VW in Schwierigkeiten: Warum der Autobauer in Sachen Elektromobilität trotzdem optimistisch ist

Die Marke Volkswagen (VW) befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, die durch niedrige Renditen und sinkende Nachfrage gekennzeichnet ist. Diese Probleme haben zu Produktionseinschränkungen in den VW-Werken Zwickau und Dresden geführt. Trotz dieser Herausforderungen zeigen sich VW-Vertriebsvorstand Imelda Labbé und Deutschland-Chef Achim Schaible in einem Interview mit der „Automobilwoche“ zuversichtlich.

Sie betonen, dass VW vor allem in Westeuropa noch über einen hohen Auftragsbestand verfüge. Im August habe man einen Anstieg der Auftragseingänge verzeichnet, was aber vor allem auf das Auslaufen der BEV-Förderung für gewerbliche Kunden zurückzuführen sei.

VW sieht finanzielle Anreize als notwendig

Eine wichtige Rolle spielt die Diskussion um die staatliche Förderung der Elektromobilität. Labbé und Schaible argumentieren, dass finanzielle Anreize weiterhin notwendig sind, um Kunden zum Kauf von Elektrofahrzeugen zu bewegen. Insbesondere nach dem Auslaufen der Förderprämie für Großkunden im August sei ein spürbarer Rückgang der Auftragseingänge im Flottengeschäft zu verzeichnen. Sie betonen auch die Bedeutung der Förderung der Ladeinfrastruktur, um Elektromobilität breiter zugänglich zu machen.

Vw Id3 2023 Facelift Heck

Eine interessante Diskussion ergibt sich aus dem Preisunterschied zwischen dem VW ID.3 in China und Deutschland. In China kostet das Fahrzeug etwa die Hälfte dessen, was deutsche Kunden zahlen müssen. Frau Labbé erklärt, dass dies auf die China-spezifische Ausstattung, die lokale Produktion und die Kostenvorteile in China zurückzuführen ist. Sie weist darauf hin, dass solche Preisunterschiede nicht auf Elektrofahrzeuge beschränkt sind, sondern auch bei Verbrennungsfahrzeugen auftreten.

Diskutiert wird auch, ob der Preiskampf bei Elektroautos in China nach Europa überschwappen wird. Der Wettbewerb auf dem Markt für Elektromobilität nimmt zu, doch VW setzt vor allem auf „Qualität und Attraktivität“ seiner Produkte sowie auf eine klare Preisstrategie. Die ehrgeizigen Geschäftsziele sollen durch profitables Wachstum erreicht werden.

Volkswagen mit Modell-Lücke bis zum ID.2

Im Hinblick auf die zukünftige Produktpalette von VW wird diskutiert, wie die Lücke bis zur Einführung des ID.2 überbrückt werden kann. Der E-Up wird Mitte 2024 aufgrund neuer UNECE-Regelungen zur Cybersicherheit eingestellt, was zu hohen Kosten für eine neue Elektronikarchitektur führen würde. Herr Labbé erklärt, dass alternative Ansätze geprüft werden und betont, dass die Produktüberarbeitung des ID.3 im Frühjahr positiv auf die Kundennachfrage reagiert hat.

Volkswagen Vw Id2 Konzept Front

Abschließend wird das Agenturmodell von VW diskutiert, bei dem Händler im Auftrag von VW Elektroautos verkaufen. Schaible argumentiert, dass das Agenturmodell für die Händler attraktiver ist, da sie eine sichere Provision erhalten und keine Lagerkosten oder Restwertrisiken tragen müssen. Auch eine mögliche Ausweitung des Agenturmodells auf Verbrennerfahrzeuge wird diskutiert, ist aber noch nicht abschließend entschieden.

Insgesamt zeigt das Interview, dass VW trotz der aktuellen Krise zuversichtlich in die Zukunft blickt und auf eine Stärkung der Elektromobilität setzt. Es bleibt nun natürlich abzuwarten, ob die Herausforderungen gemeistert werden können, denn die Konkurrenz schläft nicht und hat – je nach Hersteller – noch etwas mehr Spielraum bei den Preisen.


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  1. Steve W. 👋

    VW hat jahrelang die Kaufprämie quasi einkassiert indem die Fahrzeuge künstlich teuer gehalten wurden. Jetzt wo der Staat die Subventionen runterfährt – was ja auch richtig ist, denn es darf keine Dauersubventionierung der Autoindustrie werden – hör ich nur Mimimi….. Die Aussage, dass die Preise in China nur deswegen so billig ist weil es dort ein Standortvorteil gibt ist schlichtweg gelogen! Klar sind Arbeitskosten und einige günstiger, aber ich vermute dass VW selbst dort mit den Preisen nicht mithalten kann und der Europäer dann den Chinesischen Markt mit subventioniert…..Da die Batterie eh aus China kommt, fällt diese schonmal aus der großen Rechnung raus!

  2. René H. 🔆

    "Wirtschaftliche" Krise ist völlig übertrieben. Man steht ja nicht kurz vor dem Bankrott und überlegt, zehntausende Mitarbeiter zu entlassen. Niedrige Renditen hatte die Marke VW immer schon. Die Nachfrage insgesamt scheint nicht so schlecht zu sein ("hoher Auftragsbestand"), allerdings möglicherweise schwächer bei den ID-Modellen. Ich würde sagen: "VW steht vor Herausforderungen", ihre ID-Modelle attraktiver zu machen.

    1. Ist sicher auch Interpretationssache. Ein Zukunftsmarkt, der deine einzige Chance ist, langfristig zu überleben und du stockst schon zu Beginn. Passt m. E. ganz gut zur Definition von Krise: „schwierige Lage, Situation, Zeit [die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt]; Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins“

      1. Christian 🏅

        So wie der FC Bayern, wenn er zwei Spieltage auf dem zweiten Tabellenplatz verweilt :)

      2. René H. 🔆

        Wenn man so groß ist wie der VW-Konzern, mit über 600.000 Mitarbeitern, über 100 Werken und (trotz allem) immer noch zig Millionen loyaler Kunden weltweit, dann fliegst du nicht so schnell aus der Kurve. Diese Quantität hat auch ihre eigene Qualität. VW war immer schon etwas langsamer, wie auch ein Großteil der Bevölkerung. Wenn die Late Follower/Late Majority der Bevölkerung auf etwas Neues umsteigen will, dann muss VW zur Stelle sein. Man verpasst dann zwar die Chancen der alleinigen Profite eines Innovators/Pioniers, aber VW macht es dann mit Masse.

        1. Sehe ich etwas anders. Bei Aktienunternehmen geht es einzig und allein um die Zukunftsaussichten. Und Millionen loyaler Kunden bringen dir nichts, wenn diese in Zukunft deine Verbrenner nicht mehr kaufen können. Du musst sie zum Umstieg auf die Elektromobilität bewegen und dazu, dass sie auch wirklich bei deiner Marke bleiben. Das gelingt VW meines Erachtens bisher nicht wirklich.

          1. René H. 🔆

            Ich bin jetzt kein großer VW-Marken-Experte, aber mit dem Blick eines Ingenieurs und Projektleiters in der dt. Autoindustrie schätze ich die Lage aktuell nicht so kritisch ein. Dass die SSP erst so spät kommt, kann zum Problem werden, wenn die Konkurrenz (Stellantis, Toyota, Hyundai/Kia, BYD) es schafft, in der Zwischenzeit Fakten zu schaffen. Aber aktuell können die ja auch nicht liefern. Bei BYD muss man sehen, wie die hier ankommen und wann sie die Preise senken.

      3. René H. 🔆

        Die Automobilwoche hat das Interview sicher absichtlich mit dem Schlagwort "Krise" begonnen, um die Interviewpartner schon zu Beginn ordentlich auf Temperatur zu bringen. Probates Mittel.

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