Zu Besuch bei bq in Madrid

Hardware

Vor einigen Wochen bekam ich die Gelegenheit, den Konsumelektronik-Hersteller bq in Madrid zu besuchen und hinter die Kulissen zu blicken – eine Möglichkeit, die ich mir nicht habe entgehen lassen.

Nach der Ankunft um kurz nach neun Uhr ging es direkt mit zwei Vorträgen los. Im ersten erzählte Rodrigo del Prado, Deputy-CEO bei bq, über die allgemeine Ausrichtung des Unternehmens, den Werdegang und die Ziele, die man habe, während es in der zweiten Runde bei Iván Castro Gonzáles (Project Manager bei bq) speziell um die Entwicklung eines neuen Smartphones ging – von der ersten Idee, über Prototypen bis hin zum Service.

DIWO statt DIY: „Do it with others“

Interessant empfand ich bei diesen Runden vor allem, dass man bei bq das Ziel habe, Technik an Menschen heranzubringen und diese dadurch zu „Schaffenden“ zu machen. Aus diesem Grunde stelle man z.B. (mitunter günstige) 3D-Drucker her, die mit quelloffener Software betrieben werden können. Dinge, wie Patente, gehören der Vergangenheit an. Informationen sollen geteilt und weitergegeben werden, weswegen man sogar Programmierschulungen im Bereich der Robotik veranstaltet. Das hört sich zum einen sehr cool an und ich nehme es del Prado sogar ab, dass man hier hoch hinaus will.

Dass man mit diesen Zielen auch Smartphones und Tablets vertreibt, finde ich nach einigem Nachdenken dann auch gar nicht mehr so abwegig: Tablets sind die Notizhefte von morgen, Smartphones die Gerätschaften der heutigen „Macher-Generation“ schlechthin – bq deckt hiermit also alle Seiten ab: Man gibt Wissen weiter und bietet eigene Geräte an, um mit diesem Wissen zu arbeiten – so jedenfalls meine persönliche Vermutung im Nachhinein, warum man sich mit diesem Hintergrund auf jene Märkte einließ.

„It’s not a question of finding a place. It’s about taking clear stance. […] We help people understand technology, encourage its use and inspire its development.“

Nichtsdestoweniger hat bq auch im Mobile-Bereich einige Dinge zu bieten, die beachtenswert sind. Während die Geräte im Hauptquartier in Madrid entworfen und getestet werden, findet die Massenherstellung natürlich in China statt. Darüber hinaus wird der gesamte Support in Spanien gehalten. 50 Prozent der bq-Mitarbeiter sind im Support-Bereich tätig, fehlerhafte Geräte werden direkt ausgetauscht, statt zeitaufwändig repariert (hierfür betreibt bq eigens spezielle Einrichtungen in Spanien).

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Kundennähe stehe bei bq an oberster Stelle, was auch die Expansion in Richtung der USA verhindert, da man dort keinen gleichwertig hohen Support zu angemessenen Preisen bieten könne. Dieser kundenorientierten Ausrichtung schreibt man neben den verhältnismäßig günstigen Geräten auch den Erfolg zu, denn bq konnte im Bereich der Unterhaltungselektronik in mehreren Segmenten zur zweiterfolgreichsten Marke in Spanien aufsteigen und man traut sich zu, diese Qualität auch in anderen Märkten bieten zu können, da man im Verlaufe des Jahres z.B. in Deutschland verstärkt expandieren möchte.

Nach den Gesprächen wurden wir dann durch das Hauptquartier geführt. Hier zeigte man die typischen Arbeitsabläufe von der Ausarbeitung erster Ideen, anschließender Prototypen bis hin zum finalen Gerät. Auch den sogenannten „torture room“ gab es zu sehen. Dort werden die Geräte mit sechs Maschinen auf ihre Widerstandsfähigkeit getestet. Unter anderem gehören Falltests, Tests der Buttons an den Seiten sowie Staubtests zum Inventar dieses Raums. Dass die bq-Geräte dabei recht widerstandsfähig sind, zeigte sich zudem später beim Mittagsplausch, als del Prado ohne vorherige Ankündigung sein bq-Device aus der Hosentasche im hohen Bogen auf den Boden fallen lies – ohne, dass es äußere Beschädigungen nach sich zog und auch die Funktionalität blieb unbehelligt.

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„Selling fewer better Smartphones“

Dort ging man dann auch auf verschiedene Kritikpunkte ein – beispielsweise würde man den Akku nicht austauschbar machen, um ein dünneres Gerät hinzubekommen, auf NFC und weitere „Boni“ verzichte man, um den Preis nach unten zu drücken – insgesamt wolle man sich bei bq auf die Kernkomponenten und deren Funktionalität konzentrieren, die dann möglichst gut zu anständigen Preisen ausfallen soll. Aus diesem Grunde halte man das eigene Geräte-Lineup auch so kompakt, da man sich so besser auf die einzelnen Geräte konzentrieren könne und das gesamte Konzept so besser funktionieren würde.

Insgesamt war ich nach meinem Besuch bei bq durchaus positiv von dem Unternehmen angetan. Natürlich wollte man sich von der besten Seite zeigen, um einen entsprechend guten Eindruck bei den anwesenden Bloggern zu hinterlassen. Dessen sollte man sich immer bewusst sein – egal, ob man selbst Teil einer solchen Führung ist oder im Nachhinein Artikel darüber liest. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass man uns Philosophie, Konzepte und Co. glaubwürdig nahegebracht hat.

Bei bq stellt man sich nicht als „die Besten“ dar, das betonte man wiederholt. Man sei ein kleiner Player im großen Haifischbecken und ich denke, dass gerade das ein Vorteil sein kann, wenn man ihn richtig ausnutzt. In Spanien funktionierte das mit dem Verkauf der Geräte abseits jeglicher Provider mitsamt der breiteren Aufstellung im edukativen Bereich bereits wunderbar – auch hier in Deutschland will man diese Strategie verfolgen und den Vertrieb der Geräte primär über die eigene Webseite sowie Amazon bewerkstelligen. Auch mit Media Markt und anderen Retailern befinde man sich in Gesprächen. Ob sich dieser Erfolg auch in weiteren Ländern wiederholen lässt, bleibt natürlich abzuwarten, allerdings glaube ich, dass es auch hier funktionieren kann, wenn man eben alles genauso gut umgesetzt bekommt, wie in der Heimat.


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