Poco M3 im Test: Schicker Budget-Kracher oder lahme Ente?

Poco M3 Back 2

Im Herbst meldete sich Poco mit dem Poco X3 NFC erfolgreich in der Mittelklasse zurück. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft möchte Xiaomis Untermarke nun auch im Einsteiger-Segment angreifen. Dafür bringt das Poco M3 allerhand solide Technik zu Preisen ab 149 Euro mit.

Wir haben das Poco M3 für euch ausführlich getestet. In diesem Testbericht erfahrt ihr, ob das neue Einsteiger-Modell von Poco seinen Erwartungen gerecht wird.

Technische Daten des Poco M3

  • 6,53 Zoll LCD-Display mit 2.340 x 1.080 Pixeln
  • Qualcomm Snapdragon 662 Octa-Core-Prozessor
  • 4 GB RAM
  • 64/128 GB interner UFS-2.1/2.2-Speicher, erweiterbar per microSD-Karte
  • 48-Megapixel-Hauptkamera mit f/1.79, 2-Megapixel-Tiefensensor und 2-Megapixel-Makrokamera
  • 8-Megapixel-Frontkamera mit f/2.05
  • 6.000 mAh Akku mit 18-Watt-Schnellladen
  • MIUI 12 auf Basis von Android 10
  • WLAN b/g/n/ac, Bluetooth 5.0
  • 162,3 x 77,3 x 9,6 mm
  • 198 Gramm

Design und Verarbeitung des Poco M3

Poco M3 Back

Was beim Poco X3 NFC begann, wird beim Poco M3 fortgesetzt. Das neue Einsteiger-Smartphone aus dem Hause Xiaomi schaut trotz seines günstigen Preises einzigartig aus und besticht mit einem individuellen Design. Anstelle eines kleinen rechteckigen Kamera-Arrays findet sich auf der Rückseite ein langgezogener schwarzer Balken, der insbesondere bei den beiden bunten Farbvarianten in Blau und Gelb einen spannenden Kontrast darstellt und das Smartphone zu einem echten Hingucker macht.

Etwas verwunderlich ist allerdings, dass Poco trotzdem lediglich die eigentlichen Kameras aus dem Gehäuse hervorstehen lässt. Dadurch kippelt das Poco M3 am Ende doch minimal, wenn man es auf dem Tisch abgelegt bedient. Ebenfalls dürfte der dominante Poco-Schriftzug im Kamera-Element nicht jedem gefallen. Mir sagt das Design allerdings zu.

Zum hübschen Aussehen des Poco M3 trägt auch die Struktur der Rückseite bei, welche im Leder-Stil daherkommt. Als Material setzt Poco hier nämlich einfaches Polycarbonat ein, das dadurch aber recht ansprechend präsentiert wird. Sowieso muss eine Rückseite meiner Meinung nach nicht immer aus Glas bestehen, da Kunststoff auch seine Vorteile hat. Beispielsweise dürfte das Poco M3 dadurch recht robust ausfallen und kleinere Stürze überleben. Die Verarbeitungsqualität des Smartphones ist auf jeden Fall gelungen.

Raum für Kritik bieten lediglich die Größe und das Gewicht des Poco M3. Dieses ist mit 198 Gramm nämlich ziemlich schwer. Außerdem liegt es mit seinem 6,53 Zoll großen Display nicht allzu gut in der Hand, da es doch recht breit ausfällt. Besitzt ihr eher kleinere Hände, dürfte das Poco M3 wohl eher nichts für euch sein.

Alles in allem überzeugen beim Poco M3 aber sowohl die Optik als auch die Verbreitung. Sicherlich gefällt das Smartphone nicht jedem, dennoch ist es Poco hoch anzurechnen, dass man selbst im Einsteigerbereich Mühe in das Design investiert hat und nicht den allseits bekannten Einheitsbrei abliefert.

Display des Poco M3

Poco M3 Display 1

Auf der Front des Poco M3 sitzt ein 6,53 Zoll großes IPS-Display mit einer Auflösung von 2.340 x 1.080 Pixeln. Das ist mehr als bei manch anderem Einsteiger-Smartphone, sodass das Bild angenehm scharf ausfällt. Hervorzuheben ist auch die große Displayfläche, mit der sich das Gerät beispielsweise zum Anschauen von Serien oder Filmen eignet. Die Displayränder fallen recht durchschnittlich aus und lenken abgesehen von der Waterdrop-Notch an der Oberseite kaum ab.

Letztendlich bietet das Display des Poco M3 abgesehen von der recht hohen Auflösung aber keine Überraschungen. Auf besondere Features wie 90 Hz wurde beispielsweise verzichtet. Die Farbwiedergabe ist IPS-typisch in Ordnung, die Blickwinkel fallen gut aus und die Helligkeit könnte insgesamt etwas höher ausfallen. Dennoch sollte sich das Smartphone bei direkter Sonneneinstrahlung noch einigermaßen ablesen lassen. Natürlich konnte ich das im Winter aber nur schlecht testen.

Performance des Poco M3

Poco M3 Front 1

Mit dem Snapdragon 662 und 4 GB Arbeitsspeicher bietet das Poco M3 eine Ausstattung, die für mich eigentlich erst einmal nach Mittelklasse klang und auch entsprechende Erwartungen weckte. Eine schlechte Performance musste ich im Einsteigerbereich zuletzt schließlich bloß bei einigen Geräten mit einem MediaTek-SoC erleben. Leider wurde ich aber enttäuscht.

Denn wirklich flüssig läuft das Poco M3 mit der verbauten Kombination am Ende nicht. Im Alltag tauchen immer wieder kürzere Ladezeiten auf, die ich angesichts der Ausstattung erst einmal nicht erwartet hätte. Selbst das Scrollen durch den App-Drawer funktioniert nicht butterweich und erinnert einen daran, dass man eben doch nur ein Einsteiger-Smartphone vor sich hat. Selsbtverständlich besteht hier Hoffnung, dass sich die Performance mit einem nachgelieferten Update noch einmal verbessert, darauf verlassen sollte man sich allerdings nicht.

Insgesamt bietet das Poco M3 somit bloß eine durchschnittliche Leistung für ein Einsteiger-Smartphone. Für WhatsApp, kleinere Spiele etc. reicht die Performance aus. Freude kommt bei der Bedienung des Geräts aber leider keine auf. Das gilt jedoch auch für zahlreiche Konkurrenz-Produkte, die für unter 150 Euro verkauft werden.

Kamera des Poco M3

Poco M3 Camera

Beim Poco M3 sitzen im großen Balken auf der Rückseite drei Kamera-Linsen nebeneinander. Wie bei vielen Einsteiger-Smartphones erweckt das allerdings falsche Erwartungen. Denn letztendlich ist eigentlich nur einer der Sensoren tatsächlich zu gebrauchen.

Gemeint ist damit der 48-Megapixel-Hauptsensor des Smartphones, welcher nicht nur hoch auflöst, sondern mit f/1.79 auch noch recht lichtstark ausfällt. Die Fotos, welche dank Pixel-Binning standardmäßig eine Auflösung von 12 Megapixeln bieten, können bei Tageslicht überzeugen. Viele Details sind zu erkennen und auch die Farbwiedergabe macht einen guten Eindruck. Obwohl der Dynamikumfang durchaus besser sein könnte, liefert das Poco M3 für ein Einsteiger-Smartphone insgesamt wirklich hübsche Fotos ab.

Wird es dann doch einmal dunkler, sind aber schnell die Grenzen der verbauten Kamera erreicht. Bilder fallen trotz separatem Nachtmodus viel zu dunkel aus und haben mit starkem Rauschen zu kämpfen. Einen besseren Job verrichtet der Porträtmodus, welcher Gesichter recht zuverlässig erkennt und einen brauchbaren Bokeh-Effekt einfügt.

Zu den Testfotos bei Google Photos

Hierfür unterstützt den Hauptsensor einer der beiden zusätzlich verbauten 2-Megapixel-Sensoren des Smartphones. Der zweite soll eigentlich zur Makro-Fotografie dienen, ist dafür aber mit seiner niedrigen Auflösung gänzlich ungeeignet. Lieber nehme ich etwas mehr Abstand zu einem Gegenstand in Kauf, als dass ich am Ende mit einem detaillosen 2-Megapixel-Foto leben muss.

Selfies schießt das Poco M3 zu guter Letzt mit einer Auflösung von 8 Megapixeln. Insgesamt gefiel mir die Bildqualität hier recht gut. So ganz scheinen sich die integrierten Beauty-Filter allerdings nicht abschalten zu lassen. Denn selbst als alle Regler auf 0 gestellt waren, erweckten die Endergebnisse den Eindruck, als hätte jemand einen Glättungsfilter über das Gesicht gelget.

Zusammengefasst bietet das Poco M3 trotz seines günstigen Preises eine wirklich brauchbare Kamera. Gerade bei Tag eignet sie sich definitiv für Schnappschüsse, wenngleich der Unterschied zu teureren Modellen natürlich deutlich ist. Bei Dunkelheit ist sie dann allerdings kaum mehr zu gebrauchen. Dieses Problem teilen sich jedoch sämtliche Smartphones im Einsteiger-Segment.

Software des Poco M3

Poco M3 Software

Da Poco zur Xiaomi-Familie zählt, kommt auf dem Poco M3 die MIUI 12.0.5 als Betriebssystem zum Einsatz. Sie basiert noch auf Android 10 und wird vom hauseigenen POCO Launcher überzogen. Dieser ermöglicht unter anderem die Nutzung eines App-Drawers, nichtsdestotrotz erinnern das Design und der Aufbau der Oberfläche weiterhin stark an iOS. Einige dürften sich an dieser Einfallslosigkeit stöören, mir gefällt allerdings, dass die Bedienung dadurch schnell und einfach von der Hand geht.

Klar ist jedoch, dass die MIUI auch mit dem POCO Launcher kaum mehr an das originale Android erinnert. Reicht euch der App-Drawer mit aktivierbarer Gruppierung der Apps nach Kategorien nicht aus, könnt ihr aber natürlich auch einen alternativen Launcher wie etwa den Nova Launcher installieren, um euch etwas mehr Stock Android-Feeling zu holen. Ehemalige iOS-Nutzer werden die Oberfläche allerdings lieben und selbst ich als Android-Fan komme mitlerweile recht gut mit der MIUI zurecht.

Nervig ist jedoch, dass ab Werk gleich mehrere Drittanbieter-Apps auf dem Poco M3 vorinstalliert sind. Neben der Hotelbuchungs-Plattform Agoda sind beispielsweise Lords Mobile unid TikTok vorhanden. Diese Bloatware kann glücklicherweise vollständig vom Gerät entfernt werden. Dennoch trübte das meinen Gesamteindruck, wenngleich solch vorisntallierte Anwendungen natürlich den günstigen Preis des Geräts erst ermöglichen.

Welche zukünfitgen Updates für das Poco M3 erwartet werden können, ist mangels einer Aussage von Xiaomi bislang leider noch unbekannt. In der Vergangenheit überzeugte der chinesische Hersteller aber stets mit einem guten Software-Support, sodass es mich nicht wundern würde, wenn  wenigsten noch Android 11 für das Gerät veröffentlicht werden würde. In Stein gemeißelt ist das aber natürlich nicht.

Akku des Poco M3

Poco M3 Akku

Ausgestattet ist das Poco M3 mit einem großen 6.000 mAh Akku, was selbst im Einsteiger-Segment eine beeindruckend hohe Kapazität darstellt. Anders als bei der Performance, kann das Smartphone daher bei der Laufzeit die hohen Erwartungen erfüllen. Es läuft, und läuft, und läuft – und ist an einem Tag kaum in die Knie zu zwingen.

Im Alltag konnte ich mit dem Poco M3 stets Screen-On-Zeiten von über 6 Stunden erreichen. Für viele Nutzer dürfte das nicht nur für einen Tag, sondern gar zwei oder drei Tage Nutzung ausreichen. Als echter Langläufer ist das Smartphone somit stets ein verlässlicher Begleiter, mit dem man sich keine Gedanken um die nächste erreichbare Steckdose machen muss.

Ladet ihr es dann doch einmal auf, könnt ihr euch dank 18-Watt-Schnellladen zumindest über ein gewisses Tempo freuen. Dennoch nimmt ein gesamter Ladevorgang rund 2,5 Stunden in Anspruch. Innerhalb der ersten 30 Minuten wandern ca. 27 Prozent in den vollständig entladenen Akku. Das ist allerdings vor allem dessen hoher Kapazität geschuldet und immer noch besser als bei vielen anderen Konkurrenz-Produkten im Einsteiger-Segment.

Und sonst noch?

Poco M3 Display 2

  • Der Fingerabdrucksensor des Poco M3 sitzt im Power-Button und entsperrt das Smartphone recht zuverlässig nach Auflegen des Daumens. Allerdings könnte das gerne etwas schneller vonstattengehen.
  • Im Lieferumfang des Poco M3 ist eine einfache Silikon-Hülle enthalten. Ebenfalls ist ab Werk bereits eine Displayschutzfolie installiert. Nach dem Kauf müsst ihr euch also nicht unbedingt um weiteres Zubehör kümmern.
  • Im Poco M3 finden gleichzeitig zwei nanoSIM-Karten und eine microSD-Karte Platz. Ihr müsst euch somit nicht entscheiden, ob ihr entweder zwei Rufnummern nutzen oder aber den, für viele ausreichend großen, internen Speicher erweitern wollt.
  • Leider besitzt das Poco M3 keine Benachrichtigungs-LED. Ihr müsst euch daher darauf verlassen, dass ihr das aufblickende Display oder den recht billig wirkenden Vibrationsmotor wahrnehmt.
  • Als Einsteiger-Smartphone kommt das Poco M3 natürlich noch mit einer Klinkenbuchse daher. Alte, kabelgebundene Kopfhörer können somit noch zusammen mit dem Smartphone verwendet werden.
  • Für ein kleines Video zwischendurch reichen aber auch die Stereo-Lautsprecher des Smartphones aus. Für Videos und Podcasts liefern sie einen lauten und ausreichenden Ton ab. Musikhören würde ich damit dennoch lieber nicht – dafür ist der Klang am Ende doch zu blechern.
  • Beim Poco M3 müsst ihr zu guter Letzt auf NFC verzichten. Da das kontaktlose Zahlen gerade während Corona großen Aufschwung verzeichnet hat, ist diese Einsparung für mich ziemlich unsinnig und ärgerlich. Erwerbt ihr das Smartphone, werdet ihr während der gesamten Nutzungsdauer kein Google Pay nutzen können.

Poco M3: Das Fazit

Poco M3 Fazit

Bei seiner Vorstellung machte das Poco M3 einen unglaublich guten Eindruck. Bislang gab es noch kein Smartphone am Markt, das für unter 150 Euro nicht nur ein FullHD-Display, sondern gleich auch noch einen potenten Mittelklasse-Prozessor von Qualcomm an Bord hatte. Meine Erwartungen waren dementsprechend groß – und wurden dann leider an einigen Punkten enttäuscht.

Inbesondere die Geschwindigkeit fiel in der Praxis schlechter aus als erwartet. Einst stellten Qualcomms Snapdragon-Prozessoren eine Garantie für eine flüssige Performance dar. Doch das Poco M3 zeigte mir, wie sehr MediaTek in den vergangenen Jahren aufgeholt hat. Einsteiger-Geräte mit einem aktuellen SoC des taiwanischen Herstellers laufen mindestens genauso schnell wie der Snapdragon 662 im Poco M3.

Ebenfalls schade ist, dass im Poco M3 auf NFC verzichtet werden muss. Erwerbt ihr das Smartphone, legt ihr euch somit darauf fest, in den kommenden Jahren kein Google Pay zu verwenden – eine Funktion, die ich nicht mehr missen mag.

All die Kritik soll aber nicht bedeuten, dass es sich beim Poco M3 um ein schlechtes Smartphone handelt. Es ist nur nicht so gut, wie ich es ursprünglich erwartet htäte.  Glänzen kann das Gerät beispielsweise mit seinem ausdauernden Akku und dem ausgefallenen Design. Auch das Display und die Kamera fallen für das Einsteiger-Segment leicht überdurchschnittlich aus. Außerdem dürte man aktuell in kaum einem anderen Konkurrenz-Produkt Stereo-Lautsprecher finden.

Am Ende fällt es mir dennoch schwer, eine Kaufempfehlung für das Poco M3 auszusprechen. Das liegt allerdings vor allem an der Konkurrenz, die Xiaomi selbst unter einer anderen Marke anbietet. Das Redmi 9 bietet eine ähnliche Ausstattung, läuft flüssiger und hat sogar NFC an Bord. Zudem ist es etwas günstiger als das Poco M3, welches momentan meist noch zur UVP von 149 Euro angeboten wird. Dass ihr dafür mit einer schlecheteren Kamera und einem kleineren Akku leben müsst, wäre es mir an eurer Stelle wert.

Seid ihr euch der Kritikpunkte am Poco M3 bewusst, ist das Smartphone dennoch keine schlechte Wahl. Im Vergleich mit vielen anderen Einsteiger-Modellen schneidet es in meinen Augen immer noch besser ab. Mit einem Kauf würde ich jedoch noch etwas abwarten, bis das Gerät wieder einmal rabattiert angeboten wird. Zum Marktstart war es beispielsweise zu Preisen ab 129 Euro erhältlich. Eine ähnliche Aktion wird es in Kürze mit Sicherheit noch einmal geben.

Vielen Dank an den Poco-Store, der uns das Poco M3 direkt zum Marktstart für einen Test bereitgestellt hat.

Wertung des Autors

Niklas Jutzler bewertet Poco M3 mit 3.7 von 5 Punkten.

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