Lenovo Z6 Pro im Test – Highend-Smartphone mit Triple-Cam zum Sparpreis

Lenovo Z6 Pro Title

Die Marke Lenovo dürften die meisten wohl spontan in die Kategorie ‚Notebooks‘ einordnen. Der Hersteller entwickelt und produziert darüber hinaus jedoch schon seit geraumer Zeit Smartphones, die größtenteils in der Mittelklasse angesiedelt sind.

Mit dem Z6 Pro bietet Lenovo aber auch ein Gerät im Oberklasse-Bereich an, das sich zumindest hardwareseitig vor Xiaomi & Co. nicht verstecken muss. Wie es sich im Alltag schlägt, erfahrt ihr – wie immer – in unserem Test.

Lieferumfang

  • Lenovo Z6 Pro
  • Ladegerät (27 Watt) + USB-C/USB-Kabel
  • Gummihülle, Schutzfolie
  • SIM-Karten-Nadel

Lenovo Z6 Pro (13)

Schon das Unboxing des Smartphones ist eine Freude, denn Lenovo spendiert seinem Flaggschiff eine äußerst schicke Verpackung. Neben dem Gerät selbst findet ihr noch eine Schutzhülle aus Gummi und einen hochwertig wirkenden Screenprotector im Lieferumfang. Das obligatorische Netzteil ist mit einer maximalen Leistung von 27 Watt (9V, 3A) sogar überdimensioniert. Dazu später mehr.

Technische Details (Global version)

  • Display: 6,39 Zoll, 2340×1080 (403 ppi) – Drop Notch
  • AMOLED-Panel (19,5:9) – keine Helligkeitsangabe
  • Qualcomm® Snapdragon™ 855 (4G) Octa Core mit Adreno™ 640 GPU
  • Betriebssystem: Android™ 9 Pie (Lenovo 11.0.054 ST)
  • RAM: 6 GB
  • Interner Speicher: 128 GB (eMMC-Speicher)
  • Alternative Konfigurationen: 8 GB / 128 GB – oder – 8 GB / 256 GB – oder – 12 GB / 512GB
  • Akku: 4000 mAh
  • Kameras Rückseite: 48 MP (ƒ/1.8), 8 MP Tele/Makro (ƒ/2.4) und 16 MP Weitwinkel (ƒ/2.2), 2 MP Full-HD Video-Sensor (ƒ/1.8) und ToF-Kamera (3D-Tiefenmessung)
  • Frontkamera: 32 MP (ƒ2.0)
  • 4G (LTE): 800/850/900/1800/2100/2600MHz
  • Wi-Fi: 802.11 b/g/n/ac (2.4 + 5 GHz)
  • Optischer In-Display Fingerprint-Scanner
  • Dual-SIM-Schacht (Kombischacht mit microSD)
  • USB-C (Quick Charge 3 – 18 Watt)
  • keine Benachrichtigungs-LED
  • 5mm Klinkenanschluss
  • Maße: 157,5 mm (H), 74,6 mm (B), 8,65 mm (T)
  • Gewicht: 185g
  • Verfügbare Farben: Blau, Schwarz-Rot

Lenovo stattet das Z6 Pro mit einem 19,5:9-AMOLED-Panel aus, das in „verlängertem“ Full-HD auflöst.

Für ausreichend Leistung sorgt ein Snapdragon 855 (4G-Variante), dem 6 GB RAM zur Seite stehen. Der verbaute Festspeicher besitzt in unserer Konfiguration eine Kapazität von 128 GB.

Kameraseitig gibt es neben der bei Flaggschiffen üblichen Triple-Cam-Konfiguration noch eine zusätzliche Linse für 1080p-Videoaufnahmen.

Ein besonderer Dank geht an Gearbest für die Bereitstellung des Testsamples.

Aufbau und Verarbeitung

Das Lenovo Z6 Pro wird in zwei verschiedenen Effektlackierungen angeboten, die ein edelsteinartiges Schimmern zeigen. Je nach Lichteinfall ändert sich die Farbe und lässt das Muster über die Rückseite „wandern“.

Die azur- bis dunkelblaue Variante, die wir erhalten haben, wirkt in jedem Fall sehr schick. Für meinen Geschmack zählt sie zu den schönsten Lackierungen, die ich in jüngster Zeit gesehen habe. Naturgemäß zieht die Glasabdeckung aber auch deutlich sichtbar Fingerabdrücke an.

Lenovo Z6 Pro (5)

Durch die Rundung an der Rückseite und das 2,5D-Glas über dem Display, liegt das Gerät komfortabel in der Hand. Die Spaltmaße passen, alles wirkt auf den ersten Blick sehr gut verarbeitet. Über die Verwindungssteifigkeit lässt sich ebenfalls nichts Schlechtes sagen. Beim Versuch, den Korpus zu verdrehen, gibt es keinerlei Knackgeräusche; alles wirkt stabil.

Hält man den Rahmen allerdings mit der einen Hand fest im Griff und drückt mit der anderen auf die Rückseite, gibt es beim Loslassen ein reproduzierbares Plopp-Geräusch. Es wirkt, als wäre die Außenhülle nicht richtig mit dem Gehäuseinneren verklebt. Das Problem wirkt nun zugegebenermaßen etwas konstruiert. Der Hintergrund des „Versuchs“ war allerdings, dass mir dieses sonderbare Knacken im Alltag immer mal wieder aufgefallen ist, wenn auch selten. Es ist keine große Sache, aber trotzdem ein unschöner Makel, der nicht sein müsste.

Mit seinen Abmessungen von 157,5 x 74,6 mm und einer Dicke von knapp 8,7 mm ist das Lenovo Z6 Pro in etwa vergleichbar mit einem Xiaomi Mi 9T oder einem OnePlus 7T Pro. Die 185 Gramm Gesamtgewicht sind sogar vergleichsweise leicht, wenn man bedenkt, dass die zuvor genannte Konkurrenz problemlos die 200-Gramm-Marke überschreitet.

Hinsichtlich der Anordnung der Tasten und Anschlüsse gibt es keine Überraschungen. Rechts findet man Power-Button und Lautstärke-Wippe, gegenüber den SIM-Schacht, der sich mit zwei Nano-SIM-Karten oder optional mit einer SIM- und einer Micro-SD-Karte füttern lässt.

Unten wurde die USB-C-Buchse, sowie das Mikrofon und der Mono-Lautsprecher verbaut. An der Oberseite des Rahmens wurde noch eine 3,5-mm-Klinkenbuchse eingelassen. Ebenfalls vorhanden ist ein bei chinesischen Herstellern oft vorzufindender IR-Blaster.

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Die Frontkamera spart das Display halbkreisförmig aus. Der optische Fingerabdruckscanner wurde beim Lenovo Z6 Pro unter den Bildschirm verfrachtet.

Die Kameras schließen auf der Rückseite leider – wie so oft – nicht bündig mit dem Gehäuse ab, sondern stehen einen knappen Millimeter heraus. Die Differenz hält sich glücklicherweise in Grenzen, wodurch sich das Smartphone auch auf dem Tisch liegend ohne übermäßiges Wippen bedienen lässt.

Das Display

Beim Panel setzt man auf eines mit AMOLED-Technik und einer Auflösung von 2340×1080. Das ergibt ein Seitenverhältnis von 19,5:9, bei einer Pixeldichte von 403 ppi.

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Der Kontrasteindruck und die Plastizität des Bildes sind entsprechend hervorragend. Die farbliche Grundabstimmung ist deutlich zu kühl. Eine direkte Anpassung der RGB-Werte lässt Lenovo leider nicht zu; es gibt lediglich die drei groben Grundeinstellungen „Cool“, „Standard“ und „Warm“. Mit letztgenanntem Setting fährt man in jedem Fall deutlich besser.

Hinsichtlich der Helligkeit fischt man leider etwas im Trüben, da der Hersteller keine Angaben zur Leuchtkraft des Panels macht. Bei gleißendem Sonnenlicht ist es jedenfalls noch immer gut ablesbar, sofern man den Regler voll aufdreht. Auch als Navi, unter der Windschutzscheibe, gibt es keinerlei Einschränkungen.

Die seitlichen Ränder sind nicht die allerschmalsten. Durch die recht kurze Lippe unten wirkt die Rahmenbreite rund um das Display herum jedoch relativ homogen, wodurch ein stimmiger Gesamteindruck entsteht.

Performance, Oberfläche und fehlende Updates

Betrachtet man die Rohleistung, spielt das Lenovo Z6 Pro auf jeden Fall in der oberen Liga mit. Vom fehlenden Mobilfunkstandard 5G mal abgesehen, dürften der Snapdragon 855 und die (mindestens) 6 GB Hauptspeicher für die nächsten Jahre mehr als ausreichen. Auch die 128 GB eMMC-Speicher des von uns getesteten Basis-Modells sollten mittelfristig für das Gros der Käuferschaft genug Puffer bieten. Andernfalls gibt es für Enthusiasten und Daten-Messis noch Konfigurationen mit bis zu 512 GB und 12 GB RAM (siehe „Technische Details“).

Die ZUI 11 getaufte Oberfläche läuft selbst bei vielen geöffneten Apps in der Regel stets flüssig, ohne merkliche Denkpausen. Es kommt aber alle paar Tage mal vor, dass das System beim App-Wechsel plötzlich, ohne erkennbaren Grund, für 2-3 Sekunden komplett einfriert. Danach geht alles wieder seine gewohnten Wege, als wäre nichts gewesen. Forciert reproduzieren ließ sich das Verhalten bisher nicht.

Der Aufbau und das Design gestalten sich recht übersichtlich und aufgeräumt. Alternativ zur 3-Button-Navigation wurde eine Gesten-Steuerung implementiert. Das Wischen vom unteren Rand nach oben in den aktiven Bereich hinein führt die Zurück-Funktion aus. Ein anschließendes Halten der Position bringt den Nutzer zurück zum Startbildschirm. Die Liste geöffneter Apps ruft man mittels eines Swipes vom seitlichen Rand aus auf. Das funktioniert, wohl zwecks Vermeidung von Fehlinterpretationen eines normalen, seitlichen Wischers, nur im unteren Bereich des Displays.

Die Erkennung läuft ausgesprochen zuverlässig und flott. Leider lässt Lenovo mit der vorinstallierten ZUI-Version keinerlei Anpassungen der Gesten zu.

Und damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt, der Updatepolitik. Die auf Android 9 basierende Oberfläche hat seit Release des Z6 Pro schon einige Updates, mit diversen neuen Features erhalten und vor kurzem auch den offiziellen Sprung auf Android 10 gewagt. Nicht jedoch die Global ROM.

Als internationaler Kunde ist man es von chinesischen Herstellern durchaus gewohnt, ein paar Wochen länger warten zu müssen. Lenovo scheint die Global ROM allerdings gänzlich zu ignorieren. Seit Erhalt des Testexemplars – Anfang des Jahres – gab es nicht ein einziges Update, weder OTA, noch zur manuellen Installation. Der letzte Sicherheitspatch ist mehr als ein Jahr alt.

Das ist in meinen Augen wirklich ein absolutes No-Go, erst recht für ein Flaggschiff. Nun ist es über Umwege natürlich möglich, die chinesische Version aufzuspielen und auch Custom ROMs werden bereits für das Modell angeboten. All das wird dem Otto-Normal-Verbraucher kein Trost sein.

Lenovo Z6 Pro (3)

Der obligatorische Fingerabdruckscanner wurde unter das Display verfrachtet und arbeitet auf optischer Basis. Die Erkennungsrate ist an und für sich recht gut, wenn man keine trockenen Finger hat. Leider dauert die Validierung im Vergleich zu rückseitigen, kapazitiven Pendants deutlich länger. Das ist jedoch ein Kompromiss, mit dem man bei optischen In-Display-Fingerprintreadern aktuell einfach leben muss.

Kommunikation, Features und Akkuleistung

Die Global Version des Z6 Pro unterstützt selbstverständlich alle hiesigen LTE-Frequenzen. VoLTE kann ebenfalls aktiviert werden. Lenovo bietet mittlerweile sogar eine 5G-Variante auf Basis des Snapdragon 855 an. Die wurde allerdings mit einem saftigen Preisaufschlag versehen, wodurch sich die Kosten fast verdoppeln.

Die Sende- und Empfangsleistung sind mehr als zufriedenstellend. Sowohl mobil, als auch im heimischen Netzwerk hat man eine stabile Verbindung und vergleichsweise hohe Datenraten, auch bei größeren Entfernungen zum Router. Der WLAN-Chip funkt über die Standards 802.11b/g/n/ac, mit 2,4 und 5 GHz. Das neue WiFi 6 (802.11ax) wird nicht unterstützt.

Ebenfalls verzichten muss man auf die weitaus geläufigere Near Field Communication (NFC), die unter anderem für kontaktloses Zahlen, die unkomplizierte Verbindung mit kompatiblen Geräten via Bluetooth und allerlei andere, den Alltag vereinfachende Funktionen verwendet werden kann. Die meisten werden das wahrscheinlich einfach achselzuckend hinnehmen, kann ich durchaus nachvollziehen. Schade finde ich es dennoch.

Mit frischer Energie wird das Lenovo Z6 Pro ausschließlich über den USB-C-Port versorgt. Eine Spule zum induktiven Laden ist trotz Glasrückseite nicht mit an Bord.

Das mitgelieferte Netzteil spezifiziert Lenovo bis 27 Watt. Das entspricht Quick Charge 4+ mit USB Power Delivery (USB-PD). Geladen wird das Smartphone trotzdem nur mit maximal 18 Watt (nachgemessen), also auf Quick-Charge-3-Niveau. Etwas kurios, aber ich will mich nicht beschweren, dass die Ladeeinheit potenter ist als nötig.

Das Schnellladen funktioniert darüber hinaus jedenfalls sowohl mit einem Quick-Charge-3-, als auch mit einem reinen Power-Delivery-Netzteil. Für mich ist das am wichtigsten. Eigenbrötlereien à la „Warp Charge“, die zu keinem der zuvor genannten Standards kompatibel sind, interessieren mich im praktischen Betrieb ohnehin nicht.

Hinsichtlich der Laufzeiten kann ich auch nur Gutes berichten. Mit 4000 mAh ist die Kapazität des Akkus auf einem für LTE-Smartphones recht hohen Niveau. Er ist binnen eines Tages kaum leer zu bekommen. Bei zurückhaltender Nutzung sind problemlos 48 Stunden möglich. Die Energieverwaltung arbeitet dabei auffällig unauffällig.

Was ich damit sagen will?

Im Gegensatz zu so manch anderem, aggressiven Taskkiller der Konkurrenz – *Hust* Xiaomi *Hust* – führen Lenovos Power-Saving-Dienste zu keinen Problemen mit Telegram, Threema & Co. Die entsprechenden Notifications kommen auch ohne umfangreiche, manuelle Anpassungen zeitnah an.

Noch schöner wäre es gewesen, wenn man über die eingehenden Nachrichten per LED informiert würde. Ich kann mich mit vielem abfinden und nachvollziehen, dass Hersteller bestimmte Features aus Kosten- oder Designgründen weglassen. Hier hört mein Verständnis allerdings auf. Irgendwo ist immer Platz für eine kleine Diode und der Mehrwert ist in meinen Augen erheblich.

Triple-Cam und dedizierte Video-Kamera

Lenovo setzt beim Kamerasetup zunächst einmal auf Altbewährtes: Portrait, Weitwinkel und Tele mit Zweifach-Zoom. Das kennen wir bereits von allerlei anderen Highend-Smartphones. Mit der Wahl kann man eigentlich nichts falsch machen.

Zusätzlich verfügt das Z6 Pro noch über eine dedizierte Full-HD-Videokamera, die vorrangig bei schlechten Lichtverhältnissen oder in schnellen Szenen einspringen soll. Leider ist das auch die einzige Linse, die mit einer optischen Bildstabilisierung ausgestattet ist. Die anderen Sensoren müssen sich mit der elektronischen Variante begnügen.

Gestartet wird die Kamera entweder, wie gewohnt, über die App oder via Geste. Zwei kurze Schwenker um die Vertikalachse reichen aus und sie ist binnen einer Sekunde betriebsbereit – egal, ob das Smartphone noch im Standby ist oder gerade eine beliebige App im Vordergrund werkelt. Das klappt ausgesprochen gut; versehentliche Aktivierungen gab es bisher keine.

Der Aufbau des Interfaces wirkt simpel und aufgeräumt. Neben dem Auslöser, einem Switch für Foto/Video und Front-/Back-Kamera, sowie dem Knopf zum Aufruf des letzten Fotos, gibt es noch ein kleines Würfel-Icon, hinter dem sich die verschiedenen Modi verstecken.

Weniger gelungen ist hingegen die Umschaltmöglichkeit zwischen den einzelnen Kameras. Einen bestimmten Sensor direkt zu selektieren, geht nämlich nicht.

Man tippt auf den oben mittig platzierten Button, der den Vergrößerungsfaktor anzeigt. Anstatt einer Auswahl der verschiedenen Linsen, präsentiert die App einen frickeligen Slider, der ab einem Wert von 2,0 auf die Telelinse und unterhalb eines Wertes von 1,0 auf die mit Weitwinkel-Brennweite wechselt. Das klingt in der Theorie vielleicht recht intuitiv. Ist es in der Praxis aber nicht – nicht mal ansatzweise!

Lenovo Z6 Pro Cam App (1)

Zum einen läuft der Zoomvorgang an sich schon nicht flüssig, sondern zuckelt in 0,1-Schritten vor sich hin, zum anderen hakt es bei jedem Übergang von einer Linse zur anderen merklich.

Möchte ich einfach nur ein Foto nativ mit der Telelinse schießen, muss ich jedes Mal mit diesem widerspenstigen, ungenauen Slider auf exakt 2.0 navigieren oder selbiges per Pinch-to-Zoom versuchen, was zu einem ähnlich hakeligen Tarier-Akt verkommt. Das ist wirklich unglaublich schlecht gelöst.

So viel zur Software. Kommen wir zu einem erfreulicheren Part: der Qualität der Aufnahmen.

Bei normalen Lichtverhältnissen produziert das Lenovo Z6 Pro sehr gut ausgeleuchtete, scharfe, detailreiche Fotos, die sich sehen lassen können. Wohl auch dank der zusätzlichen Tiefenkamera arbeitet der Autofokus sehr zuverlässig und schnell.

Im direkten Vergleich gibt es sicherlich Smartphones, die im Detailgrad noch eine Schippe drauflegen können. Meines Erachtens sind die Ergebnisse (bei gutem Licht!) aber auf einem Niveau, das selbst für die meisten Urlaubsaufnahmen völlig ausreichend ist.

Die Hauptkamera arbeitet mit 48 Megapixeln und einer Blende von ƒ/1.8. Einen Hersteller gibt Lenovo nicht an. Ich vermute aber, dass es sich um den Samsung GM1 handelt, der auch im Redmi Note 7 verwendet wird.

Warum? Aus mehreren Gründen:

Die Bilder werden standardmäßig nicht mit den angegebenen 48 MP gespeichert, sondern auf ein Viertel der Auflösung reduziert. Daher ist davon auszugehen, dass es sich bei dem verwendeten Farbfilter um einen mit Quad-Bayer-Matrix handelt. Diese „Pixel-Binning“ genannte Technik ist nichts Besonderes und findet oft Anwendung, um auf dem Sensor mehr Licht pro Bildpunkt sammeln zu können und gleichzeitig Speicherplatz zu sparen.

Ein 48-Megapixel-Modus ist zwar auswählbar, der führt jedoch zu keinen wirklich sichtbar detaillierteren Endresultaten. Das lässt den Schluss zu, dass der Bildsensor die Daten bereits vor der Ausgabe intern auf 12 MP runterrechnet und Lenovos Software somit keinen Zugriff auf den ursprünglichen Datensatz mit 48 Millionen Pixeln hat.

Genau das alles trifft auf Samsungs GM1-Sensor zu.

Wenn ihr mehr darüber lesen wollt, könnt ihr gerne mal in unseren Test zum Redmi Note 7 reinschauen. Dort habe ich die Technik dahinter etwas genauer erläutert und bebildert.

Einen ebenfalls recht guten Job macht die Telekamera, vor allem im Makro-Bereich. Weniger überzeugen konnte dagegen die Weitwinkel-Linse, deren Fotos oft etwas verschwommen wirkten

In Low-Light-Szenarien zeigen sich dann die Grenzen des Sensors.

Bei Dämmerung sind die Resultate noch recht passabel. Die Details verschwinden durch den steigenden ISO-Wert naturgemäß nach und nach, das Rauschen hält sich aber in Grenzen. Das Bild wirkt geglättet und nachgeschärft.

Je dunkler es wird, desto mehr verschwindet alles in einem dunklen Grau, während helle Bereiche weiterhin gut ausgeleuchtet bleiben. Der Nachtmodus arbeitet mit einer guten Sekunde Auslöse- und Bearbeitungszeit recht flott, kann ohne optische Bildstabilisierung aber auch keine Wunder vollbringen.

Lenovo Z6 Pro Night Shot

Lediglich die dedizierte Videokamera hat eine solche spendiert bekommen. Um die nutzen zu können, muss man den Modus auf „Nacht“ oder „Sport“ umschalten. Der Unterschied ist beim Laufen und Schwenken deutlich sichtbar. Die Bewegtaufnahmen können damit in Full-HD durchaus überzeugen.

Fazit zum Lenovo Z6 Pro: Hardware hui, Software… naja!

Das Lenovo Z6 Pro macht äußerlich auf jeden Fall etwas her. Es sieht aus und fühlt sich an wie ein echtes Flaggschiff-Smartphone. Die außerordentlich schicke Lackierung und die beinahe tadellose Verarbeitung lassen nichts über den vergleichsweise günstigen Preis von gerade einmal 300 Euro erahnen.

Lenovo Z6 Pro (12)

Damit steht es aber auch in direkter Konkurrenz zu Platzhirschen wie dem Xiaomi Mi 9T (Pro) und muss sich damit messen lassen.

Dass es sich beim Lenovo Z6 Pro nicht nur um einen schönen Blender handelt, zeigt das Datenblatt. Bei einem schnellen Snapdragon 855, ausreichend Arbeitsspeicher und den recht überzeugenden, wenn auch nicht auf Top-Niveau arbeitenden Kameras, gibt es wenig zu mäkeln. Die Sache mit der grauenhaft implementierten Zoom-Funktion vergesse ich mal für einen kurzen Moment.

Lenovo Z6 Pro (4)

Im Bereich „Software“ gibt es schließlich einen weitaus gewichtigeren Kritikpunkt, und zwar die Update-Politik.

Es ist mir tatsächlich unbegreiflich, wie Lenovo es zulassen kann, dass ihre Smartphone-Abteilung die internationale Kundschaft derart am langen Arm verhungern lässt. Das Unternehmen ist schließlich kein Hinterhof-Startup, sondern ein Weltkonzern. Entweder vertreibt man ein Gerät mit Global ROM und pflegt sie entsprechend oder man lässt es sein. Aber bitte nicht so.

Für mich persönlich ist dieses Verhalten schon ein K.O.-Kriterium, da ich niemandem guten Gewissens ein Gerät empfehlen kann, das in der gekauften Variante möglicherweise nie mit Updates versorgt werden wird. Eigentlich sehr schade, da die Ingenieure bei Lenovo mit dem Z6 Pro ein wirklich tolles Stück Technik konstruiert haben und sich die Kritik beinahe ausschließlich an die Software-Entwickler richtet.

Wer kein Problem mit etwas Bastelarbeit hat (chinesische ROM aufspielen, Google-Dienste nachinstallieren) oder sowieso die Custom-Schiene fährt, kann die Warnung natürlich getrost ignorieren.

Wertung des Autors

Patrick Jaus bewertet Produkt oder Dienst mit 3.9 von 5 Punkten.

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