Kritik an Apple: China übernimmt die Kontrolle

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Apple hat den Fokus in den letzten Jahren sehr stark auf die Privatsphäre gelegt und wirbt mittlerweile massiv damit. Das ist gut, denn die privaten Daten sind ein wichtiges Gut. Doch wie sieht das eigentlich in einer Diktatur wie China aus?

Apple und das Datencenter in China

China ist für Apple ein wichtiger Markt geworden, den vor allem Tim Cook nach dem Tod von Steve Jobs in den Fokus nahm. Allerdings spielen die sehr hohen Standards von Apple vor Ort keine Rolle mehr – die Regierung hat das Sagen.

Das zeigt ein ausführlicher Beitrag der New York Times, in dem von einem neuen Datencenter die Rede ist. Das will Apple kommenden Monat fertigstellen, allerdings hat nicht Apple selbst, sondern die Regierung in China die Kontrolle vor Ort.

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Die Daten der Nutzer in China werden nun lokal in China gespeichert und die Regierung hat Zugriff auf die Technologien zur Entschlüsselung der Daten. Etwas, was in den USA und Europa nicht denkbar wäre und was Apple verhindert.

Viele von euch werden sicher die Streitigkeiten zwischen der US-Regierung und Apple kennen, in denen man die Daten von Apple-Nutzern haben wollte. Diese gab es aber nicht von Apple selbst, denn die Privatsphäre war Apple wichtiger.

China kontrolliert zunehmend Apple

In China sieht das anders aus, denn wenn die Regierung die Daten möchte, dann bekommt sie diese auch. Außerdem kontrolliert sie auch den Apple App Store und entscheidet, welche Apps und Spiele akzeptiert und welche entfernt werden.

Interne Dokumente von Apple belegen laut NYT, dass Apple tausende von Apps aus dem App Store entfernen musste. Seien es verschlüsselte Messenger, News-Portale, die China kritisieren oder auch Dating-Apps für Homosexuelle.

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Apple feiert also auf der einen Seite die LGBT-Community mit neuen Bändern für die Apple Watch (hier wurden gestern feierlich zwei neue vorgestellt), hilft aber auf der anderen Seite dabei, dass diese Community in China unterdrückt wird.

Mitarbeiter von Apple haben laut NYT bestätigt, dass die Regierung mit diesem neuen Datencenter auch auf die Fotos, Mails und Co. der Bürger zugreifen kann. Die Regierung in China hat also zunehmend die Kontrolle über Apple gewonnen.

Apple befolgt nur „die Regeln“

In einer Stellungnahme spricht Apple davon, dass Teile des Berichts „veraltet“ sind und man die Kontrolle über die Technologien zur Verschlüsselung habe. Doch wir alle wissen, dass sich lokale Betriebe am Ende der Regierung beugen müssen.

Es mag sein, dass die Regierung in China bisher noch keine Daten genutzt hat, aber die Möglichkeit besteht. Mit dem Entfernen von Apps ist Apple übrigens laut eigenen Angaben nicht immer einverstanden, aber mal hält sich „an die Regeln“.

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Tim Cook wollte sich nicht zu diesem Beitrag äußern, aber er ist der Meinung, dass es auch keine Rolle spielt, wenn Apple nur „an der Seitenlinie steht“. Er sieht den Markt auch kritisch, will aber lieber daran teilnehmen, als nur zu kritisieren.

Doug Guthrie hat Apple dabei geholfen das Geschäft in China aufzubauen. Laut seiner Aussage sei es sehr lukrativ, aber man muss dann eben akzeptieren, dass man „mit China verheiratet ist“. Und die Lage hat sich mit der Zeit verändert.

Kontrolle in China nimmt zu

Am Anfang war es China noch wichtig, dass Unternehmen wie Apple kommen und das Geld mitbringen. Nun rückt der Fokus der Regierung aber zunehmen auf die Unabhängigkeit und die Kontrolle über ausländische Unternehmen wächst.

Bei der Frage, ob die Schlüssel für die verschlüsselten Daten in den USA oder China gespeichert werden sollen, leistete Apple übrigens durchaus Widerstand. Doch 2018 landeten sie dann doch in China, da man keine andere Wahl hatte.

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Die internen Dokumente zeigen laut NYT nicht, ob die Regierung bereits Zugriff auf die Daten der Apple-Nutzer hatte. Doch China muss auch nicht darum bitten und da Mitarbeiter der Regierung vor Ort arbeiten, können sie es einfach machen.

China argumentiert übrigens damit, dass man die Daten der Bürger deshalb lokal speichern muss (es gab 2017 ein neues „Sicherheitsgesetz“), weil man sie vor dem Ausland schützen möchte. Natürlich will man aber selbst Zugriff darauf haben.

Daten aus Europa sind sicher

Mitarbeiter von Apple haben laut NYT aber auch verraten, dass die Regierung die Daten von Apple nicht wirklich benötigt, da man selbst mehr Daten hat. Doch für den Fall der Fälle will die Regierung in China eben die Kontrolle haben.

The digital keys that can decrypt iCloud data are usually stored on specialized devices, called hardware security modules, that are made by Thales, a French technology company. But China would not approve the use of the Thales devices, according to two employees. So Apple created new devices to store the keys in China.

Die Daten aus dem Ausland, also den USA und Europa, sind übrigens komplett von den Daten in China getrennt. So verhindert Apple immerhin, dass die Regierung in China auf unsere Daten zugreifen kann, das belegen die Dokumente auch.

Kontrolle über den App Store

Der Betrag der NYT schildert übrigens auch eine Geschichte von einem Apple-Mitarbeiter, der eine App zugelassen hat, die China kritisiert. Er wurde gefeuert und klagte dagegen. Laut Apple habe er aber einfach nur nicht abgeliefert.

Im chinesischen App Store findet man auch keine Apps, die eine Unabhängigkeit für Taiwan fordern dürfen. Stattdessen gibt es Apps, die Minderheiten (Uiguren) tracken können. Das Emoji für die Taiwan-Flagge ist übrigens auch verboten.

Emoji Emojis Header

Funfact: Die Regierung in China wollte die App der New York Times schon 2012 aus dem App Store entfernen, doch Apple widersprach. Fünf Jahre später wurde sie dann doch entfernt und der Prozess wurde sogar von Tim Cook abgesegnet.

Seit 2017 soll Apple über 700 Apps von Newsseiten aus dem App Store in China entfernt haben. Laut Apple waren es „nur“ 70 Apps dieser Art, aber viele wurden vor einer Anfrage der Regierung entfernt (und die zählt man bei Apple nicht).

Menschenrechte oder Geld?

Ich kann den Beitrag der New York Times jedem empfehlen, der sich für dieses Thema interessiert. Viele Dinge weiß man eigentlich, aber es ist dennoch heftig das mit konkreten Beispielen zu lesen. Am Ende gewinnt kein Unternehmen in China.

China ist eine Diktatur, sie unterdrückt Menschen und sie kontrolliert die Medien und Unternehmen. Und auch Unternehmen aus dem Ausland haben keine Chance vor Ort, selbst wenn sie das aktuell wertvollste Unternehmen der Welt sind.

Macbook Pro Front

Es ist ein zweischneidiges Schwert, denn ohne die Produktion und den Umsatz in China würde Apple (wie die meisten Tech-Unternehmen) deutlich weniger Geld verdienen. Da stellt sich also die Frage, ob Menschen oder Geld wichtiger sind.

Die großen Unternehmen haben in den letzten Jahren erkannt, dass die Umwelt wichtig ist und nutzen das nun als Marketinginstrument. Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Menschenwürde ab sofort ebenfalls stärker in den Fokus rückt.

Apple ist damit nicht alleine

Apple ist hier übrigens nur ein Beispiel und steht damit nicht alleine da. Wir müssen gar nicht so weit schauen, auch Volkswagen wurde in den letzten Monaten massiv für ein Werk in einer Uiguren-Region (Urumqi) von den Medien kritisiert.

Neu ist nur, dass China jetzt unabhängiger werden möchte und wie man an diesem Beispiel gut sieht, sind die großen Unternehmen nicht darauf vorbereitet. Es gibt nur zwei Optionen: China verlassen oder sich der Regierung vor Ort beugen.

Doch am Ende ist es wie bei „kostenlosen“ Apps: Sie sind nicht kostenlos, man zahlt mit seinen Daten. China ist also gut für den Umsatz, doch das hat einen Grund: Fehlende Menschenrechte. Und das sollte man immer im Kopf behalten.


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