Hiddencontact: Clever umgesetzte QR-Code-Option für Autos & Wertsachen

Hiddencontact Header

Eine kleine Anekdote aus meinem Alltag: Vor einigen Monaten fiel mir vor der Bäckerei eine Ape auf. Eine Ape? Kenner der Szene wissen, dass es sich dabei um einen dreirädrigen Kleintransporter des italienischen Herstellers Piaggio handelt. Auf den Straßen in Deutschland ist eine Ape eher selten zu sehen, während sie in Italien mehr als üblich anzutreffen ist. Ich bin schon seit einigen Jahren auf der Suche nach einer Ape, also habe ich mir das Fahrzeug von außen mal genauer angesehen.

Leider war der/die BesitzerIn nicht vor Ort bzw. am Fahrzeug. Er oder Sie konnte mir daher die eine oder andere Frage zur Bezugsquelle der Ape nicht beantworten. Da es nicht möglich ist, anhand des Kennzeichens die Kontaktdaten des Fahrzeughalters zu ermitteln und ich auch keinen Zettel und Stift für eine kleine Notiz mit Telefonnummer dabei hatte, musste ich ohne ein kleines Gespräch wieder gehen.

Vor ein paar Tagen habe ich auf Instagram ein Start-up entdeckt, das sich dieses Problems annehmen will und Leuten wie mir helfen könnte – und zwar mit QR-Codes und NFC-Chips. Das kleine Stuttgarter Unternehmen Hiddencontact, das auch in der Finalfolge der 13. Staffel der durchaus beliebten Sendung „Die Höhle der Löwen“ auftrat, will nämlich eine Plattform für anonyme Interaktionsmöglichkeiten bieten.

Hiddencontact ist vergleichbar mit dem Prinzip der Chiffre-Kommunikation, die sehr häufig für Immobilien-, Stellen- und Partnerschaftsanzeigen verwendet wird und bei der nur der Vermittler/Mittelsmann weiß, zu welcher Person der Chiffre-Code gehört.

Ausgepackt: Mein erster Eindruck zu Hiddencontact

In den letzten Tagen konnte ich das Produkt „#Auto-Kontaktpunkt mit QR“ ausgiebig testen, das im Online-Shop für 9,99 Euro gelistet ist. Es gibt drei verschiedene Designs, zwei Größen und die Sprachen Deutsch und Englisch sind wählbar. Zum Lieferumfang gehören der personalisierte QR-Code mit Aktivierungscode, eine kleine Dankeskarte mit diversen Tipps und Tricks auf der Rückseite und eine kleine Anleitung. In meinem Fall habe ich alles per Briefsendung bekommen.

Hiddencontact Bestellungsumfang

Die Einrichtung ist sehr einfach und mit wenig Aufwand verbunden: Durch Scannen des QR-Codes wird man direkt auf die Website des Start-ups weitergeleitet. Nach Eingabe des Aktivierungscodes wird ein Account mit E-Mail-Adresse und Passwort angelegt, die E-Mail-Adresse abschließend bestätigt und der QR-Code kann an der Front-/Rückseite des Autos aufgeklebt werden – fertig!

Das gesamte Prinzip ist wie folgt aufgebaut: Der personalisierte QR-Code ermöglicht eine anonyme und schnelle Kommunikation, um beispielsweise dem Fahrzeughalter eine kurze Nachricht zukommen zu lassen. So können Schadensmeldungen oder auch Umpark-Aufforderungen in Echtzeit an den Besitzer übermittelt werden, ohne dass man sich in der Nähe des Fahrzeugs befindet – ein internetfähiges Smartphone genügt. Je nach Produkt können auch andere Kategorien ausgewählt werden, in meinem Fall für den automobilspezifischen QR-Code:

  • Beschädigung
  • Lichter
  • Parkproblem
  • Fenster
  • Auto offen
  • Kaufanfrage
  • Abschleppen
  • Sonstige Gefahr
  • E-Ladesäule
  • Flirt
  • Freitext

Alle diese Punkte klingen logisch und können – je nach Anlass und Situation – durchaus von Bedeutung sein. Ob der QR-Code ein Knöllchen erspart, weil uns der Beamte oder die Beamtin eine Nachricht wegen eines „Parkproblems“ schreibt, wage ich zu bezweifeln – aber es wäre technisch möglich.

Der Punkt „Flirten“ ist etwas aus dem Rahmen gefallen, aber lustig ist es allemal – eine Art öffentliches Tinder-Profil, das auf einem QR-Code basiert. Wenn sich in diesen beiden Punkten etwas ergibt, werde ich euch darüber informieren.

Durch das Scannen des QR-Codes wird die Person direkt auf die Website von Hiddencontact umgeleitet. Das hat bei mir in der Testphase ohne Probleme funktioniert, auch wenn das Datenvolumen begrenzt ist, da die Website selbst eher schlicht gehalten ist und mehr Wert auf Funktionalität und Einfachheit gelegt wird – was keineswegs negativ zu bewerten ist. Neben dem Grund für die Kontaktaufnahme und ggf. einer persönlichen Nachricht können auch die Kontaktdaten angegeben werden, wobei letzteres nicht zwingend erforderlich ist.

Auf Anonymität wird großen Wert gelegt

Datenschutz? Telefonnummer oder E-Mail-Adresse sind im QR-Code nicht gespeichert. Auch der Absender kann, wie bereits erwähnt, vollständig anonym bleiben. Im Hintergrund wird die Nachricht dann an den Besitzer des QR-Codes übermittelt. Auch dies funktionierte im Test ohne Probleme. Die Mail war in wenigen Sekunden bei mir.

Mail? Ja, aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Der Besitzer des QR-Codes kann zwischen zwei verschiedenen Zustellungsarten wählen: Einerseits kann die Zustellung der Nachrichten laut Hiddencontact per E-Mail erfolgen, andererseits kann man sich auch per SMS, WhatsApp, Telegram, Threema oder sogar Discord über eingehende Nachrichten informieren lassen.

Leider vermisse ich in der Auswahl Signal, den Messenger, den ich in meiner Freizeit aktiv und recht ausgiebig nutze. Für die Zukunft ist eine Erweiterung der enthaltenen Funktionen geplant, folgende drei Punkte sind bereits unter dem Label „Coming soon“ auf der Website aufgeführt:

  • Anonyme Anrufe
  • Last-Scan Informationen
  • Vorübergehnde Notiz für potenzielle Scanner hinterlassen

Vor allem der letzte Punkt scheint mir sehr interessant zu sein, da mir diese Option ein wenig gefehlt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Hinweis wie „Bin um die Ecke beim Bäcker Brötchen kaufen“ oder „Auto zu verkaufen, Kontaktaufnahme erwünscht!“ sehr hilfreich sein könnte, sobald jemand den QR-Code scannt.

Hiddencontact Anleitung

Bei der Auswahl der Zustellmöglichkeiten handelt es sich auch um einen Kostenfaktor – in Bezug auf die Kosten muss nämlich zwischen den verschiedenen Möglichkeiten unterschieden werden: Die eMail-Option ist kostenlos, der Empfang von bis zu 30 Nachrichten per SMS, WhatsApp und den weiteren Messenger kostet 3,99 Euro pro Jahr („Standard“ Subscriptions), der Empfang von bis zu 50 Nachrichten kostet 5,99 Euro pro Jahr („Standard+“ Subscriptions).

Was passiert aber, wenn 30 oder 50 Nachrichten zugestellt wurden? Nach Erreichen des Nachrichtenlimits werden die Nachrichten wieder kostenlos per E-Mail zugestellt. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um ein sehr faires Preismodell – 5,99 Euro, ein Kaffee bei Starbucks kostet schon mehr. Grundsätzlich finde ich aber die Option der Zustellung per E-Mail mehr als ausreichend, diese ist auch standardmäßig bei der Einrichtung eingestellt.

Spam-Gefahr durch anonymen Nachrichtenversand?

Allerdings gibt es da auch ein kleines Risiko: Wer sich für die Option von knapp 6 Euro pro Jahr entscheidet, erhält ein Kontingent von 50 Nachrichten, die zum Beispiel über den Messenger WhatsApp laufen. Da der Absender auch anonym bleiben kann, sind Spaß-/Spamnachrichten durchaus möglich. Dies kann dazu führen, dass das Kontingent schnell ausgeschöpft ist und man wieder auf die kostenlose Mail-Zustellung zurückgreifen muss. Das ist zwar nicht so schlimm, aber man sollte es im Hinterkopf behalten.

Ob es zu einer Filterung der Nachrichten kommt, konnte ich nicht herausfinden. Erst die Zukunft wird zeigen, inwieweit diese – ich sage einmal – potenzielle Lücke von außen tatsächlich für Schabernack genutzt wird. Bis jetzt habe ich nur ein paar Fragen und ein paar Komplimente über die Wahl meines Autos bekommen – Kleiner Spoiler vorweg: Im Sommer werde ich in einem ausführlichen Testbericht noch einmal darauf zurückkommen.

Auch über weitere Möglichkeiten, die der QR-Code in Zukunft bieten könnte, wurde bereits nachgedacht und das Konzept auch für den Bereich des Verlustschutzes von Wertgegenständen weiterentwickelt. Das Prinzip lässt sich in gleicher Weise nämlich auch auf ein Motorrad, einen Koffer, eine Geldbörse, einen Schlüssel oder sogar auf eine Wohnung übertragen.

Ganz praktisch denke ich an einen verlorenen Schlüsselbund oder ein entlaufenes Haustier, das nach Kontaktaufnahme durch den Finder per QR-Code oder NFC-Chip eine Nachricht an den Besitzer senden könnte. Gefällt mir sehr: Es wird nur ein Abo für alle Produkte benötigt. Es können also mehrere Produktversionen von Hiddencontact unter einem Abonnement laufen und aktiviert werden.

Hiddencontact richtet sich auch an Unternehmen mit Design- & Interaktionsanpassungen und bietet das Konzept mit Produkt, App, Verpackung sozusagen aus einem Guss spezifisch an. Dabei können individuelle Interaktionsmöglichkeiten geschaffen werden, die auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sind.

QR-Codes am Arbeitsplatz, um beispielsweise auf Störungen in der Produktionskette oder an Maschinen hinzuweisen? Das klingt nach Neuland, ist aber meines Erachtens eine effektive Möglichkeit, die betroffene Person oder Abteilung schnell zu informieren.

Das Konzept könnte auch sinnvoll bei der Instandhaltung von Gebäuden eingesetzt werden: Tür klemmt? Aufzug macht Probleme? Parkplatz besetzt? QR-Code, der am „Schwarzen Brett“ eingescannt werden kann – und schon wird die Nachricht an den richtigen Ansprechpartner weitergeleitet – eine solche Umsetzung kann ich mir für die Zukunft sehr gut vorstellen.

Auf der offiziellen Website von Hiddencontact werden einige Beispiele für Anwendungsszenarien und angepasste QR-Code-Lösungen vorgestellt, wie z.B. Hotelzimmer-Feedback oder in der Städtische Verwaltung.

Mein Fazit: Ein altes Prinzip mit moderner Technik.

Sowohl die Idee als auch die Umsetzung des Start-ups Hiddencontact haben mir sehr gut gefallen. Die Einrichtung ist sehr einfach und die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Die Plattform erfindet nichts neu, sondern setzt ein altbekanntes System technisch neu um – und das meiner Meinung nach sehr gut. In der heutigen Zeit ist es meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß, einen schnell geschriebenen Zettel an den Scheibenwischer zu kleben.

Die Preisstruktur ist fair gehalten – ich wäre sogar bereit, einen kleinen Beitrag pro Jahr für die bloße Zusendung der Benachrichtigung per E-Mail, die ja kostenlos angeboten wird, zu zahlen, um das Projekt finanziell zu unterstützen. Auch der Punkt der Anonymität wird angesprochen – er wurde vollständig umgesetzt. Weder der Absender der Nachricht, d.h. die Person, die den QR-Code scannt, noch der Eigentümer des QR-Codes sind zur Angabe von Kontaktdaten verpflichtet.

Hiddencontact Lieferumfang2

Ich bin gespannt, wie sich das Projekt Hiddencontact in Zukunft entwickeln wird und werde die weitere Entwicklung beobachten und darüber berichten. Wer sich für das Projekt Hiddencontact interessiert, findet unter folgendem Link die offizielle Website und den dazugehörigen Webshop mit weiteren Informationen.

Und wenn ihr eine Ape habt und euch einen QR-Code von Hiddencontact besorgt, dann macht euch bereit, dass ich mich mit euch in Verbindung setzen werde – versprochen!


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  1. Philipp 🔅

    Sehr cool.
    Hab schon so ähnliche Sachen für Schlüsselanhänger und dergleichen gesehen aber die Autoaufkleber sind neu für mich und echt einge gute Idee.
    Leider gibt's die aktuelle nicht mehr in schwarz sonst hätte ich gestern Abend schon zwei bestellt.
    Danke für den Tipp.

  2. Bernd 👋

    "Höhle der Löwen", wenn das gemeint ist was ich im Kopf habe :D

    1. Timo 👋

      Stimmt – vielleicht dürfen Sie das nicht ausschreiben wegen Markenrechte.. Aber super Idee mit dem Produkt für Autos und Schlüssel. Schau ich mir mal genauer an!

    2. Ist korrigiert, danke für den Hinweis!

      Eigentlich war ich mir sicher, dass die Sendung "Der Käfig der Löwen" heißt, aber das liegt wohl daran, dass ich sie schon seit einigen Ausgaben nicht mehr gesehen habe. Trotzdem frage ich mich, warum ich an einen Käfig und nicht an eine Höhle gedacht habe. :D

  3. Tobias ☀️

    Kann ich als Ziel auch einen Webhook ansteuern? Oder meinen eigenen Telegram-Bot nutzen?

    1. Falk 🪴

      Das ist über einen eigenen QR-Code zu einer eigenen URL vermutlich besser und ohne Zusatzkosten möglich. Dafür muss man keinen externen Dienst buchen. 🤭

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