Blackberry in Pakistan: Der Rückzug vom Rückzug

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Dienstbetreiber, die sichere Kommunikationswege anbieten, haben in autoritär regierten Staaten traditionell einen schweren Stand. Aus diesem Grund schloss Google seine Büros in China und arbeiten Yahoo und vormals auch Microsoft zähneknirschend mit den Regierungen zusammen, um nicht ebenfalls das Land verlassen zu müssen. Aber auch in Staaten, die nicht quasidiktatorisch geführt werden oder inländische Terrorismusprobleme haben, ist verschlüsselte Kommunikation ohne die staatliche Möglichkeit mitzulesen unbeliebt.

Aus diesem Grund geriet Blackberry, Hardwarehersteller und Dienstanbieter in Personalunion, bereits mehrfach mit der indischen und pakistanischen Führung in Konflikt. In beiden Ländern bestehen chronische Sicherheitskrisen, deren Ursachen so vielfältig wie fortdauernd sind. Staatliche Organe wünschen sich daher inbrünstig Dienste, die ihnen möglichst jederzeit offen stehen. In der Vergangenheit einigte sich Blackberry dem Vernehmen nach zumindest mit der indischen Regierung auf ein nicht näher bestimmbares Eingriffsrecht, ein Vorgang, der gerade für Enterpriseanbieter und ihre Kunden mit ihren teils hochsensiblen Unternehmensdaten im Grunde ein nicht hinnehmbarer Zustand ist.

Nun aber macht das kanadische Unternehmen im Fall Pakistans eine Kehrtwende und will sich nicht länger auf ein solches Agreement einlassen. Falls man seine Dienste nicht so betreiben dürfe, wie es von Blackberry vorgesehen sei, würde man sich Ende 2015 aus dem Land zurückziehen, teilte das Unternehmen vor einigen Monaten mit. Die Frist zum Einlenken für die pakistanische Kommunikationsbehörde sollte zunächst bereits zum ersten Dezember vergangenen Jahres auslaufen, wurde dann jedoch bis Jahresende verlängert. Nun hat Blackberry sich durchgesetzt.

Sicherer Draht

Im Angesicht des drohenden Rückzugs von Blackberry aus Pakistan zog die staatliche Kommunikationsbehörde des Landes ihre ursprünglich aus dem Juli letzten Jahres datierende Forderung zurück, vollen Einblick in den Datenverkehr der Blackberry Enterprise Server zu erhalten, die in ihrer heutigen Form auch gegenüber Blackberry selbst sicher sind.

Verschiedene Faktoren dürften bei dieser Wendung eine Rolle gespielt haben. Jüngsten Schätzungen nach beträfe ein möglicher Rückzug Blackberrys nur rund 5.000 Nutzer in Pakistan, das Unternehmen agierte also aus einer Position, in der es einen Marktaustritt problemlos hätte hinnehmen können. Hätte Pakistan nicht eingelenkt, hätte Blackberry seine Konsequenz als Beleg für die hohen Sicherheitsstandards seiner Enterpriselösungen kommunizieren können.

Positive Presse hat der Konzern auch bitter nötig. Das krisengeschüttelte Hardwaregeschäft ist noch immer nicht über den Berg, das eigene, auf QNX Neutrino basierende Betriebssystem durch das jüngst vorgestellte Android-Modell sichtbar angezählt und die Bilanzen noch immer im roten Bereich, wenn auch mit einem leichten Aufwärtstrend. Dennoch könnte man sich noch immer zu einem kompletten Ausstieg aus dem Geräteverkauf entschließen und zum reinen Dienstanbieter für Unternehmenskunden werden. Dann wäre ein starkes Bekenntnis zu einer konsequenten Absicherung von Kundendaten gegen jeglichen Zugriff bares Kapital.

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