Savedroid ist das IFTTT für das Sparkonto

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Fintechs schießen ja aktuell wie Pilze aus dem Boden und neugierig wie ich bin, probiere ich gerne mal solche Dienste aus. Besonders hervorgetan hat sich für mich in der letzten Zeit Savedroid.

Mit Regeln das Sparen automatisieren

Savedroid funktioniert so: Das Fintech verbindet sich mit dem Girokonto und legt für den Nutzer außerdem ein virtuelles Sparkonto bei der Wirecard Bank (samt Einlagensicherung bis 100.000 Euro) an. Danach kann der Nutzer über die App gewisse Regeln („smooves“) festlegen, die dann eine Lastschrift vom Girokonto auf das Sparkonto anstoßen. Im Prinzip wie IFTTT, nur fürs Konto.

Konkret könnte es zum Beispiel folgende Regel geben: „Wenn sich mein Kontostand ändert, runde auf den nächsten Euro auf und spare die Differenz“.

Savedroid kann aber auch auf Daten des Smartphones zugreifen: „Wenn ich ein Selfie mache, spare 2,50 Euro“ – eine Art Selfiestrafgebühr also. Außerdem lassen sich für die Trigger auch Ortsdaten („Wenn ich an einem Ort bin“), das Wetter, Bewegungsdaten („Wenn ich 10000 Schritte mache“) oder der Twitteraccount von Donald Trump(!) verwenden.

In Savedroid kann man vielfältige Sparregeln anlegen

Zusätzlich könnt ihr Sparwünsche anlegen, also ein konkretes Ziel samt Betrag hinterlegen. Das hilft dabei die Sparerei konkret zu gestalten, ist aber kein Muss.

Sind diese Regeln dann einmal angelegt braucht ihr nichts weiter tun. Den Rest übernimmt die App, in der ihr den Sparfortschritt aber jederzeit nachvollziehen könnt. Das ist gerade zu Anfang sinnvoll, um ein Gefühl zu bekommen wie viel da überhaupt weggespart wird.

Die Tücken der Automatisierung mit Savedroid

Ich habe anfangs den vorgeschlagenen Smoove „Wenn ich finanziellen Spielraum habe“ aktiviert, aber nicht wirklich überprüft. Das hat dazu geführt, dass die App mir nach dem Gehaltseingang mehrmals über 20 Euro abgebucht hat.

Das Geld ist ja nicht weg, aber gerade, wenn man ein festes Budget hat oder auf seine Ausgaben achten muss, ist das natürlich ärgerlich – zumal die Rückbuchung ebenfalls einige Zeit dauert.

Der intelligente Smoove hat mir mein Konto leergesnackt. :(

Das FAQ von Savedroid sagt zu diesem Smoove übrigens, dass dieser lernt und jeden Monat nur das abbucht, was voraussichtlich nicht benötigt wird. Ich habe den Sparbetrag jetzt mal etwas eingeschränkt und beobachte das einmal. Disposparen, also die Abbuchung von smooves während das Konto im Minus ist, soll mit Savedroid nicht möglich sein. Es wird nix gespart, solange das Konto im Minus ist.

Savedroid: Nötige Daten und Geschäftsmodell

Die Anlage der Sparziele ist übersichtlich und einfach

Sobald euer Sparkonto sich der 100 Euro Marke nähert, müsst ihr übrigens eine Identifizierung nach dem Geldwäschegesetz durchführen. Dafür braucht Savedroid eure Adressdaten, Geburtsdatum, die Handynummer und ihr müsst ein Videoidentverfahren per IDnow durchführen.

Das dauert ca. 10 Minuten und ist relativ schmerzfrei, da ihr es jederzeit mit dem Smartphone durchführen könnt. Aktuell ist das kostenfrei, das Wording „Premiumkonto“ lässt aber darauf schließen, dass Savedroid hier später einmal Geld erwirtschaften will.

Auch Zusatzleistungen wie ein Stromanbietervergleich könnten in Zukunft dazu kommen, jedenfalls bietet das FAQ bereits entsprechende Einträge. Savedroid bietet außerdem eine virtuelle Mastercard, mit der man online vom Savedroid-Konto bezahlen kann. Kann man nutzen, ich persönlich habe schon zu viele Kreditkarten und nutze das Konto nur zum Sparen.

Auch müsst ihr natürlich Vertrauen in den Datenschutz von Savedroid haben. Ihr gebt hier immerhin einem Startup Lesezugriff auf euer Girokonto und potentiell außerdem über diverse Sensordaten eures Smartphones. Bei einem x-beliebigen Startup aus dem Ausland wäre ich da höchst skeptisch. So ist es eben ein Startup aus Deutschland, was mir persönlich angesichts des deutschen Datenschutzes und der deutschen Finanzregulierung ein etwas besseres Gefühl gibt. Ob der Mehrwert das wert ist, müsst ihr natürlich selbst entscheiden.

Savedroid eignet sich nicht für große Sparbeträge – will es aber auch gar nicht

Zinsen gibt es auf dem Sparkonto übrigens nicht. Damit ist Savedroid in meinen Augen auch nicht dazu geeignet, größere Summen zu sparen. Denn wer langfristig und viel sparen will, sollte sich eine Anlageform suchen, die auch Zinsen einbringt. Sicher ist das Geld aber trotzdem, auch bei Insolvenz des Startups oder der Wirecard Bank.

Also bitte nutzt Savedroid nicht als einzige Sparlösung oder gar für eure Altersvorsorge. Dafür gibt es deutlich geeignetere Finanzprodukte. Savedroid selbst möchte aber auch gar nicht als Sparprodukt für größere Beträge wahrgenommen werden. Die Vorlagen für Sparziele sind allesamt auf kleine bis mittlere Ziele ausgelegt, wie z.B. Reisen oder Technik.

Wie einfach man im Insolvenzfall wieder an das Geld kommt steht aber auf einem anderen Blatt. Ich würde mir außerdem wünschen, dass die Abbuchungen der smooves gebündelt werden, weil die kleinen Abbuchungen den Kontoauszug auf dem Girokonto entsprechend aufblähen.

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Savedroid – mein Fazit

Savedroid hat sich auf eine Nische der Finanzdienstleistung spezialisiert und nimmt dem Nutzer die Disziplin und Planung ab, um auf kleine oder mittlere Ziele zu sparen. Auch um sich ein finanzielles Polster für unvorhergesehene Ausgaben wie eine neue Waschmaschine etc. anzusparen dürfte Savedroid gut geeignet sein. Damit Savedroid automatisiert sparen kann, ist aber natürlich ein gewisses Vertrauen nötig, denn der Nutzer übergibt dem Startup jede Menge persönliche Daten, die aber zumindest dem deutschen Datenschutz und der Bankenregulierung unterliegen.

In meinen Augen ist jedenfalls Savedroid eine feine Sache, um hier und da praktisch unbemerkt und automatisch mal ein bisschen was für das nächste Smartphone zurückzulegen. Gerade Regeln wie „auf den nächsten Euro aufrunden und die Differenz sparen“ tun (zumindest mir) im Alltag nicht weh und so füllt sich eben nach und nach das Sparkonto. Solltet ihr also auch auf der Suche nach einer regelbasierten digitalen Spardose sein, schaut euch Savedroid ruhig einmal an.

Was für Sparregeln würdet ihr euch anlegen?


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