Pearl Meteorit NB-10.dual Android-Netbook im Test

Das Pearl Meteorit NB-10.dual ist ein kurioses Gerät. Von außen sieht es aus wie ein ganz normales Einsteiger-Netbook. Überall Plastik, nicht gerade auf Diät gesetzt, Design ohne Schnickschnack.

Doch nach dem Aufklappen sieht der Außenstehende – der Besitzer wird hoffentlich wissen, was er gekauft hat! – auf der Tastatur bereits erste Anzeichen dafür, dass hier keine Standardkost gekocht wird. Die Play Store-Taste ist dann der entscheidende Hinweis: Wir haben es mit Android zu tun. Nach dem ersten Start ist allerdings klar: In mindestens einem entscheidenden Punkt ist das NB-10.dual mehr typisches Netbook als typisches Androidgerät. Es hat keinen Touchscreen.

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Überblick

Dafür ist folgendes an Bord:

  • 247 x 173 x 25 mm bei 768 g Gewicht
  • 1 GHz-Dual Core-CPU und 512 MB DDR3-RAM
  • 10,1″-Display mit 1024 x 600 Pixeln Auflösung
  • 720p-Videowiedergabe, über HDMI ausgebbar
  • Android 4.1.1 mit vorinstalliertem Google Apps-Paket
  • 2 GB interner Speicher, erweiterbar per microSD bis 32 GB oder USB on the go
  • WLAN, b/g/n-kompatibel
  • Tastatur mit QWERTZ-Layout und Schnellzugriffen auf System-Apps
  • Stereo-Lautsprecher
  • 0,3 Megapixel-Frontkamera und Mikrofon
  • 5200 mAh-Akku
  • 3x USB (1x USB-OTG), 3,5-mm-Klinkenbuchse, Mic-In, LAN RJ-45, microSD-Slot, HDMI-Port sowie Netzteilanschluss

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Im Lieferumfang befinden sich neben dem Android-Netbook nur noch das 230-V-Netzteil, ein USB-Kabel und die Anleitung.

Man kann ja nicht immer in der Bude hocken, also hab ich das Netbook mit an die frische Luft genommen und für euch vor die Kamera gehalten:


Abonnieren-Button YouTube

Die Tastatur lässt sich der Größe und dem Layout entsprechend bedienen. Sie liegt vertieft, was mich beim Tippen etwas störte. Weiterhin störend aufgefallen ist mir, dass man sehr aufpassen muss, nicht mit dem linken Daumen (Leertaste) versehentlich das Trackpad zu betätigen. Ebenso kann und wird es passieren, dass man statt der rechten Hochstelltaste die Pfeiltaste nach oben drückt und plötzlich eine Zeile weiter oben weitertippt. Es sieht dann ohne permanente Korrektur so aus:

Texttest

Beim Tippen drückt sich die gesamte Tastaturplatte leicht nach unten durch, was auf die preisbewusste Materialwahl zurückzuführen ist. Das Trackpad reagiert auf Tappen als Alternative zum Links-Mausklick, die rechte Maustaste hat die Zurück-Funktion.

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Benutzeroberfläche

Wie bereits erwähnt, läuft das Gerät mit Android 4.1.1, eine Version, die mir so noch nicht untergekommen ist. Auf Anpassungen scheint man komplett verzichtet zu haben, daher findet sich öfter die Bezeichnung Tablet in den Einstellungen, im Play Store meldet sich das NB-10.dual als Infotmic A5mid.

Launcher

Nach dem ersten Start präsentiert das Netbook einen aufgeräumten Homescreen und eine Seite voll Apps.

Drawer

In der Anfangsphase ertappte ich mich viel zu oft dabei, einfach das Display zu berühren – zu abwegig war mir das Bedienkonzept mit Trackpad und Tastatur. Eine Maus an einen der USB-Ports anzuschließen hilft hier weiter. Auch, weil es die Bedienung erheblich vereinfacht, da man die Empfindlichkeit des Trackpads nicht einstellen kann. Mir war die Zeigergeschwindigkeit in den meisten Fällen zu schwammig.

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In den Einstellungen wunderte ich mich darüber, dass es anscheinend keinerlei Möglichkeit für Updates gibt. Zwar sind mir außer der Akkuanzeige keine groben Unregelmäßigkeiten aufgefallen, dies ist aber ein Hinweis darauf, dass Käufer besser damit zufrieden sind, was sie bekommen. Hier könnte man natürlich ausschweifen und die Frage stellen, ob man eine Updategarantie mitkauft oder ob es Geschenke der Hersteller sind, diese Diskussion sollte aber an anderer Stelle geführt werden.

Versionsinfos

Der Rest der Oberfläche ist Android-Standardkost inklusive der vorinstallierten Google-Apps Gmail, Google+ (und Messenger), Maps, Navigation, Play Books, Play Store, sowie YouTube. Bemerkenswert ist sicherlich der Flashplayer, außerdem wird man beim Anblick der Musik-App nostalgisch.

Music-App

Egal welchen Buchstaben man drückt, wenn man sich auf dem Homescreen befindet, es startet Google Now. Man sollte übrigens immer seine Benachrichtigungen im Auge haben, damit sich bloß nicht zu viele auf einmal ansammeln. Die Liste könnte sonst so aussehen:

Menü außerhalb

Selbstverständlich kann man hier einzelne Benachrichtigungen entfernen, bis man wieder etwas sieht, aber das ist irgendwie nicht ganz im Sinne des Erfinders.

Leistungswerte

Ursprünglich wollte ich das beliebte Autorennspiel Real Racing 3 demonstrieren, das ist aber leider nicht kompatibel. Als nächstes fiel mein Augenmerk auf Temple Run 2. Das sah dann so aus:

Temple Run

Und damit hatte es sich auch schon erledigt. Ich habe keine Taste gefunden, mit der das Spiel irgendeine Aktion gestartet hätte. Bedauerlicherweise funktioniert die Taste zum Drehen des Bildschirminhalts hier nicht.

Also wandte ich mich den synthetischen Benchmarks zu. Die üblichen Verdächtigen AnTuTu, Quadrant und Futuremark traten an, um das Netbook zu fordern.

Dabei gab es folgende Ergebnisse:

Die Unterseite des Netbooks wurde während der Tests gut warm und die Akkukurve fiel steil ab. Quadrant blieb nach Klick auf Run full benchmark schwarz, da tat sich nichts. Interessanterweise zeigen die Systeminfos der Benchmarks statt der beworbenen 1 GHz Taktfrequenz sogar 1,2 GHz.

Der verbaute Chipsatz ist ein Infotmic iMAPx820. Dieser besteht im Wesentlichen aus einer Mali400-GPU (prominentes Beispiel für diese GPU: Das Samsung Galaxy SII) und einer Cortex A5-CPU. Cortex A5 sind in 40nm-Bauweise hergestellt und – natürlich mit geringeren Taktungen – vor knapp vier Jahren vorgestellt worden. Wer also die Leistung des NB-10.dual kurz beschrieben haben möchte: Sie entspricht einem Einsteiger-Androiden aus dem Jahr 2011.

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Über die Kurven der Akkuanzeige konnte ich mich eigentlich nur wundern. Ich lasse neu eingetroffene Technik ja gern einfach mal so lange liegen, bis die Fabrikladung auf circa 10 – 15 % fällt. Es ist gut, dass mir Pearl das Gerät länger zur Verfügung gestellt hat, denn solche Verläufe gehören anscheinend zum guten Ton beim NB-10.dual. Es ging auch im Prinzip nicht mehr runter, bis ich es dann nach Tagen benutzte.

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Sehr schnell abfallende Prozente machten mich dann aber auf ein merkwürdiges Verhalten des Netbooks aufmerksam. Dass der Bildschirm nicht abschaltet, sobald man das Gerät zuklappt, war mir ja schon klar – dass er aber genau dann wieder angeht, wollte mir nicht in den Kopf. Da ich diese Tatsache zuerst überhaupt nicht mitbekam, ging es entsprechend rapide bergab. Nach vielen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen, dieses Verhalten nachzustellen, bin ich zum vorläufigen Schluss gekommen, dass beim Zuklappen das Trackpad reagiert, weil es etwas zusammengedrückt wird und dadurch das Display aktiviert wird. Es passiert nicht immer, soviel sei der Fairness halber gesagt, allerdings ist es verstörend, dass es überhaupt vorkommt.

Während wie oben erwähnt während der Benchmarks der Akku rapide in den Keller ging, zeigte sich am nächsten Morgen dieses Bild, ohne das NB-10.dual zwischenzeitlich geladen zu haben:

Akkukurve

Durchhalten soll das Android-Netbook laut Pearl im Übrigen ganze vier Stunden. In meinem hochprofessionellen Test unter Realbedingungen, bei dem ich in unregelmäßigen Abständen einen Buchstaben in den Texteditor hämmerte, erzielte ich bei 50 % Displayhelligkeit eine Laufzeit von 3 Stunden und 54 Minuten, also recht nah dran. Besonders dolle ist das aber nicht.

Fazit

„Android ohne Touch? Nee, nicht wirklich.“ So lautet eine der Kernaussagen in meinem Hands-On-Video, und dazu gibt es eigentlich nicht viel mehr zu sagen. Es ist mir bewusst, dass die ersten Prototypen der Android-Smartphones auch keinen berührungsempfindlichen Bildschirm hatten, auf 25 Zentimetern Diagonale und einer auf Tablets ausgelegten Benutzeroberfläche ist das aber noch mal ein ganz anderes Thema.

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Insofern bleiben für mich nur Anwendungsbereiche, in denen man nicht darauf angewiesen ist, Android zu verwenden, wie man es vom Smartphone gewohnt ist. Das sind zum einen Textverarbeitungen, für welche sich das NB-10.dual aufgrund der Tastatur natürlich anbietet. Zum anderen könnte man es zusammengeklappt hinter den Fernseher stellen und ihn als Smart-TV nutzen. Dafür gibt es allerdings deutlich günstigere Hardware, bei der man nicht Display und Tastatur des Netbooks mitbezahlen muss.

Pearl nennt für das Meteorit NB-10.dual eine unverbindliche Preisempfehlung von 139,90 €, vorgeblich reduziert vom Lieferantenpreis in Höhe von 329,90 €. Während letzterer völlig überzogen ist, könnte ich mich mit dem Katalogpreis sogar noch anfreunden. Wenn man nicht gerade eine externe Tastatur für sein Tablet hat und nach einer wirklich günstigen Möglichkeit sucht, unterwegs halbwegs komfortabel Texte aufzutippen und vielleicht sogar noch per WLAN in die Cloud zu schicken, darf man das Android-Netbook auf seine Liste schreiben. Das ist die Nische des NB-10.dual.

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