LG G Pad 8.3 Testbericht

Gastbeitrag

Seit einer Woche bin ich nun Besitzer von LGs 8,3-Zoll-Tablet, passenderweise LG G Pad 8.3 getauft, das noch relativ frisch auf dem Tablet-Markt ist. Hier kommen also nun meine Erfahrungen mit dem Gerät, um damit eventuell dem einen oder anderen, der vor der Frage steht, welches Tablet er sich momentan kaufen, vielleicht auch schenken lassen oder gar verschenken sollte (und gleichzeitig trage ich auch mal etwas zum mobiFlip-Leserbereich bei ;)).

Dabei werde ich versuchen, auf alle wichtigen und weniger wichtigen Punkte, die mir so aufgefallen sind, einzugehen und werde links und rechts sicherlich auch mal Vergleiche zur Konkurrenz oder meinem aktuellen Telefon, dem Nexus 4, ziehen.

Auspacken

Die leere Box

Bei Media Markt für 299€ vorbestellt und am selben Tag abgeholt – so wanderte die neueste technische Errungenschaft in meine Hände, verpackt in einer kompakten Schachtel mit Namen, Abbildungen, und technischen Daten darauf. Der aufmerksame Beobachter wird es schon gesehen haben: Meine Wahl ist auf das weiße/silberne Modell gefallen. Im Vorfeld im Laden ausprobiert hatte ich bisher die schwarze Variante, die weiße habe ich dann aber für noch etwas edler wirkend befunden. Im Inneren der Verpackung findet sich nichts sonderlich aufregendes unter dem Tablet: Minimaler Papierkram, USB-Kabel und Netzadapter. Letztere sind in weiß gehalten (ich gehe mal davon aus, dass das mit meinem weißen Modell zusammenhängt und beim schwarzen entsprechend schwarz ist), und zudem wirklich angenehm wertig verarbeitet.

Hardware

Die Hardware – oder genauer gesagt die Haptik, die Anfassqualität – ist wirklich ein Punkt, der für das G Pad 8.3 spricht und seinesgleichen suchen muss. Die Rückseite, die fast vollständig aus leicht gebürstetem Aluminium besteht und sich mit einer sanften Kurve in die Seiten hineinzieht, macht sich bezahlt und fühlt sich so gut an, wie es sich anhört. Ganz so griffig wie die raueren Rücken von iPad mini und auch Nexus 7 ist das Material hier nicht – sei es drum, denn auch der verwendete Kunststoff macht einen hochwertigen Eindruck und spielt gut mit dem Metall zusammen. Spaltmaße findet man nicht, nichts wackelt, und auch wenn man etwas Druck ausübt, lässt sich dem Gehäuse kein Eindellen oder Knarzen entlocken. Und schließlich bedarf es sehr viel Mühe, sichtbare Fingerabdrücke auf der Oberfläche zu hinterlassen – top!

Ansonsten findet sich auf der Front wenig überraschend das Display, drumherum wenig Rahmen, neben einem LG-Logo die Kamera und Lichtsensor. Micro-USB-Buchse und Mikrofon liegen an der Unterkante, oben dann Kopfhörerausgang, außerdem der Infrarot-Blaster und gut hinter einer Kappe zugedeckt der microSD-Slot. Die einzigen drei Buttons (Power, lauter, leiser) gibt es dann oben an der rechten Seite. Sie bestehen aus Plastik, verfügen dennoch über einen ordentlichen Druckpunkt (man muss sie aber theoretisch nur selten drücken, dazu später mehr). Alles davon ausgehend, dass man das Gerät hochkant in der Hand hält, was sich auch etwas häufiger anbietet als die Verwendung im Querformat. Trotz allem auch nicht unwichtig – die inneren Werte des Tablets:

  • 8,3“-Display (IPS) bei 1.920 x 1.200 Pixel – macht 274 ppi (50 weniger als die zwei hier öfter genannten Konkurrenten)
  • Snapdragon 600 (Quadcore, 1,7 GHz)
  • 2 GB RAM
  • 4.600 mAh-Akku
  • 16 GB intern (ca. 11 nutzbar), plus microSD-Slot zur Erweiterung
  • 5MP-Kamera hinten (ohne LED), 1,3 MP vorne
  • WLAN (abgn), Bluetooth 4.0, GPS. LTE-Variante anscheinend im Anrollen. Kein NFC.
  • Maße: 217 x 127 x 8,3 mm bei 338 g

Zur Einordnung: Ein Nexus 7 ist immerhin 17 mm kürzer, 13 mm schmaler, einen Hauch dicker und 40 Gramm leichter. Damit kann man leichter mit einer Hand ums N7 herumgreifen, es fühlt sich in der Realität aber subjektiv nicht merklich leichter an, da es eben kleiner ist. Ein neues iPad mini hat fast das gleiche Gewicht wie das 8.3, ist durch das 4:3-Seitenverhältnis aber 17mm kürzer, dafür 8mm breiter und noch einen knappen Millimeter dünner.

Display

Wenige Punkte sind gerade bei einem Tablet wichtiger als sein Display, auf dem gelesen, gesurft, gespielt und Videos geschaut werden soll. Um es vorweg zu nehmen: Hier gibt es beim G Pad Licht und Schatten (Vorsicht, schlechtes Wortspiel).

Die Bildschirmgröße ist für mich ein optimales Mittelding (daher habe ich mir das 8.3 schließlich unter anderem zugelegt), weil dieses Format, das LG für ihr Tablet-Comeback gewählt haben, schlichtweg zwischen den spürbar kleineren Siebenzöllern und den großen Zehnzöllern liegt (ein solcher war mit dem ersten Asus Transformer Pad nebenbei mein erstes Tablet). Das Nexus 7 war mir einen Tick zu klein, gerade beim Lesen von PDFs und Webseiten. Besonders im Querformat liefert das 8.3 deutlich mehr (lesbaren) Inhalt und setzt sich auch noch weiter vom Smartphone-Bildschirm ab, der bei vielen auch schon mindestens 5 Zoll misst.

Die Auflösung war Pflicht, etwas unter Full-HD kommt für mich bei einem Tablet nicht infrage. Aber sind die 274 ppi noch ausreichend in einer Welt, in der es auch Tablets mit über 300 und Telefone mit über 400 gibt? Antwort: Ja, sie sind es. Mit guten Augen und etwas Anstrengung ist es zweifellos möglich, Pixel zu sehen, wenn man beinahe schmerzhaft nah in die Buchstaben auf dem Bildschirm einzutauchen versucht. Bei herkömmlicher Nutzung ist Text aber überall vollkommen scharf, auch Magazin-Layouts und Serifenschriften wirken nahezu wie gedruckt. Ich lese gerne, viel und verschiedene Inhalte auf dem Gerät und muss sagen, das ist wahrlich eine Freude dadurch, dass zum einen das dezent warme weiß augenfreundlich ist, und zum anderen der äußerst dünne Rahmen das Gefühl vermittelt, man halte die Seite wirklich in der Hand.

Die Farbdarstellung ist sehr ordentlich, der Schwarzwert ebenso, auch die Blickwinkelstabilität ist vorbildlich. Im Vergleich zu anderen Displays ist das des G Pads eher etwas wärmer kalibriert, was mir aber lieber ist, als wenn das weiß zu sehr in Richtung blau oder grün driftet.

Wo nun allerdings ein kleiner Haken liegt, ist bei der Helligkeit: Viele Testberichte bemängeln diese und man muss feststellen (gerade natürlich neben einem blendenden Nexus 7, aber auch den meisten anderen Displays): Das Panel ist nicht das Hellste. Das ist bisher nichts, was mich großartig stört, auch wenn weiß nun einmal auch bei 100% nicht so strahlend ist wie bei einem helleren Bildschirm. Man hat selten die Situation, dass man zwei Tablets o.Ä. immer abwechselnd verwendet. Sämtliche Inhalte lassen sich ohne Probleme oder Ärgernisse konsumieren (ob es bei praller Sonne am Strand immer noch so aussieht, kann ich mangels Sonne und Strand nicht garantieren), und wenn mir ein Nexus 7 auf 50% passt, würde ich das G Pad entsprechend auf 70% justieren. Dazu sei auch gesagt, dass die regelbare automatische Helligkeit sehr gut funktioniert.

Nur noch zwei kleine Punkte (ja, man kann übers Display viele Worte verlieren): Zwischen den Rändern des tatsächlichen Bildschirms und dem Rahmen befindet sich noch ein etwa 1 mm breiter schwarzer Streifen, was beim schwarzen Modell weniger auffällt- ich nehme ihn aber auch beim weißen Modell im Alltag gar nicht wahr. Und bei geringer Helligkeit zeigen sich (zumindest bei meinem Gerät) deutliche Lichthöfe (s. Bild).

Kurz und gut: Das Display ist nicht schlecht, erfüllt mindestens voll und ganz seinen Zweck und ist kein Grund, sich das Tablet nicht zu kaufen. Isoliert betrachtet wirkt das Bild scharf, farbecht und hell. Nichtsdestotrotz hätte man es von den Display-Spezialisten bei LG etwas besser erwarten können.

Lautsprecher

Die zwei länglichen Lautsprechergrills liegen 12 Zentimeter auseinander, man kann ihnen mit Wohlwollen so etwas wie Stereo-Sound zusprechen. Allerdings sind sie auch bei diesem Tablet auf der Rückseite zu finden und blasen somit sämtliche Klänge vom Nutzer weg. LG darf die Verpackung mit einem Dolby Mobile HD-Logo schmücken, allerdings schätze ich, dass dahinter eher Software steckt.

Die Lautsprecher sind zwar in der Tat laut, aber sie tönen insgesamt schlicht und einfach nicht angenehm. Der Klang beim Abspielen von Musik ist bei mittlerer Lautstärke in Ordnung, dreht man lauter, wird es übermäßig höhenbetont bis blechern, dreht man leiser, klingt es, als läge eine Wolldecke im Weg. Sprache bei Podcasts o.Ä. klingt meist ganz passabel, tiefe Stimmen jedoch mitunter sehr dumpf. Zudem vibriert, je höher die Lautstärke ist, auch die Rückseite in der Hand ein Stück weit mit. Mich stört all dies nicht wirklich, einzig deshalb, weil ich sämtliche Töne meiner Geräte ohnehin nur über eine bluetooth-fähige Anlage höre. Ansonsten gilt für die Lautsprecher: Sie klingen etwas lauter, aber nicht wirklich besser als die in einem durchschnittlichen Smartphone- und das ist für Anwender, die etwa viele Filme schauen wollen, eventuell etwas mager.

Den Benachrichtigungs-Klang (ein Kinderchor, der mit Inbrunst „Life is good“ schmettert) sollte man so schnell wie möglich durch etwas Dezenteres ersetzen. Positiv ist allerdings, dass im G Pad ein Vibrationsmotor für Benachrichtigungen und Feedback beim Tippen eingebaut ist- der fehlt bei den meisten Tablets. Was ebenfalls bei den meisten Tablets (mit Ausnahme des Nexus 7), und auch beim G Pad 8.3 fehlt, ist eine LED, die bei ausgeschaltetem Display auf Benachrichtigungen hinweisen würde.

Kamera

Beispielfoto

Der Vollständigkeit halber: Sicher hat das G Pad eine Kamera jeweils vorne und hinten verbaut. Die Frontkamera könnte 1,3 MP-Bilder schießen, doch auch wenn „Selfie“ das Jugendwort des Jahres ist, wird sie wohl eher mal für ein Videogespräch per Skype oder Hangouts dienlich sein – diese Aufgabe erledigt sie mehr als zufriedenstellend. Somit ist die rückseitige 5-Megapixel-Knipse hier (hoffentlich) nicht die Hauptkamera. Nicht nur, weil man auch mit einem 8,3-Zoll-Gerät einfach nicht fotografiert, sondern auch, weil die Ergebnisse der eher pro Forma vorhandenen Kamera schon fast ohne Zoomen als überschärfter detail- und kontrastarmer Pixelmatsch zu erkennen sind. Dass auf einen LED-Blitz verzichtet wurde, ist angesichts dessen nur konsequent und stört nicht wirklich. Auch theoretische Innenaufnahmen verwackeln somit, obwohl sie schon mehr rauschen, als es jeder analoge Film es je vermocht hätte. Um es zusammenzufassen: Die Nexus 4-Kamera ist um Welten besser.

Software

Was man beim Herumfingern mit dem Tablet übers Display huschen sieht, ist Android 4.2.2, zu einem Update auf Android 4.4 konnte oder wollte mir LG auf Nachfrage keinen Termin nennen. Ich hoffe auf den März, wenn auch das LG G2 KitKat erhalten soll und ansonsten auf die Community.

Denn über der reinen Android-Oberfläche steckt freilich ein kräftiger LG-Überzug, der in weiten Teilen dem des LG G2 entspricht. Dieser äußert sich in jedem noch so kleinen Element, das LG optisch verändert hat, in angepassten sowie von LG für nützlich befundenen zusätzlichen Apps und einigen mehr oder minder nützlichen Zusatzfunktionen. Immerhin kann man nahezu alle dieser Zusatzapps komplett deinstallieren und auch die meisten Extra-Features abschalten, wenn man möchte.

Außerdem lassen sich mehr Teile des Systems anpassen, als man es von den meisten anderen Hersteller-Oberflächen kennt, bis hin zur Systemschriftart, Übergangseffekten beim Launcher, Bildschirmabschaltanimation, gar Farbe und Anordnung der virtuellen Buttons in der Navigationsleiste (die von sich aus jedoch abstruserweise stets am alten Menüknopf festhält, während der Task-Switcher nur durch Halten der virtuellen Home-Taste erreichbar ist…). Trotz all dieser Optionen finde ich die Oberfläche noch überraschend wenig überfrachtet, das meiste ist gut zu finden.

Was bei dieser Vielfalt aber zwangsläufig verloren geht, ist die Leichtigkeit der Oberfläche, speziell die eines Nexus 7. Ebendieses wirkt im direkten Vergleich trotz des nominell minimal schwächeren Prozessors wenige Zehntelsekunden schneller beim Öffnen, Wechseln und Schließen einer App. Im Vergleich öffnet auch das Nexus 4 (zugegeben etwas unfair, da ein Telefon mit geringerer Auflösung und KitKat-ROM) manche Apps um diese Zehntelsekunden fixer. Ohne direkt geöffnete Anwendungen ist stets über 1 GB des Arbeitsspeichers belegt, 700-800 MB frei. Ich denke, wenn man noch ein Gerät mit Snapdragon 800 verwendet (der hätte auch dem 8.3 gut gestanden), kann man den Unterschied wirklich spüren; bei normaler Nutzung (und beim Normalnutzer), ohne Prozessorwissen, Benchmarkwerte und eine Stoppuhr fällt freilich nichts davon ins Gewicht. Die Performance ist konstant, will heißen, das System wird (bisher) nie langsamer, beginnt nie, an irgendeinem Punkt zu haken oder gar abzustürzen. Völlige Ruckelfreiheit kann ich dagegen nicht allen Anwendungen attestieren (was ich eher auf mäßig programmierte 3rd-Party-Apps zurückführen würde, die nicht mit den Full-HD-Tablet-Layout harmonieren): Hier und da scrollt oder blättert es sich definitiv nicht mit flüssigen 60 fps, dann aber auch konstant nicht.

Nun zu den interessanten und etwas weniger interessanten Zusätzen, die LG Android auf dem G Pad spendiert hat. Wer ein G2 besitzt, wird die meisten davon eins zu eins wiedererkennen.

Das bei weitem sinnvollste Feature aus meiner Sicht, das ich auch tatsächlich nicht mehr missen möchte, ist Knock On. Einfach zweimal auf den Bildschirm zu tippen, um das Gerät aufzuwecken, ist gerade bei einem Tablet, das auch oftmals flach auf einer Oberfläche liegt, weitaus angenehmer als immer nach dem Powerknopf zu angeln. Leider muss man im Gegensatz zum G2 beim Doppeltippen ziemlich genau auf die Mitte des Bildschirms zielen, was dazu führt, dass oft auch zwei oder sogar drei Versuche nötig sind. Ist der Bildschirm in Betrieb, kann man ihn auch mit Doppeltipp wieder sperren, standardmäßig durch Doppeltipp auf eine freie Homescreen-Fläche oder aus einer App heraus, wo versehentliches Sperren unerwünscht wäre, auf der Fläche der Statusleiste. Man kann Knock On auch ausschalten, ich wüsste allerdings nicht, warum man das wollen sollte.

Ganz angenehm ist zuweilen noch die Option „Intelligenter Bildschirm“, die nichts anderes tut, als den Bildschirm angeschaltet zu lassen, solange die Frontkamera erkennt, dass man noch auf den Bildschirm schaut, was tatsächlich recht zuverlässig funktioniert.

Das war es aber auch schon mit den von mir mit Begeisterung genutzten LG-Funktionen. Die meisten Sonderapps und -features habe ich deinstalliert bzw. deaktiviert oder nutze sie kaum.

Da wäre zum Beispiel Slide Aside: Man schiebt die aktive App mit drei Fingern in eine imaginäre Ablage am linken Bildschirmrand, wo sich so maximal drei Apps verstauen lassen. Wenn man sie wieder hervorholen will, vollführt man die Geste entsprechend in umgekehrter Richtung und öffnet die App wieder. Das ist kein Ersatz für den Android-Taskswitcher und geht bei mir auch nicht in Fleisch und Blut über, zumal man die jeweiligen Apps auch immer wieder zurückschubsen muss. Mit Drücken von Home oder zurück verschwindet die App auch aus ihrem Sonderbereich.

Der zweite Multitasking-Ansatz von LG sind (wie auch von beinahe jedem anderen Hersteller) kleine Fenster im Windows-Stil, die sich über alles andere legen und in Größe sowie Transparenz anpassen lassen, QSlide genannt. Aufrufen lassen sich die acht möglichen Kandidaten von LG (Browser, Videos, Rechner, Dateimanager, Notizen, E-Mail, Kalender und Voice Mate) immerhin sowohl über die Benachrichtigungsleiste als auch über eine entsprechende verkleinern-Schaltfläche in den jeweiligen Anwendungen. Mag für den einen oder anderen nützlich sein, ich würde es vielleicht eher nutzen, wenn man weitere Apps wie Chrome oder Youtube hinzufügen könnte.

Von QPair, das das Telefon und Tablet per Bluetooth koppelt, hatte ich etwas mehr erwartet, hauptsächlich deshalb, weil beim Nexus 4 nicht jede Telefonbenachrichtigung übertragen wird, sondern nur Anrufe und SMS (andererseits benachrichtigen mich die meisten Apps ja ohnehin auf beiden Geräten, und über einen Umweg läuft auch Whatsapp auf dem Tablet). Wenn man viel mit beiden Geräten unterwegs ist, kann ich mir manche Szenarien für QPair-Funktionen vorstellen, ich habe es jedoch zunächst wieder fallen lassen.

LGs Launcher bietet, was man erwartet und ein bisschen mehr. Er läuft im Hoch- und Querformat, scrollt flüssig durch App-Seiten und Homescreens, wobei sich die Übergangsanimation ändern lässt; genau wie jedes App-Icon und dessen Größe sowie die Ordnung im App-Drawer (inkl. Ordner dort). Nett, jedoch nichts, was mich davon abhält, mich wie überall mit dem Nova Launcher (siehe Screenshot) einzurichten.

LGs Interpretation der Statusleiste ist benutzbar, aber nicht sonderlich hübsch. Zieht man sie herunter, so bedeckt sie den kompletten Bildschirm, sodass genug Platz ist für die Einstellungsverknüpfungen (die immerhin konfigurierbar sind) und LGs Mini-Apps (glücklicherweise ausblendbar).

Die Leiste könnte für meinen Geschmack aber flotter und flüssiger nach unten fallen und sich einfacher wieder hochwischen lassen, dazu muss man stets ganz vom unteren Rand ziehen. Bildschirmhelligkeit und Lautstärke (nützlich), eine Zeile fürs Datum und ein winziges Symbol für die Systemeinstellungen sind ebenfalls vorhanden.

Quickmemo erstellt im Galaxy-Note-Stil einen Screenshot, auf dem man dann herumkritzeln kann. Daneben gibt es auch noch eine gewöhnliche Notizen-App und das Notebook, wo man sich dann mit bunten Pinseln kreativ austoben kann. Schließlich hat man noch eine Aufgaben-App, die gar nicht mal so schlecht ist. Allesamt solide Tools, die für viele Anwender gut funktionieren werden, sofern sie nicht schon im Vorfeld andere Programme verwenden.

LG-„Stil“

Natürlich sind auch E-Mail, Kalender, Kontakte etc. leicht bearbeitet worden, haben also ein paar Extras dabei und entsprechen der „okayen“ LG-Optik, die natürlich ein Stück vom Holo-Design weggeht.

Neben Chrome ist noch LGs Browser installiert, der die üblichen Extras bietet und auch wunderbar mit dem Flash-Player funktioniert (was ich noch sinnvoll finde); parallel zu Play Music gibt es natürlich auch einen LG-Player, der wie erwartet ebenfalls in Sachen Bedienung und Funktionen alles andere als schlecht ist, natürlich aber keine Google-Musik streamen kann.

Und was zu guter Letzt sehr praktisch ist: Dem G Pad 8.3 ist mit Polaris Office das wohl leistungsstärkste Office-Paket für Android mit allen vielfältigen Bearbeitungsfunktionen spendiert worden.

Root und Co.

Vielleicht hat sich schon jemand gewundert, warum auf meinen Screenshots nirgendwo die Leiste mit virtuellen Buttons zu sehen ist. Nun, eine der ersten Handlungen mit dem neuen Gerät war das Rooten, was über den PC fix und problemlos ablief (inzwischen gibt es eine zweite Root-Methode, da über das PC-Programm angeblich Daten auf chinesische Server gesendet werden – naja). Somit kann ich zum Beispiel mit GMD Auto Hide Soft Keys eben diese Softkeys ausblenden und einen knappen Zentimeter mehr für tatsächliche Inhalte nutzen. Die Funktionen übernimmt die App GMD Gesture Control, so kann ich beispielsweise auch mit zwei Fingern aufwärts wischen, um den Task-Switcher zu öffnen usw.

Neben Root, den XPosed-Modulen und seit kurzem auch TWRP Recovery gibt es noch nicht allzu viel aus der Entwickler-Ecke fürs G Pad 8.3, auch wenn der erste Entwickler angekündigt hat, an Cyanogenmod 11 (KitKat) zu arbeiten. Ich beobachte die weitere Entwicklung mit Spannung, vom Support-Niveau eines Nexus 7 wird die Entwicklergemeinde allerdings mit Sicherheit immer weit entfernt sein.

Multimedia

Als Tablet, auf dem nicht Windows 8.1 läuft, ist das G Pad 8.3 aber weniger zum Produktiv-Sein, als viel mehr zum bequemen Konsumieren und zum Entertainment gedacht und sein Formfaktor prädestiniert schon fast zum Unterhalten.

Bücher habe ich schon immer auf jedem Gerät gelesen, das gerade am besten geeignet schien, doch bei der Anschaffung eines 8,3-Zoll-Tablets hatte ich natürlich auch in Sinn, dass das mein nächstes Lesegerät werden sollte. Und diese Aufgabe erfüllt es zu meiner vollsten Zufriedenheit. Die Menge an Text auf einer Seite entspricht dabei eher einem durchschnittlichen Buch aus totem Baum, als es bei 6-Zoll-Readern oder 7-Zoll-Tablets der Fall ist. Textschärfe und Displaytemperatur lassen wie schon erwähnt nichts zu wünschen übrig. Schwerer sollte ein Lesegerät für mich nicht mehr sein, aber auch beim G Pad habe ich die Hand irgendwo angelehnt, sodass auch langes Halten nie unangenehm wird.

Was bei 8,3 Zoll auch kein Problem darstellt, ist aber auch das Lesen von Magazinen, wahlweise im PDF-Format (mein App-Tipp dazu: ezPDF Reader). Im Hochformat braucht es ein wenig Zoomen, quer gedreht lassen sich aber auch DIN-A4-große Dokumente von oben nach unten gut durchlesen, ohne, dass man vergrößern und seitwärts scrollen muss. Und beim Typ Magazin macht das Display einen hervorragenden Eindruck.

Ähnliches gilt für Webseiten, die mit brauchbarer Geschwindigkeit laden, ohne darin einem Desktop-Browser Konkurrenz machen zu wollen. Google Chrome verrichtet seinen Dienst unauffällig zuverlässig, stellt alle Seiten gut lesbar dar und scrollt und zoomt überwiegend flüssig. Dolphin HD und auch LGs Browser sind gute Alternativen.

Was ich mindestens ebenso häufig lese, sind News per RSS-Reader (Press) oder auf Twitter (Falcon Pro). Dafür gibt es meiner Meinung nach kaum ein geeigneteres Werkzeug als zumindest etwas vom Schlag eines G Pad 8.3.

Spielfilme schaut man wohl eher noch auf einem größeren Bildschirm, wenn vorhanden. Das meiste, auch Dinge wie Längeres auf YouTube, ist aber auch mit dem kompakten 8.3 mehr als eine Notlösung, Full-HD auf dieser Größe ist selten wirklich zu klein. Übrigens: Das Tablet hat ein Seitenverhältnis von 16:10, daher gibt es bei 16:9-Inhalten schmale schwarze Balken oben und unten.

Stichwort großer Bildschirm: Besitzt man einen der vielen unterstützten Fernseher oder DVD-/Blu-Ray-Player, lässt sich das Tablet dank des Infrarot-Senders auf der Oberseite auch als überdimensionale Fernbedienung verwenden. Eine Lernfunktion, die es ermöglichen würde, auch manuell z.B. Stereoanlagen hinzuzufügen, gibt es leider nicht.

Kann der Fernseher mit DLNA, Miracast oder etwas ähnlich smartem umgehen, stehen die Chancen außerdem ziemlich gut, dass sich Medien vom Tablet auch einfach an den TV funken lassen, da LG entsprechende Werkzeuge zum Finden und Verbinden von geeigneten Geräten im Netzwerk mitliefert.

Auch zum Spielen kann das 8.3 natürlich problemlos genutzt werden, bisher gibt es noch nicht viel, das den Snapdragon 600 überfordern würde, und wenn doch, ist es eine maximale Qualitätsstufe, die nicht zur Verfügung steht. Wenn man hin und wieder auf knapp 5“-Telefondisplay zockt und dann Spiele auf gut 8 Zoll anfängt, ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht und man kann sich schnell nicht mehr vorstellen, wie das zuvor überhaupt anders möglich war. Man hat mehr Details im Blickfeld und zugleich mehr Übersicht, wobei man auch mit seinen Fingern im Verhältnis weniger Fläche verdeckt.

Und wenn sich Spiele, die mal für kleine Displays entwickelt wurden, automatisch hochskalieren, ist der Spaßfaktor trotzdem proportional zur Fläche größer. Allerdings ist mir beim Spielen von FIFA 14 aufgefallen, dass nach kurzer Zeit die Bildwiederholfrequenz auf gefühlte 10 fps sinkt, was ich mir durch eine merkwürdige automatische temperaturabhängige Drosselung des Prozessors erklären kann, zumal es an der Rückseite auch nur leicht wärmer wird. Abhilfe schaffte bei mir dann ein Ändern der entsprechenden Einstellung über die TricksterMod-App, was aber nicht für jeden eine Option ist – ärgerlich.

An Speicher sind 16 GB verbaut (ob, und wenn ja, wann eine 32 GB-Version verfügbar sein wird, ist ungewiss), davon kann man 11 GB tatsächlich selbst belegen. Ich habe mittlerweile alles gespeichert, was im Moment zu speichern war (darunter ca. 5 GB an Apps und 2 HD-Spielen, etwas Musik, PDFs, sonstige Downloads) und habe noch 2 GB frei. Würde ich nicht unbedingt benötigtes löschen, käme ich sicher auch auf mehr, doch das ist gar nicht zwingend notwendig, denn im G Pad steckt glücklicherweise ein Einschub für microSD-Karten, sodass man seinem Tablet vergleichsweise einfach und günstig etwa 32 oder 64 GB zusätzlich verpassen kann.

Überdies kommt das G Pad auch ab Werk mit Unterstützung für USB-OTG – sprich, man kann mithilfe eines entsprechenden kleinen Kabels (1-5€ bei Amazon) auch ohne weiteres USB-Speichermedien wie Kartenleser, USB-Sticks und manche Festplatten (ebenso Mäuse, Tastaturen, Gamecontroller) ans Tablet anschließen. So lassen sich Filme von der Festplatte abspielen oder kopieren (welche unterstützt werden, kann ich noch nicht sicher sagen), Office-Dokumente vom USB-Stick ziehen oder im Urlaub Fotos von der Kamera sichern.

Akku

Der Akku im G Pad 8.3 liefert auf dem Papier 4.600 Milliamperestunden, damit 600 mehr als das Nexus 7, und fast 2000 weniger als das iPad mini (Retina). Auch wenn man aufgrund unterschiedlichster Nutzungsszenarien keine pauschalen Aussagen zur Akkulaufzeit treffen kann, so kann man sie doch ungefähr vergleichen und einordnen.

Und das G Pad schneidet da im Vergleich mit den meisten anderen Tablets eher mau ab. Erreichen iPad mini und Nexus 7 gut 10 Stunden aktive Nutzung, hält das G Pad 6 Stunden durch, was nach meiner Erfahrung realistisch ist. Lässt man dem Tablet immer mal Pausen (wobei der Energieverrauch im Standby erfreulich niedrig ist), nutzt es dann wieder, spielt ein Spiel (was natürlich überdurchschnittlich am Akku zieht) und hört längere Zeit Musik über Bluetooth, komme ich noch immer auf 5 Stunden Screen-On-Time. Also wieder ein Wert, mit dem sich arbeiten lässt, der einen aber nicht vom Stuhl reißt. Über den Tag zu kommen ist überhaupt kein Problem (welches man schließlich auch eher von Smartphones kennt); wenn man WLAN bei Nichtbenutzung ausschaltet und an Displayhelligkeit spart (denn das Display ist bei mir in der Regel für ca. 80% des Akkuverbrauchs verantwortlich), sind bei mäßiger Verwendung (entsprechend knapp 3 Stunden pro Tag) auch zwei Tage machbar.

Fazit

Das LG G Pad 8.3 ist nicht das perfekte Tablet (was per se auch gar nicht existieren kann). Es macht Spaß, es in ein oder zwei Händen zu halten, um darauf Bücher, Internetseiten oder was auch immer zu lesen, Videos zu schauen und zu spielen.

Es hat seine Stärken in der Verarbeitung, erfreut mit erweiterbarem Speicher und manchen LG-Zugaben, allen voran Knock On. Ein großer Teil an dem Tablet ist solide, sticht aber nicht hervor. Dazu zählt die nicht hässliche, aber auch nicht elegante Oberfläche, die auf einer halbwegs aktuellen Android-Version basiert und sich dank des Snapdragon 600 mit ordentlicher, aber nicht rasanter, Geschwindigkeit bedienen lässt. Der Bildschirm ist für sich betrachtet gut, im Vergleich aber nicht der mit der höchsten Pixeldichte oder der besten Helligkeit. Die Lautsprecher überzeugen nur sehr bedingt, ähnliches gilt für den Akku. Das Preis-Leistungs-Verhältnis schließlich geht voll in Ordnung. Das iPad mini kostet 100 Euro mehr, unter anderem, weil es von Apple stammt; das Nexus 7 kostet 70 Euro weniger, ihm fehlt dafür vor allem die Speichererweiterung, die Metallrückseite und eben 1,3 Zoll Displaydiagonale.

Wer also Wert auf Display, Akkulaufzeit, schnelles und aktuelles Android legt und mit handlichen 7 Zoll zurechtkommt, der greift klar zum günstigen Nexus 7, das zudem mit NFC, kabellosem Laden und auf Wunsch auch einem LTE-Modul lockt.

Wem 400€ nicht zu viel sind und auch mit iOS und vielleicht noch dem 4:3-Seitenverhältnis gut leben kann, der greift in dieser Größe zum neuen iPad mini, das neben edler Verarbeitung eine lange Akkulaufzeit und einen größeren Haufen angepasster Apps mitbringt.

Für diejenigen, die eine geringere Auflösung nicht stört, die aber in der Uni oder wo auch immer auf ihrem Tablet Dinge präzise notieren, zeichnen oder handschriftlich festhalten wollen, ist das Samsung Galaxy Note 8 mit dem S-Pen ein heißer Tipp, der mit einer Reihe spezieller cleverer Multitasking- und Stift-Features kommt.

Und will jemand wirklich produktiv mit seinem Tablet arbeiten, ohne ein Full-HD-Display und viele Apps zu brauchen, gibt es für ihn noch das 300€ günstige Dell Venue 8 Pro oder Toshiba Encore, in denen ein vollständiges Windows 8.1 inklusive Office etc. steckt.

Für alle anderen ist das LG G Pad 8.3 eine gute Wahl, denn es ist momentan das einzige Android-Tablet im 8-Zoll-Bereich, das ein Full-HD-Display mitbringt und dazu mit erweiterbarem Speicher und Top-Verarbeitung aufwarten kann. LGs immerhin zum Teil nützlichen Software-Zugaben muss man die aktuellste Android-Version und ein klein wenig Performance opfern und Abstriche bei Akkulaufzeit und Lautsprecherqualität hinnehmen.

Sollte nach diesen über 4000 Wörtern wirklich noch jemand Fragen übrig haben, werde ich versuchen, sie in den Kommentaren zu beantworten.


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