In der Apple-Falle: Amnesty International und der Kampf gegen Kinderarbeit

Kommentar

Die Menschenrechtler von Amnesty International versuchen das Apple-Event zu nutzen, um ihre ganz eigenen Fragen an Apple und Tim Cook zu richten. Doch gehen sie dabei dem Apple-Hype nicht genau so in die Falle wie so viele Andere?

Die Smartphones, Tablets und Notebooks dieser Welt werden größtenteils unter unfairen Arbeitsbedingungen fabriziert. Auch Produkte wie das Fair Phone vermögen daran nicht wirklich etwas zu ändern und Initiativen wie Phonest machen zwar eindrucksvoll, letztlich aber wirkungslos auf die Problematik aufmerksam.

Es ist ein branchenweiter Quasi-Konsens, der extreme Arbeitszeiten unter zahllosen Brüchen westlicher Arbeitsschutznormen bei minimalen Gehältern in vielen Erdteilen beinhaltet. Es ist damit ein Phänomen, das bei weitem nicht auf Apple beschränkt ist. Aber Apple ist ein dankbares Zugpferd, nicht nur als Vergleichsnorm aller möglichen Hersteller oder für Product Placement, sondern auch im umgekehrten Sinne.

Tim Cook soll Kinderarbeit stoppen

So nimmt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Apple-Keynote zum Anlass erneut die Einhaltung von Menschen- bzw. in diesem Fall Kinderrechten im Produktionsprozess einzumahnen. Wer diesen Tweet absetzt, fragt tim Cook damit, ob sein iPhone durch Kinderarbeit entstanden ist. Sicher sehr plakativ, womöglich zu plakativ?

Kinder schürfen unter anderem Kobalt aus afrikanischen Minen. Wohl gemerkt, über die Berechtigung dieser Forderung braucht nicht diskutiert zu werden. Aber ist Apple wirklich die richtige Adresse? Vermutlich ist es aber die medien- und öffentlichkeitswirksamste. Das Unternehmen, das das meist verkaufte Smartphone der Welt herstellt, sollte doch auch die meiste Verantwortung für die Fairness bei dessen Produktion tragen, richtig?

Richtig ist, Verantwortung sollte übernommen werden – etwas, das Apple schon seit geraumer Zeit tut. Die diversen Transparenzberichte, die Cupertino regelmäßig herausgibt und die auch teilweise von unabhängigen Organisationen wie der Fair Labor Association bestätigt werden, zeugen von regem Interesse des Unternehmens die Bedingungen der Arbeiter in seiner Lieferkette zu verbessern.

Die richtige Art, Produkte zu machen, beginnt bei den Rechten der Menschen, die daran arbeiten.

So heißt es im ersten Satz einer entsprechenden Infoseite bei Apple. Und gleichgültig, wie glaubwürdig der Einzelne diese Dokumente empfindet, in einem dürften fast Alle zähneknirschend übereinstimmen: Einen völlig problemfreien Produktionsprozess mit ausnahmslos einwandfreien Beschäftigungsverhältnissen wird es in naher Zukunft nicht geben, weder bei Apple, noch sonst wo in der Tech- oder Textil-Branche.

Das ist gewiss bedauerlich, doch ist es fair Apple immer wieder als Label für diese traurige Thematik herzunehmen? Die Mitarbeiter bei Amnesty und anderen Organisationen sind PR-Profis wie ihre Kollegen bei H&M, Starbucks oder Pizzahut. Sie erkennen Möglichkeiten Publicity zu generieren, wenn sie sie sehen. Und mal ehrlich: Wie wirksam würde eine Kampagne für fair gefertigte LG-Smartphones schon sein?

[quelle]Bildquelle Tim Cook: Apple[/quelle]


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