Eine erste Einschätzung nach der Ankündigung ist wichtig, erster Eindruck vor Ort ist interessant, ein kurzer Test nach ein paar Tagen spannend, doch man lernt so ein Smartphone dann eben doch erst nach ein paar Wochen oder Monaten kennen.
Seit einem Monat begleitet mich jetzt ein iPhone 14 Pro, welches das iPhone 13 Pro abgelöst hat. In meinem ersten Langzeit-Review will ich die Sache aber mal etwas anders angehen und Dinge aufzählen, die ich überschätzt und unterschätzt habe.
Video: Apple iPhone 14 Pro nach einem Monat
Apple iPhone 14 Pro: Über- und unterschätzt
- Unterschätzt: Das iPhone 12 Pro habe ich komplett überschätzt, denn es war am Ende ein iPhone 11 Pro mit einem kantigen Design. Doch das mag ich bis heute und das iPhone 14 Pro in Space Schwarz ist das für mich bisher schönste iPhone der letzten Jahre. Die Farbe sieht vor allem in echt noch viel besser in meinen Augen aus. Ich habe mich auf diese Farbe nach der Ankündigung gefreut und sie dennoch unterschätzt.
- Überschätzt: Man kann es auf den Marketingbilder nicht übersehen, das Loch mit dem Dynamic Island, wie es Apple so schön genannt hat. Sieht auch etwas besser als eine Notch aus, aber nur etwas. Sonst ist mir das im Alltag ehrlich gesagt komplett egal bisher und es wird auch kaum genutzt. Ja, da ist als ein Albumcover oder Podcastcover oben zu sehen, aber irgendwie ist das Dynamic Island in der jetzigen Form nur eine nette Spielerei und kein echter Mehrwert. Außerdem kommt man dort nicht hin, um Dinge zu bedienen und müsste immer umständlich umgreifen. Ich finde es als Nerd zwar ganz spannend, aber das habe ich komplett überschätzt.
- Unterschätzt: Was ich hingegen unterschätzt habe, ist das Always-On-Display, was ich mittlerweile mag und am Anfang sogar mal kurz deaktiviert habe. Vor allem mit dem neuen Lockscreen. Und weil Apple wohl etwas bequem war und alle Inhalte nur abdunkelt, sieht das mit einem Albumcover zum Beispiel oft richtig gut aus. Aber: Da muss mehr gehen, als so eine Widget-Reihe oben. Und die Benachrichtigungen werden unten einfach nur gestapelt, was soll denn das bringen? Wie wäre es mit einer kleinen Reihe, die Icons der Apps anzeigt, die gepusht haben? So kann ich da gar nichts erkennen. Ich mag es mehr, als ich gedacht habe und lasse es aktiviert, aber das AOD hat noch ganz viel Luft nach oben.
- Überschätzt: Mehr Megapixel bedeuten nicht gleich bessere Fotos und das iPhone 14 Pro ist ein Paradebeispiel dafür. Ich sehe im Alltag keinen Unterschied zum iPhone 13 Pro, nur bei RAW-Aufnahmen in voller Auflösung ist mehr möglich. Aber wie oft macht man die im Alltag? Die Kamera ist sogar etwas schlechter geworden, denn sie fokussiert etwas langsamer und sie fokussiert vor allem nicht mehr so nah. Das ist der größte Nachteil bei diesem Upgrade, denn das spüre ich fast täglich, wenn ich etwas weiter von Objekten weg muss, damit das iPhone ein schönes Fotos macht und die Hauptkamera nutzt. Ich hatte keine hohen Erwartungen und dachte, dass die Kamera mit dem Schritt zu 48 MP aber immerhin ein bisschen besser und nicht gleichzeitig schlechter wird.
- Unterschätzt: Was ich aber komplett unterschätzt habe, ist der 2-fache Zoom, der die hohe Auflösung der Kamera nutzt. Wie auch beim Google Pixel 7 (Pro) kommen da echt sehr gute Fotos heraus. Ich finde sie sogar oft besser, als mit dem 3-fachen Zoom der Tele-Kamera. Da muss langsam echt mal eine gute Zoom-Kamera mit Periskop-Technologie her. Doch der 2-fache Zoom ist viel besser als erwartet, was mich freut, denn diese Zoom-Stufe mag ich und nutze ich häufig.
- Überschätzt: Neben Smart HDR 4 und Deep Fusion gibt es jetzt also noch eine Photonic Engine und obwohl der A16 eigentlich auch nur ein minimal besserer A15 ist, gibt es die natürlich nicht für das 13 Pro. Sie soll bessere Bilder liefern, wenn das Licht weder gut noch schlecht ist. Tut sie bei mir aber ehrlich gesagt nicht. Eigentlich ärgere ich mich immer, wenn Apple solche Dinge nicht für die alten Modelle bringt, da sie meistens (Deep Fusion ist ein großer Mehrwert für mich gewesen) sehr gut sind. Damit habe ich hier auch gerechnet, es aber doch überschätzt.
- Unterschätzt: Was mir aber wirklich gut gefällt, ist der neue Action Modus bei Videos, denn ich filme das B-Material bei den Auto-Reviews mit dem iPhone in der Regel. Und ein Gimbal fällt damit weg. Ich dachte, dass das nur ein nettes Party-Gimmick für Marketing-Videos ist, aber nein, das bereichert meinen Alltag.
- Überschätzt: Die „maximale typische Helligkeit“ liegt weiterhin bei 1.000 nits, doch die Spitzenhelligkeit (HDR) liegt jetzt bei 1.600 statt 1.200 nits und ganz neu ist eine Spitzenhelligkeit (im Freien), die bei 2.000 nits liegt. Keine Ahnung, wie man die triggert, aber bei mir gibt es keinen Unterschied im Vergleich zum iPhone 13 Pro. Ein bisschen mehr habe ich bei solchen Werten schon erwartet, das habe ich überschätzt.
- Überschätzt: Die Akkulaufzeit ist bei allen Werten identisch zum iPhone 13 Pro, nur bei der Videowiedergabe sind es 23 statt 22 Stunden. Sie sollte also doch wenigstens gleich bleiben? Nein, sie ist minimal schlechter. Nicht viel und es stört mich nicht, aber ich habe es auch ohne AOD gemerkt. Und mit ist der Unterschied natürlich noch stärker. Ich komme weiterhin gut über den Tag, aber der neue Chip und das neue LTPO-Panel mit bis zu 1 Hz gleichen das alles nicht aus, man spürt den Nachteil. Mich würde ja mal interessieren, ob das AOD nicht auch mit dem alten LTPO-Panel im iPhone 13 Pro möglich wäre, ohne einen Nachteil dabei zu haben und würde wetten, dass es so ist.
- Überschätzt: Ach, das Design ist doch gleich, das passt alles. Nein, der minimal größere Kamerabump macht zwei Qi-Platten im Haus überflüssig und die eine habe ich austauschen müssen, denn auf die Platte auf dem Nachttisch verlasse ich mich. Und durch den neuen Bump wackelte es mehr und nachdem es zweimal verrutschte und nicht voll geladen war, kam der Wechsel. Dazu bald mehr. Für ein iPhone 15 Pro würde ich mir ein neues Kamera-Design wünschen, das Quadrat wird langsam zu groß. Außerdem wackelt das immer mehr auf dem Tisch.
Apple iPhone 14 Pro: Das ist mein Fazit
Es gibt noch kleine Dinge, wie die Ladezeit, die weiterhin langsam ist, oder der A16, den man sich hätte sparen können, denn das ist kein wirklicher Unterschied zum A15, oder eben Lightning, dieser Anschluss ist langsam nicht mehr zeitgemäß.
Doch das sind Dinge, die man so erwartet hat, wie auch die Ergebnisse beim 3-fachen Zoom, die für diese Preisklasse zu schlecht sind. Über die Preise müssen wir an dieser Stelle nicht sprechen, Inflation und Eurokurs hin oder her, Apple hat hier noch einen besonderen Bonus auf die UVP gepackt, der sicher darüber liegt.
Beim iPhone kam es in den letzten Jahren immer wieder vor, dass ich positiv und negativ überrascht war. Das iPhone 11 Pro war zum Beispiel eine Überraschung, da die Details spürbar besser waren und es für mich doch ein Pro-Modell am Ende war.
Das iPhone 12 Pro war am Ende nur ein Schaf im Wolfspelz und das iPhone 13 Pro brachte endlich Basics wie 120 Hz mit und fühlte sich wie ein großer Schritt an. In diesem Fall muss ich ehrlich sagen, dass es sich wie ein kleiner Schritt anfühlt.
Der für mich optimale Update-Zyklus wären iPhone X, iPhone 11 Pro, iPhone 13 Pro und dann iPhone 15 Pro, falls wir kommendes Jahr wirklich Dinge wie Periskop und USB C sehen. Das iPhone 14 Pro ist aber doch eher ein typisches S-Jahr für Apple.
Und ehrlich gesagt auch kein starkes S-Jahr, denn die Optik mit dem Loch und die Zahl mit den 48 Megapixel lassen es größer wirken, als es ist. Da das iPhone 13 Pro erstaunlich preisstabil ist, kann man sich auch ein iPhone 14 Pro holen, wenn es um ein aktuelles iPhone geht. Doch ich würde dann wohl doch eher ein Jahr warten.
Ab einem iPhone 11 Pro wird man wohl keinen großen Sprung spüren, vor allem da würde ich noch eher warten. Mit einem iPhone XS kann man nachdenken und mit einem X würde ich upgraden, das hat rückblickend betrachtet keine gute Kamera.
Ich bin jetzt mal gespannt, was uns 2023 beim iPhone erwartet, denn die großen Upgrades gibt es ja mittlerweile eher alle drei Jahre und es steht einiges im Raum. Bei den aktuellen Ankündigungen sind meine Erwartungen aber doch eher gering.