Bluetooth-Kopfhörer Noontec Hammo Wireless im Test

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Kürzlich erst hatten wir den Bluetooth-Kopfhörer Hammo-TV im Test, der in großen Teilen überzeugen konnte, in puncto Klang jedoch Punkte lassen musste. Nun hat uns der Hersteller Noontec ein weiteres Modell zur Verfügung gestellt, das sich vorrangig an professionelle Studios und DJs richten und unter anderem mit einer natürlichen Klangwiedergabe überzeugen soll.

Ob Noontec das gelungen ist und was ihr sonst noch alles über den Hammo Wireless wissen müsst, erfahrt ihr in diesem Review.

Inhalt und Produktdaten

Der Hammo Wireless wird in einer minimalistisch-modernen Verpackung geliefert, die neben dem Kopfhörer selbst, noch allerlei Zubehör beherbergt. Im Vergleich zum bereits üppig ausgestatteten Hammo TV wurde hier nochmal eine kleine Schippe draufgelegt:

  • 2x 3,5mm-Klinkenkabel (kurz, lang)
  • 6,3- auf 3,5mm-Klinkenadapter
  • Ladekabel (3,5mm auf USB-A)
  • Transportbox (Hardshell bag)
  • Anleitung

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Anstatt eines schlichten Stoffbeutels bekommt ihr bei diesem Modell eine Hartschaltentaschen in Carbonoptik geboten. Zusätzlich zu den obligatorischen 3,5mm-Klinkenkabeln wird noch ein Adapter auf 6,3mm-Klinke mitgeliefert – sehr lobenswert. Viele AV-Receiver haben vorne als einzigen (analogen) Front-Stereo-Eingang eben diese Buchse.

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Eine kurze, prägnante und gut verständliche Anleitung in deutscher Sprache ist ebenfalls mit dabei.

Zu guter Letzt gebe ich euch noch einen Überblick der wichtigsten technischen Daten:

  • Bluetooth 4.1
  • NFC
  • Übertragungsdistanz: 10m
  • Kopfhörer-Lautsprecher: Votrik HD500
  • Widerstand: 32Ω
  • Akkulaufzeit: 50 Stunden
  • Akku integriert, nicht ersetzbar
  • Ladezeit: 5 Stunden

Aufbau und Tragekomfort

Der Korpus besteht aus hochwertigem, anthrazitfarbenen Kunststoff, mit einem matten Finish. Das beim Hammo TV bemängelte Knarzen beim Verwinden des Kopfhörers ist hier subjektiv merklich geringer ausgeprägt, aber vorhanden.

Der metallische Teil des Kopfbügel, sowie die an den Seiten angebrachten Noontec-Logos sind in einem edlen Gold gehalten. Insgesamt weiß das Design sehr zu gefallen. Die Verarbeitung ist einwandfrei, es gibt keinerlei abweichende Spaltmaße oder scharfe Kanten.

Für den Transport in der Hartschalenbox lässt sich der Kopfhörer an beiden Seiten zusammenfalten. Der Mechanismus wirkt sehr robust, die beiden Gelenke rasten beim Ausklappen präzise und sicher ein.

Die weich gepolsterten Ohrmuscheln sind mit einem angenehmen, soften Leder überzogen. Es fühlt sich spürbar hochwertiger an, als das Lederimitat des Hammo TV. Die gelenkige Konstruktion sorgt dafür, dass sich die Ohrmuscheln perfekt an den Kopf anschmiegen.

Alles in allem zählt der Hammo Wireless zu den komfortabelsten Bluetooth-Kopfhörern, die ich bisher getragen habe. Auch über längere Zeit hinweg drückt nichts, trotzdem sitzt er sicher auf dem Kopf. Auch die Ohren werden nicht unverhältnismäßig warm. Um kurzes Durchlüften kommt man bei langer Tragedauer natürlich trotzdem nicht herum.

Technik und Anschlüsse

Die wiederzugebende Musik empfängt der Hammo Wireless entweder kabellos per Bluetooth 4.1 oder ganz klassisch über einen analogen 3,5mm-Klinkenanschluss. Da über Letztgenannten nicht nur das Audiosignal übertragen, sondern auch der Akku geladen wird, sucht man die sonst übliche MicroUSB- oder Typ-C-Buchse hier vergeblich.

Diese Designentscheidung habe ich bereits beim Hammo TV kritisiert, da man zum Laden außer Haus jedes Mal zwangsläufig das mitgelieferte Klinke-auf-USB-Kabel mitschleppen muss. Auch die sicherlich in den meisten Haushalten überall dauerinstallierten Handy-Ladegeräte können dadurch nicht genutzt werden. Zumindest bei mir hängen neben der Couch, am Bett und am Schreibtisch immer ein USB-C- und ein MicroUSB-Ladegerät.

Das sollte Noontec bei kommenden Modellen unbedingt anders lösen und eine zusätzliche USB-C-Buchse verbauen, über die im besten Fall auch gleich noch das Audio-Signal mitübertragen wird (Stichwort: iPhone) – möglichst nicht unter Wegrationalisierung der 3,5mm-Buchse. Ich habe persönlich zwar keine Verwendung dafür, aber viele Nutzer hängen bekanntermaßen noch an der „Good ol‘ Klinke“.

Bedienung

Die Steuerung ist 1:1 identisch mit der des Hammo TV.

Noontec hat sich aus mir unerklärlichen Gründen dazu entschlossen, die Tasten für die Bedienung auf die linke Seite zu verfrachten. Das ist zwar kein Weltuntergang, sorgt aber dafür, dass man – Macht der Gewohnheit – oft erstmal ans falschen Ohr greift.

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Auch bei der Bedienung setzt man auf ein eigenes Konzept. Der Hammo Wireless bietet am Rahmen der Ohrmuschel zwar die gängigen drei Tasten (Power, Volume +, Volume -), hält sich bei der Belegung der Funktionen jedoch nicht an die „ungeschriebenen Standards“. Von Beats, über Bose, bis hin zu Sennheiser wird der Powerbutton zum Pausieren und zur Steuerung der Playlist mehrfach belegt. Beim Hammo Wireless muss man hingegen die Lautstärketasten gedrückt halten, um zwischen den Liedern hin- und herzuskippen.

Wer zuvor noch nie einen Bluetooth-Kopfhörer besessen hat, dem wird die Bedienung in der Form möglicherweise gar nichts ausmachen und sie unter Umständen sogar als recht intuitiv empfinden. Als eingefleischte Nutzer muss man sich aber erst einmal umgewöhnen.

Auch, wenn ich absolut keine Notwendigkeit sehe, die Tastenbelegung „neu zu erfinden“, ist das Konzept prinzipiell nicht pauschal schlechter. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass man sich schlicht an die gewohnte Bedienung gehalten hätte, anstatt zwanghaft alles anders zu machen.

Am Druckpunkt der Tasten gibt es nichts zu bemängeln: knackig, präzise und nicht zu schwergängig. Auch bei der Übertragung der Befehle an mein Android Smartphone gab es keinerlei Probleme.

Wie bei Bluetooth-Audiogeräten üblich, verbindet sich der Hammo Wireless beim Einschalten automatisch mit dem nächstbesten, bereits bekannten Partner – in den meisten Fällen wohl mit dem Smartphone.

Klang und Einsatzgebiete

Da Noontec den Hammo Wireless als professionellen Studiokopfhörer anpreist, waren die Erwartungen vorab natürlich sehr hoch. Als Referenz kommt wiedermal mein Sennheiser Momentum Wireless 2 zum Einsatz, der meine ungeschlagene Nummer 1 unter den Bluetooth-Kopfhörern ist.

Info

Auch sei nochmal der Hinweis gegeben, dass ich als Laie keinen Abschluss in Audiologie habe (den Studiengang gibt es tatsächlich) und daher auch nicht großspurig mit Begriffen wie Frequenzgang und Klangfarbe um mich werfen werde.

Was ihr im Folgenden lest, schildert meine subjektive, aber durch recht umfassende, praktische Erfahrung fundierte Meinung:

Der größte Makel aktueller Mainstream-Kopfhörer ist in meinen Augen Ohren, dass die Hersteller oft mit übertriebenen Bässen und aufgedrehten, hohen Mitten versuchen, Problemzonen zu kaschieren und dadurch dem ansonsten eher mittelprächtigen Sound Volumen und Kraft verleihen wollen. Das klappt bei einigen Genres ganz gut, bei vielen, vorwiegend ruhigen oder orchestralen Musikstücken mutieren diese „Klangoptimierungen“ jedoch schnell zum absoluten Nervfaktor.

Nicht so beim Hammo Wireless: Wie es von einem Kopfhörer für den professionellen Einsatz zu erwarten ist, weist er eine angenehm neutrale Grundabstimmung auf.

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Wo ich beim Hammo TV den Tieftonbereich noch als recht dominant und schwammig beurteilt habe, beglückt der Hammo Wireless den Hörer mit einem dezenten, zurückhaltenden und deutlich genaueren Bass, ohne dabei zu „dünn“ zu wirken.

Auch die Wiedergabe der Mitten ist sauber und präzise. Überspitzte Höhen konnte ich ebenfalls keine ausmachen. Das Grundrauschen befindet sich auf einem kaum wahrnehmbaren Niveau. Allgemein gibt es in diesem Testfeld wenig Anlass zur Kritik.

Von Rock & Pop, bis hin zur klassischen, orchestralen Musik ist der Kopfhörer in beinahe allen Bereichen ein Ohrenschmaus.

Ein Punkt ist mir jedoch negativ aufgefallen:

Im Hintergrund gibt es einen dauerhaft anhaltenden, sehr leisen, hochfrequenten Brummton. Während der Musikwiedergabe nimmt man ihn in der Regel nicht wahr, dafür aber in den Liedpausen. Auch nach Erreichen des Playlist-Endes ist der Ton noch einige Sekunden lang hörbar und verstummt dann bis zum erneuten Start einer Wiedergabe.

Wie gesagt: Der störende Ton ist sehr leise, aber hörbar.

Übertragung, Geräuschunterdrückung und Akkulaufzeit

Der Hammo Wireless setzt auf Bluetooth in der Version 4.1 und unterstützt zur Verbesserung der Audioqualität bei der Übertragung zusätzlich den aptX-Codec. Um davon profitieren zu können, wird ein kompatibles Wiedergabegerät benötigt. Leider bieten nur die allerwenigsten Smartphones eine aptX-Lizenz. Einen passenden USB-Adapter für den PC findet man jedoch bereits für weniger als 10 Euro bei Amazon.

Bei der Übertragung gab es keinerlei Aussetzer, zumindest solange man sich im selben Raum wie das verbundene Smartphone bzw. Laptop befand. Fünf Meter Distanz und eine Wand waren auch noch möglich, wobei es dabei schon zu seltenen Störungen kam.

Hinsichtlich der Latenz kann der Hammo Wireless ebenfalls überzeugen. Beim Abspielen von YouTube-Videos gab es zwischen Bild und Ton keine wahrnehmbare Verzögerung. Daher sollte der Hammo Wireless auch für passionierte Konsoleros oder PC-Spieler geeignet sein. Für den primären Einsatz im Gaming-Bereich sollte man aber möglicherweise doch eher ein basslastigeres Modell in Erwägung ziehen – je nach persönlichem Geschmack natürlich.

Zur einfacheren Kopplung besitzt der Kopfhörer einen NFC-Chip. Einmal das Smartphone an die Ohrmuschel gehalten und das Pairing via Bluetooth wird automatisch vollzogen.

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Zum Führen von Telefonaten wurde darüber hinaus noch ein Mikrofon an der Unterseite der linken Ohrmuschel verbaut. Die Sprachqualität ist völlig ausreichend. Zumindest solange man sich in einer ruhigen Umgebung befindet, versteht der Gesprächspartner einen sehr gut. Im Freien habe ich die Freisprechfunktion nicht getestet.

Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller, wie beim Hammo TV, mit 50 Stunden an. Daher gehe ich davon aus, dass der verbaute Energiespeicher der gleiche ist. Genauere Angaben zur Kapazität macht Noontec leider nicht. Wie auch beim damaligen Test, konnte ich den einmal vollgeladenen Akku bei meinen (grob geschätzt) 20-30 Stunden Nutzung nicht leer bekommen.

Dass der Hammo Wireless hier im Vergleich zur Konkurrenz so gut abschneidet, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass keine aktive Geräuschunterdrückung verbaut wurde.

Und damit kommen wir auch schon zu meinem größten Wehrmutstropfen: der nicht vorhandenen „Active Noise Cancellation“ (ANC). Die ausschließlich passive Isolation durch die Ohrmuschen bewirkt in der S-Bahn oder in ähnlichen Einsatzgebieten leider keine nennenswerte Reduktion der Umgebungsgeräusche.

Wo mein Sennheiser Momentum Wireless 2 noch den Großteil des niederfrequenten Zuglärms per Antischall „kontert“, hört man beim Hammo Wireless weiterhin alles ungefiltert mit. Die Betriebsgeräusche der Bahn und die zum Einheitsgebrummel verschmelzenden Gespräche der anderen Fahrgäste werden durch die Ohrmuscheln lediglich ein wenig gedämpft, sind aber immer noch deutlich hörbar.

Als objektiven Kritikpunkt kann man das aber schlecht gelten lassen, da es eben immer eine Frage des Anwendungsgebiets und nicht zuletzt auch des Preises ist, ob eine ANC-Technik verbaut wird oder nicht.

Fazit zum Noontec Hammo Wireless

Der Hammo Wireless ist ein solide konstruierter, sehr gut verarbeiteter Bluetooth-Kopfhörer mit hohem Tragekomfort. Die äußerst bequemen, mit einem weichen Leder überzogenen Ohrpolster schmiegen sich über die gelenkige Aufhängung perfekt an jede Kopfform an und drücken selbst nach langem Tragen nicht unangenehm.

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Auch klanglich können Noontecs  „Professional Monitor Headphones“ auf ganzer Linie überzeugen. Die Lautsprecher zeigen ein subjektiv sehr ausgewogenes Klangbild. Übertriebene Bässe oder aufgedrehte Mitten sucht man hier vergeblich. Wer Ausschau nach einem „Bassbooster“ à la Beats by Dr. Dre hält, wird hier möglicherweise enttäuscht. Der Kopfhörer richtet sich vielmehr an Nutzer, die Wert auf eine neutrale, präzise Wiedergabe der abgespielten Musik legen.

Der im Test erwähnte, sehr leise, aber anhaltende, hochfrequente Brummton trübt das ansonsten sehr gute Gesamturteil leider ein wenig. Ob das ein generelles Problem dieses Modells ist, bzw. wie hoch hier die Serienstreuung ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ihr zufällig einen Hammo Wireless euer Eigen nennt, hinterlasst mir gerne einen Kommentar unter dem Testbericht.

Bei der Akkulaufzeit und der kabellosen Bluetooth-Übertragung gibt es nichts zu bemängeln. Erfreulicherweise wird auch der aptX-Codec unterstützt, wodurch selbst die meisten Nutzer mit höheren Ansprüchen zufriedengestellt werden dürften.

Wer auf die „Active Noise Cancellation“-Technologie verzichten kann, bekommt hier für rund 170 Euro einen insgesamt rundum gelungenen Bluetooth-Kopfhörer, der kaum Wünsche offenlässt.

Info

Hinweis: Die Verfügbarkeit des Hammo Wireless ist in Deutschland aktuell noch sehr begrenzt, da das Modell erst vor kurzem auf den Markt gekommen ist. Das sollte sich aber hoffentlich in Bälde ändern. Der Preis dürfte sich dann auch noch ein wenig nach unten korrigieren. Bei Amazon.com kostet der Kopfhörer aktuell US$ 150.

Wertung des Autors

Patrick Jaus bewertet Noontec Hammo Wireless mit 4.3 von 5 Punkten.

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