 90 Schläge i.d. Minute, durchschnittliches Tempo 10 Km/h.

Bis auf das Bremerhavener Regenwetter und die Kälte im Winter, bin ich über den täglichen Fitnessaspekt des Radelns zur Arbeit ganz froh, weshalb ich ein E-Bike bisher auch gar nicht in Erwägung zog. Trotzdem habe ich mich sehr über die Teststellung des Electrified S der Firma VanMoof gefreut.

Dessen Tretunterstützung kam in den letzten sechs Wochen meinem inneren Schweinehund sehr entgegen und die smarte Ausstattung bediente meine generelle Freude an ausgefeilten Gadgets. Mein Pendelweg führt mich ausschließlich durch die Stadt und genau dafür ist das Bike auch konsequent ausgelegt. Der tägliche Commute zur Arbeitsstätte. VanMoofs Anspruch ist kein geringerer als „das perfekte City Bike“ zu entwickeln.

Schon Ende 2016 erregte dieses Fahrrad (das Vorjahresmodell), durch eine Pressemeldung, meine Aufmerksamkeit. Grund hierfür war erstmal das starke Aussehen. Dieses Industrial Design und die aufgeräumte Optik hatten es mir angetan. Auf den zweiten Blick stellte ich fest, dass dieses Rad vielleicht sogar mich dazu bewegen könnte auf ein E-Bike umzusteigen.

Das Komplettpaket aus Design, Versicherung gegen Diebstahl und dem Boost Button schien vielversprechend.  Wäre da nicht der relativ hohe Einstiegspreis. Damals gewährte man Vorbestellern jedoch noch einen satten Rabatt von 1000 Euro. Statt 2998 Euro waren es, wenn ich mich recht erinnere, 1998 Euro. Hat man jedoch ein grundsätzliches Interesse an dem Bike hält sich das Anschaffungsrisiko in engen Grenzen, da VanMoof verspricht das Fahrrad bei Nichtgefallen innerhalb von 30 Tagen zurückzunehmen ohne Fragen zu stellen.

  • Für Körpergrößen: 170 – 210 cm
  • Reichweite: 60 km (Hochleistungsmodus) bis 120 km (Energiesparmodus)
  • Gewicht: 18,4 kg
  • Akku: Im Rahmen integrierter 418 Wh Akku
  • Ladedauer: 0 – 100% in 6 Stunden
  • Ladegerät: 36V, 2A
  • Motorleistung: 250W-Vorderradmotor
  • Leistungsoptionen: Vier verschiedene Energiemodi, mit Steuerung über Touch-Display: am Rahmen oder App
  • Boost: Extra Motorleistung beim Drücken des Boost-Knopfes
  • Höchstgeschwindigkeit: 32 km/h
  • Boost: Boost-Knopf am Lenker
  • Rahmenmaterial: Anodisierter Aluminium-Rahmen
  • Verfügbare Farben: Schwarz, Grau
  • Reifen: Reifen mit Pannenschutz, 28 Zoll Räder
  • Kette: Vollständig umschlossene rostfreie Kette
  • Bremsen: Mechanische Scheibenbremsen vorne und hinten
  • Lichter: Integrierte Hochleistungs-LED-Beleuchtung (Philips)
  • Display: Im Rahmen eingebautes Touch-Display für Streckeninformationen und Einstellungen
  • App: Für iOS und Android
  • Schloss: Schlüssellose Entsperrfunktion, Kettenschloss
  • Fernbedienung: Mit mitgelieferter Fernbedienung oder iOS/Android-Smartphone entsperren
  • Tracking: GSM- und Bluetooth-Antidiebstahl-Tracking
  • Schaltung: Vollständig integriertes Schaltsystem

Electrified S (2017): VanMoofs Bike Hunter

Für zusätzliche 240/100 Euro bietet VanMoof eine 3/1-jährige Versicherung gegen Diebstahl an. Sollte dieser Umstand eintreten, meldet ihr euer Bike per App als gestohlen. VanMoofs Bike Hunter versuchen dann in Zusammenarbeit mit der Polizei das Fahrrad ausfindig zu machen. Sollte das nicht innerhalb von zwei Wochen gelingen, erhaltet ihr ein vom Zustand und Alter gleichwertiges oder besseres Exemplar auf Kosten der Firma.

Electrified S (2017): Auf den innerstädtischen Commute ausgelegt

Vanmoof Electrifieds Totale

Nicht nur optisch wurde das Bike auf das Wesentliche reduziert. Alle Kabel und die Technik verschwinden unauffällig im Rahmen. Die mattschwarzen Schutzbleche erwecken den Eindruck als sollten sie gar nicht weiter als solche auffallen. Die Aspekte, auf die es mir bei einem Stadtrad ankommt, deckt das Electrified S in der Basisaustattung aber nicht ganz ab.

Diebstahlschutz, Ortung per Handy und ohne große Anstrengung von A nach B kommen bringt das Fahrrad grundsätzlich schon mit. Eine Erhöhung für den arg niedrigen Lenker, Gepäckträger oder Lenkerkorb müssen aber dazu gekauft werden.

Vanmoof Electrifieds Details8

Der Minimalismus, der das Bike optisch zum Hingucker macht, hatte für mich in den vergangenen Wochen aber auch eine Schattenseite. Das war die gänzlich fehlende Federung. In der Stadt braucht man die ja auch nicht könnte man annehmen, da man ja nur auf gut ausgebauten Radwegen und Straßen unterwegs ist.

Das mag stellenweise auch so sein. Aber meine Gelenke machten sich da auch bei meinem kurzen Weg zur Arbeit schon bemerkbar. Schwalbes Big Ben Ballonreifen bügeln hier jedoch einiges weg.

Das angepeilte Ziel wird dennoch erreicht. Mit dem Electrified S fährt man gerne. Es sieht gut aus, verhielt sich im Alltag der letzten Wochen relativ unauffällig und brachte mich ohne Schweißperlen auf der Stirn zur Arbeit und wieder zurück.

Electrified S (2017): Der Lieferumfang

Vanmoof Electrified S Lieferumfang

Alles was an Werkzeug benötigt wird, um das vormontierte Rad flott zu machen, wird von VanMoof direkt mitgeliefert. Es handelt sich hier teils um Spezialwerkzeug und ist Teil der Diebstahlschutz-Strategie, mit herkömmlichen Werkzeug lässt sich das Fahrrad nicht demontieren.

Auch ein Schloß ist bereits im Lieferumfang enthalten.

Electrified S (2017): Fahrspaß garantiert

Vanmoof Electrifieds Details6

Nach sechs Wochen Pendelweg mit dem Fahrrad kann ich sagen, es macht einfach eine Menge Spaß damit zu fahren. Gerade der Boost Button verleiht dem täglichen Weg zur Arbeit eine nie gekannte Leichtigkeit. Dieser kleine Knopf war für mich der herausragendste Aspekt an dem Bike. Ob es der Antritt an der Ampel oder die plötzlich auftretende Böe war, der Boost Button war mein Freund.

So sehr, dass ich ihn auch ohne Grund benutzte, einfach um den zusätzlichen Geschwindigkeitsvorteil zu haben. Und standen mal ein paar mehr Pendler an der Ampel, konnte ich mir sicher sein als Erster zu starten und die Straße zu überqueren. Man mutiert so ein wenig zum Fahrradweg-Rambo mit diesem Knopf am linken Daumen. Auf jeden Fall wurde das Einordnen in den Pulk morgendlicher Commuter überflüssig, ich bin hier momentan in meinem Stadtteil scheinbar der Einzige mit einem Electrified S.

Dafür habe ich das Überholen von plötzlich auftretenden Hindernissen in Form von anderen Radlern perfektioniert. Mein Arbeitsweg glich einem Geschwindigkeitsrausch, achtet mal auf meinen Durschnittspuls vor und während der Testphase auf dem Screenshot.

Vanmoof Electrifieds Apple Watch Aktivitäten

Aktivität (iOS) – Messung per Apple Watch Series 3

Die Geschwindigkeit mit der man plötzlich zur Arbeit fliegt wird ganz gut deutlich vergleiche ich mal die Zeiten die ich bisher brauchte um meine 3 Kilometer zurückzulegen, mit denen der vergangenen Wochen. Brauchte ich bisher ungefähr 20 Minuten für eine Strecke, sind es mit dem Electrified S nur noch die Hälfte.

Die Tatsache, dass ich durch den Kauf eines neuen Fahrrads in der Frühe knapp 10 Minuten mehr Zeit habe um bei der morgendlichen Familienroutine mitzuwirken finde ich echt sportlich und das könnte ein mögliches Kaufargument für mich sein.

Zu dieser unschlagbaren Zeitersparnis kommt der zusätzliche Komfort. Das Fahrrad trackt die zurückgelegte Distanz. Der Arbeitsweg ist nicht nur schneller zurückgelegt, sondern auch mit deutlich weniger körperlicher Anstrengung verbunden. Der Name der  Einstellung 4 „No Sweat“ trifft es ganz gut. Auch beim härtesten Gegenwind war ich immer noch mit ordentlichen 20 K/Mh unterwegs und musste mich eigentlich nicht anstrengen, sonden einfach nur treten.

Das Fahrrad lässt sich über die App außerdem jederzeit von euch Orten, sollte man dann doch mal vergessen haben wo man es aktuell angeschlossen hat ;)

Das klappte übrigens hervorragend mit dem beiliegenden Schloss, welches direkt im Rahmen integriert ist. Das macht nicht nur einen stabilen Eindruck, sondern lässt sich auch gut handhaben – das Bike ist schnell mal irgendwo angebunden.

Über die Wochen entwickelte sich da ein guter Flow. Keine Fummelei, rein gar nichts, einfach reinstecken – fertig. Eine Tasche um das massive Teil am Bike zu verstauen liegt auch noch bei, ist allerdings für meine Packkünste etwas zu klein geraten.

Das Fahrrad abzuschließen funktioniert dann auch gleich auf mehreren Wegen. Zum einen bietet das Electrified S in der überarbeiteten Version nun  „Touch to Unlock“. Hierbei streicht ihr nach dem Einschalten des Bikes kurz über das Display und habt dann die Möglichkeit das Schloss zu entfernen. Auf Wunsch lässt sich das Bike auch bei Annäherung automatisch einschalten (Bluetooth am Smartphone aktiv).

Für mich hat sich allerdings die Möglichkeit per Bluetooth-Fernbedienung als meine favorisierte Methode herausgestellt. So kann man bei Annäherung das Bike einschalten und dann direkt das Schloss aus seiner Verankerung ziehen. Gleiches Prinzip was man heutzutage eigentlich von jedem Auto kennt. Damit das funktioniert muss allerdings die andere Option deaktiviert sein.

Zwei weitere Möglichkeiten wären da noch zu nennen, haben sich aber als zu umständlich herausgestellt: die Möglichkeit auf manuellen Druck per Apple Watch und zum anderen innerhalb der Smartphone-App.

Sehr gut gefällt mir auch die automatische Steuerung des Lichtes. Die funktioniert tadellos und schaltet das Licht zuverlässig bei entsprechenden Lichtverhältnissen eigenständig an und aus. Dafür reichte es auch aus das Fahrrad in meine dunkle Garage zu fahren.

Im Dunkeln passt man seine Geschwindigkeit jedoch besser etwas an, da der Lichtkegel bauartbedingt den Lenkbewegungen nicht sofort folgt. Die Ausleuchtung ist gut, bis auf den Bereich direkt vorm Lenker. Dieser wird durch den Vorderreifen verdeckt.

Electrified S (2017): Eine Woche Reichweite

Meine generelle Begeisterung für den zusätzlichen Geschwindigkeitsschub, den man übrigens sehr deutlich wahrnimmt, hat dafür gesorgt dass ich in 90 Prozent der Fälle die Einstellung 4 „No Sweat“ gefahren bin. Und wie schon gesagt, meistens mit dem linken Daumen den Boost Button natürlich auch bis zum Anschlag durchgedrückt. Diese Fahrweise sorgte dafür dass der Stromspeicher relativ schnell zur Neige ging.

Geladen habe ich immer bei knapp 25 Prozent Restakku. Mit diesem Profil kam ich perfekter Weise auch genau von Montag bis Freitag hin, was bei mir 30 – 35 Kilometer entspricht. VanMoof selbst gibt hier eine Laufzeit von 60 – 120 Kilometer an. Für einen kompletten Ladezyklus benötigt das Fahrrad gemäß Herstellerangabe knappe 6 Stunden. In meiner Garage lud es von 25 auf 100 Prozent in unter 3,5 Stunden.

Für eine Fahrradtour am Abend wäre es also durchaus wieder einsatzbereit gewesen. Ein wichtiges Detail: Der Akku ist fest im Rahmen verbaut, ihr benötigt also eine Gelegenheit (Garage etc.) wo ihr das Bike unkompliziert in die Nähe einer Steckdose bringen könnt.

Diese Werte gelten für einen Temperaturbereich über dem Gefrierpunkt. Zwischendrin hatten wir hier in Bremerhaven eine kalte Woche mit knapp -10 Grad Celsius. Die machten sich deutlich bemerkbar und das Bike musste schon nach 3 Tagen an die Steckdose.

Unabhängig von der Temperatur hatte ich das Gefühl dass die Spannung des Akkus zum Ende hin (unter 25 Prozent) etwas abnahm, was bei gleichem Tretverhalten zu einer geringeren Endgeschwindigkeit von circa 5 K/Mh führte.

Was die Endgeschwindigkeit betrifft, lässt sich folgendes sagen. In Europa dürfen wir nur bis 25 K/Mh mit Tretunterstützung fahren. Deshalb bietet die dazugehörige App, über die man alle Einstellungen an dem Fahrrad vornimmt, zwei Modi. Die EU-Einstellung erlaubt die besagten 25 K/MH. Der US-Modi bietet 32 K/MH. Eine Prüfung, wo ihr euch gerade aufhaltet, findet nicht statt.

Die weitergehende Tretunterstützung lässt sich also durchaus anwählen. Solltet ihr schneller fahren als diese Werte, hört die Unterstützung augenblicklich auf und setzt erst wieder ein solltet ihr darunter fallen. Eure augenblickliche Geschwindigkeit seht ihr auf dem Display auf der Oberseite des Rahmens.

Dieses lässt sich während der Fahrt gut ablesen und auch bedienen. Es zeigt zusätzlich den Akkustand und den derzeitigen Grad der Tretunterstützung an.

Vanmoof Electrified S App Screenshot1

Vanmoof Electrified S App Screenshot 2

Electrified S (2017): Upgrade mit Kinderkrankheiten

Im Gegensatz zum vorjährigen 2016er Modell hat VanMoof einiges verbessert. Dazu gehören ein überarbeiteter Antrieb und ein G-Sensor der Alarm schlägt sobald das abgeschlossene Fahrrad bewegt wird.

In den paar Wochen die ich jetzt das 2017er Modell gefahren bin, traten dennoch einige Geschichten auf, die man wohl am besten unter der Überschrift Kinderkrankheiten zusammenfassen kann. Es sind aber wirklich nur Details die meinen positiven Gesamteindruck nicht getrübt haben.

Relativ häufig stellte ich fest, dass ich den Einschaltknopf ein zweites Mal betätigen musste, weil er nach einem Druck nicht sofort reagierte. Auch wenn ich bei nächster Gelegenheit bewusst etwas deutlicher drückte, tauchte dieses, ich will es nicht als Problem bezeichnen weil es mich nicht wirklich störte, sporadisch immer mal wieder auf.

Was mich dagegen anfangs fast in den Wahnsinn trieb, war die Tatsache, dass sich die Bluetooth-Fernbedienung partout nicht mit dem Fahrrad koppeln ließ. Nach gefühlten 50 Versuchen klappte es dann doch noch.

Weiterhin kam es in einer Handvoll Fällen dazu, dass das Fahrrad komplett ausstieg und sich nicht per Touch Unlock aufschließen oder per Bluetooth mit der App verbinden ließ.

Außerdem hatte ich manchmal das Gefühl, die Übersetzung sei etwas zu lang bevor die Automatik in den zweiten Gang schaltet. Auch nach hinten raus wünschte ich mir des Öfteren einen dritten Gang zum Cruisen auf Höchstgeschwindigkeit.

Fazit zum VanMoof Electrified S (2017)

VanMoof macht beim Electrified S (2017) wieder keine Kompromisse und bietet dem Stadtradler ein stimmiges, modernes Konzept eines E-Bike. Es ist darauf ausgelegt kurze Strecken schnell und ohne Anstrengung zurückzulegen.

Das Fahrrad zu fahren und zu bedienen ist eine reine Freude. Design und Ausstattung sind auf das notwendigste reduziert. Jede einzelne Komponente ist hochwertig, sinnvoll gewählt und toll umgesetzt.

Der Boost Button entfaltet den gewaltigen Antrieb per Knopfdruck und sorgt für einen mühelosen Arbeitsweg auch bei starken Gegenwind und Steigungen. Das Bike schont die Gelenke des Fahrers allerdings nicht und ist daher für längere Strecken eher ungeeignet.

Wertung des Autors

Dennis Stöckmann bewertet VanMoof Electrified S (2017) mit 4.5 von 5 Punkten.


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