Beyerdynamic MMX 300 (2. Generation) Kurztest

Fast acht Jahre nach Release der ersten Version des MMX 300 präsentierte Beyerdynamic im vergangenen Jahr die zweite Generation des Over-Ear-Headsets. Als begeisterter Besitzer des Vormodells konnte ich nun auch das neue Produkt testen und jetzt ein erstes Fazit zur Neuauflage ziehen.

Unboxing des MMX 300 (2. Gen)

Wie alle Produkte von Beyerdynamic wird auch das MMX 300 in einem schicken Pappkarton geliefert. Dieser ist ziemlich bunt gestaltet und kann für weitere Produktinformationen aufgeklappt werden, sorgt aber für allem für eine gute Polsterung des Verpackungsinhaltes. Was letzteren angeht, grüßt nach dem Öffnen erst mal ein großes, schwarzes Osterei mit Herstellerlogo.

Dieses entpuppt sich schnell als feste Transporthülle und beinhaltet neben den Kopfhörern selbst noch zwei Audiokabel mit 3,5-mm-Klinkenstecker. Laut Herstellerangaben soll zudem noch der bekannte Adapter auf einen 6,35mm-Klinkenstecker mitgeliefert werden, diesen konnte ich bei der Leihstellung aber nicht ausfindig machen.

Bei der angesprochenen Schutzhülle handelt es sich um ein Hardcase, welches zum Preis von 25 Euro auch einzeln erworben werden kann. Dass die Kopfhörer in ihr gut Platz finden, versteht sich von selbst, die kleine Innentasche ist da schon etwas interessanter.

Diese wird per Klettverschluss an der Innenwand der Hülle befestigt und nimmt dann beispielsweise kleinere Audioadapter auf. Zusätzlich ist sie mit zwei Schlaufen ausgestattet, vermutlich um den Transport und ein eventuelles Aufhängen zu erleichtern.

Erster Eindruck des des MMX 300 (2. Gen)

Im Vergleich zu meiner schwarz-silbernen Version des Headsets macht das MMX 300 der 2. Generation einen deutlich moderneren Eindruck. Sowohl die Metallgabeln, als auch alle anderen Bauteile inklusive dem Kopfpolster sind dunkel gestaltet und überzeugen durch eine wertige Verarbeitung. Der matte Kunststoff weiß zu gefallen und macht einen recht kratzresistenten Eindruck.

Auch rastet der Verstellmechanismus der Ohrbügel fühlbar ein, was bei meiner alten Version so nicht (mehr) der Fall ist. Unregelmäßige Spaltmaße fallen nicht auf, es wird also mal wieder mal eine sehr gute Verarbeitungsqualität geboten. Erwähnenswert ist, dass die Fertigung der Produkte in Heilbronn erfolgt und das Produkt daher eine „Made in Germany“-Stanzung trägt.

Der Schwanenhals für das Mikrofon ist fest auf der linken Ohrmuschel montiert und sehr beweglich gestaltet. So kann dieses direkt vor dem Mund platziert werden und ist festen Lösungen wie bei den meisten „Gaming-Headsets“ deutlich überlegen. Zudem ist es natürlich um (beinahe) 360 Grad drehbar. Das ist nicht nur zum Transport nützlich, sondern ermöglicht es auch, das Mikrofon bei Nichtbenutzung aus der Sichtweite zu befördern.

Eine Neuerung der 2. Generation ist das abnehmbare Kabel. Die Unterseite der rechten Ohrmuschel beinhaltet eine gewöhnliche Klinkenbuchse, um das Headset jederseit von der Wiedergabequelle zu koppeln. Sollte es eines Tages also doch zum Kabelbruch kommen, kann das defekte Bauteil mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden. Bislang war es dafür notwendig, den (kulanten) Beyerdynamic-Service in Anspruch zu nehmen oder selbst den Lötkolben zu nutzen.

Was die Kabel angeht, gibt es noch eine weitere Neuerung. Das einzige Kabel der Vorgängergeneration wurde quasi zweigeteilt, um eine flexiblere Nutzung zu ermöglichen. Das „Basiskabel“ misst 1,2 Meter, mündet aber in einem 4-poligen Klinkenstecker für die Nutzung an Notebook, Konsole, Smartphone und Co.

Für den Einsatz am Desktop-Rechner liegt eine ebenfalls 1,2 Meter lange Verlängerung mit separaten Steckern für Mikrofon- und Kopfhörerbuchse an. Durch die Gesamtlänge von dann 2,4 Metern ist auch bei Nutzung der hinteren Audiobuchsen am PC genügend Bewegungsspielraum vorhanden. Dadurch ergeben sich weitere Vorteile:

  • Bei Verwendung am Notebook kann auf die Verwendung eines Adapters verzichtet werden
  • Notebook und Controller mit Klinkenbuchse befinden sich für gewöhnlich recht nah beim Benutzer. So käme es beim langen Universalkabel zu unnötigem Kabelsalat
  • Wer das Headset häufiger umsteckt, muss zum Umstecken nicht hinter den PC kriechen, sondern nur das Ende der Verlängerung erreichen.

Kabelfernbedienung

Auch die kleine Fernbedienung am Audiokabel ist neu. Somit ist es endlich auch Benutzung der Tastatur möglich, die Lautstärke zu regulieren. Vor allem aber ermöglicht ein prominenter Schalter die Stummschaltung des Mikrofons. Das musste bisher über Maßnahmen wie die Einstellungen des Betriebssystems, zusätzliche Hardware oder Ziehen des Mikrofonsteckers erledigt werden – im Spielbetrieb alles nicht sonderlich praktisch.

Zusätzlich zum Drehrad für die Lautstärkeregulierung und dem Mikrofon-Switch existiert ein weiterer Button auf der Steuereinheit. Dieser ermöglicht das kurzzeitige Stummschalten des Mikrofons für die Dauer des Gedrückthaltens, ist jedoch deutlich schlechter ertastbar als der große Schalter. Es bietet sich daher an, auch zum kurzzeitigen „Muten“ einfach den ergonomischen Schieberegler zu verwenden.

Tragekomfort des MMX 300 (2. Gen)

Wie üblich kann die Länge der Metallbügel an die Kopfgröße angepasst werden. Das ist auch stufenlos möglich, verschiedene Einrastpunkte verhindern zusätzlich die versehentliche Verstellung bei schnellen Bewegungen. Zusätzlich sind die Ohrmuscheln drehbar gelagert und sitzen damit zu jederzeit gerade über den Hörorganen.

Der Anpressdruck fällt zumindest im Auslieferungszustand relativ hoch aus. Das ist beim ersten Aufsetzen noch recht ungewohnt, dürfte mit der Zeit aber etwas nachlassen, wie ein Blick auf mein fünf Jahre altes Vorgängermodell zeigt. Die gelartige Polsterung des Kopfbügels fällt angenehm weich und schön dick aus, sodass der Bügel nicht in den Kopf drückt.

Durch das Zusammenspiel dieser Faktoren kommt es bei mir als Brillenträger auch bei längeren Spielesitzungen nicht zu unangenehmen Druckgefühlen.

Sound des MMX 300 (2. Gen)

Wie erwartet leistet sich Beyerdynamic bei der Tonqualität keine Patzer. Die bisherige Generation des MMX 300 wird nicht ohne Grund als „Referenz-Headset“ bezeichnet. Das Klangniveau des Nachfolgers liegt auf dem Niveau des Vorgängermodells und damit gleichauf mit guten Studio-Kopfhörern aus dem gleichen Haus.

Auch, wenn das MMX 300 als Gaming-Headset vermarktet wird, eignet es sich prima zur Musikwiedergabe. Der Bass ist kräftig, auch Höhen werden klar wiedergegeben und zumindest in Verbindung mit einer halbwegs brauchbaren Soundkarte (in der Testkonfiguration die Asus Xonar Phoebus) bleiben bei der Audiowiedergabe aus meiner Sicht keine Wünsche offen.

Als ich vor einigen Jahren vom (nicht gerade günstigen) Logitech-Headset auf das MMX 300 wechselte, war ich erstaunt, wie gut die Ortung von Gegnern in Computerspielen auf einmal möglich war. Das ist auch beim neuen MMX 300 wieder der Fall und sorgt in Verbindung mit der geschlossenen Bauweise für einen taktischen Vorteil bei Battlefield 1 und Co – und das ganz ohne Marketing-Bezeichnungen wie 7.1-Surroundsound.

Durch die Bauweise werden Außengeräusche stark abgeschirmt. Es ist aber weiter problemlos möglich, bspw. die Türklingel wahrzunehmen. Mit einer Impedanz von 32 Ohm ist die Verwendung des das MMX 300 auch als Headset am Smartphone problemlos möglich. Ich konnte keine Informationen dazu finden, ob es wieder eine 600-Ohm-Version geben wird.

Während andere Hersteller gerne mal beim Mikrofon sparen, ist die Aufnahmequalität des Kondensatormikrofons im MMX 300 exzellent. Ein Poppschutz aus Schaumstoff ist im Lieferumfang bereits enthalten und erfüllt seine Funktion.

Modularität und Ersatzteile

Ein weiterer Vorteil des MMX 300 ist der modulare Aufbau des Headsets. So ist das Kopfpolster beispielsweise lediglich per Klettverschluss befestigt, aber auch weitere Bestandteile können direkt vom Kunden getauscht werden. So ist der Austausch der Kopfpolster ebenso problemlos möglich wie eine Reparatur des Mikrofongelenks.

Interessant ist dieser Aspekt vor allem durch die vorbildliche Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu günstigen Preisen. Einzelne Schrauben können auf Beyerdynamic.de für 20 Cent nachbestellt werden, für 10 Euro gibt es Metallbügel oder Gehäuseteile. Bislang sind die neuen Ersatzteile im Online-Shop zwar noch nicht gelistet, sie sollen jedoch „zeitnah erhältlich sein“ und sich auch preislich nicht von den aktuellen Kursen absetzen.

Voraussichtlich ab Ende April soll das neue MMX 300 auch wieder aus der Beyerdynamic-„Manufaktor“ bestellt werden können. Darüber ist eine individuelle optische Konfiguration möglich. So kann beispielsweise die Farbe von Kopfbügel und Metallgabeln angepasst werden, es ist möglich, den eigenen Namen in die Kopfhörer gravieren zu lassen. Der Aufpreis dafür dürfte sich wie bekannt in engen Grenzen halten.

Alt gegen neu

Wie bereits angesprochen, bin ich seit einigen Jahren Besitzer des MMX 300 und möchte daher noch einen kleinen Vergleich zwischen den Generationen aufstellen. Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf die Unterschiede zur Ur-Generation des Headsets – es gab auch zwischendurch eine neue Revision, die bspw. ein neues Kopfpolster bieten.

  • In puncto Tonqualität unterscheiden sich die beiden Headsets nicht merklich
  • Optisch gibt es große Unterschiede. Der matte Kunststoff wirkt deutlich hochwertiger als die glänzende Carbon-Optik des Vorgängers
  • Wichtigstes Merkmal der neuen Generation ist wohl das abnehmbare Kabel mitsamt Fernbedienung
  • Es wird eine neue, deutlich stabilere Schutzhülle mitgeliefert
  • Das Kopfpolster ist komfortabler (und hübscher) gestaltet
  • Es gibt keine hässlichen Metallbügel mehr an der Seite, um die Metallschiene zur Stufenverstellung zu verdecken. Das ist aber wohl auch schon bei der 2. Revision der Fall gewesen

Fazit zum Beyerdynamic MMX 300 (2. Gen)

Ich habe einige Zeit überlegt, einen Kritikpunkt an den MMX 300 zu finden, konnte aber maximal die vergleichsweise schmutzanfälligen Ohrpolster für die Contra-Seite ausfindig machen. Wie erwartet bietet die 2. Generation des „Gaming-Headsets“ eine exzellente Tonqualität, sitzt bequem und kommt gut verarbeitet daher. Zusätzlich sind durch das abnehmbare Kabel mit Fernbedienung verschiedene Komfortfunktionen gegeben, die das neue MMX 300 von der alten Generation abheben.

Sicherlich, UVP und Marktpreis von 299 Euro ist alles andere als niedrig angesetzt. Allerdings sind Beyerdynamic-Produkte in diesem Preissegment auch eine Anschaffung fürs Leben und dürften bei sachgemäßem Umgang mindestens fünf, wenn nicht zehn Jahre durchhalten. Bedenkt man zudem den guten Kundenservice des Unternehmens, die günstige Verfügbarkeit von Ersatzteilen und die Endfertigung in Deutschland kann das Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch mindestens mit „gut“ beurteilt werden.

Sicherlich, eine ähnliche Tonqualität kann beim separaten Kauf von Kopfhörern und Ansteckmikrofon auch zum halben Preis erreicht werden. Von der Handhabung bleibt eine fertige Lösung jedoch die beste Wahl, sodass ich die Anschaffung des MMX 300 jedem Interessierten ans Herz legen kann. Dabei würde ich trotz des Aufpreises von 60 bis 100 Euro im Vergleich zum alten Modell lieber zur neuesten Revision greifen – Fernbedienung und abnehmbares Kabel sind es wert.

tl;dr: Uneingeschränkte Kaufempfehlung

Wertung des Autors

Peer Linder bewertet Beyerdynamic MMX 300 (2. Generation) mit 4.8 von 5 Punkten.

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