Google Nexus 4 Testbericht

Die Marke NEXUS spricht im Grunde für zeitnahe Firmware-Updates und eine mindestens zweijährige Unterstützung seitens Google. Das installierte Android-Betriebssystem ist minimalistisch ohne überladene Launcher etc., das Gerät meist sehr einfach zu rooten und somit auch die ideale Plattform, um sich darauf austoben zu können. Im Falle des Nexus 4 Smartphones von LG hat sich Google oder LG ein paar schöne Schnitzer geleistet und nicht wenige Anwender konnten sich nicht am absoluten Schnäppchen-Preis erfreuen, weil es praktisch zum Start schon ausverkauft war. Für alle die noch darauf warten seien die folgenden Zeilen zur Überbrückung gedacht. Es lohnt sich auf das Gerät zu warten!

Der Lieferumfang ist wie heute leider üblich sehr spartanisch, so findet sich in der Verpackung lediglich:

  • Nexus 4 Smartphone
  • Lade- bzw. Datenkabel
  • Netzstecker
  • Anleitung
  • „Nupsi“ um das Fach für die Micro-SIM-Karte rausholen zu können

Einen Kopfhörer sucht der kleine FLIP leider vergeblich im Karton…

Die wichtigsten technischen Details

  •  OS: Android 4.2.x
  • Display: 4.7 Zoll
  • Auflösung: 1280 x 768 Pixel mit 318 ppi
  • CPU: Qualcomm Snapdragon S4 Pro mit 1,5 GHz
  • GPU: Adreno 320
  • RAM: 2 GB
  • Speicher: (bisher) 8 GB oder 16 GB
  • Kommunikation: GPRS, EDGE, UMTS, HSPA+ (42 Mbit/s), WLAN, Bluetooth
  • Kamera: 8 Megapixel Rückseite, 1.3 Megapixel Front
  • Akku: 2100 mAh
  • Maße: 133.9 x 68.7 x 9.1 mm bei 139 g

Einmal ausgepackt begrüßt uns das Nexus 4 mit der schon bekannten *blingbling* Rückseite, welche überwiegend schwarz erscheint, aber mit den richtigen Lichtstrahlen hübsch stylisch aufleuchtet. Front und Rückseite sind aus sehr flexiblen Gorilla Glas 2. Gerade von der Rückseite schwirren schon diverse Fotos mit gebrochenem Glas im Netz herum. Bisher konnte ich aber nichts dergleichen verbuchen. Meine Empfehlung wäre hier definitiv eine dieser Folien, die man normalerweise auf das Display klebt oder gleich eine hübsche Tasche. Das bleibt jedem selbst überlassen.

An der rechten Seite ist oberhalb der Power- oder Entsperrknopf angebracht, links die Lautstärke-Wippe und das Fach für die Micro-SIM. Unten am Gerät sind die einzigen ersichtlichen 2 Schrauben und der MicroUSB-Port zu sehen. Auf der Oberseite ist noch eine Mikrofon-Öffnung zu verzeichnen. Auf der Vorderseite sind die Annäherungssensoren und die Front-Kamera und auf der Rückseite die 8 Megapixel Kamera ein Lautsprecher und der LED-Blitz verbaut. Zudem zieren dort z. B. der NEXUS-Schriftzug und das LG-Logo das Gerät. Das Nexus 4 wirkt durch die Materialwahl und auch wegen des Gewichts sehr hochwertig. Die Rückseite selbst fühlt sich im ersten Moment etwas ungewohnt an und ist auch für meinen Geschmack etwas rutschig. Nach ein paar Momenten der Eingewöhnungszeit ist aber alles überstanden und die hochwertigen Eindrücke überwiegen.

Das Nexus 4 wurde angelehnt an das LG Optimus G gebaut. Deshalb gibt es auch den verkümmerten LTE-Zugang im Nexus 4. Im Inneren werkelt wie oben schon erwähnt der Snapdragon PRO Quadcore Prozessor mit schlappen 4×1.5 GHz Power und Adreno 320 Grafik-Einheit. Das ist wirklich eine Hausnummer. im folgenden Abschnitt habe ich mich nur diesen beiden Komponenten gewittmet:

It’s all about Speed

Natürlich wird den einen oder anderen auch die Leistung des Quadcore Snapdragon Pro interessieren. Ich habe hierzu ein paar Screenshots gemacht und die Gesamt-Werte verglichen. Samsung Galaxy S3, HTC One X, Asus Nexus 7 und das LG Nexus 4 wurden miteinander verglichen:

Interessanterweise scheint der hohe Wert des Nexus 4 mehr von der GPU statt von der CPU zu kommen. Im Alltag läuft das gute Stück prima davon. Keine Ruckler, Live-Wallpaper hab ich auch auf dem Nexus 4 drauf und scrolle prima und ohne Ruckler über die Homescreens des Nova-Launcher und auch Spiele funktionieren ruckelfrei und problemlos. Das ganze bestätigt wohl eher, dass Quadcore-Prozessoren vor allem auch in Verbindung mit den GPUs auf einem Handy nicht nötig und absolut unausgereizt vor sich hin werkeln. Behält man aber den Preis im Hinterkopf kann es von mir aus auch ein Octacore-CPU sein. Was möchte man bei 349,- EUR oder 299,- EUR schon gegen die großzügig verbaute Hardware sagen? :)

Kamera, Lautsprecher – Multimedia

Ein weiterer erwähnenswerter Schritt nach vorn im Vergleich zum Vorgänger des Nexus 4 ist die 8 Megapixel Kamera mit der tollen Sphere-Funktion, wie sie in Googles neuester Android-Version enthalten ist. Bilder werden dank des Sony BSI Sensor gelingen auch bei schlechteren Lichtverhältnissen gute Fotos, welche aber bei Portrait-Bildern oder bei geringem Abstand teilweise durch die LED-Leuchte sogar überbelichtet werden.

Galerie mit Fotos und Spheren etc. in Google+

Der Lautsprecher ist verglichen mit meinem Samsung Galaxy S3 lauter, allerdings bedingt durch die glatte Rückseite auch gern mal zu leise, wenn das Gerät auf der flachen Rückseite auf dem Tisch o.ä. und somit auf dem Lautsprecher aufliegt. Das Nexus 4 ist dann zwar noch zu hören, aber eben deutlich leiser.

Akkulaufzeit

Das Thema Akku ist bei den Tests immer ganz gern gesehen, wenn es auch beinahe das am schwierigsten zu testende Objekt der Begierde ist. Ich kann hier das Nexus 4 mal mit meinem SGS3 vergleichen und komme damit wie auch mit dem SGS3 sehr gut über einen Tag. Abends sind dann meist noch ca. 20 Prozent Saft auf dem Kasten, allerdings würde ich damit ja nicht über den nächsten Arbeitstag kommen. Zu meinem Nutzungsverhalten würde ich sagen: Dauerhaft online über WiFi (Arbeit und zu Hause), dazwischen mit UMTS, HSDPA oder was das Handy eben hergibt. E-Mails rufe ich per ProfiMail ab, dazu Push GMail, Whatsapp, Facebook, immer wieder mal Twitter mit Falcon Pro im Hintergrund. In der Pause wird dann noch ein wenig gespielt und ab und an sogar noch damit telefoniert oder mal ne SMS geschrieben.

Wireless Charging habe ich im Artikel zum Philips Qi-Induktionsladegerät schon angepriesen  Zur Information sei aber gesagt, dass ein Ladevorgang über die Ladeplatte grob drei Stunden benötigt. Ich habe allerdings noch nicht gemessen, wie lange ein Ladevorgang über das beigelegte Netzteil dauert. Wirklich interessant wird das induktive Aufladen meiner Meinung nach übrigens erst dann, wenn auch die Kaffee-Bude um’s Eck oder die Bahn/Flughafen usw. einen Theke/Tisch hat, in welchem eine solche Qi-Ladeschale integriert ist und man dort nebenbei das Gerät aufladen kann. Es sei denn man rüstet Wohnung und Büro damit aus und spart sich so das einstöpseln des Ladegeräts.

Display

Im Nexus 4 ist ein IPS+ Display mit sagenhaften 1280×768 Pixeln und 318 ppi verbaut. Die Farben kommen sehr klar rüber, und das weiß leuchtet schon beinahe grell und klar. Wer gerne das Display mit der Lupe betrachtet wird sich freuen, dass IPS-Display keine PenTile-Matrix haben. Im Gegensatz zu AMOLED-Displays leuchtet hier auch beispielsweise bei der Uhr oder in den Einstellungen ein schwarzer Hintergrund deutlich mit und nicht wie bei AMOLED lediglich der dargestellte Text. Gerade auch bei den Softkeys sieht man dies sehr stark, da die nicht wie beim Galaxy Nexus schwarz wie das Gehäuse drum herum sind, sondern teilweise je nach Blickwinkel und Bildschirmhelligkeit schon fast grau leuchten:

Zu diesem Bild mit dem Display-Vergleich sei aber gesagt, dass die Situation an sich wirklich sehr schlecht zu fotografieren ist. Wegen dem Blitz wirkt der Hintergrund der Softkeys des Nexus 4 links schon fast blau. Das Super AMOLED des Samsung Galaxy Nexus rechts ist aber definitiv schöner im Schwarzbereich. Das Display des Nexus 4 ist übrigens laut LG fast 27 Prozent dünner als sein Vorgänger und im freien auch besser lesbar.

Vermutlich wegen den 48 Pixeln mehr in der Breite der Display-Auflösung wurde beim Nexus 4 auch der Launcher aufgebohrt und so stellt dieser nun fünf statt der vier Icons nebeneinander dar:

Telefon-Funktion etc.

Man soll es ja nicht glauben, aber telefonieren kann man mit dem Nexus 4 auch noch. Die Verbindungen kamen problemlos zu Stande und es wurden auf beiden Seiten auch keine unnormalen Störgeräusche festgestellt.

Verbindungen:

Die LTE-Geschichte ging ja heftig durchs Netz. Ich persönlich fand es schon beim Samsung Galaxy S3 nicht schlimm, kein LTE zu bekommen. So stört es mich auch beim Nexus 4 nicht. Das Netz ist noch nicht überall verfügbar und mit dem integrierten HSPDA mit 42 Mbit/s ist man schon sehr nahe an den meist erhältlichen 50 Mbit/s im LTE-Netz.

Mit Miracast ist noch ein neuer Standard verfügbar, welcher neben Samsungs Allshare Cast den dargestellten Bildschirm-Inhalt des Handys in Echtzeit via W-Lan an einen beispielsweise an den TV angeschlossenen Dongle streamt. Es ist einfach mehr als schade, dass es Hersteller nicht schaffen, auf einen generellen Standard zu setzen. Das ist schon bei USB so und war auch schon zu VHS oder Blu-Ray-Zeiten so. Aktuell habe ich noch keinen Dongle gefunden, bei dem bestätigt wird, dass er problemlos mit dem Nexus 4 zusammen arbeitet. Tipps werden gern angenommen. :)

Der vorinstallierte Browser ist wie auch beim Nexus 7 nun der Chrome-Browser. Dieser fühlt sich in meinen Augen einfach nicht so sauber und ruckelfrei an. Das ist aber meckern auf hohem Niveau oder auch einfach nur Gewohnheit. Android wäre aber nicht Android, wenn man nicht direkt nach dem rooten des Nexus 4 den AOSP also Stock-Browser wieder nachrüsten könnte. Eine Installation von Flash dürfte mit dem installierten Stock-Browser auch problemlos möglich sein.

Android 4.2

Auf dem Nexus 4 verrichtet ab der Auslieferung Android 4.2.x seinen Dienst. Hier gibt es einige Neuerungen, von denen ich einige Screenshots erstellt habe. Hier ein kleiner Auszug:

  • Das Kamera UI wurde deutlich überarbeitet und die Kamera beherrscht nun auch die 360° Sphere-Panoramen und die Little-Planet-Funktion (zu sehen in meiner Galerie)
  • Der Sperrbildschirm kann nun Widgets darstellen. Diese müssen zwar dafür optimiert werden, aber dies dürfte nicht sehr lang dauern.
  • Wischt man mit 2 Fingern die Benachrichtigungsleiste runter erscheint die Energiesteuerung bzw. Quick Settings. Diese Toogles sind zwar nur halbherzig umgesetzt, können aber mit einem Patch oder auch diversen CustomROMs „zum Leben erweckt“ werden.
  • Die Benachrichtigungsleiste agiert nun interaktiv und kann erweitert oder minimiert werden, wenn mehrere Events einer App anstehen (Google Mail beispielsweise)
  • Die Galerie erhielt ein Update des UserInterface. Sie sieht nun übersichtlicher aus, „kann“ aber deswegen abgesehen von „Sphere“ nicht mehr
  • Die orig. Tastatur beherrscht nun Gesture Typing und kann wie SWYPE durch wischen über die Tasten genutzt werden
  • Miracast bzw. wireless Display zur Spiegelung des Display-Inhalts wurden integriert
  • Mehrere Benutzer werden nun bei Android-Tablets unterstützt.
  • Daydream entspricht einem Bildschirmschoner im Dock oder beim Aufladen des Androiden. Man kann diese nachinstallieren oder die vorabinstallierten Uhren/Foto-Dia-Shows/etc. nutzen.
  • Google Mail und Google Play wurden auch jeweils Updates unterzogen.

Und sonst so?

  • Das Nexus 4 wird schon nach ein paar Minuten Angry Birds Star Wars oder aber auch beim induktiven Laden merklich warm. Nicht gefährlich, aber merklich. Die Erwärmung konnte auch bei den Nokia Smartphones festgestellt werden, sofern man den Fatboy aus der Tasche rausnimmt. Hiermit wäre dann das Kissen drumrum auch erklärt.
  • Das Display reagiert nicht so gut wie der Touchscreen des Samsung Galaxy S3, welches teilweise sogar mit dem Handschuh oder mit über den Finger vorgezogenem Hemd bedient werden konnte. (Sollte euch der Touchscreen nicht ganz so empfindlich sein, wie ihr es gern hättet gibt es im XDA-Forum einen Patch, welcher wenn ich das richtig gelesen habe den alten Treiber installiert und damit soll alles geschmeidig laufen.)
  • Der Kamera-Autofokus klappert sobald man das Gerät schüttelt. Das war aber in meinem Fall bei geschätzten 2 von 4 Geräten welche ich besessen habe so.
  • LTE habe ich wie zu erwarten war auch mit Tipps&Tricks nicht hinbekommen.
  • Zum Thema Speicher: Ich kann nur zu der 16 GB-Version raten, sofern man eine ergattern kann. Mit ein wenig Navi und 1-2 größeren Spielen (Gameloft oder dergleicen) bin ich aktuell mit wenig Videos und Musik bei noch knapp 5 GB freiem Speicher meiner 16 GB-Version angelangt!
  • Ein NFC-Chip ist auch wieder an Bord und lässt beispielsweise ganz bequemes Bilder-sharing via aneinanderhalten des Galaxy Nexus und dem Nexus 4 zu.
  • Zum Nexus 4 sind mittlerweile schon einige Tipps, Tricks & Infos hier verbloggt worden. Schaut ruhig mal rein.

Promo-Video

Abschließend noch ein kleines Promo-Video von LG, welches die hübschesten Gimmicks des Nexus 4 noch einmal hervorhebt:

Fazit

Lässt man mal den sehr üblen Verkaufsstart außen vor, hätte Google mit dem Nexus 4 einen Rundumschlag machen können. Das Gerät ist hochwertig verbaut, die Kamera macht deutlich bessere Fotos als der Vorgänger und auch der Prozessor ist aktuell einer der leistungsfähigsten Bewerber im Handy-Markt. Lediglich die Speicher-Politik bei Nexus-Smartphones stößt ein wenig negativ auf. Mehr Speicher oder auch nur ein einfacher MicroSD-Speicherslot wären die recht einfache Lösung gewesen. Für das Nexus 4 habe ich mein Samsung Galaxy S3 verkauft. Bisher würde ich sagen, dass das eine gute Entscheidung war.

Die ganzen Zusatz-Features des Galaxy S3 fehlen zwar theoretisch ein wenig, können aber durch massig verfügbare Apps bei Google Play auch manuell den eigenen Wünschen entsprechend nachinstalliert werden. Auf diese Art ist ein ROM dann nicht 700 MB sondern eben nur knapp 200 MB groß, was sich sicherlich auch auf die Performance auswirkt. Die Kamera des Galaxy S3 war einen Ticken besser, aber dennoch nur eine Handycam und da die Kamera des Nexus 4 im Gegensatz zum Galaxy Nexus deutlich verbessert wurde ist dies auch kein Kontra-Punkt mehr. Generell kann man also, vor allem zum Google Playstore-Schnäppchen-Preis, das Handy wirklich nur wärmstens empfehlen.


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