Elephone S3: „Randloses“ Smartphone aus China im Test

Smartphones aus China wird häufig nachgesagt, von minderer Qualität zu sein und selbst wenn dies nicht zutrifft, besteht oftmals die Angst, im Garantie-Fall das Smartphone zurücksenden zu müssen. Der Hersteller Elephone möchte mit einem eigenen Service-Center in Deutschland und einem guten Update-Support jedoch das Vertrauen der europäischen Kunden gewinnen und ist momentan auf einem guten Weg, genau dies zu erreichen.

Mehrere Wochen konnte ich mir nun das „randlose“ Einsteiger-Modell Elephone S3 ansehen, wobei mir viele positive, aber auch einige negative Punkte auffielen. Meine Bewertung des außergewöhnlichen Smartphones aus Fernost lest ihr in den folgenden Zeilen.

Technische Daten

  • 5,2 Zoll IPS-Display mit 1.920 x 1.080 Pixeln
  • MediaTek MT6753 mit 8 x 1,3 GHz, Mali-T720
  • 3 GB Arbeitsspeicher
  • 16 GB interner Speicher, erweiterbar per microSD-Karte
  • 13-Megapixel-Hauptkamera, 5-Megapixel-Frontcam
  • 2.100 mAh Akku
  • Android 6.0 Marshmallow, ELE Launcher
  • Wlan b/g/n, Bluetooth 4.0, GPS
  • LTE Band 1,3,7,20,38,39,40,41
  • 142 x 70,5 x 8,3 mm,145 Gramm

Verarbeitung und Design

Elephone_S3_Logo+1

Nimmt man das Elephone S3 das erste Mal in die Hand, kann man kaum glauben, dass dieses Smartphone für ungefähr 150 Euro erhältlich ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Geräten aus China, bei denen die Verarbeitung zwar meistens in Ordnung, aber keinesfalls berauschend ist, besticht das Einsteiger-Modell von Elephone mit einer tollen Haptik und einem schicken Design. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es mit seinen Antennenstreifen ein wenig an ein iPhone erinnert, diesem Designmerkmal bedienen sich jedoch auch vielerlei weitere Hersteller.

Mit seiner leicht abgerundeten Metall-Rückseite und dem ebenfalls aus solchem bestehenden Rahmen liegt das Elephone S3 wertig in der Hand und macht einen hochwertigen Eindruck. Die allesamt auf der rechten Seite angebrachten Power- und Lautstärke-Tasten verfügen über einen gut erkennbaren Druckpunkt und fallen damit besser aus, als bei vielen höherpreisigeren Geräten. Auch das auf der Front angebrachte 2,5D-Glas gefiel mir während des Testzeitraums sehr gut und war angenehm zu bedienen.

Auch wenn mich dieser Punkt nicht sonderlich störte, muss natürlich der durch die Hauptkamera verursachte Kamera-Buckel erwähnt werden. Da diese rund 1-2 Millimeter aus dem Gehäuse hervorsteht, wackelt das S3 auf dem Tisch ein wenig, wobei dies aufgrund der abgerundeten Rückseite auch so vermutlich der Fall gewesen wäre. Erstaunt war ich außerdem darüber, dass das als gold deklarierte Testgerät einen rosanen Schimmer besaß. Eventuell handelt es sich aber auch um einen Fehler bei der Verpackung, da das Elephone S3 auch in einer Variante in Rose Gold angeboten wird.

Display

Elephone_S3_Front_App_Drawer+1

Elephone S3 mit Nova Launcher Prime

Das absolute Highlight des Elephone S3 stellt das 5,2 Zoll große IPS-Display dar, welches mit 1.920 x 1.080 Pixeln eine ordentliche Auflösung besitzt. Jegliche Inhalte werden stets scharf dargestellt und auch die Helligkeit liegt auf einem guten Niveau. Lediglich die Farbdarstellung konnte einzig und allein bei Grüntönen nicht überzeugen, da diese so gut wie immer erstaunlich blass angezeigt wurden. Verantwortlich dafür könnte die automatisch aktivierte Miravision-Technologie sein, welche jedoch leider nicht ausgeschaltet werden kann.

Interessanter als das eigentliche Display-Panel ist aber das darüber angebrachte 2,5D-Glas, welches für den Eindruck sorgt, ein Smartphone mit randlosem Display zu besitzen. Zwar sind dank des Tricks, anders als beim Samsung Galaxy S7 Edge, wo auch das Panel an sich gebogen ist, aus scharfen Winkeln noch kleine schwarze Ränder erkennbar – beeindruckend ist der Effekt aber allemal.

So toll das Ganze am Ende aber auch aussieht, bringt es leider auch einen kleinen Nachteil mit sich. So reagieren die abgerundeten Seiten des Displays oftmals nur schwerfällig auf Touch-Eingaben, was, wenn man den herkömmlichen Aufbau vieler Apps und deren Swipe-Gesten bedenkt, leider etwas ungünstig ist. Hier bleibt zu hoffen, dass Elephone spätestens beim bereits angekündigten Nachfolger nachbessern wird.

Performance

Elephone_S3_Front_2+1

Machten die Verarbeitung, das Design und das Display des Elephone S3 in Angesicht des Preises einen sehr guten Eindruck, muss an der Performance leider gemeckert werden. Zuständig ist für diese zwar ein Octa-Core-SoC, dem ganze 3 GB Arbeitsspeicher zur Seite stehen, in der Praxis merkt man jedoch, dass es sich um einen MediaTek-Prozessor der letzten Generation handelt. So benötigen Apps ab und an eine kurze Gedenksekunde und gerade beim Tippen mit SwiftKey konnte ich eine unzureichende Geschwindigkeit feststellen.

Doch nicht immer zeigte sich das Elephone S3 in puncto Performance von der schlechten Seite. So startete ich beispielsweise das MOBA Vainglory ohne große Hoffnung auf ein flüssiges Spielerlebnis und wurde positiv überrascht. Zwar musste ich auch hier im Vergleich zu meinem ZUK Z1 geringere Frameraten in Kauf nehmen, unspielbar war das Ganze trotz der ziemlich guten Grafik aber nicht. Auch weitere Spiele liefen ohne größere Probleme, sodass das Elephone S3 durchaus für ein kurzes Spiel zwischendurch genutzt werden kann.

Kamera

Elephone_S3_Camera+1

 

Mit dem mit 13 Megapixeln auflösenden Sony IMX 135 kommt beim Elephone S3 derselbe Bildsensor wie beim LG G3 und vielen weiteren Ober- und Mittelklassegeräten von vor einigen Jahren zum Einsatz. Wie die Testbilder zeigen, lassen sich hiermit recht passable Fotos knipsen, die vor allem bei guten Lichtbedingungen für die Preisklasse einen guten Eindruck machen. Wird es dunkler, fällt die Qualität relativ schnell ab, was für so günstige Geräte jedoch auch vollkommen normal ist.

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Neben der 13-Megapixel-Hauptkamera mit f/2.0 kommt auf der Front noch eine 5-Megapixel-Selfiecam mit f/2.8 zum Einsatz, die keine allzu gute Qualität besitzt, für das ein oder andere Selfie allerdings ausreichen sollte. Möchte man nicht, dass dieses durch einen Beauty-Algorithmus „verschönert“ wird, muss dieser jedes Mal beim Starten der App ausgeschaltet werden, was man mit einer Option zum permanenten Deaktivieren mit Sicherheit besser hätte lösen können. Abgesehen davon handelt es sich bei der vorinstallierten Kamera-App aber um eine relativ schlicht gestaltete Anwendung, die ihren Zweck erfüllt.

Akku

Elephone_S3_Bottom+1

Neben der Performance muss leider auch der im Elephone S3 verbaute Akku kritisiert werden. Obwohl das Smartphone mit einer Dicke von bis zu 8,3 mm nicht unglaublich dünn ausfällt, stehen lediglich 2.100 mAh zur Verfügung, was sich im Alltag auch bemerkbar macht. Ich, als Person, die ihr Smartphone überdurchschnittlich häufig in den Fingern hält, kam mit einer Ladung so gut wie nie über einen Tag, verwendet man das Gerät allerdings nur selten, könnte es reichen, dieses erst abends wieder an das Ladekabel zu hängen.

Dort füllt es sich übrigens relativ schnell wieder auf, rund 90 Minuten benötigt es, um von 0 auf 100 Prozent zu kommen. Das mitgelieferte USB-Kabel macht mit seiner mintgrünen Farbe zudem einen schicken Eindruck und sogar ein Maßband ist als kleines Extra aufgedruckt. Eine nette Idee, aber dass man sein Ladekabel häufig als ein solches verwenden möchte, mag ich doch zu bezweifeln.

Software

Mit Android 6.0 Marshmallow ist die aktuellste Version des Google-Betriebssystems auf dem Elephone S3 vorinstalliert, was unter anderem die Einschränkung der App-Berechtigungen erlaubt. Vorinstalliert sind die wichtigsten Google-Dienste inklusive des Play Stores, sodass nach der Einrichtung keine manueller APK-Download mehr nötig ist. Umschauen dürfte man sich jedoch relativ schnell nach einem anderen Launcher – zumindest dann, wenn einem der chinesische iOS-Style des Elephone Launchers nicht zusagt.

Dieser fand nachträglich durch eines der drei OTA-Updates, welche seit dem Testbeginn Mitte Juni veröffentlicht wurden, seinen Weg auf das Smartphone und kommt unter anderem ohne einen App Drawer daher. Auffällig sind außerdem die angepassten App-Icons, deren einheitliches Bild aber schnell durch die der selbst installierten Anwendungen zerstört wird.

Da ich persönlich Liebhaber der Vanilla-Oberfläche bin und der Elephone Launcher nicht an die eigenen Oberflächen der großen Hersteller heranreichen kann, installierte ich kurz nach Erhalt des Elephone S3 den allseits bekannten Nova Launcher, der die Software deutlich verbesserte. Übrig blieb aber dennoch das ziemlich unpraktisch gestaltete Multitasking-Menü, welches mit dem nicht deaktivierbaren „Clean Master“-Logo leider nicht den gesamten Bildschirm ausnutzt.

Schlimmer ist allerdings, dass die On-Screen-Tasten des Elephone S3 zumindest zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht angepasst werden können, weshalb man neben der Home- und Zurück-Taste leider mit einer Menü-Taste vorliebnehmen muss. Möchte man das Multitasking-Menü öffnen, ist dies nur über einen langen Druck auf die Home-Taste möglich – unpraktisch!

Und sonst noch?

  • Das für China-Smartphones nicht unbedingt übliche LTE Band 20 wird unterstützt.
  • Der interne Speicher kann per microSD-Karte einfach erweitert werden
  • Der auf der Rückseite verbaute Fingerabdrucksensor ist zwar nicht so akkurat wie der im kürzlich getesteten Huawei P9 Lite, geht aber auf jeden Fall in Ordnung.
  • Auf der Unterseite ist lediglich ein Mono-Lautsprecher mit relativ schlechtem Sound verbaut. Abgeben kann er diesen dafür in einer sehr hohen Lautstärke.
  • Da das Smartphone aus China kommt, muss die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent des Warenwerts gezahlt werden. DHL verlangte rund 20 Euro von mir.

Fazit

Elephone_S3_USB_Kabel+1

Obwohl ich in einigen Kategorien viel Kritik am Elephone S3 äußern musste, habe ich mich ein wenig in das Smartphone aus Fernost verliebt. Mit seinem ansprechenden Design und dem interessant aussehenden Display ist es auf jeden Fall ein Blickfang, der zudem für wenig Geld erhältlich ist. Während Elephone auf der eigenen Seite 199,99 US-Dollar für das Gerät verlangt, bieten es andere Online-Shops einige Monate nach dem Release bereits für 149,99 US-Dollar an, was meiner Meinung nach ein fairer Preis für das Gebotene ist. Natürlich muss man beim Kauf des Elephone S3 Kompromisse eingehen, Personen, die vor allem Wert auf das Aussehen ihres Smartphones legen, dürften mit dem Gerät aber auf jeden Fall glücklich werden.

Abschließend bleibt zu sagen, dass ich für das Elephone S3 zwar nur eine bedingte Kaufempfehlung aussprechen kann, jedoch in die Kompetenzen des Herstellers vertraue und darauf hoffe, dass man beim Nachfolger die Kritikpunkte dieses Modells ausmerzen wird. Auf jeden Fall werde ich die Entwicklung Elephones weiterhin verfolgen und mir wenn möglich in Zukunft weitere Geräte ansehen.

Vielen Dank an den Hersteller, der uns das Elephone S3 zu Testzwecken zugesandt hat. Voraussichtlich verbleibt dieses auch weiterhin in meinem Besitz. Die im Artikel dargestellte Meinung ist dennoch meine eigene und es wurde selbstverständlich kein Einfluss auf die Bewertung genommen.

Wertung des Autors

Niklas Jutzler bewertet Elephone S3 mit 3.9 von 5 Punkten.


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