Revopoint Pop 2 3D-Handscanner ausprobiert

Um ein Modell als 3D-Datei zu erhalten muss es erst umfangreich und zeitintensiv am Rechner gerendert und vorher natürlich in einem CAD-Programm erstellt werden. Diesen Prozess können 3D-Scanner erleichtern, benötigen dafür aber oft auch starke und große bzw. unhandliche Hardware für den Prozess.

Vor einigen Jahren hatte ich mich daran auch schon versucht und mittels eines Scanners einer Xbox (Connect) ein bisschen rumgespielt und sogar brauchbare Ergebnisse erzeugt. Einfach war das alles aber nicht.

Der Revopoint Pop 2 3D-Scanner erleichtert diese Arbeit ungemein und ermöglicht es sogar alles portabel und lediglich mit einem angeschlossenen Smartphone zu machen. Das klingt super interessant und deshalb habe ich einen Pop 2 angefragt und in den folgenden Zeilen könnt ihr meine Erfahrungen damit aufsaugen.

Lieferumfang

In meinem Lieferumfang befindet sich der Pop2 3D-Scanner, ein Tripod, Quick-Setup Kits mit Markierungen etc., diverse USB-Kabel und Adapter, ein Smartphone-Halter, Scan-Plattformen und eine Kalibrierungs-Büste.

Revopoint Pop 2 3d Scanner Kabel

Für den Test habe ich die Premium-Version erhalten. Der Unterschied zur normalen Ausführung ist der enthaltene transportable Drehteller, das schicke Case in dem fast alle Teile aus dem Lieferumfang Platz findet und die Powerbank neben dem Tripod. Alles in allem schicke Extras, die man durchaus beim Kauf abwägen sollte.

Technische Daten

Eine Tabelle mit den wichtigsten technischen Details:

Aufbau bzw. Handhabung

Hier gibt es nun ein paar Kleinigkeiten die beachtet werden sollten. Man kann den Scanner an ein Smartphone anschließen und dort in die App scannen und bearbeiten oder auch an einen Laptop/PC anschließen und dort dann die weitere Bearbeitung vornehmen. Ich persönlich finde die Smartphone-Anbindung sehr interessant und möchte in diesem Test darauf mein Hauptaugenmerk legen. Im Grunde ändert sich nicht viel dabei am PC – die nötigen Schritte in der App bzw. den Apps bleiben die selben.

Es gibt nun diverse Anwendungsmöglichkeiten. Man kann den Scanner in der Hand halten und größere Gegenstände Stück für Stück abfahren oder – wie in meinem Fall – kleine Figuren auf den Drehteller stellen und den Scanner nebst Handy auf ein Stativ klemmen.

Meine Schritte waren dann also:

Das ist im Grunde in Sachen Vorbereitung schon fast alles gewesen. Je nach Modell sollte man nun in den Einstellungen auswählen, was man erreichen möchte.

Nun wird der Drehteller aktiviert und die Figur im richtigen Abstand zum Scanner positioniert. Hierüber informiert fortlaufend eine große Anzeige in der App.

Nun würde es im Grunde auch schon losgehen man drückt auf Play und alles geht gut. Das kleine Handbuch leitet einen ungefähr bis zu dieser Stelle. Was mir aber gefehlt hat waren die nötigen Kniffe, die später den Arbeitsweg erleichtern würden.

In der Software gibt es Play und Pause, was logischerweise den Scan startet und pausiert. Ich wäre aber z. B. nie auf die Idee gekommen, das Objekt nach drücken der Pause-Taste hinzulegen, damit auch die Unterseite gescannt werden kann. So etwas habe ich aber nicht in der Anleitung gelesen, sondern in irgendeinem Video auf Youtube oder TikTok gesehen. Logischerweise würde ein vollständiges Handbuch den Rahmen sprengen, aber ein paar Tipps und Tricks wären sicherlich nicht schlecht gewesen.

Wie sich dann später noch herausstellen sollte, hat ein solcher Scanner auch noch diverse Probleme zu bewerkstelligen. Primär können technikbedingt durchsichtige und sehr dunkle / braune Stellen nur sehr schwer gescannt werden. Auch mit der Einstellung „DARK“ war da im Falle einer Super-Mario-Figur nichts zu machen.

ABER dem Internet sei Dank, habe ich einen ultimativen Tipp gefunden. Trockenhaarshampoo kostet gerade mal 1,99 EUR bei einem Laden, der namentlich klingt, wie eine ehemalige Währung Deutschlands. Das Ergebnis war verblüffend!

Links sieht man die Mario-Figur, welche an den Kotletten, dem Bart, den Haaren und den Schuhen (alles braun!) diverse Probleme hatte. Die Kamera erkannte nichts. Der Scan hatte dann in diesem Fall an diesen Stellen Löcher und im nächsten Schritt wurde dann in der App ein Mesh-Gitter über die bisher erkannte Form aus vielen einzelnen Punkten gelegt und dort enthaltene Löcher automatisch über die App geschlossen. Das klappte auch (siehe Figur links), aber entspricht leider nicht mehr dem Original. Nun kommt also das Trockenhaarshampoo ins Spiel. Den Ergebnis des Scans nach der Behandlung seht ihr dann am Scan rechts oben auf dem Foto! Nice, oder?!

Die Figur sieht dabei dann zwar etwas mitgenommen aus, aber Trockenshampoo lässt sich prima mit ein bisschen laufendem Wasser wieder entfernen. Das sollte natürlich vorher am jeweiligen Objekt an einer weniger sichtbaren Stelle ausprobiert werden!

Vom Ergebnis angetrieben musste nun also ein Objekt her, welches auch später im 3D-Drucker gedruckt werden sollte. Ein Arsch mit Ohren klang erstmal einfach, hat aber dennoch ein paar Komplikationen im Programm. Steht der Scanner auf dem Stativ kommt er natürlich nicht oben ran und auf die Unterseite auch nicht.

Man lässt also den Scan einmal oder zweimal rumlaufen und dann drückt man Pause in der App, dreht die Figur seitlich und wenn die ersten beiden Runden gut gelaufen sind, erkennt die App die neue Lage der Figur und setzt den Scan korrekt fort!

Na? Welche Figur ist wohl das Original und was die gescannte Kopie?

Selbstverständlich klappt hier nicht alles sofort und immer anstandslos und problemfrei. Auch den Arsch mit Ohren habe ich 2-3mal versucht zu scannen. Beim ersten mal hatte die Kamera bzw. die App leider nicht erkannt, dass ich die Figur beim pausieren gedreht habe. Das Ergebnis sind dann wilde zusammen Stückelungen diverser Teile, die die App bzw. Kamera erkannt haben. Fällt einem solch ein Fehler direkt während des Scans auf, so kann mit der Zurück-Taste noch einmal ein Teilscan ab der letzten Pause-Taste rückgängig gemacht werden.

Nicht erkannt hilft dann eventuell ein bisschen rumbasteln mit dem Meshmixer, welcher solche extra liegenden Objekte abschneiden kann. So kann der Rest des Scans eventuell doch noch genutzt werden. Oder man beginnt einfach nochmal von vorn.

In meinem Test habe ich diverse kleine Figuren (bis zu zwei Faustgroß) mit und ohne Trockenshampoo (alternative zu 16 EUR teurem „Scanspray“) meist problemlos eingescannt.

Bei Gesichtern oder gar ganzen Köpfen gab es dann aber doch gern Probleme, die ich auch nach mehrmaligem Versuch nicht beheben konnte. In meinem Fall trage ich beispielsweise eine Brille – da erkannte die Kamera nichts an diesen Stellen. Also habe ich es mal ohne Brille probiert. Einstellungen in diesem Fall „nicht detailreich, aber farbig und Kopf“.

Das hat teilweise ganz ok geklappt. Aber hier sieht man eben sehr schön wieder, dass minimal größere Ruckler direkt mit Mist quittiert werden. Siehe den Bereich auf der rechten Seite vom linken Auge nach hinten. Das obige Foto ist dann der zweite Schritt, bei dem die Löcher geschlossen worden sind.

Hier habe ich dann bei der selben Datei noch abschließend die Texturen drüber legen lassen. Mit noch besseren Umgebungsbedingungen oder einer noch ruhigeren Hand sollte das Ergebnis dann auch wirklich OK sein. Aber so leicht, wie ein ruhig stehendes Objekt auf dem Drehteller ist ein bewegliches Objekt auf jeden Fall nicht einzuscannen. Ein Haustier einzuscannen, wie es gar der oben eingebundene Werbeclip von Revopoint suggeriert vermag ich mir kaum vorstellen.

Und sonst noch?

Als kleinste mögliche Größe eines Objekts werden vom Hersteller 20x20x20mm angegeben.

In der Premium-Version kommt fast der komplette Lieferumfang inkl. zusammensteckbarem Boden in Teilen daher, dass er in einer wunderhübschen Tragetasche transportiert werden kann.

Es gibt eine Büste im Lieferumfang, die man dazu nutzen soll die Kamera auszuprobieren, zu Kalibrieren und erste Erfahrungen damit zu sammeln. Das wollte ich aber explizit NICHT machen, da diese Büste selbstverständlich optimal für den Scanner ist. Hier gibt es keine dunklen Stellen und alle Konturen sind besonders ausgeprägt, so dass der Scanner keine Probleme beim einlesen haben dürfte. Aber erwähnen wollte ich es dennoch hier einmal.

Fazit

Persönlich habe ich mit 3D-Scannern bisher nur in Form von der Xbox Connect vor einigen Jahren Erfahrungen sammeln können. Da liegen natürlich Welten dazwischen!

Mit dem nötigen Feingefühl und vor allem bei kleineren Figuren, Ersatzteilen oder ähnlichem lassen sich mit dem Pop2 Scanner sehr gute Ergebnisse erzielen, die der Preisregion von aktuell um die 700,- EUR wirklich angemessen sind.

Natürlich ist der Scanner nicht für jeden etwas. Wer sich aber mal mit der Thematik beschäftigt hat und auch mal eine Figur oder ein Ersatzteil selbst mit einem CAD-Programm erstellt oder nachgebaut hat, weiß wieviel Zeit das benötigt und schätzt den Vorteil eines solchen Scanners entsprechend.

Wertung des Autors

Michael Meidl bewertet Revopoint Pop 2 3D-Scanner mit 4.5 von 5 Punkten.

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