Hurricane 2018: Ein bargeldloser Bericht

Am vorletzten Juni-Wochenende fand das Musik-Festival Hurricane in Scheeßel statt und Dennis und ich folgten der Einladung von Mastercard, uns mal hinter den Kulissen anzusehen, wie man für rund 70.000 Besucher bargeldlose Zahlung ermöglicht.

Auch wenn Bargeld immer noch einen Großteil der Zahlungen auf dem Hurricane und anderen Festivals ausmacht, hat es gerade dort viele Nachteile. So ist es zeitaufwändig, Scheine und Münzen aus den Taschen zu fummeln, wenn man immer nur Scheine hingibt häuft sich das Kleingeld und sowieso ist man schnell mal blank bei den Preisen der Fressbuden, falls man nicht zum PENNY pilgert (dazu später mehr).

Ohne das Sponsoring von Mastercard hätte es sich für den Veranstalter FKP Scorpio nicht gerechnet, in dem Maße Kartenzahlungen anzubieten. Die Funkmasten auf dem Gelände, die Vodafone sowie die Telekom aufgestellt haben, stoßen schon bei der Besucherzahl an ihre Leistungsgrenzen. o2 hält sich eh vornehm zurück. Fun fact: Als Sponsor des Deichbrand-Festivals stellen sie dort einen Mast auf, da ALDI TALK im o2-Netz funkt – das wäre dann schon ziemlich peinlich so ganz ohne Netzversorgung.

Ohne die Funkmasten mussten jedenfalls jede Menge Kabel im Acker verlegt werden, insgesamt beläuft sich die Länge der verlegten Kabel auf 52 Kilometer. Einige davon befeuern die 400 Terminals mit Kartenzahlung, die Anbindung ans Internet erfolgte über vier 1 Gbit/s-Leitungen.

Auch bei diesen Terminals steht man auf einem Außengelände vor Herausforderungen. Bei einem der vorherigen Events fielen reihenweise Geräte aus. Bei der Fehlersuche ergab sich: Sie verabschiedeten sich mit dem Verlauf der Sonne um die Imbissbude. Also wurde gegen Überhitzung und – die auf dem Hurricane leider wahrscheinlichere Option – feuchte Wettereinflüsse eine Abdeckung entwickelt, die dieses Jahr zum Einsatz kam.

Zahlte man auf dem Festival per Mastercard, war als Dankeschön/Ermunterung/Subvention ein Rabatt von 1€ pro Getränk oder Speise drin, im PENNY-Zelt (dazu wirklich gleich noch mehr) gab es einen Rabattcoupon für den nächsten Einkauf in diesem Partymarkt.

Mastercard-Workshop: Hintergründe

Am Samstag hatten wir Gelegenheit, im Rahmen eines Workshops mit Backstage-Tour weitere Hintergründe zu erfahren. Dabei war es interessant zu sehen, wie viele Besucher an den in Sichtweite befindlichen Geldautomaten standen, um gegen hohe Gebühren Bargeld abzuheben. Quasi komplett ohne Cash auf’s Hurricane gekommen, musste ich aber tatsächlich auch feststellen, dass ich mir keine Chili-Pommes und vieles mehr kaufen konnte, da dort keine bargeldlose Zahlung möglich war.

Mastercard Bändchen

Beim Workshop berichteten David Klemm und Payal Pankshe über den aktuellen Stand von Mastercard und Masterpass. So müssen beiden Seiten, Kunden und Händlern, Anreize geschaffen werden, die Dienste zu nutzen. Auf Händlerseite, indem man die Hardwarekosten soweit es geht minimiert.

Hier ist die Möglichkeit, jedes NFC-fähige Smartphone in ein eigenes Terminal zu verwandeln, hervorzuheben, sogenanntes „PIN on Glass“. Dies wird tatsächlich erst dieses Jahr ermöglicht, da im Januar die erforderlichen Spezifikationen vom PCI Security Standards Council veröffentlicht wurden. Eine andere Möglichkeit ist das Erzeugen eines QR-Codes zur Bezahlung. Masterpass QR ist dabei vorrangig eher für Schwellenländer gedacht.

Auf Kundenseite kann man zum einen mit Rabatten arbeiten, wie auf dem Hurricane gezeigt und zudem nach meiner MyDealz-Erfahrung auch öfter bei Masterpass angeboten. Zum anderen lieben die Deutschen noch mehr als Bargeld ihre Bonuskarten, bei Mastercard hat man daher die Priceless Specials ins Leben gerufen. Hier sammelt man pro Zahlung Punkte und kann diese für Gewinnspiele und Coupons einlösen.

Mastercard-Workshop: Sicherheitsaspekte

Darüberhinaus gilt die Eingabe von 16 Ziffern plus Ablaufdatum plus Code als nervig, also müssen Wege geschaffen werden, dem Kunden die Zahlung einfacher zu machen. Hier soll mehr mit biometrischen Merkmalen und Verhaltenserkennung gearbeitet werden.

Dadurch, dass man an die Händler irgendwann nur noch Tokens statt der echten Kartennummer gibt, hat man auch verschiedene Vorteile. So ist meine eigene, bei vielen Diensten hinterlegte Karte im April abgelaufen. Gemerkt habe ich das bei Netflix erst, als der Dienst gesperrt wurde.

Hier hätten mit Hinterlegen der neuen Karte mit längerer Laufzeit auch automatisch die Daten bei allen Diensten aktualisiert werden können, die diese Karte nutzen. Zudem hätte man so eine zentrale Stelle, um einzusehen, wo die Karte überall schon mal genutzt wurde und wie bei den Zugriffsrechten von Apps einfach per Knopfdruck dem Händler zu verweigern.

Hurricane 2018: PENNY goes Party-Supermarkt

Zum Schluss aber nun wirklich noch zum PENNY goes Party-Markt auf dem Festival-Gelände. Für mich als Lebensmitteleinzelhändler (bei einem Mitbewerber) war es beeindruckend zu sehen, was da auf den Acker gestellt wurde: Ein 2.000 Quadratmeter-Zelt mit Tiefkühltruhen, begehbarer Pluskühlung für Getränke, das Sortiment abgestimmt auf Festivalbedarf, Brötchen aus dem Ofen und 22 Kassen mit bargeldloser Zahlungsmöglichkeit, dazu vorm Markt noch mehrere Container mit vorgeschraubten Leergutautomaten.

Als Dennis und ich gegen halb 10 am Samstag unser zweites Frühstück holten, standen bereits drei 40-Tonner-LKW in der Warenannahme und zwei weitere fuhren gerade auf das Gelände. Die restalkoholisierte Masse strömte in Richtung des Zelts in Szenen, die ich nur mit der Zombieapokalypse vergleichen kann.

Preistechnisch gab es allerdings kaum Festivalaufschlag, im Gegenteil erhielt man bei einem Einkauf ab 5€ (in den meisten Fällen vier Dosen Bier oder 1,5 kg Frikadellenbällchen) bei Bezahlung per Mastercard einen 3€-Rabattcoupon auf den nächsten Einkauf in dem Markt sowie einen 3€-ab 15€-Willkommenzurück-Coupon für den PENNY daheim.

Auf dem Deichbrand wird ALDI ihr Zelt aufbauen, das wohl ähnlich konzipiert sein wird. Meiner Meinung nach eine gute Sache, da zum einen die nur mäßig vorbereiteten Einzelhändler im Dorf nicht von torkelnden Massen überrannt werden, zum anderen dem Publikum vor Ort eine Möglichkeit gegeben wird, nicht den ganzen Kofferraum voll mit Bier bereits bei der Anreise mitzuschleppen.

Hurricane 2018: Das Fazit

Für mich war es das erste (und vermutlich auch letzte, Festivals sind offensichtlich nichts für mich) Hurricane, Dennis war um die Jahrhundertwende öfter vor Ort und wünschte sich, damals hätte es bereits so etwas gegeben. Wer weiß, wie die Festivals in weiteren fünfzehn Jahren aussehen und ob es mit Förderung der Akzeptanz möglich sein wird, deutlich mehr als 20% Kartenzahlungen bei 70.000 Besuchern zu realisieren.

Mastercard hat uns als Presse akkreditieren lassen, was uns Eintritt von Freitag bis Sonntag, Zugang zum VIP-Camping und dem Pressezelt ermöglichte. Darüberhinaus wurde die Hotelunterkunft gestellt und für Verpflegung gesorgt. Dies hat selbstverständlich keinerlei Einfluss auf diesen Beitrag.


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