Warum baut nur Apple gute Produkte?

Gastbeitrag

Provokante Überschriften bringen bekanntlich Klicks. Daher freue ich mich, all jene hier begrüßen zu dürfen, die sich darauf gefreut haben, einen arroganten Apple-Fanboy in Grund und Boden zu flamen. Leider muss ich euch enttäuschen: Das hier wird keine Liebeserklärung eines blinden Fanatikers. Es ist lediglich eine Frage, die ich mir persönlich eigentlich bereits stelle, seit ich weiß, dass Google nicht nur eine Browser-Startseite ist. 

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Anmerkung zu Beginn: Ich verallgemeinere, ich mache Firmen & Produkte schlecht & ich bin dabei nicht gerade zimperlich. Mein Ziel ist keine „Quatsch, das Produkt ist toll weil XY!!“-Diskussion, und ich stelle hier auch nicht direkt meine eigene Meinung dar. Ich wage nur den schwierigen Versuch, mich als totaler Geek mal auf den Otto Normalo & seine Bedürfnisse zu fokussieren. Und das sehr kritisch und unter Zuhilfenahme mancher Übertreibung. 

Es gab eine Zeit, in der mochte ich Apple und seine Produkte nicht und habe sie mit durchaus schlüssigen Argumenten (für mich jedenfalls) stets aufs Neue schlecht gemacht. Heute mag ich Apple immer noch nicht, ebenso wenig wie die Produkte. Ich verabscheue dieses arrogante Image, sowie die ganzen dämlichen Marken-Fetischisten, die sich für etwas besseres halten, nur weil sie Obst auf ihrem Smartphone haben. Ich mag es nicht, dass Apple zu seinem eigenen Vorteil etwa die Weiterverbreitung von NFC bewusst verhindert. Ich mag es nicht, dass ständig alle denken, dieses knallharte Unternehmen würde stets aufs neue die Welt verbessern und wollte „nicht die meisten, sondern die besten Produkte“ verkaufen.

Ja ne, ist klar. Apple ist die Wohlfahrt. Aber  wenn Google was verschenkt, dann sind sie nur böse NSA Sklaven, natürlich.

Trotz meiner wirklich tief sitzenden Abneigung gegen Apple, die Produkte und auch zahlreiche ihrer Nutzer (nein, nicht weil sie diese Geräte nutzen) muss ich dennoch stets eines zugeben:

Apple hat es einfach drauf!

Ok, und warum haben sie es drauf? Im Prinzip reicht ein Blick auf die Geldreserven. 150 Milliarden (stimmt das ungefähr?) bekommt man nicht durch mittelmäßig gute Arbeit. Aber man könnte argumentieren, dass die Apple-Anhänger eh alles kaufen. Die Kirche war ja auch mal das mächtigste und reichste Unternehmen der Welt (manche sind der Auffassung, dass sie es auch heute noch sind), und das sicher nicht, weil ihre Ansichten und Ideen die besten waren (Anmerkung: Kommentare, die auf einen Religionskrieg im Web ausgerichtet sind, werden von mir konsequent ignoriert).

Aber ich denke, mit Apple verhält es sich da durchaus anders. Denn auch ich als Android-Nutzer muss bei der Nutzung von Apple-Geräten zugeben: Eigentlich sind die Dinger alles andere als schlecht. Im Gegenteil sogar. Sie funktionieren einfach, die Betonung liegt auf Einfach. Und auf funktionieren.

Apple versteht sich darauf, Produkte zu bauen, die in der Masse ankommen und von ihr angenommen werden (zumindest in der modernen Firmengeschichte ist dies der Fall). Fast alles, was Apple in den letzten Jahren angefangen hat, wurde ein Mega-Erfolg. Jedes mit großem Tamtam angekündigte Produkt hat danach mindestens ebenso viel Tamtam in der Kasse gemacht. Und das wäre bestimmt nicht der Fall, wenn Apple schlechte Produkte rausbringen würde. Auch wenn ich es selbst gerne glauben würde: Es sind nicht nur strohdumme Fanboys, die sich freiwillig einen Apfel ins Haus holen. Sondern auch normale Leute, die ein iPhone in die Hand nehmen und nach 2 Minuten sagen „Jep, ist gekauft.“ Weil diese Geräte in der Lage sind, beim ersten, zweiten und auch dritten iNdruck zu überzeugen. Aber wie macht Apple das? Warum kriegen sie das soviel besser hin?

Nicht Apple ist besonders schlau. Die Anderen sind nur besonders dämlich.

Viele bewundern Apple dafür, dass sie durchdachte Produkte rausbringen, die in der Regel auch funktionieren. Ich nicht. Ich halte dies für eine Selbstverständlichkeit. Es sollte doch wohl klar sein, dass man vor dem Launch eines Produktes auch mal ein paar Sekunden darüber nachdenkt, ob der Kunde sowas überhaupt haben will.
Und aus diesem Grund verstehe ich auch einfach nicht, wie andere Unternehmen soviel Mist machen können.

  • Samsung etwa: Massenhaft halbgare Produkte. Dass die Galaxy Gear eine Lachnummer wird (obwohl das System alles andere als schlecht geworden ist), dass hätte jeder halbwegs intelligente Mensch den Zuständigen in Korea schon vor dem Start sagen können.
  • HTC zeigte mit dem One Max, dass sie nach zwei guten Smartphones das Denken eingestellt haben. Ein Riesen-Teil, ohne ein speziell an die Größe angepasstes Interface, mit einem lächerlichen Fingerabdruckscanner auf der Rückseite!
  • Google hat mit dem Nexus Q einen so unfassbar behämmerten Spielzeug-Ball vorgestellt, dass ich bei diesem Teil der I/O 2012 fast abgeschaltet hätte. Kann fast nichts & ist sau teuer. Wer hat das Ding bitte zur Vorstellung freigegeben? Mittlerweile legt Google hingegen ein ähnliches Verhalten an den Tag wie Apple: Übereilte Produktvorstellungen werden weitestgehend vermieden.
  • Blackberry (ehemals RIM) hätte vor dem Launch von BBOS10 nur bei mir anrufen brauchen, und ich hätte denen gerne gesagt, dass sie mit diesem System fast ihr Todesurteil unterschrieben haben. Denn keinen juckt es, dass es so viele praktische Funktionen gibt, wenn keiner nen Plan hat, wie man diese erreicht. Besonders beim Z10 ist es mir aufgefallen: Die Leute haben das Ding im Laden 20 Sekunden ausprobiert & sind dann weitergegangen. Denn ohne Einführung blickt man da kaum durch, selbsterklärend sieht anders aus (Das ist aber ein generelles Problem, wenn man die Gestensteuerung zu weit treibt).
  • Der Oberhammer ist aber meiner Meinung nach Microsoft. Windows ist ein Wirrwarr aus verschiedenen Bedien-Konzepten, intuitiv zu finden ist fast nichts. Die Surface Tablets sind teuer und – außer für eine kleine Zielgruppe – einfach nur schlecht. Das Unternehmen aus Redmond denkt so unfassbar wenig darüber nach, ob die Kunden die eigenen Produkte auch wollen, dass es ehrlich gesagt nur noch zum heulen ist. Arroganz, Klugschiss, und einfach nur Blödheit. So sieht es bei Micromurks derzeit aus. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Man will knallhart den eigenen Ramsch durchbringen, denkt 0 an die Konsumenten und tut dann auch noch überrascht, wenn die Surface Tablets neben den iPads im Dreck liegen.

Ich bekomme stets den Eindruck, dass irgendwelche weltfremden Tüftler diese Produkte entwickeln und sie dann einfach auf den Markt werfen. Komplett ohne darüber nachzudenken, ob das Ding auch irgendwer haben will. Oder ob es für den Kunden noch gut zu nutzen ist. Sch*** egal, alles was geht wird rausgehauen, wir ertränken den Markt einfach mit unserem Ramsch!

Aber warum ist dies bei so vielen Unternehmen oft der Fall, bei Apple hingegen nur selten? Ich würde jetzt einfach mal davon ausgehen, dass ich kein zweiter Steve Jobs und nur deshalb in der Lage bin, relativ zuversichtlich vorherzusagen, ob ein Produkt Erfolg haben wird oder nicht. Das kann meiner Ansicht nach jeder, der sich etwas intensiver mit dieser Branche auseinandergesetzt hat.

Aber sitzt denn niemand mit Ahnung bei Samsung, HTC oder Blackberry rum und überfliegt die neusten Produkte vor der Vorstellung? Denn ein Erfinder kann sein Produkt nie aus der Sicht eines Kunden beurteilen, für den Erfinder ist jede seltsame Kleinigkeit absolut logisch. Warum also vergisst Samsung, die unausgereiften Features des S4 mal durch ein paar garantiert unbefangene Normalos testen zu lassen? Wie kommt HTC auf die Idee, dass ein schwach ausgestattetes, schweres, dickes und mit kaum praktischen Funktionen ausgestattetes Phablet in irgendeiner Weise gegen das Samsung Galaxy Note anstinken kann?

Kann nur Apple sich die Ruhe leisten?

Liegt es am Ende gar am Geld? Ist einfach nur Apple reich genug, um auch mal jahrelang ohne neue Produkte auszukommen? Kann nur Apple es sich leisten, auch mal nachzudenken, anstatt alles auf gut Glück zu versuchen? Ok, auch Apple macht Fehler. Bestes Beispiel: Das iPhone 5C.

Sicher, es hat gewisse Liebhaber. Aber im Vergleich zu anderen Apple-Produkten ist es ein Fehlschlag. Es sieht aus wie das lang erwartete Billig-iPhone, ist im Inneren ein Flaggschiff aus dem letzten Jahr & kostet nur 100€ weniger als das Top-Modell. Ganz ehrlich, jeder hier hätte Apple vermutlich sagen können, dass das kein massentauglicher Kassenschlager wird.

Aber im Vergleich zu Anderen macht Apple diese kapitalen Fehler eher selten. Klar, die Tech-Blogs sind nach jeder Apple Keynote Maßlos enttäuscht. Aber wir sind auch nur ein kleiner Anteil der potentiellen Kunden. Der Großteil ist mit „Kleinigkeiten“ bereits super zufrieden & hält das neuste Apple Produkt stets für ein Stück Magie. Ungeachtet der Tatsache, dass vieles davon schon lange mit anderen Geräten möglich war. Super funktioniert hat es meist bis dahin nur bei Apple.

Die Antwort?

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich kann nichts weiter tun, als diese große Frage in den Raum zu stellen.

Vielleicht fehlen Samsung und Co. die nötigen Leute, um zu erkennen, ob ein Produkt wirklich der Renner wird.  Vielleicht ist es einfach die Tatsache, dass in der Führungsebene bei Apple nicht nur knallharte Geschäftsmänner sitzen, sondern auch Leute, die wirklich über die Produkte nachdenken.

Vielleicht lag es wirklich an Steve Jobs, und Apple wird sich bei zukünftigen Produktvorstellungen ordentlich verbrennen. Aber vielleicht leben seine Ideale auch im Unternehmen weiter, und am Ende steht immer die Frage: „Was würde Stevie tun?“

Natürlich kann es auch sein, dass andere Unternehmen (insbesondere die etwas schwächeren) für intensive Kontrollen einfach keine Zeit haben. Aber damit schaufeln sie sich letzten Endes nur ihr eigenes Grab.

Was meint ihr? Warum fehlt vielen anderen Unternehmen diese Fähigkeit der Besonnenheit? Was machen sie falsch?

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Nochmal die Erinnerung: Diskussionen darüber, dass ein Produkt oder ein Unternehmen doch total super ist & ich keine Ahnung von nichts habe können wir gerne woanders führen. Hier soll zuerst einmal erörtert werden, warum der enorme Erfolg stets nur Apple zu Gute kommt. Denn das ist nunmal der Fall, daran können wir leider nichts ändern.

Ich persönlich nutze Android, mag BBOS10 und halte die Surface Tablets für einen gelungenen Kompromiss. Außerdem bin ich ein totaler Fan des noch nicht erhältlichen Armbandes Nymi, welches seinen Träger am Herzschlag erkennt. Geniales Ding, dennoch bin ich mir sicher, dass dieses Armband niemals ein Riesen-Erfolg sein wird.


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