Redmi Note 7 von Xiaomi – Mittelklasse-Smartphone mit „48-MP-Kamera“ im Test

Redmit Note 7 Teaser

Wie Anfang des Jahres berichtet, hat der chinesische Hersteller Xiaomi seine Mittelklasse-Reihe „Redmi“ als eigenständige Sub-Marke ausgegliedert.

Einer der aktuellsten Sprösslinge dieses neuen „Redmi“-Brands ist das mit 200 Euro erschwingliche und gleichzeitig sehr gut ausgestattete Redmi Note 7.

Lieferumfang

  • Redmi Note 7
  • Ladegerät (5 V – 2 A) + USB-A-/USB-C-Kabel
  • Gummihülle
  • SIM-Karten-Nadel

Das Smartphone wird mit einer transparenten Schutzhülle aus Gummi und einem nicht-schnellladefähigen 2-Ampère-Netzteil ausgeliefert. Dass Letzteres, im Gegensatz zum Gerät selbst, kein Quick Charge unterstützt, ist wohl dem Preis geschuldet.

In dem Fall hätte man meiner Meinung nach aber auch gleich ganz auf ein Ladegerät verzichten und einfach nur ein USB-A auf -C-Kabel mitliefern können. Diese 08/15-Netzteile werden schließlich schon seit Anbeginn der Smartphone-Ära ausgeliefert und dürften wohl in jedermanns Schublade liegen.

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Zu Beginn sei noch angemerkt, dass es sich bei unserem Testgerät um die chinesische Variante mit 6 GB RAM handelt. Die für Europa relevantere „Global Version“ ist bereits verfügbar. Sie unterstützt erwartungsgemäß das hiesige LTE Band 20 und wird mit einer Global ROM ausgeliefert, inkl. deutscher Sprache und der nativen Anbindung an den Google Playstore. Leider müssen wir uns hierzulande mit 4 GB Arbeitsspeicher begnügen.

Da die chinesische Version für die allermeisten Kaufinteressenten aber sowieso irrelevant ist und sich die Hardware ansonsten nicht unterscheidet, gebe ich euch gleich die Specs der internationalen Variante:

Technische Details (Global version)

  • Display: 6,3 Zoll, 2340 x 1080 (409 ppi) – Drop Notch
  • IPS-Panel (19,5:9) mit 450 Nit (cd/m²)
  • Qualcomm® Snapdragon™ 660 Octa Core mit Adreno™ 512 GPU
  • Betriebssystem: Android™ 9 Pie (MIUI 10.2)
  • Interner Speicher: 64 GB
  • RAM: 4 GB
  • Akku: 4000 mAh
  • Kameras Rückseite: 48 MP (Samsung, ƒ/1.8) und 5 MP (Tiefenkamera)
  • Frontkamera: 13 MP mit AI-Portrait-Modus
  • 4G (LTE): 800/850/900/1800/2100/2600 MHz
  • Wi-Fi: 802.11 b/g/n/ac (2,4 + 5 GHz)
  • Fingerabdrucksensor hinten
  • Dual-SIM-Schacht (Kombischacht mit microSD)
  • USB-C (Quick Charge 4)
  • Benachrichtigungs-LED (weiß)
  • 3,5-mm-Klinkenanschluss
  • Maße: 159,21 mm (H), 75,21 mm (B), 8,1 mm (T)
  • Gewicht: 186 g
  • Verfügbare Farben: Space Black, Neptune Blue, Nebula Red

Xiaomi setzt bei beim Redmi Note 7 auf ein IPS-Panel mit einem Seitenverhältnis von 19,5:9 und entsprechend gestreckter Full-HD-Auflösung.

Angetrieben wird das Smartphone von einem nicht mehr ganz taufrischen, aber noch relativ aktuellen Mittelklasse-SOC aus dem Hause Qualcomm. Neben den oben aufgeführten 4 GB RAM (Global Version) bietet das Modell einen 64 GB großen Datenspeicher mit eMMC-Bestückung.

Auch in Sachen Kamera und Akku protzt Xiaomi – zumindest auf dem Datenblatt – ziemlich ordentlich. Was die nackten Zahlen in der Praxis bedeuten, werde ich euch im Folgenden aufdröseln.

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an TradingShenzhen, die uns das Redmi Note 7 für einige Wochen zur Verfügung gestellt haben.

Aufbau und Verarbeitung – der Wassergott und roter Nebel

„Neptune Blue“ nennt Xiaomi die zweifarbige Verlaufslackierung, die die Rückseite unseres Testmodells schmückt: ein sanfter Übergang von einem Violett- in einen Mittelblauton. Endlich mal ein wenig Abwechslung in der oft so tristen Monotonie von Schwarz, Weiß und irgendwelchen anderen, mehr oder weniger ansehnlichen Uni-Farben, die zur festen Standardpalette vieler Hersteller gehören.

Daneben wird das Redmi Note 7 noch in „Nebula Red“, einer violett-magentafarben überlaufenden Variante, sowie in einfachem Schwarz angeboten.

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Geschützt wird die Lackierung, ebenso wie die Front, von Cornings 2,5D Gorilla Glass 5, das an allen vier Kanten abgerundet ist. Seitlich umlaufend verpasst Xiaomi dem Smartphone einen Kunststoffrahmen mit Metallic-Lackierung.

Das gesamte Konstrukt wirkt sehr hochwertig verarbeitet, ist absolut verwindungssteif, nichts knarzt und auch die Spaltmaße sind einwandfrei.

Mit seinen Abmessungen von rund 159 x 75 mm und einem Gewicht von 186 Gramm zählt das Redmi Note 7 nicht gerade zur Fraktion der kompakten Leichtgewichte. Die Konkurrenz ist in der Geräteklasse aber ähnlich groß und schwer.

Hinsichtlich des Aufbaus und der Anordnung der Anschlüsse gibt es wenige Überraschungen. Oder vielleicht doch, wenn man die Entwicklung der Redmi Note-Reihe betrachtet: Endlich wurde die altbackene Micro-USB-Buchse über Bord geworfen und ein zeitgemäßer USB-C-Anschluss verbaut – Halleluja!

Der Powerbutton, sowie die Lautstärkewippe befinden sich rechts; auf der gegenüberliegenden Seite hat Xiaomi den Dual-SIM-Slot verbaut.

Oben wurde ein 3,5 mm Klinkenanschluss eingelassen. Daneben findet man noch einen für die Redmi-Reihe typischen Infrarot-Blaster, dessen Sinnhaftigkeit in meinen Augen jedoch eher fraglich ist.

Konservativ verfährt man bei der Platzierung des Fingerabdruckscanners, der nicht unters Display verfrachtet wurde, sondern sich – wie gewohnt – an der Rückseite befindet. Da ohnehin kein AMOLED-Panel verbaut wurde, ist das aber wenig verwunderlich.

Gegebenenfalls erwähnenswert wäre – das Chassis betreffend – eventuell noch die Dual-Kamera auf der Hinterseite, die oben rechts in der Ecke liegt und mit 1,5 mm deutlich aus dem Rumpf hervorragt.

Das Display – lang und rundgelutscht

Auf die Länge kommt es an. Zumindest wenn man dem derzeitigen Trend der Smartphonehersteller Glauben schenken mag. Bedenkt man, dass Sony vor kurzem erst ein Gerät im Cinemascope-Format herausgebracht hat, scheinen dem offenbar keine Grenzen gesetzt.

Fakt ist aber auch, dass das Redmi Note 7 mit seinem Seitenverhältnis von 19,5:9 im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz gar nicht so außergewöhnlich lang ist, sondern lediglich mit dem Strom der Zeit schwimmt.

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Beim 6,3 Zoll messenden Display setzt Xiaomi auf ein 450 Nits helles Panel mit IPS-Technologie. Wo andere Hersteller in dieser Preisklasse nicht selten minderwertige Derivate dieses Paneltyps einsetzen, überrascht das Redmi Note 7 mit einem erfreulich hochwertigen Modell:

Die Farben wirken natürlich, auch der Kontrast und der Schwarzwert sind für IPS-Verhältnisse ziemlich gut.

Im Hinblick auf die Blickwinkelstabilität wird man ebenfalls nicht enttäuscht. Lediglich die Helligkeit und der Kontrast sinken bei abgewinkelter Betrachtung ein wenig. Zu sichtbaren Farbschleiern oder Verfälschungen der Farben kommt es nicht.

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An den Rändern des Displays ist bei hellem Hintergrund jedoch ein Abfallen der Helligkeit erkennbar, wodurch eine Art Innenschatten-Effekt entstehen kann. Das trübt das ansonsten gute Gesamtergebnis allerdings nur minimal.

Wo wir gerade beim Rahmen sind: Der hätte gerne ein wenig schlanker ausfallen dürfen. Vor allem die dicke Lippe an der Unterseite sticht designtechnisch recht markant hervor.

Da Xiaomi beim Redmi Note 7 auf keine Experimente à la PopUp-Kamera setzt, ist eine Aussparung des langen Displays unausweichlich. Ich bin nun wahrlich kein Freund davon, aber mit der zentral positionierten Drop Notch kann ich noch am ehesten leben. Zumal die Ecken des Displays derart stark abgerundet sind, dass sich daraus schon fast ein stimmiges Gesamtkunstwerk ergibt.

Performance, MIUI und die Gestensteuerung

Das Redmi Note 7 kommt mit aktuellem Android 9.0 Pie, das mit Xiaomis MIUI-Oberfläche (Version 10.2) versehen wurde. Der grafische Stil ist ehrlich gesagt nicht so mein Fall.

Da einer meiner ersten Amtshandlungen bei der Inbetriebnahme eines neuen Smartphones aber ohnehin die Installation des Nova-Launchers ist, darf mir das an der Stelle herzlich egal sein.

Die allgemeine Bedienung läuft, auch dank des Snapdragon 660 und ausreichend Hauptspeicher, schnell und geschmeidig, ohne nennenswerte Verzögerungen: Browsen, App-Wechsel, Multitasking – alles kein Problem für das Redmi Note 7. Ruckler oder Slow-Downs ließen sich im Rahmen der normalen Nutzung nicht provozieren.

Unser Modell hat mit 6 GB zwar 50 % mehr RAM als die globale Version, ich denke aber nicht, dass die sparsamere 4-GB-Bestückung einen nennenswerten Einfluss auf die Gesamtperformance hat.

Ausgesprochen gelungen ist Xiaomi die Gestensteuerung, die man wahlweise als Ersatz für die klassischen Navigationsbuttons nutzen kann. Sie wirkt technisch sehr ausgereift und gefällt mir prinzipiell besser als Googles Android Pie Gestures.

Die Art der Steuerung ist nichts völlig Neues und Xiaomi ist auch nicht der einzige Hersteller auf dem Markt, der sie in der Form anbietet, aber ich bin doch einigermaßen begeistert, wie problemlos und intuitiv sie von der Hand geht.

Mit einer Wischgeste vom unteren Rand in den Bildschirm hinein gelangt man zum Homescreen, bzw. – wenn man bereits dort ist – zur App-Suche. Ein Hineinwischen und kurzes Halten der Position ruft die Übersicht aktuell geöffneter Apps auf. Swiped man an irgendeiner Stelle von links oder rechts in den Bildschirm hinein, führt das die Zurück-Funktion aus.

In Teilen erinnert das doch recht stark an die Gesten des iPhone X. Xiaomi verzichtet allerdings gänzlich auf eine Gesture Bar und unterscheidet globale Gesten von der normalen Bedienung durch das Hineinwischen in den aktiven Bereich.

Das funktioniert sogar so präzise, dass ich die Swipe-Up-Geste des Nova-Launchers zum Aufruf des App-Drawers weiterhin nutzen kann, bei der man vom Dock aus nach oben wischen muss. Die Unterscheidung zur Homescreen-Geste funktioniert nahezu fehlerfrei.

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Ähnlich tadellos arbeitet der rückseitig verbaute Fingerprintscanner. Die Erkennungsrate ist sehr hoch, ebenso wie dessen Geschwindigkeit. Vom Antippen des Sensors zur Anzeige des entsprerrten Screens vergeht nur der Bruchteil einer Sekunde.

Der Scan geht so schnell, dass man subjektiv kaum einen Unterschied zur Einschaltverzögerung durch das bloße Betätigen des Powerbuttons ausmachen kann.

Erfreulicherweise hat Xiaomi auch an eine Benachrichtigungs-LED gedacht. Die befindet sich jedoch an recht ungewöhnlicher Stelle, nämlich ganz am unteren Rand, mittig, aber nicht zentriert, sondern leicht nach rechts versetzt. Mr. Monk würde durchdrehen.

Kommunikation und Features

Das Redmi Note 7 kommt in der globalen Version mit allen für Deutschland und Europa nötigen LTE-Bändern. Im Hinblick auf die unterstützten WiFi-Standards gibt es ebenfalls nichts zu meckern: 802.11 b/g/n/ac, mit 2,4 GHz und 5 GHz. Auch bei Bluetooth setzt man auf die aktuelle Version 5.0.

Ein mehr oder weniger großer Wermutstropfen dürfte für einige allerdings das Fehlen eines NFC-Chips sein. Dass hieran so oft gespart wird, finde ich sehr schade. Es ist in meinen Augen eigentlich ein Standard-Feature, das jedes Smartphone haben sollte.

Ob man es nun tatsächlich braucht oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Abgesehen von der Möglichkeit, kontaktlos zu zahlen, kann es viele alltägliche Vorgänge vereinfachen oder automatisieren.

Es ist weniger ein „Must-Have“, sondern viel mehr ein „Should-Have“.

Ein absolutes „Mustn’t have“ ist hingegen Micro-USB, das aber – wie bereits erwähnt – mit dem Redmi Note 7 kein Thema mehr ist. Über den USB-C-Anschluss wird das Laden via Quick Charge 4 unterstützt, das auf dem offenen Standard „USB Power Delivery 3.0“ aufbaut. Die Schnellladefunktion ist dadurch mit den allermeisten auf dem Markt befindlichen Netzteilen und Powerbanks nutzbar.

Der 4000 mAh große Akku hat das auch dringend nötig, wenngleich er problemlos jeden noch so stressigen Tag ohne Zwischenladung bewältigen dürfte. Ein über Nacht vollgeladener Akku reichte mir jedenfalls locker bis in den späten Abend hinein und darüber hinaus.

Achtundvierzig Megapixel und Tiefenkamera

Huawei hatte es Anfang des Jahres vorgemacht und erstmals eine 48-MP-Hauptkamera in einem Smartphone verbaut. Das war das Honor View 20 – wohlgemerkt mit einer UVP jenseits der 500 Euro.

Der Sensor war allerdings ein anderer und die Auflösung allein sagt natürlich noch lange nichts über die Abbildungsleistung oder gar das schlussendliche Foto aus. Die immer kleiner werdenden Pixel haben in der Theorie auch nicht zu unterschätzende Nachteile (Belichtungszeit, Signal-Rausch-Verhältnis etc.).

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Aber der Reihe nach:

Der 48-MP-Hauptsensor (f/1.8) kommt aus dem Hause Samsung und hört auf den Namen GM1. Diesem steht ein zusätzlicher 5-MP-Tiefensensor (f/2.4), sowie ein Dual-LED-Blitz zur Seite.

Die Kamera-App startet binnen rund einer Sekunde, wenn sie noch nicht im Hintergrund ausgeführt wird. Die Resultate können sich absolut sehen lassen: scharfe, detailreiche und augenscheinlich farbgetreue Fotos.

Ebenfalls einen guten Job macht der HDR-Modus. Der Dynamikumfang wird sichtbar erweitert; zuvor unter- oder überbelichtete Bereiche werden deutlich besser ausgeleuchtet.

Im Jahre 2019 muss natürlich auch noch irgendwas mit „künstlicher Intelligenz“ dabei sein. Nachdem bereits alle Alltagsgegenstände „smart“ gemacht wurden (sic!) und die „Industrie“ auch schon bei Version „4.0“ angelangt war, musste für Verbraucher und Politik ohnehin mal ein neues Buzzword her. Und so werden nun sukzessive alle möglichen Algorithmen für intelligent erklärt.

Folgerichtig steht dem User eine zuschaltbare, bildverbessernde AI-Option zur Verfügung, die die Bilder, je nach erkannter Szene, ein wenig aufhübschen soll. Das Ergebnis wirkt meist etwas poppiger, also stärker kontrastiert, mit erhöhter Sättigung und leicht veränderter Farbbalance. Solche Filter sind natürlich, wie so vieles im Leben, Geschmackssache.

Auffällig ist, dass die Fotos nicht in den offensiv beworbenen 48 MP abgespeichert werden, sondern lediglich in 12 MP. Auch der verbaute Snapdragon 660 ist eigentlich gar nicht für die Aufnahme derart hochauflösender Fotos geeignet.

Trickst Xiaomi also bei der Megapixel-Angabe?

Jein!

Um die Frage beantworten zu können, zunächst ein kleiner Exkurs zur grundsätzlichen Funktionsweise eines Kamerasensors:

Im Gegensatz zu LCDs oder OLED-Panels besteht dieser nicht aus einzelnen RGB-Subpixeln. Der in Smartphones zur Anwendung kommende CMOS-Sensor kann über photosensitive Dioden lediglich die Helligkeit messen, ist also nicht in der Lage, Farben zu unterscheiden.

Daher wird über den Sensor noch eine Matrix aus selektiven Farbfiltern gelegt, der sogenannte Bayer-Filter. Der lässt für jeden Bildpunkt nur Photonen eines bestimmten Wellenlängenbereichs (Rot, Grün oder Blau) passieren.

Solo Sensor

Nach der Belichtung liegt für jeden Pixel allerdings nur das Messergebnis für eine der drei Grundfarben vor. Die Rohdaten des Fotos entsprechen also einer Art „RGB-Mosaik“. Die jeweils fehlenden Farbwerte werden im nächsten Schritt, dem Demosaicing, über die benachbarten Pixel mittels verschiedener Interpolationsverfahren näherungsweise berechnet.

Taking a photo

Da die Retina des Auges Farbunterschiede wesentlich schlechter wahrnehmen kann als Helligkeitsunterschiede, ergeben sich dadurch aber keine wesentlichen Nachteile in der Bildqualität.

Die Farbe Grün kommt auf der Filtermatrix standardmäßig doppelt so häufig vor, wie Rot oder Blau. Das hat den Grund, dass das menschliche Auge deutlich sensitiver auf Grüntöne reagiert und diese einen wesentlichen Einfluss auf die Helligkeitswahrnehmung haben.

Soweit die Grundlagen, aber was hat das nun mit den ominösen 48 Megapixeln zu tun?

Das Redmi Note 7, bzw. der Samsung GM1-Kamerasensor, besitzt zwar in der Tat 48 Millionen Pixel, nutzt aber keinen klassischen Bayer-Filter, sondern eine Sonderform, den Quad-Bayer-Filter, bei dem jeweils vier quadratisch angeordnete Bildpunkte dieselbe Farbe messen.

Sensor

Für HDR-Aufnahmen hat das den Vorteil, dass zwei Belichtungen parallel durchgeführt werden können (zwei Pixel belichten kurz, zwei lange). Das reduziert unter anderem den Ghosting-Effekt, der bei der Anfertigung solcher Aufnahmeserien bereits durch kleinste Bewegungen entstehen kann.

Bei schlechten Lichtverhältnissen (z.B. im Nachtmodus) können hingegen ganz unkompliziert bis zu vier benachbarte Sensorpunkte zu einem zusammengefasst werden (Pixel Binning), was die Belichtungszeit und das Rauschen deutlich reduziert.

Der Nachteil dieser Verfahrensweise ist relativ offensichtlich: Die effektive Auflösung sinkt beträchtlich. Der tatsächliche Output des GM1-Sensors ist daher auch nur ein 12-MP-Foto.

Im Pro-Modus lässt sich dennoch ein 48-MP-Modus aktivieren.

Damit sind dann allerdings keine HDR- und AI-Funktion mehr nutzbar.

Wie das Foto mit der viermal so hohen Pixelzahl genau entsteht, darüber schweigt Xiaomi.

Die Anordnung der einzelnen Farbfilter der Quad-Bayer-Matrix ist jedenfalls hardwareseitig vorgegeben und die Elektronik des Samsung-Sensors verfügt, allen mir bekannten Informationen nach, über keine direkten Konversionsverfahren für die Ausgabe eines „umgerechneten“ 48-MP-Bildes.

Daher kommt eigentlich nur die nachträgliche, softwareseitige Interpolation und Aufarbeitung der 12 Megapixel umfassenden Rohdaten in Frage.

Genug der technischen Spekulationen, schauen wir uns das eingangs schon gezeigte Motiv des Mannheimer Wasserturms im Vergleich mal etwas genauer an:

Das 48-MP-Foto weist bei näherer Betrachtung deutlich weichere, weniger überstrahlte Kanten auf – gut erkennbar an den steinernen Figuren, sowie am Zaun. Auch vormals leicht verschwommene Texturen wirken strukturierter. Man beachte hier den Sockel der Statue und den Rasen. Sogar eine Taube wird sichtbar, die zuvor nicht erkennbar war.

Wenn man mich fragt, wirkt der 48-MP-Modus wie eine Nachbearbeitung mit Hochpassfilter und Kantenglättung. Dass das Foto am Ende auf 48 Millionen Pixel hochgeprügelt wird, scheint mir eher eine Entscheidung der Marketing-Abteilung gewesen zu sein. Vergessen sollte man auch nicht, dass sich die Dateigröße in etwa verdreifacht (bei mir ~14-18MB).

Der nur im 12-MP-Betrieb nutzbare HDR-Modus ist meiner Ansicht nach in den allermeisten Fällen die bessere Wahl.

Zu guter Letzt noch ein Satz zum Nachtmodus: Auch der arbeitete bei meinen Testaufnahmen recht zufriedenstellend. Das Rauschen hält sich in Grenzen, die Umgebung wird gut ausgeleuchtet und das Bild verwackelt in aller Regel nicht.

Einziger Wermutstropfen: Auf eine optische Bildstabilisierung (OIS) wird leider verzichtet.

Unterm Strich ist die Leistung der Kamera für ein derart günstiges Smartphone wirklich sehr gut.

Schade nur, dass die Pro-Variante des Redmi Note 7, mit dem noch besseren Sony IMX586-Sensor, der einheimischen Bevölkerung vorbehalten bleibt und nicht als „Global Version“ auf den Markt kommt.

Fazit zum Xiaomi Redmi Note 7: Der Preisbrecher

Meine Erwartungen waren angesichts des Preises nicht übermäßig hoch, wurden aber weit übertroffen:

Das verwendete IPS-Panel weiß durch eine natürliche Farbwiedergabe und gute Blickwinkelstabilität zu gefallen. Selbstverständlich darf man hier kein Display auf AMOLED-Niveau erwarten. Es ist aber deutlich besser als das Erwartbare in dieser Preisklasse.Dsc06821

Bei der generellen Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Die Ränder hätten gerne etwas schlanker ausfallen dürfen, vor allem die doch recht dicke Lippe an der Unterseite. Auch bin ich weder ein großer Fan von stark abgerundeten Displayecken, noch einer Notch. Aber das ist alles Geschmackssache und die Waterdrop-Aussparung ist immerhin noch die dezenteste aller Formen.

Der Snapdragon 660 und die 4 GB RAM (bei unserem Testexemplar 6 GB) sind für so ziemlich jede denkbare Alltagssituation ausreichend. Performance-Einbrüche gab es keine. Auch der rückseitige Fingerprint-Reader arbeitet blitzschnell und überaus zuverlässig.

Ein zusätzliches Lob bekommt die wirklich gut funktionierende MIUI-Gesten-Steuerung.

Zum Glück hat sich Xiaomi endlich auch einem meiner größten Kritikpunkte der Reihe angenommen und einen USB-C-Anschluss verbaut. Dazu kommt ein durchhaltefähiger 4000-mAh-Akku, der dank Quick Charge 4 zu den allermeisten Schnellladegeräten kompatibel ist.

Auch bei der Kamera gibt es wenig zu kritisieren, sofern man die etwas fragwürdige 48-MP-Angabe mal beiseite lässt. Ich habe zwar keinen direkten Side-by-Side-Vergleich mit anderen Smartphones angestellt, würde aber behaupten, dass sie sich selbst hinter so manch deutlich teurerem Konkurrenten nicht verstecken muss.

Alles in allem lässt sich zusammenfassend sagen, dass Xiaomi mit dem Redmi Note 7 für gerade einmal 200 Euro ein doch recht beeindruckendes Stück Technik gelungen ist – klare Kaufempfehlung!

Wertung des Autors

Patrick Jaus bewertet Xiaomi Redmi Note 7 mit 4.1 von 5 Punkten.


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