Kobo touch E-Book-Reader im Test

Leider war der Amazon Kindle Touch nur während eines kurzen Testzeitraums in meinem Besitz. Trotzdessen hat er es definitv geschafft, mein Verlangen nach einem ordentlichen eReader zu wecken. Viele unserer Leser haben mir den Kindle empfohlen und schwören auf das Preis-Leistungsverhältnis, das Display und das Handling dieses kleinen Lesegefährten. Doch ich wollte wissen, ob es Alternativen gibt. Nicht jeder mag sich in ein DRM-geschütztes Ökosystem begeben oder einen Preis jenseits der 100 €-Marke bezahlen.

Auch ich habe diese Überlegungen angestellt und war eigentlich vom Kindle Touch so angetan, dass ich mir einen zulegen wollte. Doch bevor ich mich für einen eReader entscheiden werde, habe ich noch die Möglichkeit, mir mit euch die Alternativen anzusehen. Diese umfassen den eReader Kobo Touch und den TrekStor Pyrus. Den Kobo Touch möchte ich euch in diesem Test näherbringen.

Beginnen wir mit meinem Videorundgang ums Gerät, der euch einen ersten Eindruck vom Gerät selbst vermitteln wird. Der Kobo Touch ist, wie der Name vermuten lässt, ein Gerät das sich mittels Berührung am Display bedienen lässt. Ähnlich wie beim Kindle Touch gibt es einen Homebutton und außer dem weiteren Powerbutton keine weiteren Bedienelemente. Das ist für mich persönlich genau das Richtige, da ich eine kleine Aversion gegen Hardwareknöpfe entwickelt habe.

Bevor wir uns der Frage widmen, welcher der beiden Konkurrenten mit welchen Features überzeugt, hier die obligatorischen technischen Daten des Kobo Touch:

  • Abmessung 114 mm x 165 mm x 10 mm
  • 185 Gramm Gewicht
  • 6 Zoll eInk Display
  • 800 x 600 Pixel Auflösung bei 16 Graustufen
  • 800 MHz Freescale 508 Prozessor (i.MX508)
  • 2 GB interner Speicher, davon 1 GB für Benutzerinhalte
  • Erweiterbarer Speicher via MicroSD Karte bis zu 32 GB
  • MicroUSB Anschluss (USB 2.0)
  • WLAN b/g/n
  • 7 Schriftarten, 17 verfügbare Schriftgrößen
  • Unterstützte Formate: EPUB, PDF, MOBI, ADOBE DRM, RTF, HTML, TXT, JPEG, PNG, BMP, GIF, TIFF
  • Akkulaufzeit bis zu einem Monat
  • Linux-basiertes OS

Hier steckt schon der erste Pluspunkt für den Kobo, denn der Kindle Touch wiegt mit seinen 220 Gramm ganze 35 Gramm mehr. Auch in den Abmessungen liegt der Kobo leicht vorne. Auch wenn es nicht viel ist, macht sich das Mehrgewicht beim Lesen bemerkbar. Insgesamt ist das Handling des Kobo Touch für mich besser, denn die rautenförmigen Erhebungen auf der Rückseite tragen dazu bei, dass man den Kobo besser halten kann als den Kindle. Der in die Front eingelassene Homebutton verhindert, dass man ihn beim Lesen ungewollt drückt. Auch eine feine Sache.

Ansonsten nehmen sich der Kobo und der Kindle beim Formfaktor relativ wenig. Über die Platzierung des Powerknopfes bzw. Schiebereglers kann man streiten. Ich persönlich präferiere hier den Kobo, denn erstens verhindert der Schieberegler, dass man versehentlich das Gerät in den Ruhemodus schickt und zweitens hab ich diesen gerne oben. Das liegt daran, dass ich den Reader auch gern mal auf meinem Bauch abstütze. Blöd wenn dadurch der Powerknopf gedrückt wird. Somit geht der Punkt für das Handling und derjenige für den Formfaktor an den Kobo Touch.

Ein Pluspunkt für den Kindle besteht in der Möglichkeit, ihn in einer 3G-Variante zu erwerben. So sitzt ihr niemals ohne Buch irgendwo herum, es sei denn ihr habt kein Netz. Ich persönlich brauche diese Funktion eher selten, denn durch WLAN-Hotspots über das Handy könnte ich den Kobo auch ohne eigene 3G-Funktion betanken. Die Akkulaufzeit des Kindle scheint vergleichbar mit dem Kobo Touch.

Software, Bedienung, Einstellungen

Bei der Geschwindigkeit der Menüs und des gesamten Gerätes hat softwareseitig der Kindle Touch die Nase vorn. Leider verzögert der Kobo bei Eingaben, wie Clicks auf Menüpunkte und insbesondere beim Schreiben von Anmerkungen oder der Eingabe in Suchfelder merklich. Das tut er zwar nicht immer, aber es stört mich ein wenig. Ansonsten ist die Navigation auf beiden Systemen recht intuitiv. In den Einstellungen des Gerätes finden sich bei dem Kobo noch Reading Life, ein Sudoku-Spiel falls man mal genug vom Lesen hat und wie beim Kindle ein Web-Browser.

Auf die MP3-Player-Funktion hat man beim Kobo verzichtet. Die Browser der beiden Geräte nehmen sich nicht viel. Ich persönlich kann gut und gerne darauf verzichten. Das Menü des Kobo lässt sich spielend auf andere Sprachen umstellen, darunter Spanisch, Französisch, Englisch, Niederländisch und Italienisch. Was mir fehlt, ist die Möglichkeit, dem Kobo eine eigene IP-Adresse in den Einstellungen zu verpassen und die WLAN-Verbindung separat ein- oder ausschalten zu können, denn das macht der Kobo automatisch. Ist an sich nicht verkehrt, nur habe ich gerne selbst die Kontrolle.

In den Büchern selbst ähnelt sich die Bedienung bei Kindle und Kobo. Der Screen ist quasi dreigeteilt. Auf der linken Hälfte des Bildschirms getippt, bringt euch der Kobo eine Seite nach vorne oder eben auf der rechten Seite getippt eine Seite zurück. Die Einstellungen für das eBook finden sich, wenn man das Display des Kobos ganz unten berührt. Dort habt ihr Schnellzugriff auf die Bibliothek, Schriftart- und Schriftgrößeneinstellungen sowie Zugriff auf erweiterte Einstellungen. In den erweiterten Einstellungen lässt sich die virtuelle Aufteilung des Displays anpassen und auf eine Linkshänderbedienung umstellen.

Haltet ihr ein Wort lang gedrückt, habt ihr die Möglichkeit eine Markierung anzulegen, Notizen zu erstellen oder das Wort in seiner Bedeutung erklären zu lassen. Letzteres finde ich besonders wichtig bei jungen Lesern, die so Stück für Stück ihren Wortschatz vergrößern können. Außerdem habt ihr die Möglichkeit euch ein Wort in alle Sprachen übersetzen zu lassen, welche der Kobo unterstützt. Ein ganz witziges Feature ist die Facebook-Integration des Kobo. Wer möchte, kann Textstellen samt Buchcover aus dem Kobo heraus an die eigene Pinnwand posten und so mit Freunden interagieren. Auch alle Reading-Life-Errungenschaften können auf Facebook geteilt werden. Schade nur, dass eine Twitter-Integration fehlt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wer das Facebook-Feature nicht braucht, der kann es auch einfach weglassen.

Eine interessante Sache ist die Aufteilung des Startbildschirms des Kobo. Dort bekommt ihr in einer Leiste am unteren Rand Leseempfehlungen des Kobo-Shops. In der Mitte ist eine Art Bücherwolke mit den Büchern, die ihr lest oder gerade erst aufs Gerät geladen habt. Am oberen Rand habt ihr ein Drop-Down-Menü mit der Möglichkeit zum Shop, zur Gesamtbibliothek des Kobo, zu Reading Life oder den Einstellungen zu gelangen. Außerdem habt ihr oben rechts einen Schnellzugriff auf die Synchronisation und die aktuelle Uhrzeit. Jeder Kobo bzw. jedes Kobo-Konto hat eine eigene Cloud, über die eure Bibliothek zwischen dem eReader, den Smartphone-Apps und der Desktop-Suite synchron gehalten wird.

Was mir hier noch fehlt, ist die Synchronisation von Inhalten, welche nicht aus dem Kobo-Shop stammen. Hierfür könnte man zum Beispiel eine Dropbox-Schnittstelle oder Ähnliches anbieten. Das gibt es aber vorerst nicht. Im Gegensatz zum Amazon Kindle ist der Kobo Touch nicht per eigener E-Mail-Adresse mit Dokumenten befüllbar. Dies geschieht nur am Rechner. Ein perfektes Tool dafür, neben der Kobo-Suite ist der „Calibre“ eBook Manager. Die PC-Suite ist aber einsame Klasse und ermöglicht das Lesen am PC, sogar im Vollbildmodus. Mit der PC-Suite und den mobilen Apps widmen wir uns auch gleich dem nächsten Thema.

Das Ökosystem

Kobo hat ein eigenes Ökosystem rund um seine Reader aufgebaut. So hat man einen eigenen Shop unter wwww.kobobooks.de mit mittlerweile  insgesamt 2,5 Millionen eBooks, davon 97.000 deutsche Titel. Dazu gibt es zwei Reader, einen mit Hardwaretasten und einen Touch-eReader. Für nahezu jedes mobile Betriebssystem gibt es Apps, welche die Bibliothek auch auf dem Smartphone bereitstellen. Darunter insbesondere iOS, Blackberry OS, Android und Desktop-Apps für Windows und Mac OS.

Insgesamt also ein vergleichbares Angebot wie es Amazon seinen Lesern bietet. Dazu gehören auch Sonderaktionen wie etwa reduzierte Bücher, kostenlose Bücher und die Möglichkeit eine Leseprobe zu jedem Buch zu erhalten, egal ob kostenpflichtig oder nicht. Ein großer Vorteil wie ich finde, denn auch im Buchladen überzeugt mich selten ein Buch, weil es empfohlen wird oder ein tolles Cover hat. Ich schlage meist willkürlich Bücher auf, lese ein paar Seiten und wenn es spannend ist, wird gekauft. Das Gleiche bietet Amazon aber auch für seinen Kindle an.

Wenn man über Ökosysteme spricht, sollte man auch die DRM-Sache nochmal ansehen. Der Amazon-DRM-Schutz der Bücher führt dazu, dass diese legal nur auf Kindle-eReadern oder in den Kindle-Apps gelesen werden können. Das ist beim Kobo Touch genauso. Via Adobe-ID können aber die Bücher an anderen Geräten gelesen werden. So kauft man sich zum Beispiel ein Buch im Kobo-Shop, lädt es auf seinen PC und kann es von dort mittels Adobe Digital Editions auch auf einen Sony eReader laden. Außerdem lassen sich alle anderen eBooks in den oben genannten Formaten auch auf dem Kobo Touch lesen. Ein echter Vorteil für den Kobo, denn wenn ich auf ein neues Gerät umsteigen sollte, verliere ich die Bücher dabei nicht.

Wenn es ans Bezahlen geht, so braucht man für Käufe direkt am Gerät eine Kreditkarte. Wer am PC kauft, kann auch via PayPal zahlen. Neu zum Ökosystem dazu gekommen, ist der Instant Reader für den Browser. Hier könnt ihr euch einfach mit dem Kobo-Account anmelden und habt an jedem PC eure Bibliothek verfügbar und könnt Bücher so direkt im Browser lesen. Eine wirklich feine Sache, die es derzeit zwar nur mit englischem Interface gibt, aber dennoch klasse ist. Auch für Autoren hat Kobo ein Programm, nämlich das Kobo Writing Life. Derzeit befinden sich 50 Autoren in der Beta-Phase dieses Programms, welches bald auch für die anderen 1.600 Autoren freigegeben werden soll.

Reading Life

Ein kleines Extra der Kobo-Geräte habe ich bereits im Text angesprochen. Hier sei es nochmal ausführlich erwähnt. „Reading Life“ ist eine Art Trophäensystem für euren Kobo eReader, ähnlich dem System der gängigen Spielekonsolen. Durch Lesen zu bestimmten Zeiten oder bestimmte Aktionen werden Erfolge frei geschaltet, welche mit Facebook-Freunden geteilt werden können. Ebenso lassen sich mit der Facebook-Anbindung auch die aktuell gelesenen Bücher als Empfehlung an die eigene Pinnwand posten.

Weiterhin können Textstellen samt Buchcover geteilt werden. Somit sollen Lesemuffel motiviert und auch Freunde und Bekannte zum Kobo geführt werden. Das ist natürlich auch eine Marketingstrategie, aber ich für meinen Teil mag die Sache mit den freigeschalteten Erfolgen. Als Gamer kenne ich es nicht anders und finde es gut. Ob es allerdings die Lesemuffel wirklich animiert, kann ich schlecht beurteilen. Aber ein Gespräch mit seinen Freunden über die eine oder andere Leseempfehlung gibt es auf jeden Fall. Ob man es letztendlich nutzt, bleibt jedem selbst überlassen.

Fazit

Momentan würde ich mir meine Kaufentscheidung sehr lange überlegen und wahrscheinlich einfach aufgrund des geringeren Gewichtes beim Kobo eReader zuschlagen. Außerdem finde ich gut, dass ich meine gekauften eBooks auch auf anderen Geräten lesen könnte und es einen Browser-Reader gibt. Viele Kindle-Hüllen die man kaufen kann, passen auch auf den Kobo. Beim Thema Zubehör sieht es in Deutschland noch relativ mau aus. Eine Sache die ich interessant finde, ist die Möglichkeit zukünftig auch Zeitschriften auf dem Reader zu lesen. Dieses Feature ist in einigen Ländern schon verfügbar, in Deutschland leider noch nicht.

Ansonsten denke ich, dass sich bis auf die kostenlosen Leseproben der Bücher und das Reading Life die Geräte an sich nicht groß unterscheiden. Das Handling ist für meinen Geschmack eindeutig ein Pluspunkt für den Kobo und er geht für mich auch aus dem Vergleichstest als Sieger hervor. Einzig das mobile Bezahlen am Gerät sollte noch anders gelöst werden. Alles andere ist für mich genau richtig. Bei einem Preis von derzeit rund 110 € ist das Gerät ein wenig günstiger als der Kindle Touch und in mehreren Farben erhältlich. Wenn ihr noch Fragen habt, lasst sie mich wissen. Der Kobo ist noch ein paar Tage hier.


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