Wird der Ökosystem-Lock größer?

Gastbeitrag

Nach der Google I/O und der WWDC mache ich mir mal wieder Gedanken über mein zukünftiges Smartphone und über das danach und danach und danach. Im Prinzip bin ich iOS-Fanboy, möchte aber von der Hardware her ein Lumia 1020 und Google Now ist auch sehr cool. Ich bin also durchaus ein wenig zwiegespalten.

Wenn man sich Gedanken über die zukünftige Technik macht und dabei nicht nur über das Smartphone, sondern über das Ökosystem nachdenkt, dann ist die Entscheidung noch viel schwieriger. Ich habe durch meine vielen Tests und Smartphonewechsel in allen Lagern meine Standard-Apps gekauft und meine Musik liegt fast komplett bei Amazon, ich bin also noch nicht vom Ökosystemlock befallen. Ich kann jederzeit wechseln, bzw. ich habe mich schon überall eingekauft. In Zukunft werden aber meine Telefone mit der Heizung, dem TV, dem Auto, dem PC und der Cloud sprechen und irgendwie mit meiner Stereo-Anlage, meinem Türschloss und meiner Smartwatch. Prinzipiell habe ich im Moment vier Möglichkeiten: Entweder ich bin im iOS-Kosmos, bei Android, bei Microsoft und Lumias oder ich habe eine Frickellösung wie Jolla/Firefox OS/Ubuntu Touch etc.

Ich selbst bin Linux-Benutzer und darf das deshalb „Frickellösung“ nennen. ;)

iOS hat für mich bisher das beste Look and Feel über alle Geräte hinweg, Apple ist aber auch am teuersten bzw. man kann sich nicht so günstig einkaufen. Android ist zersplittert, bietet aber in Zukunft wohl das größere Ökosystem. Die Zersplitterung die Android meiner Meinung nach so schadet, hilft ihm auch am meisten. Ich kann theoretisch mit einem 150-Euro-Gerät mein Android-Car, meine Android-Smartwatch und all den Rest bedienen. Das geht bei Apple nicht oder nur mit den alten Geräten. Microsoft macht super Smartphones, hat aber auch bisher das kleinste Ökosystem. OneDrive und Windows sind natürlich gute Dienste und ich benutze sie sehr gerne, die Smartwatch ist auch angekündigt, aber es gibt keinen TV, kein Auto, kein nichts. Ich wähle also mit einem Microsoft-Gerät die selbe Abgeschiedenheit, wie mit einer Frickellösung.

Unter der Grundannahme, dass die Systeme von Apple und Google nicht interoperabel sind, würde ich mich im Moment wieder für ein Android-Gerät entscheiden. Einfach, weil es mehr Geräte zur Auswahl gibt. Wenn man in seinem Mac, Apple-TV, iPhone-Universum zufrieden ist, dann ist das natürlich super. Spätestens aber, wenn ich in dieses Ökosystem ein Auto reinhänge, dann binde ich mich sehr lange an dieses Umfeld und dann bin ich persönlich bei Apple zu eingeschränkt. Meine Familie muss mit den Geräten ausgestattet sein, mein Sohn bekommt sicher kein 400-600-Euro-Telefon als erstes Gerät und soll sich nicht ausgeschlossen fühlen im Auto, an der Anlage oder beim Licht einschalten. ;)

Die Frage ist, wie leicht kann ich das System später noch wechseln? Kann ich einfach ein anderes Autoradio einbauen oder die Software wechseln? Wenn nicht, dann entscheiden sich normale Familien irgendwann für ein System und bleiben dann da, für immer. Ich denke, dass die Frage nach dem Datenschutz bei diesen Systemen nicht mehr gestellt werden muss, es gibt keinen mehr. Wer Datenschutz will, der wird sich auf IndieTech oder FOSS-Software einrichten müssen und bevor ich mir ein Ubuntu ins Auto baue – ich hänge an meinem Leben. :D

Jetzt liegen diese krassen Entscheidungen noch in (weiter) Ferne, aber was meint ihr? Wird Apple sich dann öffnen? Hat Android dann größere Chancen oder entwickelt sich der Markt vielleicht sogar zu einem Quasimonopol?


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