Bargeldlos bezahlen in Deutschland

Marktgeschehen

Das bargeldlos Bezahlen in Deutschland ist ein Thema für sich. Der Deutsche lebt gefühlt nach dem Motto „Nur Bares ist Wahres“, aus diesem Grund haben es neue Technologien schwer. Junge und computeraffine User ticken hier etwas anders, etwas Aufklärung zum Thema schadet aber auch diesen Nutzern nicht.

Immer wenn wir hier im Blog vom bargeldlosen Bezahlen schreiben, tauchen jede Menge Fragen auf. Dies liegt vor allem an dem undurchsichtigen System verschiedener Anbieter in Deutschland. Gestern erst kündigte Aldi an, nun kontaktloses Bezahlen in den hauseigenen Filialen zu ermöglichen. Um zu verstehen, was dahinter steckt, muss man sich erstmal vor Augen führen, was es für Bezahlmöglichkeiten im bargeldlosen Bereich gibt.

Zunächst einmal unterscheiden wir zwischen Debitkarten und Kreditkarten und hier wiederum die unterschiedlichen Angebote von Zahlungsdienstleistern.

Kreditkarten

Am häufigsten in Deutschland anzutreffen sind wohl die Kreditkarten von Visa und von Mastercard.

Eine Kreditkarte kann in einem bestimmten, vor der Nutzung definierten Verfügungsrahmen eingesetzt werden. Hier erhält der Nutzer in der Regel am Ende des Monats eine Abrechnung. Auf Kreditkarten bauen einige kontaktlose Bezahlsysteme auf. Mastercard Paypass oder Visa PayWave zum Beispiel. Seht ihr nachfolgendes Zeichen an einer Verkaufsstelle, könnt ihr mit einer NFC-fähigen Kreditkarte drahtlos bezahlen.

Die drahtlosen Zahlungsmöglichkeiten der großen Techkonzerne nutzen dieses System ebenfalls. Android Pay, Samsung Pay oder Apple Pay erstellen also im Grunde genommen nur eine digitale Kopie einer Kreditkarte (manchmal auch Debitkarte) und ermöglichen es somit, diese digital zu nutzen. Die Anbieter haben allerdings mit den Banken bzw. dem Handel gewisse Rahmenvereinbarungen für Haftung, Provision und Abwicklung geschlossen, das ist der Grund, warum Dienst A noch nicht bei Händler B in Land C funktioniert.

Sonderfall Prepaid

Die Kreditkarten-Unternehmen bieten auch so genannte Prepaid-Kreditkarten an, die teilweise sogar (wie die z.B. Kalixa) mit Drahtlos-Funktionen ausgestattet sind. Normalerweise funktionieren diese wie Debit-Karten mit einer PIN und der Rückprüfung des vorhandenen Guthabens. Gewisse Freigrenzen für drahtlose Bezahlungen ohne PIN gibt es aber auch hier, diese liegen meist bei max. 25 Euro. Die Zahlterminals haben auch je nach Ausstattung eine Fallbacklösung integriert, so kann es durchaus möglich sein, dass man auch bei Prepaid-Kreditkarten mal nur mit Unterschrift zahlen muss.

Der Name ist dennoch irreführend, denn es handelt sich eben um eine Guthabenkarte, nicht um eine Kreditkarte im eigentlichen Sinne.

Debitkarten

Früher mal allgemein als EC-Karte bekannt, gibt es auch die in Deutschland üblichen Debitkarten. Aber auch hier kommt es darauf an, welcher Zahlungsdienstleister mit der Karte nutzbar ist. Die deutsche Kreditwirtschaft setzt auf girocard und der deutsche Handel unterstützt das in der Regel lückenlos. Das entsprechende Symbol findet sich auf den Bankkarten und im Handel. Zahlungen sollen hier im optimalen Fall nur mit PIN möglich sein. Oftmals wird darauf aber verzichtet und es reicht eine Unterschrift.

Das an girocard angebundene System zum drahtlosen Bezahlen nennt sich girogo und wird ebenfalls durch ein eigenes Symbol gekennzeichnet, welches wie folgt ausschaut:

Girogo löst sozusagen die früher über den Chip nutzbare Geldkarte für Kleinzahlungen ab, muss also vor der Nutzung irgendwie aufgeladen werden.

Nicht so schnell …

Drahtlos? Per NFC? Dann kann ich ja damit bei Aldi zahlen? Ähm, nein!

Jetzt kommen die oben erwähnten Unternehmen Mastercard und Visa ins Spiel, die bieten nämlich jeweils eine eigene Debit-Lösung an. Diese nennt sich bei Mastercard Maestro und bei Visa V Pay. Die meisten Händler akzeptieren diese Bezahlarten ebenso, schon alleine, weil Kunden aus dem EU-Ausland in der Regel damit und eben nicht mit girocard zahlen. Diese Debitsysteme haben aber nun wieder eigene drahtlose Zahlsysteme, die nicht mit girocard kompatibel sind.

Wer also zum Beispiel eine Bankkarte der Sparkasse besitzt, auf der girocard, girogo und V Pay Logos zu finden sind, kann bei Aldi nun dennoch nicht drahtlos zahlen, denn dafür müsste die Karte auch Maestro PayPass bzw. die entsprechende V-Pay-Lösung nutzen.

Es gibt auch verschiedene Wallet-Apps, die allerdings (ich glaube?) alle auf Maestro oder V Pay setzen, um drahtlose Zahlungen abzuwickeln, die funktionieren dann an den Aldi-Terminals. Leider lassen sich diese Apps wiederum nicht so einfach mit „externen“ Karten bestücken, sondern nutzen meist nur die vom Anbieter bei Eröffnung ausgegeben Karte.

Wie ihr seht ist das alles nicht so einfach, wie man sich das als Kunde wünschen würde. Mit der normalen Bankkarte ist man beim bargeldlosen Zahlen oftmals auf der sicheren Seite, das drahtlose Bezahlen ist aber noch sehr fragmentiert.

Junge Bankdienstleister wie die Fidor Bank oder Number26 planen jetzt zumindest „Smart Cards“ herauszugeben, die sowohl als Kreditkarte, als auch als Debitkarte (Maestro) funktionieren. Das ist ein kleiner Schritt nach vorne, giropay bzw. girogo kann man aber damit auch wieder nicht nutzen.

Eure Fragen, Anregungen und Meinungen zum Thema erwarte ich nun sehr gerne in den Kommentaren. :-)


Fehler meldenKommentare

  1. Das DISQUS-Kommentarsystem verarbeitet personenbezogene Daten. Das System wird aus diesem Grund erst nach ausdrücklicher Einwilligung über nachfolgende Schaltfläche geladen. Es gilt die Datenschutzerklärung.

Du bist hier:
mobiFlip.de / Dienste / Marktgeschehen / ...