Audi Q8 e-tron im Test: Das Elektro-Flaggschiff hat ein „Problem“

Audi Q8 Etron Front

In den letzten zwei Wochen konnte ich mir den neuen Audi Q8 im Alltag genauer anschauen, der den Audi e-tron, das erste Elektroauto von Audi, ablöst. Etwas neue Technik, eine neue Optik und ein neuer Name zeigen: Das ist ein neues Flaggschiff.

Es gibt jedenfalls keinen Q9 bei Audi, es ist also der beste SUV im Portfolio.

Aber seit dem e-tron ist mittlerweile doch viel Zeit vergangen, konnte man das Elektroauto nochmal fit für die Zukunft machen? Reicht das, um gegen aktuellere Modelle wie den BMW iX, Mercedes-Benz EQS SUV und Co. anzutreten? Schwierig.

Audi Q8 e-tron: Ein frischer Anstrich

Auf den ersten Blick sieht man als Kenner zwar sofort, dass das ein Audi Q8 e-tron und kein Audi e-tron ist, aber so groß fällt das Facelift nicht aus, denn im Umfeld von mir dachten einige, dass ich den e-tron teste. Doch der sieht optisch noch gut aus und die Feinheiten, wie das flache Audi-Logo, machen das Paket noch „runder“.

Audi Q8 Etron Heck

Entscheidend ist aber nicht das, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht und sich im Unterboden befindet: Der größere Akku. Ein Effizienzwunder wird der Q8 auch nicht, aber bis zu 600 km Reichweite sind nach WLTP-Wert jetzt drin.

Im Alltag bedeutet das, dass ich damit auch gute 400+ km schaffe, wenn ich den sportlichen Modus wähle und „normal“ im Alltag (mit Autobahn) fahre. Das war für diese Preisklasse nötig, denn die Reichweite des e-tron war doch eine Schwäche.

Bei der Ladegeschwindigkeit tut sich auch etwas, da gibt es jetzt 150 kW bzw. 170 kW (jeweils 20 kW mehr), was aber kein großer Sprung ist und den größeren Akku ausgleicht, denn es benötigt ca. 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Die Ladekurve des Q8 war mal eine Stärke, aber die Konkurrenz (auch Audi selbst) bietet mehr.

Und wer an der AC-Ladesäule lädt, der bekommt jetzt optional 22 kW, was man in dieser Preisklasse gerne als Standard verbauen dürfte (da sind es dann 11 kW).

Audi Q8 Etron Laden

Bei der Leistung kam meine Version mit 300 kW (408 PS) daher, was natürlich sehr ordentlich, aber keine spürbare Steigerung ist. Der Audi Q8 e-tron bleibt ein Auto mit Fokus auf Komfort und weniger auf Leistung. Er fährt sich selbst im Sport-Modus sehr gediegen. Dafür ist es eines der besten Autos in dieser Kategorie.

Sehr gute Isolierung, sehr angenehmes Fahrwerk, sehr ruhige Lenkung, der Audi Q8 e-tron ist kein sportlicher SUV, er ist ein komfortabler SUV mit ordentlich Power.

Andere Hersteller packen da zwar schon mehr Leistung in ihre Elektroautos und es gibt mittlerweile auch Elektroautos mit einem besseren Platzangebot (wobei der Q8 e-tron immerhin einen Frunk hat), aber das ist nicht grundsätzlich mein Problem.

Audi Q8 Etron Innenraum

Im Innenraum gibt es zwar viele Displays und alles ist sehr hochwertig, allerdings wirkt die Software mittlerweile doch etwas veraltet, ist langsam und die Touch-Steuerung für die Klimaanlage ist so weit unten und aus dem Sichtfeld, dass mir das fast schon zu unsicher ist, um das während der Fahrt in Ruhe zu bedienen.

Und der entscheidende Punkt: Bei Audi wird bald alles besser. Neue Plattform mit 800 Volt-Technologie, optimierter Aufbau für Elektroautos, eine neue Software mit Apps und das in einer Preisklasse darunter, denn der Audi Q6 e-tron steht an.

Es gibt also theoretisch mehr Ladeleistung, es gibt eine ganz neue Plattform mit neuer Technik, es gibt eine bessere Software, es gibt neue Extras, wie ein besseres Head-up-Display und das alles zu einem günstigeren Preis (da Q6 und nicht Q8).

Audi Q8 Etron Seite

Die finalen Details stehen noch aus und der Audi Q6 e-tron dauert noch ein paar Monate, aber würde ich einen großen Elektro-SUV von Audi wollen, würde ich ganz klar abwarten. Der größere Akku und die frische Optik tun dem SUV-Flaggschiff gut, aber man spürt am Ende doch, dass die Technik selbst etwas veraltet ist.

Hier und da wirkt sogar der Audi Q4 e-tron mittlerweile etwas moderner.

Ich will damit nicht sagen, dass der Audi Q8 e-tron schlecht ist, ganz im Gegenteil, vor allem beim Reisekomfort ist er hervorragend, aber es geht eben bei 75.000 Euro los und wer einen Konfigurator von einem deutschen Premiumhersteller kennt, der weiß, dass man die 100.000 Euro mit ein paar Extras ganz schnell knacken wird.

Audi hat sich dazu entschieden, dass man den Q8 auffrischt und für ein paar Jahre aufbereitet, allerdings kommt eben die härteste Konkurrenz schon bald aus den eigenen Reihen. Womöglich wäre es doch besser gewesen, wenn man den e-tron eingestellt und sich auf einen ganz neuen Q8 mit PPE-Plattform fokussiert hätte.

Der Audi Q8 e-tron ist ein solider Elektro-SUV, mit Blick auf die Technik, Leistung und Software ist er für über 100.000 Euro aber nicht mehr ganz konkurrenzfähig.


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  1. Kurt 🎖

    "Es gibt jedenfalls einen Q9 bei Audi, es ist also der beste SUV im Portfolio"
    soll das nicht eher heissen " es gibt ebenfalls einen Q9 bei Audi, es ist also NICHT das beste SUV im Portfolio"?

    1. Es soll „keinen“ heißen, weil es keinen Q9 gibt.

      1. René H. 🔅

        Hatte mich auch schon gewundert. Ich finde den Q8 auch zu klein. Die Konkurrenz bietet vor allem viel mehr Platz.

  2. ChrisH 🎖

    Der Q6 ist zwar deutlich moderner, aber was Audi da im Innenraum gezeigt hat wirkt ziemlich einfallslos und verzweifelt. Ein riesiges gebogenen Display in SINGLE FRAME Optik🤦🏻‍♂️ was rechts gefühlt weit heraus steht und dann ein Display was in einer Mulde als Fiat Panda 1 liegt 🙈. Und wenn man das nicht kauft kommt da eine schwarze Klavierlackblende drauf.
    Und dann noch der wilde Materialmix. Für mich sieht das so aus, daß Display möglichst groß um den Chinesen zu gefallen und mit dessen Fahrzeugen mitzuhalten. Und dann hat man gemerkt, dass es bei Daimler ja ein Display für den Beifahrer gibt und hat noch irgendwie eins reingesteckt. Audi was macht ihr da, ihr hattet im A6 und A8 mal den schönsten Armaturenträger.

    1. P45 🏆

      Der Innenraum des Q6 lässt mich ebenfalls ratlos zurück. Es wird versucht, eine hohe Qualitätsanmutung zu kreieren, aber das gelingt nur ansatzweise. Besonders störend empfinde auch ich die „Klavierlackelemente“, die natürlich nur hochglänzendes schwarzes Plastik sind und entsprechend schnell verkratzen werden. Lernt eigentlich in diesem Konzern niemand etwas aus der Vergangenheit? Das gebogene Display wäre noch zu ertragen, aber das Beifahrerdisplay kann nur ein Scherz sein. Auch beim Außendesign kommt Audi irgendwie nicht mehr weiter. Welche Wohltat ist dagegen der Prototyp der „neuen Klasse“ bei BMW. Hier hat es der Designer geschafft, klassische Werte auf eine einzigartige Weise mit der Moderne zu verbinden und das Ergebnis ist (zumindest außen) fast als perfekt zu bezeichnen. Klare und wunderschöne Linien gegen den seit Jahren verwendeten Barock beim Audi. Man betrachte nur mal die völlig zerklüftete Front mit dem riesigen „Kühlergrill“, der gar nichts mehr zu kühlen hat und daher geschlossen ist. Ich kann die Serienversion vom BMW daher kaum erwarten, schade, dass es noch zwei Jahre dauert.

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